Ort: Herford – X
Datum: 22.11.2008
Aller guten Dinge sind drei und diesem Motto folgend kann sich hier der geneigte Leser den dritten Live-Bericht der aktuellen OOMPH!-Tour zu Gemüte führen. Konzertbesuche dieser Band gehören anscheinend zum absoluten „Muss“ für Terrorverleger, wenngleich der Sättigungsgrad vielleicht jetzt langsam erreicht ist?!
Schon weit vor 19 Uhr stand eine kleine Menschentraube vor dem Club X in Herford – trotz des äußerst miesen Wetters, denn in OWL hatte es an diesem Tag den ersten Schnee des Winters 2008/09 gegeben. Probleme beim Einlass gab es in keinster Weise, da sind die Mitarbeiter des X Profis genug – so konnte auch der erste Act des Abends MINA HARKER überpünktlich um 19:30 Uhr starten und die Anwesenden langsam auf Betriebstemperatur bringen. Die Betonung liegt tatsächlich auf „langsam“, denn der Melodic-Goth-Pop konnte die ca. 200 Nasen, die sich bereits in der Halle einen Platz gesichert hatten, nicht so richtig überzeugen. Mehr als Anstandsapplaus war nicht zu verzeichnen. Dabei war MINA HARKER – mit Prinz Eisenherz-Frisur und kurzem Rock – ganz niedlich anzuschauen und hatte auch eine recht angenehme Stimme, wenn auch leider ohne Höhen und Tiefen. ALEXANDER GORODEZKI an der Gitarre und OOMPH!-Drummer Leo mühten sich redlich, etwas mehr Fahrt reinzubringen. Dennoch wirkte der Auftritt ein wenig hölzern und konnte das als solches oft bezeichnete ostwestfälische Publikum nicht so richtig aus der Reserve locken.
Nach einer sensationell kurzen Umbaupause von knapp fünf Minuten (da war ein offensichtlich sehr gut eingespieltes Team unterwegs, das auch später beim Umbau zum Hauptact ordentlich reinhauen konnte), wurde die Stage mit insgesamt 6 Musikern/ Musikerinnen, aber auch der Innenraum des X deutlich voller. Der Ruf einer guten Live-Band war ALL ENDS schon vorausgeeilt und auch an diesem Abend sollten sie einmal mehr beweisen, dass sie diesem Ruf auch gerecht werden. Hauptaugenmerk lag dabei auf den Frontfrauen Tinna (rot-schwarze Mähne) und Emma (schwarze, mittellange Haare, ich fühlte mich unweigerlich an JOAN JETT erinnert), die gleich den Kontakt zu den Zuhörern suchten und diesen, anders als MINA HARKER, auch fanden. Der Funke sprang über. Die beiden Mädels harmonierten sehr gut miteinander: Tinna, mit ihrer manchmal zu kraftvollen Röhre, als Gegenpol dazu Emma, etwas rauchiger, aber nicht weniger druckvoll. Die beiden wurden eingerahmt von den Gitaristen Fredrik und Peter, die ihrerseits eine echte Rock ’N’ Roll-Show abzogen. Als Vierter im Bunde bearbeitete Joseph „Joey“ Skansås die Drums und nicht nur ich dachte bei seinem Anblick an das „Tier“ aus der Muppetshow, welches witzigerweise auch als Handpuppe sein Arbeitsgerät zierte. Vervollständigt wurden die vier auf Tour noch von einem Bassisten, der sich mehr im Hintergrund aufhielt. Nicht nur bei mir kam diese Mischung aus Poprock und melodischem Metal gut an. Besonders gelungen die ALL ENDS-Version von „Apologize“. Wem der schmalzige TIMBALAND-Hit in diesem Jahr beim Radiohören die „Off-Taste“ drücken ließ, sei nun geraten, die Regler auf „laut“ zu stellen. Nach knapp einer halben Stunde Spielzeit gingen aber leider viel zu früh schon wieder die Lichter an. Etwas weniger MINA und etwas mehr ALL ENDS wäre auch ok gewesen.
Lange mussten wir nicht auf das Erscheinen unserer alten Helden OOMPH! warten – gegen 21 Uhr ertönte ein Intro, zu dem die Braunschweiger im (endlich) neuen Outfit die Bühne betraten und von älteren als auch jüngeren Fans stürmisch begrüßt wurden. Nachdem ich die Jungs das letzte Mal vor weitaus größerem Publikum in der Dortmunder Westfalenhalle gesehen hatte, war es eine angenehme Erfahrung, Dero, Flux, Crap und Anhang in Form von Drummer Leo und Bassist Hagen mal wieder in etwas „intimerer“ Atmosphäre zu erleben. Auch wenn DERO das obligatorische Crowdsurfen mangels Masse nur in den ersten Reihen durchführen konnte, hatten alle Beteiligten doch großen Spaß an der Sache. Man merkte den Jungs an, dass ihnen Fannähe und Ansprache des Publikums wichtig ist und DERO setzte dies auch heute wieder gewohnt charmant um. Die Setlist bot eine gute Mischung aus älteren Stücken, die auch besonders gut bei den Fans der „ersten Generation“ ankamen, etwas neueren Songs und Chartstürmern der letzten Jahre, aber natürlich auch Neues von der gerade erschienenen CD „MONSTER“, die auch der Tour ihren Namen gab. Man wusste auch, was man den Anhängern schuldig ist:: So spielten sie insgesamt 25 Stücke(!!!), denn OOMPH! gaben noch zwei Zugabenblöcke zum Besten. Abschluss des Abends war Deros a Kapella-Version des 80er-Hits „Power of love“. Ja, Weihnachten ist ja bald. Auch was Neues, sonst war immer „Mein Herz“ in dieser Version angesagt.
An OOMPH! scheiden sich die Geister auch innerhalb der Fanbase, spätestens seit dem Nummer1-Hit „Augen auf“. Aber live sind OOMPH! auf jeden Fall nach wie vor eine Reise wert: Ordentliche Gitarren, knallende Drums, ein charismatischer Frontmann und auch nach fast zwanzig Jahren Bandgeschichte immer noch Spaß am Live-Spiel. Ich komme gerne wieder und ich glaube, ich stehe nicht allein vor der Bühne! Leider, so scheint es, werden auf dieser Tour immer die gleichen Stücke performt. Da die Jungs im Laufe der Zeit jede Menge Songs geschrieben habe, wäre es ohne weiteres möglich, 2 bis 3 Titel auszutauschen. Vereinzelt hörte man „Supernova“ Rufe. Eigentlich schade, aber man kann es nicht jedem recht machen.
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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