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POLARKREIS 18 – A HEART IS AN AIRPORT

Ort: Osnabrück – Kleine Freiheit

Datum: 08.11.2007

Fast auf den Tag genau 18 Jahre nach dem Fall der Mauer gastierten gleich zwei ostdeutsche Bands in der Kleinen Freiheit. Aber die Frage nach Ost und West steht glücklicherweise heute nicht mehr zur Debatte, so dass wir uns ausführlich der dargebotenen Musik widmen können. POLARKREIS 18 aus Dresden, die Anfang des Jahres ihr selbstbetiteltes Debüt in die Plattenläden gebracht haben, machen sphärischen Indie-Pop mit starken elektronischen Einflüssen. Das bescherte den Elbstädtern im vergangenen Jahr den zweiten Platz beim „f6 Music Award“, dem größten Newcomer-Förderpreis der neuen Bundesländer und in der Heimat spielte man auch schon vor 1.000 Zuschauern im Schauspielhaus, wo man Standing Ovations erntete. Ganz so viele waren es in Osnabrück nicht, aber die Kleine Freiheit zeigte sich doch mit ca. 150 Zuschauern zumindest gut gefüllt.

Zuerst waren allerdings A HEART IS AN AIRPORT aus Leipzig dran. Das Quartett existiert erst seit einem halben Jahr, blickt jedoch bereits auf langjährige musikalische Erfahrung in anderen Bands zurück und präsentierte neben Songs des brandneuen Mini-Albums „Splinter Skills“ auch ganz neue Stücke, die noch auf einen Namen warten. Los ging es mit einem dieser namenlosen Tracks, der sich sehr getragen gab und von einem im Sitzen agierenden Sänger vorgetragen wurde, der gleichzeitig die sechs Saiten zupfte. Ihm zur Seite ein weiterer Gitarrist, nebst Bassist und Schlagzeuger. Mit deutlich treibenderem Tempo ging es weiter, bevor sich mit „The Crack In Your Tragedy“ ein sehr schöner Song anschloss, der eine anheimelnde Wohnfühlatmosphäre schaffte, während draußen Regen für eine ungemütliche Witterung sorgte. „From Rooms I Don’t Fit In“ veranlasste ein Pärchen gar zum Tanzen, die übrige Zuhörerschaft hielt den obligatorischen Sicherheitsabstand von zwei Metern zur Bühne. Mit einem Cover namens „From Across The Sea“ der schwedischen Alternative-Rocker JENIFEREVER ging’s weiter und kamen A HEART IS AN AIRPORT zum interaktiven Teil bzw. Serviceteil ihres Gigs. So nannte die Band es jedenfalls und versprach demjenigen, der zuerst erkannte, wer hier gecovert wurde, eine CD. Die Osnabrücker Indies zeigten sich jedoch ob der Frage überfordert, zollten jedoch freundlichen Applaus. Beim drumsbetonten „Soul Fishing“ kam dann noch ein Keyboard zum Einsatz und wurde der Sound insgesamt flotter. Auch die folgenden Titel „Not Save At All“, „Oh Irony!“ und „My Sleeping Jacket“ verbanden zarte Gitarrenakkorde mit schönen Melodien, welche die Füße wippen ließen. Summa summarum 40 Minuten gefühlvoller Gitarrenpop mit Singer-Songwriter-Einschlag und Indie-Attitüde.

Setlist A HEART IS AN AIRPORT
Ohne Titel
Ohne Titel
The Crack In Your Tragedy
From Rooms I Don’t Fit In
From Across The Sea
Soul Fishing
Not Save At All
Oh Irony!
My Sleeping Jacket

20 Minuten später erklang dann ein Intro aus dem Off und die Zuschauer in den Zwanzigern nahmen nahe der Bühne Aufstellung. Überraschenderweise legten die sechs Mitglieder den Weg zur Stage als eine Art Prozession zurück. Angeführt von einer Akustikgitarre bahnte sich das Sextett singend seinen Weg durchs Publikum. Wie üblich waren die Herrschaften ganz in weiß gekleidet, allerdings mussten wir auf den viel gerühmten Klangfilm, der die Musik bei Liveauftritten häufig begleitet, verzichten. Stattdessen sorgte „Dreamdancer“ von der Debütlangrille für erste wohlige Schauer, wobei Felix Jäger seine Stimme nicht so sehr ins Falsett schraubte, wie er dies auf der Platte tut. Einen ganz neuen Titel gab es mit dem „Phil Song“ zu hören, bei dem das bunte Instrumente tauschen einsetze. Abgesehen vom Bassisten und Drummer, wechselten die Protagonisten schon mal zwischen Gitarre, E-Piano, Keyboard, Xylophon, Tamburin und Trompete und bewiesen so ihr handwerkliches Können. Die kompositorische Vielseitigkeit konnten sie ebenfalls erfolgreich unter Beweis stellen. Sei es mit diesem etwas sperrigen Track oder dem temperamentvollen „Cristal Lake“, welches umgehend in die Beine ging und Felix erneut zu stimmlichen Höhenflügen verleitete. Dass POLARKREIS 18 und A HEART IS AN AIRPORT miteinander auch freundschaftlich verbunden sind, zeigte die Aufforderung, noch mal für den Support zu applaudieren, bevor es mit „Comes Around“ weiter ging. Langsam kam auch Bewegung ins Auditorium, nachdem Felix unter Verzicht des Mikros erneut in den höchsten Tönen gesungen hatte und der anfangs eher ruhige Song ordentlich an Fahrt aufgenommen hatte. Ein langer instrumentaler Einstieg erwartete uns bei „Stellaris“, bei dem Fronter Felix die Tasten des Keyboards bediente und erneut die Trompete zum Einsatz kam. Ein eher stiller Titel, der jedoch über eruptive Einsprengsel verfügte. Treibende Sounds beherrschten das instrumentale „Trio“, bei dem sich nicht mehr die gesamte Kapelle auf der Stage befand, man aber tanzend und klatschend zurück auf die Bühne kam. In voller Besetzung schloss sich „Under This Big Moon“ an. Anfangs sehr getragen, kam im Laufe der Darbietung wieder mehr Leben ins Geschehen, bevor es mit „Duschwein“ experimentell wurde und auf der Bühne eine wahre Session gefeiert wurde. Nach diesem Ausflug in neuere Gefilde, kehrten POLARKREIS 18 mit „Look“ erneut zu einem Song ihres Albums zurück, der gleichzeitig das Ende des regulären Sets einläuten sollte. Es durfte wieder getanzt werden, während Christian Grochau verbissen auf seine Drums eindrosch. Einen wirklich entspannten Eindruck machte der Gute den ganzen Abend über nicht, hier und da huschte jedoch auch mal ein Lächeln über sein Gesicht, daher nehme ich mal an, dass er Spaß an seinem Tun hatte. Auf jeden Fall hatten die Anwesenden Spaß an POLARKREIS 18 und verlangten deshalb nach mehr. Allerdings kam nur Felix zurück auf die Stage und vermittelte zunächst den Eindruck, als wolle er mit dem Abbau beginnen, doch sollte dies nur ein kleiner Schockmoment fürs Publikum sein. Stattdessen setzte er sich ans E-Piano und legte ein sehr emotionales Solo hin. Zum finalen „Somedays Sundays“ kehrten auch seine Kollegen zurück und ließen es noch einmal krachen. Inzwischen hatten auch die Hasestädter erkannt, dass dies die letzte Gelegenheit zum Tanzen war und agierten entsprechend. Um 23.45 Uhr wurde ein letztes Mal applaudiert, dann verabschiedeten sich POLARKREIS 18 endgültig.

Fernab vom Pop-Einerlei konnten die Dresdner auch ihr Osnabrücker Publikum in ihren Bann ziehen. Der Mix aus Gitarren-Pop, Electro und experimentellen Einflüssen hebt sich angenehm aus der Masse heraus und wusste auch live bestens zu gefallen.

Setlist POLARKREIS 18
Dreamdancer
Phil Song
Cristal Lake
Comes Around
Stellaris
Trio
Under This Big Moon
Duschwein
Look

Solo Felix
Somedays Sundays

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