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PAPA ROACH – HELMET – GIZMACHI

Ort: Herford - Club X

Datum: 06.06.2005

Konnten die „Schaben“ vor einigen Jahren noch das Kölner Palladium füllen, reichte nunmehr das Herforder X, was für uns Ostwestfalen natürlich die perfekte Chance war, den Amis unsere Aufmerksamkeit zu schenken. Flugs in die kleine Schlange vor dem ehemaligen Kick eingereiht und die Besucher beobachtet. Viele Kiddies, ein paar Metaller und einige Normalos, vielleicht angelockt durch die Hits des Hauptacts. Gut 600 Besucher sorgten doch für einen sehr anständigen Rahmen, wovon natürlich auch der Opener GIZMACHI profitieren konnte.

Leider hatten die Amis, die demnächst auf dem Ozzfest spielen werden, von Beginn an technische Probleme mit den Gitarren. Diese waren nämlich schlichtweg nicht zu hören, so dass man sich mit ein paar Jokes und ausgedehnten Drumsolos über Wasser halten musste. Nachdem man den Sound wieder gefunden hatte, musste man leider das Set um 2 Songs kürzen, denn der Zeitplan war eng gesteckt. So kam man nur gut 20 Minuten in den Genuss abgehackten Nu Metals/ Metalcores, der beizeiten ein wenig anstrengend klang, von den beiden Shoutern aber ganz interessant dargebracht wurde. Frontman Sean Kane, bullig und zottelig, besitzt durchaus Ausstrahlung, während Mike, der für die cleanen Vocals verantwortlich ist, als Mischung von Momo und Frodo aus „Herr der Ringe“ daherkommt. Man spielte Songs vom Debüt „The Imbuing“, das auf dem Label von SLIPKNOT-Shawn (dem „Clown“) erschienen ist. Ausbaufähig und mit etwas besserem Sound vielleicht dann demnächst auch nachvollziehbarer.

Die darauf folgenden HELMET sind da natürlich schon ein ganz anderes Kaliber. Seit vielen Jahren beackern die New Yorker die Bühnen dieser Welt, eine kleine Auszeit gab es auch zwischendurch, aber mit „Size matters“ vollzog man ein ordentliches Comeback. Vor gar nicht allzu langer Zeit spielte man ja schon als Headliner im Bielefelder Forum, damals hatte man natürlich die „eigenen“, etwas älteren Fans an Bord, außerdem ein leicht modifiziertes Line Up. Da John Bello mit der ANTHRAX-Originalbesetzung unterwegs ist, ersetze ihn Jeremy Chatelain (HANDSOME). Auch dieser Gig sollte nicht von technischen Problemen verschont bleiben, so fiel die 2te Gitarre aus und der gute Chris Traynor schmiss Gerät und Mikrophonständer voller Wut auf den Boden, bevor er kurzzeitig von der Bühne verschwand. Mit neuem Gerät wurde der Auftritt aber dann doch noch zu einer gelungenen Sache. Zwar war der Sound auch hier etwas verwaschen, konnte den Klassikern der Truppe aber nicht viel anhaben. Mit Tracks wie „Milquetoast“, „Unsung“, „Aftertaste“ oder „Enemies“ hat man natürlich auch das richtige Riff-Futter im Gepäck. Das Geschreddere führte zwar nicht zu Massenbewegungen im Publikum, aber so langsam taute der eine oder andere vorne auf und bewegte seinen Astralkörper. Derweil versuchte sich der grau gewordenen Page Hamilton rechts wieder an der deutschen Sprache, die er mittlerweile recht gut beherrscht. Z.B. erzählte er von einem leckeren Kaffee in der Herforder Innenstadt. Mit dem Oberhit „In the Meantime“ waren die launigen 45 Minuten dann auch schon wieder vorbei, und man wurde das Gefühl nicht los, dass HELMET selbst nicht hundertprozentig mit dem Konzert zufrieden waren.

Nun aber zum Headliner, die Zuschauer drängten nach vorne, und endlich wurde auch der hintere Teil der Bühne genutzt, der bisher abgedeckt war. Ein riesiges Drumkit und mit Totenköpfen verzierte Boxen wurden sichtbar. Da PAPA ROACH ja „nur“ aus 4 Personen bestehen, war jetzt genügend Platz zum Herumspringen und Posen auf der Bühne. Und Herr Jacoby Shaddix ist wirklich ein Poser vor dem Herrn! Im nobel bestickten Hemd und mit unzähligen Tattoos gesegnet sprang er vor allem auf den Monitorboxen am Bühnenrand herum und brachte die Menge zum Ausrasten. Die Hände streckten sich, es wurde gekreischt und gepogt, natürlich nicht wie bei HATEBREED, aber dies hier ist ja auch chartkompatible Metalmucke. Mit dem neuen Album „Getting away with murder“ hat man sich ja wieder eindrucksvoll zurückgemeldet, nachdem „Lovehatetragedy“ ein wenig untergegangen war. Am Wochenende agierte man noch beim Rock am Ring/ im Park und übernahm auch gleich die ersten 7 Songs der Setlist, bevor man einen neuen Block integrierte. Kompositionen wie „She loves me not“ oder natürlich der aktuelle Titeltrack gehen auch mit nur einer Gitarre richtig gut ab, das Wechselspiel mit den Zuschauern verstehen die Amis jedenfalls perfekt. Da wird das Mic in die Menge gehalten, mit den Mädels geflirtet, zum Klatschen animiert. Sogar ein paar Feuerzeuge wurden gesichtet. Zum Abschluss präsentierte man natürlich „Last Resort“, was dann auch das allerletzte aus den verschwitzten Körpern herausholte.

Zwar mit den üblichen X-Soundschwächen gesegnet konnte dieser Abend insgesamt doch überzeugen, wobei der Hauptact das Gros dazu beitrug. HELMET hätte vielleicht ein etwas anderes Publikum nötig, um vollkommen abzugehen, und GIZMACHI konnte sich nach den Problemen zu Beginn nie richtig freispielen. Die allermeisten Zuschauer werden aber mit „ihren“ Schaben sehr glücklich gewesen sein.

Setlist PAPA ROACH (ohne Gewähr)

Dead Cell
Not Listening
She Loves Me Not
M-80
Getting Away With Murder
Be Free
Done With You
Harder than a Coffin Nail
Blood Brothers
Born with nothing, Die with everything
Hit me Baby 1 more Time/ Hip Hop (Infest)
Take me
Scars

Broken Home/ Cocaine
Last Resort

Copyright Fotos: Karsten Thurau

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