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POEMS FOR LAILA

Ort: Berlin - Frannz

Datum: 13.04.2005

In Berlin ticken nicht nur die Uhren, sondern auch die Leute ein wenig anders. Wenn ein Bier mit Fanta gemischt wird, ist es ein Radler, wenn es mit Sprite aufgefüllt wird, heißt es Alster. (Bayern würden sich wohl ob dieser Verballhornung gruseln…) Und wenn von einer eigentlich fünfköpfigen Band nur zwei Mitglieder auf der Bühne stehen, dann firmiert die Tour trotzdem unter dem Bandnamen POEMS FOR LAILA. Mit dem freundlichen Zusatz in Klammern: „Duokonzert“. Das ist in der 17jährigen Bandgeschichte der Berliner mal was anderes, das macht neugierig, das wurde im Lokalradio ausgiebig angekündigt. Und so ist es dann auch kein Wunder, dass das Auftaktkonzert der Duotour ausverkauft ist und dass sich das Frannz schnell mit Leuten aller Altersklassen füllt, darunter auch erstaunlich junge Mädchen. Nachdem ich noch mit dem Barkeeper über den Namen meines präferierten Getränks diskutiert und mich schlussendlich diplomatisch für ein „Bier mit Zitronenlimo“ entschieden habe, postiere auch ich mich strategisch günstig im Zuschauerraum und harre der Dinge, die da kommen sollen.

Ein wenig lassen uns Nikolai Tomás und Anne Wolff warten, doch dann betritt Nikolai unter Jubel die Bühne, nimmt auf einem der zwei Barhocker Platz und stimmt das Publikum mit einem Medley aus alten POEMS-Klassikern auf den Abend ein. Nach dem vierten Lied kommt endlich die blonde Anne im sommerlich-bunten Gypsylook mit dazu und begeistert durch ihre Vielseitigkeit. Während Nikolai „nur“ zwischen den verschiedenen Gitarren wechselt, übernimmt Anne diverse Percussion-Elemente, spielt Geige oder schnallt sich auch mal das Akkordeon um. Augenfällig das viele deutschsprachige Material, neben älteren Sachen werden vor allem Lieder aus dem letzten Album „Frühstück in Budapest“ geschöpft und ein paar Neuigkeiten präsentiert. Auch in solch reduzierten Versionen machen die Indiepopsongs der Berliner Laune. Zwischen bittersüß und augenzwinkernd singen Nik und Anne von Liebe, Leid und Leben. Und die Zuschauer genießen die intime Atmosphäre, die z.B. bei „Suche nach dem Glück“ mit der wimmernden E-Gitarre aufkommt. Es muss nicht immer knüppeln, um mitgerissen zu werden, die leisen Töne machen großen Eindruck im Frannz.

Völlig humorlos geht es selbstverständlich nicht auf der Bühne zu. Das ohnehin schon ironische „Linda“ wird mit einer frisch erworbenen Ukulele veredelt, deren begrenztes Lautstärkepotential und die darauffolgenden Problemlösungsversuche haben die Lacher auf ihrer Seite. Auch „Egal“ und das bejubelte „Arsch aus Berlin“ bringen frischen Wind und schmunzelnde Gesichter. Natürlich kommen die beiden für Zugaben zurück; Nikolai hat das Jackett im Backstage gelassen, klemmt seine Zigarette an die Gitarre und bringt mit „Doscyk, Doscyk“ doch endlich einen der russischen PFL-Songs, der enthusiastisch aufgenommen wird. Mit furiosem Finale verabschiedet man sich ein weiteres Mal, tritt aber wieder vors Publikum. Nikolais verschmitzter Kommentar à la „Hobbythek“-Meister Jean Pütz: „Wir haben da noch was vorbereitet…“ Und wahrlich, das möchte man nicht missen. Nach „Vielleicht“ kommt Dynamik ins Bühnengeschehen. Saßen bisher beide eher statisch auf ihren Hockern, tritt Anne nun zum Gitarrero und „Morning After“ wird regelrecht lasziv, ironisch und einfach wundervoll dargeboten. Ein Duett der Stimmen, der Blicke, der Körper. Mit diesem harmonischen Bild geht das Konzert der beiden LAILAs zuende und reichlich 400 Menschen spazieren durch eine laue süße Frühlingsnacht neuen Großstadtzielen entgegen. Und sei es nur ihr Zuhause…

Setlist POEMS FOR LAILA
Medley: Time away – Russian Billy – Now you’re gone
Luftleerer Raum
Wenn ich geh
Alles wird gut
Umgestalten
Weiß nicht, wie lange
Suche nach dem Glück
Liebe kommt, Liebe geht
Everlasting doubts
Apologia
Nur mein Herz
Linda
Egal
Engel
Arsch aus Berlin

Vielleicht
Doscyk, Doscyk

Weißt du noch
Morning After

Copyright Fotos: Antje Wagler

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