Ort: Bad Oeynhausen – Kurpark
Datum: 03.08.2012
Als wir gegen 19 Uhr den Kurpark in Bad Oeynhausen erreichten, war das Parklichter Open Air bereits in vollem Gange. Auf der Bühne II vor der neoklassizistischen WANDELHALLE gab aktuell gerade die SURFAHS FOUNDATION entspannte Reggae-Tunes zum Besten und obwohl die Combo aus Bielefeld stammt, erschien Jamaika plötzlich gar nicht mal so weit weg. Schade nur, dass ein kräftiger Schauer zuvor das Sommerfeeling vorübergehend etwas ausgebremst hatte.
POHLMANN
Während wir uns sodann auf den Weg zur nahe gelegenen Hauptbühne machten, schlenderte zunächst Tito Larriva nahezu unbemerkt Richtung Backstage an uns vorbei. Kurz noch ein Getränk eingesammelt und schon ging es dort mit POHLMANN als erste größere Attraktion weiter. Quasi pünktlich wie die Maurer und – als ob die Reggaeklänge Wirkung gezeigt hätten – wieder ohne dunkle Wolken am Himmel. Im lässigen Jeans-Look und also mit Abendsonne im Rücken brachte der Barde Jung & Alt im pittoresken Ambiente zwischen Badehaus und Theater im Park in Wallung. Zwischen den Songs verzichtete der gebürtige Rheda-Wiedenbrücker auf größere Ansagen, da die Spielzeit mit 45 Minuten eher knapp bemessen war. Die eine oder andere Bemerkung gab es allerdings doch, so etwa, dass es sich um „keine Kurveranstaltung“ handele. Dementsprechend flott ging die Band auch beim Titeltrack des zweiten Albums „Fliegende Fische“ zu Werke, der als extended Version mit eingeschobenem Tanzteil dargeboten wurde. Und auch die letzte Single „Wenn sie lächelt“ wurde mit einer Cello-Soloeinlage und Singalong-Möglichkeit unterhaltsam gestaltet. Die Zeit drängte dann aber doch recht schnell, so dass – natürlich – die beiden unverzichtbaren Hits vom ersten Album bald den Schlusspunkt setzten.
Setlist POHLMANN
Gut so
Musik
Wenn es scheint, dass nichts gelingt
Fliegende Fische
Wenn sie lächelt
Unten im Meer
Mädchen und Rabauken
Wenn jetzt Sommer wär
Der Junge ist verliebt
FELIX MEYER
Unterdessen bot auch die Theater-Bühne mit Künstlern wie TOM LÜNEBURGER oder ALIN COEN ein interessantes Programm. Uns erwartete nach einer kleinen Stärkung indes wieder auf Bühne II als nächstes FELIX MEYER mit seiner Straßenmusik, einem Mix aus Chanson-, Folk- und Singer-Songwriter, dem unter anderem auch ein Akkordeon angehört. Lyrisch zumeist nachdenklich und emotional wurde überwiegend aktuelles Liedgut vom Album „Erste Liebe/ Letzter Tanz“ präsentiert. So wurden zu Beginn „Zeiten großer Worte“ versprochen, „Liebe, Dreck & Gewalt“ mit südländischem Gitarrenspiel untermalt und „Bis übermorgen“ dazu genutzt, auf die anstehende Clubtour im Herbst hinzuweisen. Mit „Zeitgeist“ z.B. waren aber auch Songs vom Debüt „Von Engeln und Schweinen“ in der Setlist vertreten.
PRINZ PI
Zurück zur Hauptbühne, auf der es nahtlos mit Friedrich Kautz aka PRINZ PI weiterging. Dieser konnte im letzten Jahr mit seinem Longplayer „Rebell Ohne Grund“ immerhin Platz 9 der Albumcharts einfahren und entsprechend gut wurde der Platz vor der Bühne von einem Großteil der insgesamt ca. 2500 Besucher nunmehr gefüllt. Gleichwohl dürfte die folgende Stunde nicht den Geschmack aller getroffen haben, dazu war der HipHop des Berliners streckenweise etwas zu eindimensional. Vor einer übergroßen Kirchenorgel gab der Prinz bei seinen Rhymes aber alles und brachte mit Stücken wie „Du bist“, „Donnerwetter“ und „Wir bleiben immer Anti“ Hymnen für das Lebensgefühl eher der urbanen Jugend. Den Mix quer durch die bisherigen Veröffentlichungen ergänzten mit „Illuminati“ oder auch „3 Minuten“ Tracks vom „Teenage Mutant Horror Show 2“ Album nicht weniger tight. Zum Ende hin wurde es musikalisch dann aber doch noch bedeutend variabler: Die „Königin von Kreuzberg“ überraschte mit einer rockigen Schlagseite und das schmissige „ Gib dem Affen Zucker“ erhält seinen Drive ja bekanntlich über den pumpenden Electrobeat und eine kräftige Bassline. Bleibt im Ohr und geht ins Bein – warum nicht gleich so!
TITO & TARANTULA
Auf der kleineren Bühne sollte nun mit TITO & TARANTULA eine Band mit echtem Kult-Potenzial folgen, die in meinen Augen an diesem Abend leider ein wenig verheizt wurde. Aber nachdem Fronter Tito Larriva tagsüber, wie erwähnt, nahezu unbehelligt über den Platz stapfen konnte, war klar, dass das Gros der Zuschauer mit seiner Person wie Werk nicht unbedingt vertraut war. Wobei die allermeisten wohl den Film „From Dusk Till Dawn“ kennen dürften, in dem er seinen bis dato und wohl auf ewig größten Hit „After Dark“ präsentieren durfte. Leicht verspätet betrat dann der charismatische Herr (stilecht trotz Dämmerung in Sonnenbrille) seinen Arbeitsplatz und legte alsbald mit „Pistolero“ los. An seiner Seite mal wieder ein verändertes Line Up, zumindest war mir nur die hübsch anzusehende Caroline „Lucy LaLoca“ Rippy am Bass bekannt. Dazu zunächst eine Gitarristin (Titos Tochter Lola!) rechts und ein Herr am Schlagwerk, der aber nach kurzer Zeit gegen eine weitere Tarantula ausgetauscht wurde. Die meisten der präsentierten Songs waren schon ein wenig älter, siehe etwa „Flor de Mal“ oder „Strange face (of love)“, aber mit dem ebenfalls für einen kultigen Streifen komponierten „Machete“ war auch etwas neueres Material an Bord. Begeistert von der Performance schienen nicht nur ein paar entrückt tanzende Damen weiter hinten, sondern auch der Herr POHLMANN, der sich mal gleich in die erste Reihe quetschte, dort abrockte und seiner Begeisterung lautstark Ausdruck verlieh. Der Mann hat Geschmack! Das bereits angesprochene „After Dark“ brachte dann die erwarteten Reaktionen, doch so langsam machten sich die meisten wieder auf in Richtung Hauptbühne zum eigentlichen Headliner. Von daher kann die avisierte Zugabe von uns nicht mit Sicherheit bestätigt werden.
Setlist TITO & TARANTULA
Pistolero
This House
Machete
Don’t throw stones
Strange face (of love)
Flor de Mal
Angry Cockroaches
After Dark
La Bamba
MAX HERRE
Schließlich war es soweit: 75 Minuten vor Mitternacht ging MAX HERRE auf Sendung. Mit seinem dritten Solo-Album „Hallo Welt!“ unmittelbar vor der Brust war die Spannung groß, wie die neuen Kompositionen ausfallen und ankommen würden. Mit opulenter Begleitband und einer stilechten Radiostation hatte es zu diesem Anlass noch ein Bühnenupgrade gegeben und neben Sängerin Grace war mit AFROB als Gast-MC zudem noch prominente Unterstützung hinter dem Mikrofon am Start. Aber auch Herre ist inzwischen unüberhörbar wieder mit Spaß zum HipHop zurückgekehrt, wie den aktuellen Stücken „Aufruhr (Freedom Time)“ (auf dem Album zusammen mit PATRICE & FETSUM), „Jeder Tag Zuviel“ oder „Rap ist“ anzumerken war. Daneben gab es naturgemäß reichlich älteres Material. Ob es nun „1ste Liebe“ oder die FREUNDESKREIS Klassiker „Esperanto“ und „A-N-N-A“ waren, kaum ein Hit wurde ausgelassen, was das Publikum natürlich mit Begeisterung aufnahm. Selbst AFROBs „Reimemonster“ gehörte zur Setlist, ebenso der Groover „Zu elektrisch“. Große Emotionen vermochte auch die neue Single „Wolke 7“ mit Philipp Poisel (der vor Ort jedoch nur von Band eingespielt wurde) zu wecken, bevor mit „Tabula Rasa“ und „Wenn der Vorhang fällt“ weitere FREUNDESKREIS Hymnen den Auftritt abrundeten. „So wundervoll“ bot dann einen harmonischen Ausklang und kann für viele Besucher des Festivals sicher als Tagesfazit herhalten. Mal sehen, was uns im nächsten Jahr erwartet!
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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