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PSYCHE – THE RORSCHACH GARDEN

Ort: Rostock - Mau-Club

Datum: 16.05.2007

„Electro-Party mit Live-Acts“ stand auf dem Programm meines Lieblingsclubs M.A.U am Abend vor dem Vatertag. Ein günstiger Termin zum Feiern und Ausschlafen am nächsten Morgen. Außerdem sollte das Line-Up mit PSYCHE und den Retro Elektronikern von THE RORSCHACH GARDEN Liebhaber facettenreicher, elektronischer Musik anziehen. Das Konzept schien nicht ganz aufzugehen, denn eine Stunde nach Einlass warteten nur circa 50 Leute auf den Beginn. Nach weiterer Wartezeit ging es dann aber endlich los und Sänger Philipp Münch sowie Babsi Teichner am Synthesizer begannen als THE RORSCHACH GARDEN mit „Isolation“ ihr Set. Minimal-elektronischer Sound gepaart mit Sprechgesang und einem melodischen Refrain, so stellten sie sich dem Rostocker Publikum vor. Bereits seit 1988 existiert das Projekt von Philipp Münch, welches normalerweise als Trio auftritt. Nach „Robot Song“ vom Debütalbum, folgte der französisch gesungene Titel „Le Jour dernière“. Schön, melancholisch und fesselnd im 80iger Retro-Look führte er zu Bewegung im Publikum. Der Clubhit „State Protection“ vom Debütalbum ging dann etwas schneller los und auch Philipp sorgte auf der Bühne für mehr Bewegung, indem er mit großen Schritten vor und zurücktrat. Die analogen Synthie-Sounds konnten begeistern und die wenigen Gäste ordentlich in Stimmung bringen. Vom aktuellen Album „The Toy Factory“ folgte nun das verspielte und mit minimalistischen Arrangements ausstaffierte „The inner Screen“. Etwas ungewöhnlich erschien mir der monotone Gesang, welcher sich durch den gesamten Auftritt zog. Der Ohrwurm „Catch your Fall“ entwickelte sich mit seinen sanften, fast zerbrechlichen wirkenden Vocals und den Synthie-Pop Klängen sofort zu einem meiner Favoriten. Philipp suchte den Kontakt zum Publikum, kündigte jeden Song an und erzählte kleine Anekdoten, was ihn noch sympathischer erscheinen ließ. Weitere Songs vom neuen Album waren „Society“ und „Click, Click“. Letzter wieder ein Garant für gute Stimmung und ein tanzendes Publikum. Eine Coverversion der 80er Band THE CATCH gab es im Anschluss mit „25 Years“ und als Hommage an die Ostsee kündigte Philipp den Titel „Holiday Site“ an. Die Stimmung war gut und getanzt wurde ebenfalls ordentlich. So wurde es Zeit für den Höhepunkt der Show, als Darrin Huss vom Headliner auf die Bühne gerufen wurde. Freudestrahlend trat dieser aus dem Publikum hervor und gemeinsam stimmten die beiden den zusammen aufgenommenen Song „Life is a Combat“ an. Im Gleichschritt tanzten Phil und Darin über die Bühne. Beide hatten sichtlich Spaß und performten den eingängigen, tanzbaren Song, der ebenfalls auf dem aktuellen TRG-Album zu finden ist. Unter Beifall und grinsend wurde die Bühne geräumt.

Doch nicht für lange, denn wenige Minuten später erschien der aktuelle PSYCHE-Keyboarder Stefan auf der Bühne und ganz unspektakulär auch Darrin Huss hinter ihm. Das Electro-Duo harmonisierte in dieser Konstellation prächtig und beide hatten von Anfang an eine Menge Spaß. Insgesamt wirkte der gesamte Gig sehr improvisiert, was aber gerade erfrischend war und bewies, dass Darrin durch seine 20jährige Bühnenerfahrung ein Vollprofi ist. Den Anfang machte auch gleich der Uralt-Song „The Crawler“, wo Darrin von 0 auf 100 kam und seinen irrwitzigen Tanzstil vorführte. Wild mit den Armen rudernd, hüpfend und singend steckte er die Anwesenden mit seiner guten Laune an, lachte und feierte sich selbst. Sehr sympathisch der kleine Kanadier, der seine Songs in einer Mischung aus englischen und deutschen Sätzen ansagte. So auch die allseits bekannten Clubhits „The Beyond“ und „15 Minutes“, die in frischen und überarbeiteten Versionen vorgetragen wurden. Immer wieder wurde das Publikum einbezogen und Songwünsche entgegen genommen, die prompt umgesetzt wurden. Nach „Misery“ kündigte Darrin einen seiner favorisierten Titel an. „Tears“ verschaffte allen etwas Zeit, um zu verschnaufen und man konnte genüsslich der ausdruckstarken und unverkennbaren Stimme lauschen. Ein Stimmungshöhepunkt erreichte das Duo mit einer besonderen Remix-Version von „Unveiling the Secret“, wo etliche NITZER EBB Hits angespielt wurden. Damit machte PSYCHE allen so richtig Lust, sich das aktuelle Werk „Unveiling the Secret 2.0“ zu Gemüte zu führen, auf dem ganze 12 Remixe dieses Klassikers zu finden sind. Die lautstark geforderten Hits „Santuary“ und „September Moon“ ließen auch nicht lange auf sich warten und brachten alle Anwesenden ordentlich zum Schwitzen. Extra für den Elektrisch Sampler 2 wurde „Angel Lies Sleeping“ geliftet und den Rostockern an diesem Abend vorgestellt. Ein wunderschöner Song! Weiter ging es mit viel Bewegung und „Gods and Monsters“. Ein kleines Ratespiel kündigte das grandiose „Goodbye Horses“ an und sorgte für Gänsehaut pur, während Darrin sich noch mal so richtig reinkniete und seine Stimme wahre Kunststücke vollbringen ließ. Schon einige Male habe ich erlebt, dass bei diesem Titel eine ganz einzigartige Atmosphäre entsteht, die sich von traurig über gerührt bis angespannt hinzieht. Auf alle Fälle ein großartiger Abschluss des Konzertes. Doch an diesem Abend war es noch nicht zu Ende. Das Publikum verlangte nach mehr und bekam „Prisoner to Desire“ und „Murder in your Love“. Darrin zeigte sich weiter in Bestform und die Zuschauer in Partystimmung. Die Coverversion von SOFT CELLs „Sex Dwarf“ bildete den krönenden Abschluss und zeigte uns Darrins wahren Helden der 80iger. Noch immer steckte dieser voller Energie und wie aufgezogen stampfte und zappelte er lachend und singend auf der Bühne herum.

Schade, dass PSYCHE als Vorreiter so vieler elektronischer Musikstile nicht mehr Popularität hierzulande genießen. Live sind sie immer wieder ein Genuss und Garant für viel gute Stimmung. Die Feierwütigen konnten sich auf der anschließenden Electro-Party weiter verausgaben. Nur ein bisschen mehr Publikum wäre für die nächste Veranstaltung sicher wünschenswert.

Setlist THE RORSCHACH GARDEN
Isolation
Robot Song
Le Jour dernière
State Protection
The inner Screen
Catch your Fall
Society
Click Click
25 Years (THE CATCH Coverversion)
Holiday Site
Life is a combat (mit Darrin Huss)

Setlist PSYCHE
The Crawler
The Beyond
15 Minutes
Misery
Tears
Unveiling The Secret (Remix)
Sanctuary
September Moon
Angel Lies Sleeping 2007
Gods and Monsters
Goodbye Horses

Prisoner To Desire
Murder in Your Love

Sex Dwarf (SOFT CELL Cover)

Copyright Fotos: Cath Niemann

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