Ort: Schlotheim - Flugplatz Obermehler
Datum: 08.08.2013 - 10.08.2013
Feels like coming home! Dachten sich wohl (zum ersten Mal!) auch etwas über 10.000 Metalheads und lieferten damit den endgültigen Beweis, dass die PSOA-Crew mit dem Flugplatz Obermehler die perfekte neue Heimat gefunden hat. Auch das über-den-Tellerrand des reinen Geknüppels hinausschauen scheint aufzugehen, denn trotz (oder gar wegen?) einer fürs Party.San eher streitbaren Kapelle wie HEAVEN SHALL BURN war´s voller denn je und eine gewohnt amtliche Sause. Daran konnten auch verzichtbare Combos wie PRIMORDIAL und vor allem KORPIKLAANI nix ändern… aber man braucht ja auch mal seine Pausen am Coma-Stand!
DONNERSTAG
Der warm up-Tag beginnt eigentlich erst mit der 5.Band so richtig standesgemäß (nach den Openern BOMBS OF HADES, den Schlafeinlagen FARSOT und ALCEST – wenn ich schon den Begriff „Post-Black Metal“ höre…grrrr, Bullshit) und den dazwischen platzierten guten Dänen DENIAL OF GOD), denn DESTRÖYER 666 passen mit ihrem räudigen Black/ Thrash eben perfekt zum PSOA, können aber dennoch nicht gänzlich überzeugen. Das mag zum einen an gleich 2 neuen Mitmusikern liegen, zum anderen an der recht schlanken Setlist… oder war´s einfach nur zu leise? Das können die Jungs um Frontassel K.K. Warslut wesentlich geiler.
Somit war es an CARPATHIAN FOREST ein erstes Highlight zu setzen, wenn auch nicht das ganz große. Dafür agiert die Combo einfach zu kontrolliert mittlerweile. Man zockt heuer ja eigentlich eher nur leicht blackigen und recht tight gespielten, punkigen Thrash Metal, was zwar gut kommt – das Gelände ist proppevoll für einen Donnerstag! – aber eben die Kaputtheit der früheren Black Metal-Tage missen lässt.
LEGION OF THE DAMNED haben sich in den letzten Monaten ein wenig aus dem Live-Rampenlicht zurückgezogen, was auch dringend nötig war! Nicht nur ich habe die Combo in den letzten Jahren als immer schwächelnder und stagnierend angesehen, zumal man ja exzessiv an fast jedem Blumenpott gezockt hat. Nun hat man ja endlich mal 2 Klampfer an Bord (zumindest Live), beide „neu“ und das Päuschen hat der Band nicht nur auf der Bühne gut getan, denn die beiden vorgestellten neuen Tracks sind wieder geiler und abwechslungsreicher, wie man es von den letzten Alben kannte. Heute prügelt man natürlich ein Hitgespicktes Programm in die gierige Meute und „Legion of the Damned“ vom unerreichten Debut ist und bleibt DER Rübenabmontierer schlechthin!
HEAVEN SHALL BURN sind ja nicht zum ersten Mal auf dem Party San, aber mit der Band von vor 9 Jahren hat der Sound der Jungs 2013 nicht mehr so wirklich viel gemein. Weshalb im Festivalheft von Metalcore gefaselt wird, wissen wohl nur die Verfasser, denn erstens zockt die Band nicht erst seit gestern eher in Death Metallischen Gefilden und zweitens will man wohl kaum die Core-Klientel zum Party San locken. So ist es denn auch nicht ganz unerwartet bedeutend leerer auf dem Gelände, als der Donnerstags-Headliner zu seinem einstündigen Feldzug aufbricht. Dass HEAVEN SHALL BURN wesentlich extremer und brutaler scheppern als ein Großteil der restlichen Bands und zudem wesentlich engagierter agieren wie die Meisten, wird von den engstirnigen „oldschool“ Metallern nicht honoriert. Experiment nicht ganz gelungen trotz ziemlich geilem Gig.
FREITAG
Der Freitag startet dann auch erstmal mit durchwachsenem Beiprogramm, das man sich beim Bummeln übers Gelände nebenbei geben kann. Die Tschechen-Fäkal Grinder GUTALAX sind nicht wirklich lustig und können nur eine Handvoll Nasen bewegen, MAGRUDERGRIND agieren zwar technisch wesentlich beschlagener, reißen aber auch nicht mehr.
Da wecken doch eher die Schweden DR.LIVING DEAD! auf, die allerdings eigentlich mit ihrem 80er-Gedächtnissound aus SUICIDAL TENDENCIES (auch optisch natürlich!), ANTHRAX und Konsorten nicht wirklich aufs Festival passen, aber dennoch schon wesentlich mehr Oldschooler in ihren Bann ziehen. Was sicherlich auch an der engagierten Performance, knalligen Songs und dem neuen Fronter Dr. Mania liegt.
Ihren bislang größten Gig bestreiten heute die Spanier GRAVEYARD, die mit ihrem oldschool-Death Metal vornehmlich schwedischer Gangart nach und nach immer mehr punkten können, da man im Verlaufe des Sets auftaut und sich nicht mehr rein auf die Instrumente konzentriert.
Die exotischen Japaner COFFINS überraschen danach mit energisch vorgetragenem slow-Death Metal und erstaunlich verständlichen Ansagen, womit man jede Menge Banger begeistern kann. Es gibt also auch abseits der großen Namen noch so einiges zu entdecken!
Komplette Vollhonks wie Kvarforth mit SHINING braucht man dagegen nirgends, shocking is da auch nix. Musikalisch ist das Ganze zwar nicht völlig kacke, aber auch nicht wirklich wichtig. Kann man die Gagen-Kohle nicht in wertvollere Kapellen stecken??
So richtig wirklich wichtig sind auch GRAND SUPREME BLOOD COURT nicht, wenn auch wesentlich gehaltvoller. Doch trotz der beteiligten Mucker von HAIL OF BULLETS/ ASPHYX reißt man mit dieser Spielwiese erstaunlich wenig, denn die Mucke drückt wie ein Bastard aus eben jenen Combos. Da liegt dann auch das kleine Problem, denn es klingt alles einfach zu sehr nach den Hauptbands ohne deren Extraklasse zu erreichen. Martin van Drunen ist immer grandios, aber so langsam verzettelt man sich in zu vielen Spielwiesen in zu kurzer Zeit, worunter irgendwann die Qualität leidet. Guter Gig, mehr nicht.
Wirr wie auf den Scheiben agieren die vom ehemaligen BENEDICTION- und BOLT THROWER-Fronter Dave Ingram gefronteten ANAAL NATHRAKH, deren Mix aus Death/ Black Metal und Grindcore aber häufig zu nah am Chaos scheppert, als dass man nachhaltigen Eindruck schinden könnte.
Da kann man sich nebenbei gut kulinarisch versorgen und Kraft sammeln für einen der letzten Gigs der Schweden-Institution VOMITORY, die mit ihrem Highspeed-UrDeath Metal voll den Nerv der Meute treffen, auf der Bühne abgehen als gäb´s kein Morgen und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Totaler Abräumergig! Hoffentlich machen die Jungs doch irgendwann weiter.
Weshalb die Iren PRIMORDIAL andauernd über den grünen Klee gehoben werden, wird sich mir wohl nie erschließen. Natürlich ist Fronter Alan äußerst charismatisch und einzigartig, aber letztendlich zählen ja nun mal die Songs und da breitet sich einfach zu häufig elegische Langeweile aus. Tracks wie „The Coffin Ships“ sind schon amtlich, aber richtige Begeisterung löst das nicht aus bei mir… was bei einem großen Teil des Publikums wiederum anders aussieht.
UNLEASHED sind live immer eine Bank, trotz in letzter Zeit etwas zu blackiger Albenklamotten.
Da reiht sich Granate an Granate und dennoch erwischt man sich dabei, das Ganze nur phasenweise intensiv zu verfolgen. Klarer Fall von zu oft gesehen. Die Meute tobt dennoch wild, auch wenn erneut zu wenig Klassiker der Frühwerke geholzt werden.
Dass auf dem PSOA immer noch derbster Sound am Meisten gefragt ist, beweist sich einmal mehr bei DYING FETUS, die mächtig wie Bolle das komplette Gelände auf links bügeln und genauso brutal wie tight sind. Die Doppelgrowlfront Sean und John ist mal wieder grandios, technisch sind die Jungs eh über jede Kritik erhaben. Wegen solcher Killerbands fährt man zum Party.San!
Das der Headliner HYPOCRISY das nochmal locker toppt, war vorher nicht unbedingt zu erwarten. Zwar ist das neue Werk „End of Disclosure“ DIE Macht, aber auch für Tägtgren & Co gilt das „zu oft gesehen“-Siegel. Eigentlich. Denn der Jungbrunnen, in den die Jungs anscheinend gefallen sind, setzt sich auch auf der Bühne fort und so brechen schon mit dem Überopener und Titelsong des aktuellen Killerwerks komplett alle Dämme und über das ganze Gelände sieht man nur noch kreisende Matten und Mitbrüllende, sich in den Armen liegende Metalheads… was uns allen am Tag danach ein wenig zum Aua-Verhängnis werden sollte. Aber heute ist heute und heute räumen Hypo dermaßen ab, wie ich sie seit mindestens 10 Jahren nicht mehr gesehen habe (und das waren so einige Male…)! So angepisst und aggressiv war Mr. Tägtgren schon Ewigkeiten nicht mehr am Mikro, selbst melodischere Songs wie „Roswell 47“ knallen dermaßen ins Mett, das man glatt vergisst, die Songs eigentlich schon komplett über zu haben. Völlig zu Recht stehen aber auch zahlreiche neue Abrissbirnen im Programm und fegen ebenso gnadenlos übers Gelände, wie alte Schoten. „44 Double Zero“ als angehender Bandstandard oder das knüppelnde „Tales of thy Spineless“ stehen Sachen wie „Fractured Millenium“, „Eraser“ oder „Osculum Obscenum“ in nichts nach. Der volle Festivalground dreht durch, Verfasser und Kollegen im Kollektiv mit, geiler geht nich! Das wird natürlich noch ausgiebig im Partyzelt weitergefeiert…
SAMSTAG
Nach einem solch vollkommen zerstörerischen Vortag kommt man am 3.Festivaltag natürlich erstmal nur schwer in die Puschen. Trotzdem muss man unbedingt um 12 vor der Bühne stehen, denn SKELETAL REMAINS darf man keinesfalls verpassen. Zumindest wenn man immer noch auf die göttlichen DEMOLITION HAMMER abfährt, denn an eben jene erinnert der Sound der Amis um FUELED BY FIRE-Klampfer Chris Munroy ein ums andere Mal. Mit enormer Wucht und derbster Spielfreude kloppen die Jungs ihr formidables Debut „Beyond the Flesh“ in Gänze, zünden aber im Gegensatz zum GORGUTS-Cover live eine noch viel größere Bombe und prügeln inklusive Gaströhrer Marc Grewe den MORGOTH-Burner „Body Count“ in die erstaunte Meute, die trotz der frühen Tageszeit mächtig steil geht! Was ein geiler Tagesbeginn.
Da muss man danach erstmal eine kleine Pause einlegen und die Doomer PROCESSION und die ebenfalls recht zähen HOODED MENACE an den Ständen verfolgen.
So ist man zu DEMONICAL wieder fitter und kann sich über eine Dosis Ur-Schwedischen Death Metal freuen, was auch die recht zahlreich versammelte Meute so sieht und die Jungs um CENTINEX-Urgestein Martin Schulman ordentlich abfeiert. Geiles Gebretter.
Mit den Norwegern TSJUDER krächzt dann endlich eine reine ursprüngliche Black Metal-Horde los, inklusive Corpsepaint und Nagelareal. Das flinke Geschepper zieht ebenfalls eine beträchtliche Menge vor die Bühne, was sicherlich auch daran liegt, das TSJUDER in diesem Jahr als einzige das Schwert des Früh-90er Nordland-Geklirres hochhalten. Da darf man im nächsten Jahr gerne wieder etwas mehr von aufs Billing basteln…
Was folgt ist die technisch brillanteste Combo des Festivals: OBSCURA. Die Münchener zocken ihren progressiven Death Metal mit schier unglaublicher Leichtigkeit und sind dabei dennoch Brutal genug, um hunderte Matten zum Schütteln zu bringen. Das erinnert an DEATH, allerdings nur was die Verquickung von Technik-Gewichse und Brutal-Geschrote angeht. Was ne Abfahrt!
Dagegen sind HELRUNAR regelrecht entspannend größtenteils, trotz der blackigen Ausbrüche. Auch aus der Ferne macht das einen guten Eindruck und ist zum Glück meilenweit entfernt von peinlichen Kirmes-Viking/ Pagan-Trällereien der bekannten Verdächtigen.
DESASTER treten dann mal wieder richtig Arsch und fräsen gewohnt großartig ihre Version des blackigen Thrash Metals in die hungrige Menge. Neben den knüppelnden Eigengewächsen ballert man noch den SLAYER-Überclassic „Black Magic“ runter, was völlig zerstörte Banger zur Folge hat.
Jetzt heißt es schnell ins proppevolle Zelt eiern, denn die für mich wichtigste Band des Festivals lässt um kurz nach 7 zur Messe bitten: SULPHUR AEON! Dass dies erst der 2.Gig (glaub ich) der Combo ist, merkt man so gut wie gar nicht. Lediglich seinen Bewegungsradius sollte (und wird) man noch ausweiten, allerdings ist bei solch rasend schnellen und hochtechnischen Abrissbirnen auch höchste Konzentration gefordert, wenn man keine jahrelange Routine hat. Und in der Hinsicht agieren die Jungs schlicht brillant und holzen die Granaten ihres Überdebuts „Swallowed by the Ocean´s Tide“ dermaßen tight und brutal ins Zelt, dass man nur staunen kann. Über die kompositorische Brillanz konnte man sich schon beim Demo, der EP und vor allem dem Album nur wundern, hier und heute bestätigt man den exzellenten Eindruck mühelos. Das sieht das volle Zelt wohl genauso und feiert die zwischen rasend schnell, atmosphärisch und schleppend walzenden Hymnen frenetisch ab. Das stachelt die Band nur noch mehr an. Beim nächsten Besuch bitte unbedingt auf der Hauptbühne am frühen Abend, denn gegen diesen wuchtigen Orkan können die ebendort abkackenden IMPALED NAZARENE nicht im geringsten anpoltern!
Warum die deutschen Thrash-Urgesteine DESTRUCTION vor(!) den unsäglichen KORPIKLAANI auf die Bühne müssen, will sich mir nicht erschließen. Schmier, Mike und Neudrummer Vaaver machen das Beste aus der knappen Spielzeit und bretzeln nach einigen neueren Geschossen (immer geil:“Trash ´til Death“!) vornehmlich olle 80er-Kamellen unters Volk. Und da hier Fachleute auf dem Areal vor der Bühne stehen, funktionieren Gottheiten wie „Mad Butcher“, „Total Desaster“ oder „Curse the Gods“ natürlich prächtigst.
Kurz vor Ende des Sets heißt es aber wieder ins Zelt pilgern, denn die Lokalmatadore PURGATORY prügeln ihren energischen Highspeed-Death Metal in selbiges. Allerdings mit leichter Verzögerung, was dann aber nur noch mehr Nasen ins Zelt treibt. Unfassbar immer wieder, wie brutal die Jungs agieren und wie tight man trotz der meist rasenden Geschwindigkeit ist. Da reihen sich neue ultrabrutale Brecher vom aktuellen Granatwerfer „Deathkvlt-Grand Ancient Arts“ und kultige Frühwerke nahtlos aneinander, eine solch unbändige Wucht erreicht an diesem Wochenende keine andere Combo! Da geht das komplette Zelt natürlich völlig steil, von mir aus können die Jungs jedes Jahr zocken (tun sie das nicht eigentlich schon?…).
Die Zeit bis zum CARCASS-Gig kann man sich nochmal kulinarisch stärken, bevor die Eiter- und Gedärm-Grindlegende eindrucksvoll zeigt, dass mit ihr wieder voll zu rechnen ist! Auch wenn noch kein neuer Stoff präsentiert wird, es reicht locker aus, über 20 Jahre alte Kamellen durch die Speaker zu husten… wir sprechen hier schließlich von Alben wie „Heartwork“ oder „Necroticism“! Und Gottheiten wie eben „Heartwork“, „Corporal Jigsore Quandary“ oder „Incarnated Solvent Abuse“ gehen sowas von IMMER! Dazu noch u.a. monströse Ur-Grindpestbeulen wie „Exhume to Consume“, „Reek of Putrefaction“ oder Genital Grinder“ und das Publikum steht Kopf, vor allem der Verfasser… Zumal die Herren mit den beiden neuen Jungs technisch noch nie besser waren und Jeffs asiges Geröchel formidabel wie anno dunnemal tönt. Fetter Sound, geile Lightshow, typisch zurückhaltende Bühnenaction, endgeiler Gig!
VENOM werden bis zur Rente von Cronos (die ja immer näher rückt…) von ihrem Legendenstatus bis Mitte der 80er zehren, was anderes will ja auch keiner hören. Das beweist die heutige Setlist, die sich fast ausschließlich auf uralte Kaputtheiten beschränkt, die ja ein Festival wie dieses bzw. deren ganzen extremen Black/Death/ Thrash-Bands erst auf den Weg gebracht haben. Über ein völlig kaputtes, unkaputtbares Überjahrhundertwerk wie „Black Metal“(1982) braucht man wohl keinem halbwegs ernstzunehmenden Metalhead was erzählen! Und so dreht der vollversammelte Mob bei Burnern wie „In League with Satan“, „The 7 Gates of Hell“, „Bloodlust“, „Witching Hour“ oder natürlich „Black Metal“ nochmal durch zum grandiosen Abschluss des PSOA 2013!
Technisch werden die Tracks natürlich viel zu gut gezockt von den Cronos-Sidekicks Dante am Schlagzeug und Rage an der Axt, was die Songs aber wenigst auch 2013 noch relevant erschallen lässt. Wieder mal ne geile Zeitreise und ein absolut würdiger Abschluss! Den man im Partyzelt noch ein wenig hinauszögern kann… denn immerhin ist es ja wieder 1 Jahr hin bis zum nächsten PSOA… seeya in 2014!
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