Ort: Berlin - K17
Datum: 12.12.2009
Eine Woche nach Erscheinen des (meiner Meinung nach) sehr gelungenen Albums „Baustoff (Popmusik für Rohrleger)“ sollte nun die sehnsüchtig erwartete und groß angekündigte Release-Konzert-Party der Berliner PATENBRIGADE: WOLFF im K17 steigen. Die Erwartungen waren hoch und ich wusste, dass es gut werden würde… aber so gut… Vorher jedoch beehrte uns ein Mann, an dem man wirklich nicht mehr vorbeikommt. Egal ob bei COVENANT, DIARY OF DREAMS oder eigenen Projekten wie ehemals HAUJOBB oder aktuell DESTROID. Für diesen Abend ging es um ein weiteres Nebenprojekt mit Namen ARCHITECT. Die Rede ist (wer es noch nicht weiß) von Daniel Myer. Die Bühne war schon für den Auftritt des Headliners prepariert, was unschwer an den vielen orangen Farbtupfern zu erkennen war. Hinter Laptop und DJ-Pult nahm nun besagter Herr Myer Position ein und begann mit einem eigens für diesen Abend kreierten Intro. Die Leute im Club versammelten sich neugierig vor der Bühne mit einem halben Meter Sicherheitsabstand. Trotz der anfänglichen Reserviertheit, war es interessant zu beobachten, wie von Stück zu Stück mehr Bewegung in die Menge kam. Das ging von anfänglichem Fußwippen bis hin zu tanzenden und feiernden Besuchern, die zu den teils chilligen und teils hämmernden Beats abgingen. Stücke wie „Unhuman“ brachten nicht nur Daniel auf der Bühne in Wallung. Konzentriert schaute er auf sein Laptop, schob Regler hin und her und drückte hier und da an den Knöpfen. Stillstehen ging gar nicht. Licht und Nebel hüllten den Alleinunterhalter ein und lenkten die Aufmerksamkeit dahin, wo sie ingehörte: auf die Bühne. Neben Stücken vom bald erscheinenden Album „Consume, Adapt, Create“ gab es auch ältere Tracks, wie zum Beispiel „A perfect Kiss, no Tongue“ vom Album „Lower Lip Interface“, in einer aktuellen Remix-Version. Genau wie „Speed OJ“ vom Album „The Analysis Of Noise Trading“ aus dem Jahre 2005. Mit „50 Mile View“ folgte ein Cover der Engländer MOUNT KIMBIE. Der kreative Sound vom Feinsten mit unglaublich feinen Klangstrukturen und Effekten zog viele der Besucher in seinen Bann. Ab und an gab es zum wummernden Sound auch spärlich gesetzte Vocals. Das abschließende „The Beauty and the Beast“ wurde mit ordentlichem und wohlverdientem Applaus belohnt. Ich für meinen Teil kann sagen, dass mir auch dieses Projekt des Herrn Myer in sehr guter Erinnerung bleiben wird.
Setlist ARCHITECT
K17 Intro
Unhuman
Awake
Fast Lane
Attack Ships on Fire
A Perfect Kiss (2009 rmx)
Pure
Wachsmuth
Speed OJ (2009 rmx)
For You
50 Mile View (MOUNT KIMBIE)
The Beauty and the Beat
Nach kurzer Pause wurde die Bühne immer mehr zur Großbaustelle verwandelt und zuletzt versperrte ein Absperrband zum Publikum ein kleines bisschen die Sicht auf die Bühne. Der Club füllte sich zusehends und ca. 20 Fans waren der Aufforderung nachgekommen, in Schutzkleidung, Westen und Helmen zu erscheinen. Schließlich sollte an diesem besonderen Abend das Projekt PATENBRIGADE: WOLFF seine neueste Veröffentlichung gebührend feiern und dies musste filmtechnisch festgehalten werden. Schon die Einladung zu diesem Event war überzeugend. Das fing mit Eintrittspreisen unter 12 Euro an und weiterhin wurden fast alle der Gastsänger vom Album für diesen Abend angekündigt. Neben den Gründungsmitglieder Sven Wolff und Lance Murdock gesellte sich auch Ausbilder Herr Bert und Azubi André Hartung (SERO.OVERDOSE) auf die Bühne. Eine wichtige Rolle spielte auch die Schubkarre, die dazu diente, diverse Kästen Bier auf die Bühne zu befördern. Als Ansager sahen wir an diesem Abend den Kriminalbiologen Mark Benecke („Medical Detectives“ VOX und „Autopsie“ RTL II), der für das neue Release eine bedeutende Rolle eingenommen hatte. Gepierct, tätowiert und biertrinkend begrüßte uns der prominente Gast standesgemäß mit Bauhelm. Die ersten Songs „Stalinallee“ und „Feind hört mit“ gingen direkt ins Bein und es war ein großer Spaß, die Akteure auf der Bühne zu beobachten. Das sich anschließende „Gefahrstoffe“ wurde an diesem Abend nicht von SARA NOXX sondern der bezaubernden Antje Dieckmann (LESEROTIQUE) in Kostüm und strenger Brille begleitet. Bei diesen bekannten Klängen stieg die Stimmung um mich herum. Oben auf der Bühne und auch davor wurde von etlichen Gästen das Geschehen mitgefilmt, was ausdrücklich erwünscht war. Das Titelstück des neuen Albums „Popmusik für Rohrleger“ kam bestens an und ein Highlight waren die Funken erzeugenden Schleifmaschinen des Ausbilders und der Azubis, die sich gegenüberstanden. Im Hintergrund untersuchte derweil der Kriminalbiologe fachmännisch im weißen Kittel und Mundschutz einen Synthesizer. Die ruhige Ballade „Dreh mir die Zeit zurück“ sang Antje Schulz (IN STRICT CONFIDENCE) im kleinen Schwarzen. Etwas schade zu dem Zeitpunkt, wo das Publikum doch gerade auftaute und sich zu den bisher treibenden Elektroklängen bewegte. Nach Schilderung eines weiteren Bauunfalls durch Mark Bennecke kam Gastsängerin Julia Beyer (CHANDEEN, TECHNOIR) auf die Bühne, die auch für das aktuelle Album ihren Gesang zum Song „Sun after the Rain“ beisteuerte. Nach den ruhigen Stücken freute ich mich umso mehr auf zwei meiner Lieblingssongs. Zum einen „Das Kraftfeld“, wo André Hartung gesanglich absolut überzeugen konnte und die Stimmung sofort wieder in die Höhe schnellte und zum anderen „Never Neverland“, bei dem die französischen Vocals von Loli Napier gesungen wurden. Spätestens nachdem der Synthesizer links fachmännisch mit Werkzeugen zerlegt wurde und die ersten „Auszieh“-Rufe im Publikum laut wurden, realisierte ich den Wahnwitz dieser Party. Die aktuelle Single „Voyage“ hatte mich vom ersten Moment an gefesselt und ich genoss jede Sekunde des herzerwärmenden Gesangs von Antje Dieckmann. Sämtliche Gastsänger versammelten sich vereint auf der Bühne und strahlten über den gelungenen Abend, der aber noch nicht vorbei war. Denn das Publikum wollte mehr und bekam mit „My Mountain“ und „Demokratischer Sektor“ noch mal einen richtigen P:W Klassiker zum Aufdrehen. Schade fand ich nur, dass PAINBASTARD Alex durch Krankheit nicht anwesend sein konnte und somit der Song „Abrissbude“ nicht live gespielt wurde.
Es folgte ein Ansturm auf den Merchandise-Stand, wo es das neue Album zum halben Preis und mit sämtlichen Autogrammen der Anwesenden gab. Schnell noch zugeschlagen und nett geplaudert. Zu Ende war der Abend dennoch noch lange nicht. So traf man auch auf der anschließenden Party den einen oder anderen Brigadier beim Feiern. Erst in den frühen Morgenstunden endete die Release-Party zu einem meiner Album-Highlights des Jahres 2009 und ich kann wirklich nur jedem ans Herz legen sich einen der spektakulären und energiegeladenen Auftritte anzusehen.
Setlist PATENBRIGADE: WOLFF
Stalinallee
Feind hört mit
Gefahrstoffe
Bauunfall 1
Einsatzbereitschaft
Zickzackfahren
Popmusik für Rohrleger
Dreh mir die Zeit zurück
Bauunfall 2
Sun after the rain
Maurerradio
Meisterschalter
Das Kraftfeld
Never Neverland
Fehler 404
Bauunfall 3
Schusswechsel
Ostberliner Bauarbeiter
Voyage
My Mountain
Demokratischer Sektor
Copyright Fotos Cathie Niemann
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