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OOMPH! – EXILIA – SECRET DISCOVERY

Ort: Dortmund - Westfalenhalle

Datum: 18.05.2004

Mal wieder macht sich der Terrorverlag auf zu einem OOMPH!-Konzert, fast schon fester Bestandteil des jährlichen Konzert-Programms. Eigentlich sollte es bereits im April im Dortmunder Soundgarden stattfinden – wegen der großen Nachfrage durch den Chartbreaker „Augen auf“ wurde das Event aber in die wesentlich größere Westfalenhalle verlegt. Schade, Konzerte der Wolfsburger Jungs sind in einem intimen kleinen Rahmen – so wie ich es bisher immer erlebt habe – in der Regel eine schweißtreibende und energiegeladene Angelegenheit. Sind Dero und seine Mannen auch in der Lage, den Funken auf mehrere tausend Leute überspringen zu lassen? Das sind sie – aber dazu später mehr. Erstmal dürfen uns die Wartezeit bis zum Hauptact des Abends gleich zwei andere Bands versüßen: SECRET DISCOVERY und EXILIA.

SECRET DISCOVERY wurden nicht für alle Konzerte gebucht und stehen heute erst das zweite mal als Anheizer für OOMPH! auf der Bühne. Nach langer Sendepause (zwischenzeitlicher Auflösung und diverser personeller „Umgestaltungen“) erschien Anfang des Jahres die neue CD „Pray“ der deutschen Gothic-Metaller, aus der sie natürlich auch einige Songs zum Besten geben, u.a. „I turn to you“, im Original von Mel C. Eingebaut ins Set aber auch einschlägige Club-Hits wie „Slave to the rythm“ (ebenfalls ein Cover), „Some of this“ und „Hello Goodbye“. Knapp eine halbe Stunde begeistern Kai Hoffmann + Co. die Anwesenden mit ihrer düsteren Mischung aus Rock und Pop, dem Kai mit seiner einfühlsamen, manchmal etwas pathetischen Stimme seine Würze verleiht. Man hätte den SECRETS etwas mehr Licht und einen besser abgemischten Sound gewünscht, aber die Menge geht auch so ordentlich mit. Gute Leistung!

Nach einer kurzen Umbaupause folgt dann der zweite Act: EXILIA. Eine Band aus Italien, deren aktuelle Single „Stop playing god“ momentan auf „heavy rotation“ der Musiksender läuft. Viele hatten sich schon auf ihren Auftritt gefreut und unterstützen die Band von Anfang an mit wildem Hüpfen und Tanzeinlagen. Frontfrau Masha hat mit ihrer Stimmgewalt und Energie die Halle sofort im Griff und schafft es, auch die treuen OOMPH!-Fans zu überzeugen. Der Vergleich mit den GUANO APES ist zwar schon ganz schön strapaziert, aber mit ihrer wilden Crossover-Mischung brauchen sie diesen Vergleich auch nicht zu scheuen. Eine Kollegin bemerkt treffend, dass sich EXILIA anhören wie ein Paarung der APES mit DOG EAT DOG. Sie passen jedenfalls perfekt in die Lücke, welche Nasic und Co. hinterlassen haben. Und: Sie sind Konzert-erprobt. EXILIA agieren mit einer Selbstverständlichkeit auf der Bühne, die man einem Newcomer sonst nicht unbedingt zutraut. Außerdem bieten die Italiener auch dem Auge etwas: Masha wirbelt mit ihren blonden, taillenlangen Rastas wie ein Derwisch über die Bühne, eingerahmt von Gitarrist Elio – knallrote Haare und spitzbübisches Lächeln – und Bassist Random, der seinen durchtrainierten und tätowierten Oberkörper präsentiert. Den Namen EXILIA haben wir sicher nicht zum letzten Mal gehört.

Während der letzten Umbaupause können wir wieder etwas Luft schnappen und uns bereit machen für den nun folgenden Siegeszug. Langsam verschwinden auch die letzten Nasen von den Gängen draußen – ca. 2000 Leute warten darauf, mit OOMPH! eine Party zu feiern. Kurz vor 22:00 Uhr ist es dann soweit: Flux und Crap erscheinen mit den anderen Musikern auf der Bühne, etwa 30 Sekunden später stößt Dero unter tosendem Beifall dazu. Die gesamte Band hat sich in weiße Ärzte-Kleidung gehüllt, Dero sogar in eine Zwangsjacke. Vom ersten Ton an ist er in seinem Element: In gewohnter Manier hüpft und torkelt er wild mit den Augen rollend über die Bühne und eröffnet die Show mit 2 Titeln des neuen Albums „Wahrheit oder Pflicht“: „Tausend neue Lügen“ und „Wenn du weinst“. Aber das Spektrum der Songs ist breit gefächert. Alte und neue Klassiker wie „Sex hat keine Macht“ oder „Feiert das Kreuz“ wechseln sich mit Club-Hits wie „Fieber“ und „Das weisse Licht“ ab, zwischendurch immer mal wieder neue Tracks. In 15 Jahren Bandgeschichte entsteht halt manch ein Song, wie OOMPH! heute Abend eindrucksvoll beweisen.

Die Stimmung im Saal ist gigantisch – der Funke springt wie nicht anders erwartet über. Die Menge kann die meisten Refrains mitsingen, oft überlässt Dero den Gesang ganz den Fans und lässt sich dabei auf Händen tragen, nach wie vor keine Berührungsängste und totale Fannähe. Interessant, dass das Publikum doch anscheinend zum größten Teil aus den „alten Anhängern“ besteht, dadurch wohl auch die große Textsicherheit bei den älteren Stücken. Außerdem ist das Publikum recht gemischt: ein paar Gothics, ein paar Metaller und sicher nicht nur „Bravo-Kiddies“, wie wir vermutet und befürchtet hatten. Kleiner Minuspunkt für die Location: Diese wirkt ein bisschen wie eine heruntergekommene Turnhalle. Im Gegensatz dazu die Deko der Stage: passend zum Outfit der Musiker klinisch steril, metallisch, viel blaues und grünes Neonlicht. Über der Bühne drei rechteckige Leinwände, auf denen u.a. die letzten Videos eingespielt werden.

Mit „Niemand“ beenden OOMPH! das offizielle Set. Natürlich will „niemand“ sie einfach so ziehen lassen und man fordert lautstark Zugaben. Schon nach kurzer Wartezeit erscheinen die Jungs wieder und stimmen die aktuelle Single „Brennende Liebe“ an, dazu taucht auch überraschend Deros Duettpartnerin Sonja von L’ÂME IMMORTELLE auf der Bühne auf: Rauschender Beifall. Auf der Leinwand beginnt danach das Video zu „Augen auf“, die Jungs setzen mit ihren Instrumenten ein. Es gibt nun wohl niemanden, der nicht mitsingt. Mit diesen beiden Zugaben werden auch die Fans bedient, die OOMPH! erst seit Anfang des Jahres kennen.
Die letzte Zugabe ist der obligatorische a capella-Auftritt von Dero: „Mein Herz“ und „You are always on my mind“. Hier zeigt Dero einmal mehr sein stimmliches Potential und zieht mit seinem Charisma alle in seinen Bann.

Wenn eine Band den Erfolg verdient hat, dann sicher OOMPH!: das Ergebnis harter Arbeit, guter Songs und toller Live-Auftritte. Da freut man sich doch auf das nächste Konzert!

Copyright Fotos: Jörg Rambow

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