Ort: Hannover - Musikzentrum
Datum: 10.04.2010
POWERWOLF gastierten, supportet von THE NEW BLACK und MAGISTRAIUM, Anfang April im Musikzentrum zu Hannover. Der lokale Opener MAGISTRAIUM passte stilistisch gesehen mit zwar unspektakulärem, aber dafür spielfreudig dargebotenem True Metal gut zum Headliner, etwas, was man von THE NEW BLACK nicht gerade sagen kann…
Als MAGISTRAIUM zehn Minuten vor dem offiziellen Konzertbeginn ihr Set starten, sind die Reihen noch licht im Musikzentrum. Wo sich Hannovers Metaller wohl Samstagabend herumtreiben? Die Musiker lassen sich davon aber nicht beeinflussen. Sie rocken geradewegs los und besonders ihr Frontmann wirkt extrem motiviert, agil und gibt einfach alles, sucht ständig die Nähe zum Publikum und ist auch noch recht gut bei Stimme. Das Songmaterial der Jungs ist zwar denkbar unspektakulär, mehr als simplen True/ Heavy Metal von der Stange gibt es nicht zu hören, wird dafür aber mit solcher Inbrunst vorgetragen, so spielfreudig aufbereitet, das man den Jungs einfach nur wohlgesonnen sein kann. Somit zogen sich MAGISTRAIUM mehr als nur achtbar aus der Affäre. Gut gemacht!
THE NEW BLACK machen dann erst einmal auf mächtig dicke Hose. Mit viel Getöse, eindrucksvoller Lightshow, viel zu lautem Sound und einem Frontmann, dessen Ego kaum in die Halle zu passen scheint, legen die Buben los. Tja, nur leider ist es kein Metal, der da geboten wird. Strunzlangweilige Rock (’n’Roll)-Musik, die einfach nicht ins Programm des auf Heavy Metal ausgelegten Abends passt, aber dafür perfekt dargeboten wird. Ja, ich muss es einfach mal ganz subjektiv sagen: THE NEW BLACK sind zu keinem Deut meine Baustelle, not my cup of tea, nicht mein Methorn… Objektiv betrachtet sind sie allerdings wohl die routinierteste und professionellste Band des Abends und lieferten einen technisch perfekten Auftritt, bei dem alles stimmte. Das ganze wirkte so perfekt, dass es mir fast schon klinisch steril und zu glatt erschien. Ein beträchtlicher Teil des Publikums genoss aber den modernen Rocksound der Band, wohingegen die Leute, die ausschließlich Bock auf Metal hatten an die Theke oder in den Vorraum flüchteten. Was THE NEW BLACK machen, machen sie perfekt – gefallen tut es mir persönlich aber dennoch nicht.
Und dann war es soweit. Der Bühnenaufbau erinnerte an eine Kathedrale mit lauter Kirchenfenstern, die Intromusik der düster beleuchteten Bühne klang düster sakral, die Musiker von POWERWOLF kamen geschminkt wie eine Black Metal Band auf die Bühne und eröffneten ihr nur so mit Hits gespicktes Set mit „We Take It From The Living“. Das Stimmungsbarometer ging sofort von Null auf Hundert und die Band und die Meute bildeten fortan eine eingeschworene Gemeinschaft. Es ist unglaublich, wie viel Spielfreude und puren Spaß am Heavy Metal POWERWOLF rüberbringen. Egal, welcher Song gespielt wurde, die Meute vor der Bühne feierte gnadenlos ab und einen wirklich miesen Track hat die Band wohl auch nicht im Programm. Egal ob es nun alte Songs wie „Mr. Sinister“ sind, oder die kongenialen neueren Nummern à la „Panic In The Pentagram“, alles wird ekstatisch zelebriert. POWRWOLF haben aber auch einen besonderen Trumpf in der Hinterhand, zusätzlich zu ihren einfach großartigen Hits, der heißt Attila und ist der Sänger der Band. Der Typ, der aussieht, wie eine etwas schwergewichtige Version KING DIAMONDs, sang nicht nur wie ein junger Gott, obwohl er sich beim Publikum entschuldigte, dass er erkältet wäre und deswegen nicht so gut klänge (wie klingt dieser Mann, wenn er gesund ist?!), was Blödsinn ist, denn der Gesang war großartig, nein, der Mann ist ein echter Entertainer. Er unterhält die Menge mit witzigen und (selbst)ironischen Ansagen und Geschichten, so dass das ganze wie ein Hybrid aus einem IRON MAIDEN-Konzert und einem Auftritt von ATZE SCHRÖDER wirkte und höchst unterhaltsam war. Egal, ob er sich von Hannovers Szene-Ikone Dirk Riedemann einen Wodka ausgeben ließ, über Morgenlatten – bei „Resurrection By Errection“ – diskutierte, erzählte, wie er nach einem Konzert geschminkt in eine Führerscheinkontrolle kam, oder einem Fan in München versehentlich eine Bühnerequisite an den Kopf gehauen hat, man klebte dem Herren an den Lippen und schüttete sich zwischen den Songs aus vor Lachen. Die Stimmung kochte förmlich über und selten war die Verbindung zwischen Künstlern und Zuschauern so intensiv, wie hier.
POWERWOLF zeigten sich sichtlich ergriffen von der Reaktion des Publikums in Hannover und legten eines der genialsten Konzerte hin, welches ich in den letzten 25 Jahren gesehen habe. Einfach nur göttlich. Wie sagte der Typ neben mir doch so passend: „So eine Stimmung ist sonst nur bei IRON MAIDEN oder SLAYER!“ Tja, recht hat er. Wer hier nicht war, der hat wirklich was verpasst und wer POWERWOLF nicht kennt, sollte überlegen, ob er wirklich Metaller ist… Passend dazu auch die fairen Merchandisepreise von 12.-€ für ein Shirt und 10.-€ für eine CD. POWERWOLF haben an diesem Abend alles richtig gemacht. Genial!
Copyright Fotos: Olaf Brinkmann
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