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PARTY.SAN 2010

Ort: Bad Berka

Datum: 12.08.2010 - 14.08.2010

World coming down at Party.San! Andauernder Regen sowohl am Donnerstag als auch am Freitag verwandelten das Festivalgelände in ein einziges, unangenehm riechendes Schlammloch – sicherlich nicht die Wunschvorstellung der Festivalbesucher, die trotz des miesen Wetters zahlreich erschienen waren. Das Waten durch den Schlamm war auch wirklich anstrengend und sorgte dafür, dass das Geschehen auf dem Festivalgelände sehr bedächtig von Statten ging. So Mancher hat sich sicherlich zwei Mal überlegt, ob der nächste Gang wirklich nötig war oder ob man nicht doch besser noch einen Moment länger auf der Stelle verweilen sollte. Abgesehen davon saugten sich die Schuhe nach längerem Stehen auch gerne mal derart fest im Untergrund, dass ein Wegkommen ohnehin nicht immer so ohne weiteres möglich war. Fallende Menschen (da traf aber in der Regel auch den Alkohol eine gewisse Mitschuld), feststeckende Gummistiefel, unter Matschbergen verschwindende Zelte sowie dreckverkrustete Kleidung prägten das Erscheinungsbild des Festivals. Andererseits hat das kollektive Ausdauer- und Muskelaufbautraining im Matsch („Drei Tage Fitness und Wellness im beschaulichen Weimarer Land mit umfassendem Unterhaltungsprogramm“) dafür gesorgt, dass am Ende des Festivals ausnahmslos stramme Waden und Oberschenkel sowie überaus knackige Hinterteile zu erblicken waren – und durch die fortwährende musikalische Untermalung geriet die Anstrengung ohnehin zumeist in Vergessenheit, besonders natürlich am denkwürdig hochkarätig besetzten Samstag. Ob die Schlammpackungen jedoch wirklich gut für die Haut waren, möchte ich eher bezweifeln; immerhin kann ich die frohe Botschaft verkünden, dass selbst dickste Matschschichten problem- und rückstandslos bei 30°C – allerdings mit Vorwaschgang – aus den Klamotten entfernt werden konnten. Die Erinnerungen an dieses Festival werden im Gegensatz dazu hoffentlich noch eine ganze Weile länger präsent bleiben, denn trotz der widrigen Umstände hat sich der Besuch auch des diesjährigen Party.San mal wieder absolut gelohnt!
Anne

Dem letzten Satz ist sicherlich nichts hinzuzufügen! Auch wenn die sehr widrigen Umstände vieles erschwerten und die ansonsten ungebändigte Party.San-Feierlaune nur recht selten vor der Bühne aufflammte. Macht aber nichts, denn etliche Bands haben mal wieder Arsch getreten! Und wir haben mal wieder das Party-Zelt gerult. (Lob übrigens, dass anscheinend das letztjährige Gemecker erhört wurde und die Mucke diesmal richtig geil kam und trotz Ankündigung NICHT um 4:00 Feierabend war… Ich glaube, der letzte ABBA-Knaller verhallte am Samstag – na ja Sonntag morgen eher – um etwa halb 6! Weiter so 2011!).Essen Top,Getränke fein – auch wenn man ein wenig an der Preisschraube gedreht hat, zumindest am Coma-Stand. Allerdings ist das Pfandsystem immer noch völlig unsinnig! Bitte komplett abschaffen die Chips,die eh keiner mehr eingelöst kriegt. Für das miese Wetter kann halt keiner was und jeder selbsternannte Besserwisser und Meckerkopp kann unter den Umständen gerne mal ein Festival dieser Größenordnung (mit etwa 9000 Besuchern) organisieren und durchführen! Noch dazu relativ reibungslos, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Auch die Security ist zumindest mir nirgends negativ aufgefallen. Kann man ja schön im Festivalforum verfolgen den Stroh-Unfug und Holzspäne-Wahn… selber erstmal besser machen, dann sprechen wir uns wieder. Mit sowas muß man nunmal rechnen bei einem Open Air, aber der Großteil hatte sich dafür auch gut gerüstet. Und wenn eine Legende wie AUTOPSY wieder auftaucht, kann’s von mir aus auch hageln – da steh ich trotzdem vor der Bühne! Ums mit einem unglaublich genial-witzigen, wie passenden Spruch von Martin van Drunen (ASPHYX, Ansage zu ”Death the Brutal Way”) zu sagen: “Für alle Bands, die nicht wissen, was Death Metal ist: Aufhören, ficken, in Pension gehen!” ’Nuff said!
Moses

TAG 1

Nach der recht entspannten Anreise ging es auf Grund einiger Begrüßungsdrinks erst zu MONSTROSITY aufs Gelände. Die Festivaleröffnung oblag den deutschen KETZER, die mit ihrem blackigen Thrash der DESTROYER 666-Kategorie recht gut angekommen sein sollen und somit einen guten Start ins Festivalwochenende boten. Die französischen Black Metaller MERRIMACK konnten mich ja schon mit ihrem aktuellen Werk “Grey Rigorism” betören, und auch hier und heute boten sie rein technisch höchst anspruchsvollste Kost, wie ich mir berichten ließ. Allerdings war die Bühne wohl doch etwas groß für die Jungs, Bewegung relativ Fehlanzeige. Gehören dennoch zur Speerspitze im Black Metal (zumindest auf CD). Die Amis DEVOURMENT stehen für den sicken brutalen Death Metal alter US-Schule, konnten aber wohl nicht mehr als ein paar Die-Hard Fans begeistern.

Ganz anders da das geheime Highlight des Festivals:MONSTROSITY! Die Urgesteine des Florida-Death Metals zocken seit jeher in einer eigenen Liga, wurden aber leider nie so groß, wie es ihnen eigentlich zustehen würde. Selbst CANNIBAL CORPSE, wo ihr ursprünglicher Sänger Corpsegrinder ja nach der zweiten Scheibe hinwanderte, steckt man locker in die Tasche – nur kommerziell halt nicht. Zudem spielen die Herren ja nicht gerade häufig in Europa, also musste man als Death Metaller dieser Sternstunde beiwohnen. Technisch absolut herausragend wurden brutale Böller wie „Imperial Doom“, „Fatal Millennium“, „Firestorm“ oder „Horror Infinity“ in die Meute geballert. Bei besseren Bodenverhältnissen wäre sicherlich noch mehr Alarm vor der Bühne gewesen. Neben AUTOPSY und ASPHYX waren MONSTROSITY die herausragende Band auf dem 2010er-PartySan!

Was man mit den allerorten völlig überbewerteten THE DEVIL’S BLOOD bezweckte, fragte nicht nur meine Wenigkeit sich Stirnrunzelnd. Atmosphäre schön und gut, passt aber nicht so ganz zum PS. Kam dennoch gut an bei der recht zahlreich versammelten Meute. Mich schläfert der gehypte Kram auf Platte schon ein, also erstmal Schnitzelbrötchen & Drink beschaffen… um rechtzeitig WATAIN begutachten zu können. Deren aktuelles Werk ist ziemlich gut, wird aber allerorten auch vollkommen überzogen schon als Meilenstein hochstilisiert. Totaler Quark. Die Band ist gut, bisweilen gar brilliant, aber es will mir doch wohl keiner ernsthaft weiss machen, dass die Jungs auf einer Augenhöhe mit Gottheiten wie DISSECTION, EMPEROR, IMMORTAL oder frühen MAYHEM scheppern!?! Die Stab-Kirche mal schön im Grab lassen liebe Kollegen… Die Bühnenshow ist allerdings sehr opulent ausgestattet und Songs der Marke „Malfeitor“, „Sworn to the Dark“, „Reaping Death“ oder „Legions of the Black Light“ rasieren ordentlich was weg. Der Platz vor der Bühne ist mächtig voll und der Headlinerslot vollauf gerechtfertigt. Das naheliegende Cover von „The Somberlain“ sorgt für hunderte leuchtende Augen und seelige Momente, die Magie der frühen DISSECTION kann man allerdings musikalisch nicht entfachen. Dennoch wohl die nächste ganz ganz große Black Metal-Kapelle, die auch mal Wacken Headlinen wird. Fulminanter Abschluß auf der Bühne, die Fortsetzung folgte dann umgehend im gut gefüllten Party-Zelt… natürlich bis Ultimo (was erstaunlicherweise nicht wie angekündigt um 4 war, sondern einiges später…)!

TAG 2

Nachdem Petrus am ersten Tag des Festivals ja bereits ganz klar die Marschrute vorgegeben hatte, ahnten wir nichts Gutes, als wir uns am zweiten Tag auf den Weg zum Festivalgelände machten. Insgeheim natürlich mit der Hoffnung, die Festivalcrew habe über Nacht ein kleines Wunder vollbracht und den Matsch irgendwie bezwingen können. Doch spätestens nach den ersten Metern war klar, dass Schlammmassen von unten und Regen von oben auch heute wieder ständiger Begleiter sein würden. Schön ist was anderes, aber der Ausblick auf das Billing sorgte doch für ausreichend Motivation, beherzt den Weg Richtung Bühne an zu treten – aber schön langsam und vorsichtig! Und immerhin: War die Hose erstmal bis zu den Knien beschmiert und die Schuhe im Untergrund förmlich verschwunden, gewöhnte man sich dann doch irgendwie an die äußeren Bedingungen. Was blieb einem auch anderes übrig?

Der Tag begann lautstark mit den Holländern ONHEIL, die mit ihrem Black/ Deathsound irgendwie vor 15 Jahren stehen geblieben sind. Nicht verkehrt, der melodische Schwedenalarm, lockt aber zu so früher Stunde nur recht wenig Nasen aus ihren Matschlöchern. Also gleich weiter mit den gewollt lustigen MILKING THE GOATMACHINE aus Goateborg. Wuahhhaahh, was hab ich beim Platten-Info seinerzeit gelacht… 0,2 Sekunden. Wer braucht so’n Ziegen Deathgrind? Anscheinend recht viele, wenn man sich den Platz so anschaut, der enorm gefüllt ist plötzlich! Musikalisch ist das auch sehr gehaltvoll alles, zudem gut dargeboten. Aber genau deswegen braucht man solch alberne Maskeraden doch eigentlich nicht, die Scheibe ist auch so stark und das geben sie heute auf der Bühne wieder. Kommerziell ist das natürlich geschickt kalkuliert, denn ohne den ganzen Zauber hätte die Band trotz aller Klasse bestimmt nichtmal die Hälfte der Aufmerksamkeit, die sie derzeit bekommt.

Die sicken Krachmaten von LIVIDITY spielen gefühlt jedes Jahr auf dem PS, mit einer maximal durchschnittlichen Leistung wie heute noch unverständlicher, wie ehedem. Da gibt es doch wahrlich tausende intressanterer Kapellen… lieber nach dem zweiten Frühstück die Thrash-Jungspunde SUICIDAL ANGELS aus Griechenland reinziehen. Die bestechen nämlich mit sehr engagierter Performance und einem mordsfetten Sound, der einige Massen vor die Bühne zieht. Zudem treffen die amtlichen Abrißbirnen den Nerv der willigen Headbanger und Circle Pit-Mutigen, so dass der Gig zu den stärksten des ganzen Wochenendes zu zählen ist! In dieser Form wäre man 1986 eine ganz große Nummer gewesen, so bleibt erstmal abzuwarten, ob man mit den nächsten Alben den derzeitigen Thrash-Wahn gut übersteht – das Potenzial haben die Jungs! Geil.

ORIGIN glänzten, wie zu erwarten, mit technischen Meisterleistungen und beim Versuch, etwa die Finger von Bassist Mike Flores mit zu verfolgen, konnte einem schon mal ein wenig schummerig werden. Die Laune auf dem Gelände war jedoch noch ein wenig verhalten und es schien, als konzentrierten sich die Zuhörer vor der Bühne eher auf die schnellen Abfolgen innerhalb der Stücke, als sich wirklich auf die Songs einzulassen. Immerhin haben ORIGIN mit diesem Gig einmal mehr gezeigt, wo der Hase läuft, und somit anderen Vertretern des brutal-technical-Genre eine sehr hohe Messlatte vor den Bug geknallt!

DEMONICAL mussten einen Slot vorrücken, da die eigentlich für 18h an gedachten OFERMOD irgendwelche Probleme mit der Anreise hatten. Gut für all jene Festivalbesucher, die brav das volle Programm mitnehmen wollten und DEMONICAL somit nicht verpasst haben, denn die Songs der Schweden boten durch ihre Zugänglichkeit einen deutlichen Kontrast zu den zuvor spielenden ORIGIN, und so kam spürbar Leben in die Bude. Genau die richtige Wahl also, um den Abend mit einer schönen, gut gelaunten Portion Death Metal einzuläuten und die steif geregneten Gliedmaßen ein wenig in Bewegung zu bekommen. Publikum und Band freuten sich gleichermaßen, und so bekommen DEMONICAL zweifelsohne „two thumbs up“ mit Prädikat!

THE CROWN mussten danach den Beweis antreten, dass ihr Comeback unter altem Banner gerechtfertigt ist. Das neue Album “Doomsday King” beweist das allemal spielend und killt von vorne bis hinten! Live hinkt man dem noch ein wenig hinterher und wirkt mehr als nur Hüftsteif. Und das bei Granaten wie „Executioner“, „Under the Whip“ oder „Crowned in Terror“. Zum Ende hin wurde man wenigst etwas agiler, konnte aber an alte Zeiten (noch) nicht anknüpfen. Nach „Total Satan“ ist Feierabend, Frühfans bekommen keine ollen Kamellen serviert (vielleicht ja auf der Tour mit vollem Set dann…) und die Band wird sich auf der Bühne noch steigern müssen, wenn man auf Dauer zurückkommen will.

OFERMOD haben sicherlich davon profitiert, dass ihre verspätete Anreise dazu führte, dass sich ihr Auftritt um ganze zwei Stunden nach hinten verschob – Stichwort Dämmerung. Denn dass eine Show, in der sich Musiker gespenstische Kapuzenmäntel aus dem Faschingsladen überstreifen, bei Tageslicht noch dämlicher wirkt als im Schummerigen ist ja an sich kein Geheimnis. Was von diesem Auftritt darüber hinaus noch am ehesten hängen geblieben ist, war die sich fortlaufend wiederholende, dröhnende Gruselmusik vom Band als Pausenfüller, die in meiner Erinnerung sogar mehr Raum eingenommen hat als die Stücke selbst. Ein jähes Ende fand der Gig dann, nachdem ein dicker Mann mit einem Umhang, wie oben benannt, und Stab mit Totenschädel drauf irgendwelche obskuren Dinge ins Mikrofon säuselte, die Gruselmusik vom Band wieder einsetzte und die Musiker nach einiger Zeit die Bühne verließen mit dem Hinweis, dass eine der Gitarren kaputt sei. Na dann. Hoffen wir mal, dass die lustlose Stimmung auf der Bühne nicht zum Konzept der Band gehört, sondern den Querelen bei der Anreise verschuldet war.

Tja, was soll man zu ASPHYX viel schreiben? Die Combo um den, das kann man immer wieder nur bestätigen, wirklich sympathischen Martin van Drunen hat auf dem Party.San verdient abgeräumt wie keine andere Band! Sogar jene Festivalbesucher, von denen man zuvor stundenlang vermuten musste, sie seien auf den Flächen vor den Merchandise-Ständen vom Boden unwiderruflich angesaugt und für immer und ewig fixiert worden, machten sich nun auf den Weg zur Bühne. Gelohnt hat es sich allemal, denn mit ordentlich Dampf, hier und da ein bisschen Pyro und vor allem viel Spielfreude setzten ASPHYX ein echte Marke! Es gab viele Klassiker aus der Frühphase zu hören wie etwa „MS Bismarck“, „Wasteland of Terror“ und natürlich „The Rack“. Für mich das Highlight des gesamten Billings! Für mich (Moses) neben AUTOPSY auch, denn originaler kann man Death Metal im Jahre 2010 nicht repräsentieren! Und dass Mr. van Drunen nicht umsonst von vielen, ganz vielen Szenekennern als DIE Inkarnation eines Death Metal-Fronters gesehen wird, zeigte er heute mal wieder eindrucksvoll. Und wer mit einem Meistersatz, wie dem oben genannten glänzt, der hat soweiso Gottstatus! Nächstes Jahr bitte wieder mit den noch geileren HAIL OF BULLETS!

DYING FETUS nutzten die durch ASPHYX fabrizierte gute Laune im Publikum souverän aus und setzten mit ihrem Abrisskommando genau da an, wo ihre Vorgänger aufgehört hatten. Die Songauswahl bot hierbei eine gute Übersicht aus der bisherigen Schaffensphase und dürfte somit alle Die hard-Fans bis zur Verzückung getrieben haben! SARKE stehen wohl auch nur so hoch im Kurs, weil mit Nocturno Culto die eine Hälfte von DARKTHRONE dabei ist und alle immer hoffen, dass doch endlich mal ein oller DARKTHRONE-Schinken gezockt wird. Aber da spielt Kollege Fenriz bestimmt nicht mit. Was allerdings auch nix macht, denn der GrooveRumpel-Früh-80er Black Metal klingt auch so genug nach einigen DARKTHRONE-Ergüssen. Nicht schlecht, aber viel zu hoch im Billing.

Während sich die Besucher so langsam vor der Bühne versammelten, wurde mir beiläufig die Frage entgegen gebrummt, warum all die Leute sich denn bloß „diese alten Männer“ von AUTOPSY anschauen wollen. Am Sexappeal, so viel sei verraten, hat es sicherlich nicht gelegen, aber als kleine Hilfe zur Antwortfindung seien kurz die Worte „Reunion“ und „Legende“ in den Raum gestellt. Denn ungefähr zwei Dekaden hat man AUTOPSY in Deutschland bzw. Europa nicht mehr zu Gesicht bekommen, und so war es nicht weiter verwunderlich, dass viele Festivalbesucher diesem Gig nun entgegen fieberten. Und die Erwartungen wurden erfüllt, AUTOPSY – am Bass unterstützt vom allseits bekannten Danny Lilker – zogen wie eh und je ihr Ding durch, quasi, als wären sie nie weg gewesen. Es gab genau das, was die Besucher hören wollten: Minimalistischen Death Metal, herrlich simpel und rumpelig. Keine technischen Glanzleistungen, aber AUTOPSY hatten auch niemals den Anspruch diese zu vollbringen. Also: Mission completed! Aber sowas von completed Frau Kollegin! Schlagzeugassel Chris Reiffert ist ja ein Mann der ganz frühen Death Metal-Stunde und zockte ja bekanntlich (na ja, für alte Leute wohl nur…) zu Demo-Zeiten und auf dem legendären Debut “Scream Bloody Gore” mal bei DEATH, bevor er AUTOPSY gründete und zumindest mit den ersten beiden Meisterwerken selber Death Metal-Geschichte schrieb. Und nahezu die gesamte Setlist bestand heute Abend aus “Severed Survival” und “Mental Funeral”! Trotz Gast-Bass-Lulatsch Lilker zockte man tight wie ein Schweizer Uhrwerk, hatte einen dreckig-sicken und dennoch fett-klaren Sound, wie man ihn nur ganz selten bei Death Metal-Bands zu hören bekommt und bestach mit einer Performance, als wäre man nie weg gewesen! Chris war bestens aufgelegt, trommelte göttlich perfekt und röchelte-krächzte-gurgelte krank wie eh und je durch Unverzichtbares wie „Disembowel“, Charred Remains“, „Pagan Saviour“, „Gasping for Air“ oder „Critical Madness“. Dazu gab es den allerersten AUTOPSY-Song überhaupt mit „Human Genocide“, den man auch auf der brandneuen Mini „The Tomb Within“ verbrät und ein paar Doom-Einschübe vom „Mental Funeral“-Werk. Bei einem solch gnadenlos meuchelnden Gig darf man auch „Slaughterday“ mehrfach ansagen. In dieser Form zählt man umgehend wieder zur Speerspitze des Genres! Merkwürdig allerdings, dass bei diesem Kaliber der Platz nicht brechend voll ist… gut, das Wetter ist nicht gerade prall – aber wer sich davor ins Beinkleid gemacht hat, der hat definitiv DEN Party.San-Auftritt 2010 verpasst! Selbst Schuld.

TAG 3

Auch, wenn’s inzwischen vielleicht schon ein wenig langweilt – der Schlamm war natürlich auch am dritten Tag Thema. Während der Regen endlich ein Ende fand und es zwischendurch für meine Begriffe eigentlich schon wieder fast ein wenig zu warm wurde, entzog die Sonne dem Matsch nach und nach etwas von der Feuchtigkeit, was die Lage allerdings nicht wirklich verbesserte. Denn nun wurde der Schlamm richtig zäh und das Fortbewegen wurde somit noch beschwerlicher und noch langsamer. Mit reichlich Freude wurde dann auch die Bühnenansage eines Crewmitglieds gegen Abend aufgenommen, dass ein Geschwader an Traktoren und Baggern für die Abreise mobilisiert wurde, um die Autos der Festivalbesucher aus den Schlammlawinen zu bugsieren.

Mit viel Elan und gutem Willen schafften wir es noch einigermaßen rechtzeitig zum Opener des heutigen Tages, UNDER THAT SPELL. Schaut man sich die Bandhistorie ein wenig genauer an, dann fällt auf, dass der heutige Gig erst der vierte überhaupt war und dass die Bühnen zuvor deutlich kleiner waren. Aber: Hätte man’s nicht gewusst, dann hätte man’s auch nicht bemerkt, denn UNDER THAT SPELL standen mit viel Selbstverständlichkeit auf der Bühne und hinterließen einen mehr als souveränen Eindruck. Gerade auch Fronter Abyss, der sich – wenngleich etwas zurückhaltend – spürbar erfreut über die Publikumsreaktionen zeigte, hat mich wirklich überzeugt! Die Stücke sind mitunter recht lang, was immer auch ein gewisses Risiko mit sich bringt, aber geschickt gesetzte Umbrüche sorgen dafür, dass absolut keine Langeweile aufkommt. Trotz früher Stunde und Sonnenschein also hat die getragene, düstere Atmosphäre der Songs das Publikum absolut erreicht und ich bin freudig gespannt, wann und wo man UNDER THAT SPELL zukünftig noch so begegnen wird!

Am Anfang war ich ein wenig skeptisch und verwirrt, als TRIBULATION die Bühne betraten, denn die Herren an den Saiteninstrumenten legten schon los mit statischen, deutlich überzogenen Posen, noch bevor die Musik überhaupt angefangen hatte, und der eindeutige Glam Rock-Einschlag im Styling irritierte mich zugegebener Maßen. Mann? Frau? Man weiß es nicht! Doch – glücklicherweise – haben TRIBULATION neben zeitweise einstudiertem Stageacting, Schminke und Accessoires wirklich noch mehr zu bieten, nämlich eine ziemlich ansprechende musikalische Mischung irgendwo zwischen Black und Death, dezentes Gefrickel und groovige Parts halten sich in etwa die Waage. Nach ersten Schrecksekunden also absolut positiv überrascht, TRIBULATION behalte ich auf dem Schirm! (Ich auch, geiler Gig!-Moses)

GHOST BRIGADE auf dem Billing zu finden, hatte mich doch ein wenig überrascht. Zwar mag ich die Finnen um den eigenwilligen Fronter Manne sehr gerne, aber stilistisch schienen sie mir dann auch in der Tat nicht so gut aufgehoben auf dem Party.San, einfach zu ruhig, zu gehaltvoll. Wir resümieren: Weder die richtige Zeit, noch der richtige Ort – so ganz wollte sich der Charme der Stücke hier nun einfach nicht entfalten. Sehr schade! Als kleiner Wehrmutstropfen sei verwiesen auf die Clubtour von GHOST BRIGADE im November (zusammen mit AMORPHIS und ORPHANED LAND), das solltet ihr euch nicht entgehen lassen!

DESASTER waren dieses Jahr auch mal wieder da, sind mir etwas zu überpräsent mittlerweile. Auch wenn die Jungs immer eine Bank sind und den ursprünglichen Metal-Spirit wie kaum eine andere Combo in Deutschland verkörpern, so langsam setzt das VADER-Syndrom ein und man taucht an jedem Blumentopf auf. Dennoch kommt man mit dem rasanten Black/ Thrash-Gebräu wie immer sehr gut an und ein Zugabe-Cover von RAZOR („Cross Me Fool“) zeugt von Geschmack. War vielleicht der Geburtstagswunsch von Drummer Tormentor, der heute seinen 30.feierte…

VARG spalten ja irgendwie die Szene, man hat sich dennoch entschlossen, die Jungs spielen zu lassen und auf das ganze Rumgerumore des rechten Randes zu pfeiffen. Zu Recht, denn musikalisch und optisch bot man einen starken Gig, der gut ankam und trotz harscher, bewusst provokativ gewählter Songtitel der Marke „Viel Feind Viel Ehr“ oder „Sieg oder Niedergang“ vollends überzeugte. Die aktuelle Scheibe ist gut, der Gig Klasse und wer hier was Braunes finden will, der findet auch bei RAMMSTEIN was…

MANEGARM sind danach zwar auch nicht schlecht, aber irgendwie etwas fehlbesetzt auf dem PS, da einfach zu ruhig. Dennoch kommen die Schweden gut an, einige sind vielleicht froh über ein paar ruhigere Geigenklänge, mir ist das aber zu laid-back für dieses Festival.

Die deutschen FrickelDeath-Meister NECROPHAGIST zaubergrooven danach wieder alle Bands des Festivals in Grund und Boden! Als Extremsportker sollte man unbedingt einem ihrer raren Gigs beiwohnen, jedesmal eine Lehrstunde in Sachen technisch Machbarem, ohne den Groove zu vergessen. Gut, Show gibt’s kaum, das wäre bei dem anspruchsvollen Material aber auch zu viel verlangt. Death Metal-Wahnsinn im Quadrat!

Genau das Gegenteil zocken AURA NOIR im Anschluß. Eher stumpf mutet ihr oldschool Black/ Thrash-Gebräu an, mundet aber dennoch vorzüglich und die versammelte Meute feiert das Ganze gebührend ab. Eine feine Geste ist der Gastauftritt von Sänger Aggressor zum Schluß, der seit einem Unfall vor 5 Jahren auf Krücken und Rollstuhl angewiesen ist… Sometimes blood is thicker than business!

Mit NAPALM DEATH wurde der Abend der wirklichen Hochkaräter gewohnt brachial eingeläutet. Zappelphilipp Mark „Barney“ Greenway drehte von der ersten Sekunde an voll auf und wirbelte wie unter Strom umher, und auch die anderen Bandmitglieder standen ihm hierbei nur wenig nach. Zwischendurch gab’s wie immer kleine Anekdötchen von Barney zu hören, in denen er sich dieses Mal – hier in aller Kürze zusammengefasst – mitunter gegen Religion und die Inhaftierung vermeidlich Unschuldiger aussprach. Die brenzlige Gratwanderung zwischen Musik und Ansprache wurde hierbei noch gerade so eingehalten, und man kann ihm dabei in der Regel ganz gut zu hören. Ist ja auch ein Netter, das wusste auch das Publikum. Klassiker wie etwa „Suffer the children“ vom 1990er Album „Harmony Corruption“ kamen gut an, und in alter Tradition wurde dann noch „Nazi Punks Fuck Off“ von den DEAD KENNEDYS zum Besten gegeben, das von vielen Besuchern lautstark mit gegrölt wurde und ein ganz klares Statement gegen Rechts setzte, sicher auch im Sinne der Veranstalter. Jau, die unkaputtbaren NAPALM TOD können spielen, wo sie wollen, und räumen dennoch gewohnt räudig alles ab, was abzuräumen ist. Auch heute wieder ein ganz starker Gig von Barney, Shane & Co., die können gar nicht anders. Leider viel zu weit hinten im Billing und somit mit viel zu kurzer Setlist. Neue Lärmattacken („On the Brink of Extinction“) mit unglaublichen Blasts und noch unglaublicheren Screams von Mitch killen genau so, wie Ur-Grind-Schinken der Marke „Unchallenged Hate“, „Life?, „Siege of Power“, „The Kill“, „Deceiver“, „Scum“ oder der kürzeste Single-Track der Welt „Dead“. Kann man schon 30mal gesehen haben (ich zähle schon ewig nicht mehr mit…), ist aber jedesmal ein Erlebnis allererster Güte! Killer!

Nach Barney enterte nun ein weiterer Geschichtenerzähler, in diesem Falle also Frank Mullen, die Bühne, der mich mit seinen Ausführungen schon eher an den Rand des Wahnsinns zu treiben pflegt. Klappe zu und spielen (!) heißt hier die Devise, aber zum Glück hat Mullen sich – zumeist – einigermaßen kurz gehalten. Musikalisch sind es SUFFOCATION natürlich immer wieder absolut wert, sie sich anzuhören, und das Genervtsein über das Gefasel verflüchtigte sich immer wieder sehr zügig. Routiniert, aber nicht, ohne den Spaß an der Sache vermissen zu lassen, knüppelten SUFFOCATION ihr Set durch. Eine Widmung für die anwesenden Damen im Publikum gab es auch bei „Entrails of You“ und Mullen wusste hierbei zu berichten, dass er nicht in der Lage sei, wahre Liebeslieder zu schreiben, sondern dass immer nur etwas mit Gedärmen und Blutlachen dabei raus käme. Mahlzeit.

Shane Embury hatte genau eine Stunde und fünfzehn Minuten Zeit, um sich vom Gig mit NAPALM DEATH ein wenig zu erholen, und nun stand er bereits wieder mit dem All Star-Grind-Projekt LOCK UP auf der Bühne. Embury konnte in der Nacht danach mit Sicherheit gut schlafen – ist ja auch nicht mehr der Jüngste! Und so kamen LOCK UP auch direkt ohne Umschweife und Kompromisse auf den Punkt und überrollten das Publikum geradezu, Nick Barker blastete hierbei (wie gewohnt) alles in Grund und Boden, so dass sich meine Herzfrequenz nachhaltig veränderte. Geboten wurden Stücke sowohl aus der Tägtgren- als auch der Lindberg-Ära, und auch TERRORIZER wurden gecovert, gleich zweimal in Gedenken an Jesse Pintado (RIP!). In einer etwas ruhigeren Minute griffen LOCK UP noch die Geste von SUFFOCATION auf und gedachten ebenfalls der Festivalbesucherinnen, indem sie einen Song geradezu “liebevoll” darboten. Trotz der Extraklasse der beiden Alben stand die Band für mich (Moses) zu hoch im Billing, was auch die eher verhaltenen Reaktionen auf dem Gelände belegten. Da hätte man lieber NAPALM DEATH auf dieser Position wüten lassen sollen!

Das Publikum war mehr als aufgewärmt, als zu später Stunde CANNIBAL CORPSE die Bühne betraten und sich in Manier ihrer Vorgänger ohne Rücksicht auf Verluste durch das Set bolzten. Der sagenumwobene Corpsegrinder sollte, nur am Rande, noch immer aufpassen, bei einem hypothetischen Spanienbesuch nicht aus Versehen eine Estocada in den Nacken gebohrt zu bekommen, und seine Qualitäten setzte er gewohnt in Szene, indem er das Publikum herausforderte, schneller zu headbangen als er. Der schönste Propeller war jedoch – na klar – schnell gefunden, und so versuchte das Publikum vergebens, bei Songs wie „I cum blood“, „Savage butchery“, „Priests of Sodom“, „Death Walking Terror“, „The Time to Kill is Now“ und „Stripped, Raped and Strangled“ mit ihm mit zu halten. Dann noch Widmung die Dritte: Auch CANNIBAL CORPSE waren ganz Gentlemen und dachten an die Damen, indem sie allerdings nicht „Fucked with a knife“, sondern „Hammer Smashed Face“ als Rauschmeisser spielten. Als letzte Band des Festivals hätte ich schon damit gerechnet, dass das Zeitlimit von CANNIBAL CORPSE etwas überschritten werden würde, aber die Crew fing recht bald an, die Technik ab zu bauen.

Was nach dem anstrengenden Wochenende aber nicht schlimm war, zumal man Corpse ja auch fast jedes Jahr ein paar Mal sieht, die Jungs einfach zu routiniert agieren seit Jahren und nach unzähligen Coma Libre ja auch noch das PartyZelt auf dem Programm stand… also vom Back des Rock Hard-Standes mal weggetrollt so langsam Richtung PartyBurg geschlammt, wo es dann bis zum krönenden ABBA-Abschluß (Mann, waren wir am So.heiser…) um halb 6 noch hoch her ging. Danke, dass nicht um 4 Ende war – hoffentlich wird das im nächsten Jahr beibehalten! Unterm Strich also trotz der widrigen Umstände und teils durchwachsenen Billings ein erneut geiles Party.San-Festival! Man darf schon gespannt sein, was die Jungs fürs nächste Jahr an Hochkarätern ausgraben… Was aber eigentlich auch egal ist, den wir sind eh wieder dabei! Seeya 2011!

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