Ort: Halle (Westfalen) – Gerry Weber Stadion
Datum: 25.08.2007
Wenn in Halle/ Westfalen der Tag der hübschen und starken Frontfrauen gefeiert wird, darf der Terrorverlag natürlich nicht fehlen, insbesondere wenn der Schreiber schon seit geraumer Zeit für Alecia Beth Moore (aka P!NK) schwärmt. Das Vorprogramm bestehend aus den 2 relativ (harten) Acts DIE HAPPY/ MARION RAVEN erhöhte die Attraktivität des Events nur noch und so fanden wir uns pünktlich gegen 18 Uhr am Gerry Weber Stadion ein. Dort wird ja ansonsten oft Tennis bzw. Handball gespielt, wenn nicht irgendwelche musikalischen Schwergewichte angesetzt sind, heute pilgerten ganze Menschenmassen in die nach oben offene Schüssel, durch welche die warme Abendsonne ihre letzten Strahlen schickte. Wie so oft waren die Angaben über den Beginn der Veranstaltung relativ ungenau, dementsprechend durfte natürlich der Opener darunter leiden, der noch vor einer halb vollen Halle durchstarten musste. Natürlich dennoch eine sehr eindrucksvolle Kulisse für einen (vermeintlichen) Newcomer.
Vermeintlich, weil Marion Raven (eigentlich Marion Elise Ravn – gleich Rabe) schon eine interessante Vita vorzuweisen hat. Die gebürtige Norwegerin wurde durch ihre Zusammenarbeit mit Marit Larsen als M2M bekannt, nach dem Split führte sie ihre Karriere solo weiter, so durfte sie u.a. bereits MEAT LOAF stimmlich assistieren. Mit „Set me free“ hat sie in Deutschland gerade ein Soloalbum vorgelegt, dass es natürlich zu promoten gilt. Zusammen mit ihrer musikalischen Begleittruppe startete sie dann auch frisch von der Leber weg durch und sie konnte mit ihrer gelungenen Gesangsperformance schnell die Fans auf ihre Seite ziehen. Unbestreitbar machte die 23jährige auch optisch einiges her, wie sie da im kurzen Röckchen über die Bühne wirbelte. Zur relativ kurzen Setlist (um die 30 Minuten) gehörten u.a. „Here I am“ und die Single „Falling away“, die durchaus schon einiges an Action im Auditorium erzeugen konnten. Neben dem Gesang übernahm die Lady hin und wieder auch noch Gitarre und Keyboard, während der etatmäßige Knöpfchendreher (offensichtlich Deutscher) noch ordentlich Werbung für die Webpräsenz von MARION RAVEN machte. Mal sehen, wie hoch die Skandinavierin mit ihrem knackigen Rocksound die Karriereleiterin erklimmen wird, Potential ist jedenfalls vorhanden.
Dieses musste die nachfolgende Band natürlich nicht mehr beweisen, DIE HAPPY gehören seit vielen Jahren zur Oberliga harten „Mädchen Rocks“ und Marta Jandová zu den charismatischsten Fronterinnen. Bestens gelaunt stürmte die Dame zu ihren Jungs an den Geräten (ein Herr musizierte auf einem eigens drapierten Teppich!) und verstand es sofort, für mächtig Stimmung zu sorgen. Vor jedem Song interagierte sie mit dem Publikum, veranstaltete Wellen, Gesangsspielchen, P!NK-Lobpreisungen. Und die Leute gingen sehr gut mit, zwar mag dem einen oder anderen „Normalo“ der Gitarrensound zu heftig gewesen sein, doch die Mehrheit kam mit dem energetischen Rock sehr gut klar. Für die ca. 60 Minuten Spielzeit hatte sich das Quartett eine gute Mischung aus alten und neuen Perlen zusammengestellt, ein Teil der Anwesenden schien diesbezüglich auch nicht völlig unbedarft gewesen zu sein. Ganz vorne wirkte sogar ein kleiner Fanclub. Ob „Big Boy“, „Big Big Trouble“, “The Ordinary Song” (mit ganz viel Publikumspartizipation), die Geschlechterhymne “I am” oder das vergleichsweise brettige “Supersonic Speed” – das Gerry Weber Stadion rockte und die Ulmer dürften den ein oder anderen neuen Fan gewonnen haben. Ein Anheizer, wie er im Buche steht.
Eine gute halbe Stunde später war dann die Bühne für den Hauptact des Abends vorbereitet. Der Backdrop verriet auch dem letzten Unwissenden den Namen, der im folgenden für Unterhaltung sorgen sollte: P!NK stand dort in ebensolcher Farbe, eingerahmt von 2 drachenartigen Wesen. Nachdem sämtliche Musiker von P!NKs Begleitband ihre Plätze eingenommen hatten (Gitarrist, Drummer, Bass, 2 stimmgewaltige Backgroundsängerinnen, sowie 2 außerordentlich gute Keyboarder, der weibliche Teil davon später auch einmal an der Klampfe) erschien dann schließlich Frau Moore in einem wie erwartet sexy Outfit plus Sonnenbrille. Die hatte aber bereits nach kurzer Zeit ihre Schuldigkeit getan und der fetzige Beginn mit „Trouble“ und „Just like a Pill“ ließ die Massen sogleich kollektiv ausrasten. Auch auf den Tribünen hielt es nun keinen mehr auf den Sitzen, jeder klatschte oder wiegte sich im Takt, während die bildhübsche/ austrainierte Sängerin die Bühne in ihrer ganzen Breite ausnutzte. Immer wieder suchte sie Kontakt zum Publikum, das sich seinerseits mit vielen kleinen Geschenken revanchierte. „It’s the small things in life that count“ erwiderte die blonde Amerikanerin dann auch, die mit einem Kuscheltier posierte und mehrere Sitzbezüge (?!) für ihren privaten Hausstand mit nach Hause nehmen durfte. Auffällig die Reduktion auf das Wesentliche, das hier war eine Rockshow mit Gitarren-, Drum- und Keyboardsoli, keine Selbstinszenierung in immer neuen Verkleidungen, wie man es von Popsternchen kennt. Offensichtlich hat Frau Moore ihren musikalischen Hafen gefunden. Das bewegende „Dear Mr. President“ wurde im Sitzen mit den beiden farbigen Backingdamen performed, hierzu merkte Alecia an, dass sich das Präsidentenkapitel dann ja spätestens in einem Jahr erledigt haben wird (mal sehen, wer sich dann nach den Wahlen neuer Chef im Weißen Haus nennen darf). Neben lasziver Tummelei auf den Monitorboxen beglückte P!NK dann zumindest 2 Anwesende auch mit Original Drumsticks, ein typischer Bestandteil ihrer Show. Nach gut 70 Minuten war dann der Hauptteil relativ überraschend bereits beendet, es folgte eine kleine Pause für Zugabebekundungen und Klamottenwechsel. Zurück kam der Wirbelwind mit einer löcherigen Jeans, nicht mehr ganz die Mode Anno 2007, aber bei dieser Figur absolut verzeihlich. Es folgten noch etwa 10 Minuten Verlängerung, so wurde „Get the Party started“ mit „Sweet Dreams“ gekreuzt, wobei schlussendlich die Musiker noch ein wenig ohne ihre Anführerin jammten, bevor dann bereits Licht und Musik vom Band das Ende des Abends ankündigten. Es war nicht zu überhören, dass manch einer 1h 20 Spielzeit für den nicht unbedingt niedrigen Eintrittspreis etwas gering erachtete, insbesondere Leute, die aus Geschmacks- oder Zeitgründen die beiden Support Acts nicht genießen konnten/ wollten, mögen so gedacht haben. Alles in allem aber ein eindrucksvoller Abend, soundtechnisch wie optisch, womit ich nicht nur die opulente Lichtanlage meine…
P.S.: Etwas VIP-Tratsch, unter den Anwesenden auch „König“ Artur Wichniarek und Bernd „Kozze“ Korzynietz von Arminia Bielefeld, die nach ihrem Sieg allen Grund zum Feiern hatten.
Copyright Fotos: Thomas Nattermann (aufgenommen in Mannheim!)
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