Ort: Leipzig - UT Connewitz
Datum: 20.01.2007 - 21.01.2007
Punch Records – Ein Name wie ein Faustschlag! Und einen selbigen stellt das italienisch-stämmige Label seit Gründung in das Gesicht der etablierten Plattenfirmen dar. Strippenziehender Mensch im Hintergrund ist der charismatische Tairy Ceron, bekannt u.a. durch seine Projekte AIT! und TODAY I’M DEAD. Genauso schillernd wie sein musikalischer Output ist auch das Labelprogramm des Herren: Im Spannungsfeld von Innovation und Avantgarde sind keine stilistischen Grenzen gesetzt. So findet sich dann auch Noise neben Krautrock, Ambient neben südländischer Folklore, einzig die Qualität ist hier Maßstab und die Abkehr vom Mainstream. Ein vorläufiger Höhepunkt sollte das erste Punch Records-Festival sein, welches Tairy in Zusammenarbeit mit dem Lichttaufe Magazin (seit 2007: NonPop) in Leipzig inszenierte. Schon die Ankündigung ließ uns das Wasser im Munde zusammenlaufen, 10 Acts, von denen man zwar nicht alles wusste, aber viel erwarten konnte. Mit einem gesunden Halbwissen und einer charmanten Begleitung ausgestattet machte ich mich also nur 2 Tage nach dem Orkansturm Kyrill auf in den Osten der Republik, ins WGT-erprobte UT Connewitz, einer Kulturstätte in alten Kinogemäuern, in der Nähe vom Werk 2.
Samstag
Nach einer ereignislosen Anfahrt erreichten wir kurz nach offiziellem Beginn die Konzertstätte, wohl ahnend, dass bei Veranstaltungen dieser Art die Zeitpläne im Allgemeinen nicht eingehalten werden. Und so tummelten sich zwar schon allerlei Instrumente auf der Bühne, aber noch keine Musiker, die hatten sich unters Volk gemischt, welches angemessen zahlreich erschienen war. Ich tippe mal auf 200 Besucher unterschiedlicher Länder und unterschiedlichster Coleur. Vom BURZUM-Freak über den DEATH IN JUNE-Anhänger bis hin zum Gothic Mädel war alles an Bord, was sich für schräge Sounds interessieren könnte. Dann war es aber so weit: „Lichttaufen-Roy“ begrüßte die Anwesenden und stellte kurz das Line Up des Abends vor, bis dahin war man nämlich diesbezüglich relativ unbedarft.
Los ging es mit einem eigentümlichen Kommando aus Barcelona, COMANDO SUZIE genannt. Hinter dieser Bezeichnung verbargen sich relativ wohlfeile Musiker, denn auf der Bühne fanden sich die beiden Herren von Ô PARADIS ein, um den Reigen standesgemäß zu eröffnen. Im Gegensatz zu Demians ungleich bekannterem Projekt steht bei CS der gute Raùl im Vordergrund, der optisch jedem Postbeamten Konkurrenz machen würde und dennoch ein echter Rock ‚n’ Roller ist – mit einer Vorliebe für Gin Tonic. Leider fehlte seine Kollegin Suzie heute abend aus Krankheitsgründen, dafür kamen wir aber bereits beim Opener in den Genuss von NOVY SVETs Frau Tost als Background-Elfe (zusammen mit einem weiteren, mir unbekannten Herren). Allerdings erst beim zweiten Anlauf, denn zunächst hatte das „Phantomkommando“ dort oben einige Probleme mit Rückkopplungen. Als diese gelöst waren, entspannten sich sowohl Musiker wie Anwesende beim dargebotenen iberischen Chill Out Minimal Electro, der teilweise erstaunlich tanzbar ausfiel. Demian im bunten Freizeithemd sorgte für die Bedienung der Saiteninstrumente, während sein kongenialer Partner die Stimme sprechen ließ… oder auch mal das Megaphon. Wer sich von der Qualität solcher Stücke wie „Villancico 2006“ überzeugen möchte, sollte einfach mal Suzies MySpace-Seite aufsuchen. Ein erster Höhepunkt eines langen Abends!
Danach war ein gewisser ERIK URSICH aus Italien an der Reihe, der auf eine schillernde Karriere zurückblicken kann. Seit den 90ern musiziert der langhaarige Herr vornehmlich auf analogen Geräten herum, und er war bzw. ist in diversen Formationen aktiv wie etwa GRIMOON oder SENOR TONTO. Punch brachte das Album „Kanashii – Il Piacere Della Tristezza” auf Vinyl raus, Grund genug für seinen heutigen Auftritt. Auch für Soundtracks zeichnete er schon verantwortlich, nur logisch, wenn man den Soundscapes aufmerksam folgte, die jetzt durch das alterwürdige Bauwerk fluteten, welches im übrigen einen perfekten Rahmen für jedes außergewöhnliche Event bietet. Insbesondere bei diesem vordergründig handlungsarmem Genre war die Bestuhlung in Verbindung mit den nun gezeigten Bildern auf der Leinwand von Vorteil. Wer wollte, konnte Erik auf eine Reise durch sein Innerstes selbst begleiten, andere widmeten sich in dieser Zeit dem gut bestückten CD-Stand oder der Cocktail Bar. Die Videoprojektionen des Venezianers behandelten auffallend oft Themen wie Mutation oder Zerfall, auch Geschlechtsorgane in allen Formen und Farben waren in den interessanten Animationen immer wieder auszumachen. 45 Minuten lang beste Kost für Drone-Freunde, danach hielt sich der leicht hippieske Künstler wieder vermehrt im Hintergrund auf, als ruhiger Beobachter seiner Standesgenossen.
Nun war es Zeit für die Österreicher ELLI RIEHL, die gerne mit dem Adjektiv „mysteriös“ in Verbindung gebracht werden. Zunächst wurde ein Partygrill auf der Bühne entzündet, wohl um schmackhafte Kräuterdüfte in die Luft zu pusten, danach beschäftigte man sich eingehend mit den Videoprojektionen. Doch all dies konnte uns nicht annähernd auf die folgende Performance einstimmen: 4 Herren (oder waren es doch Hexen?) in Kutten und mit Masken/ Bemalung nahezu unkenntlich gemacht entfachten ein Inferno besonderer Art in tiefster Dunkelheit. Lediglich die flackernden Bilder undurchdringlicher Wälder und der gelegentliche Einsatz der Nebelmaschine (sehr zum Unbill der ersten Reihe vorne links) sorgten für Lichtblitze inmitten der Misanthropie. Frisch auf dem Markt befindlich ist das Punch Debüt „Das Brauen der Feuerwolken“, welches auch als 2 CD-Set mit dem „Alraun“-Album erhältlich ist. Dieses Doppel hatte mir schon auf der heimischen Anlage einige Kopfschmerzen bereitet, denn eine Mischung aus (hin und wieder) Avantgarde Black Metal und (überwiegend) blasphemischen Hörspielen vernimmt man nicht alle Tage. Während also am Schlagzeug Minimalismus herrschte, der Herr rechts ein Saiteninstrument und sein Gegenpart links außen allerhand blasbares bediente, zitierte die Oberhexe aus einem mitgebrachten Zauberbuch in verzerrter Rumpelstilzchen-Stimme. Von gar schröcklichen Dingen, denen Kinder in düsteren Wäldern anheim fallen können, wurde nun berichtet. Quasi die Bibi Blocksberg-Hardcore Variante. Aufgelöst wurde das Ganze von einer brutalen Black Metal Inszenierung am Ende, von derartiger Katharsis hätte ich gerne mehr gehört. Allerdings war das Publikum überwiegend auch so begeistert und viele sprachen nach dem ersten Festival Tag von DEM Höhepunkt des Abends. Einen extremen Unterhaltungswert kann man ELLI RIEHL ohne Zweifel nicht absprechen, über alles andere bin ich mir nicht so klar.
Mit WERMUT folgte der „deutsche“ Beitrag des Wochenendes, wenngleich Sofia und Laszlo nun wahrlich keine waschechten Einheimischen sind. Und das ist gut so, denn ihr multikultureller Background sorgt in Verbindung mit kompositorischem Können für ein ausdrucksstarkes Soundgebräu, von dem ich nicht genug bekommen kann. Nach dem Kernkrach Festival 2004 und dem Festival der Subkulturellen Töne 2006 nun also meine dritte Live Begegnung mit dem sympathischen Duo, die Vorfreude war wohl auch andernorts groß, denn es drängte nun schon ein Teil des Publikums stehend vor die Bühne. Leider nicht alle, um sich der Musik hinzugeben, einige zogen es vor, sich selbst quatschenderweise zu inszenieren, schon komisch, dass das meist genau die Leute sind, die auch optisch besonders hervorstechen (wollen). Nichtsdestotrotz legten die beiden Wahlhamburger eine gute Leistung hin – zu den Bildern eines Video mit Namen „Benedicite Parcite Nobis“ wurden insgesamt nur 5 „richtige“ Stücke präsentiert, umrahmt von Intro/ Outro sowie aufgefüllt mit Rezitationen. Gleich 3 neue Lieder wurden feilgeboten, von denen eines demnächst als Split auf den Markt gebracht werden soll. Bekannt waren also nur die beiden Titel der Punch-VÖ „Anna“: „Safi“ bzw. „Vague à l`Âme“, passenderweise mit Schiffsbildern unterlegt. Nach knapp 45 Minuten war die Darbietung bereits vorbei, ich hätte gerne mehr vernommen. Insbesondere der schlaksige Sänger lebte seine Lieder mal wieder intensiv und gestenreich, während Sofia den kühl-elektronischen Gegenpart gab. Ich hoffe, WERMUT werden auch in Zukunft trotz vorhandener Zeitprobleme auf Live-Performances nicht gänzlich verzichten.
Als Headliner des Samstags war NOVÝ SVĚT (tschechisch für „Neue Welt“) vorgesehen, gewissermaßen ja schon eine Art Legende. Neben dem Kernduo Frau Tost und Jürgen Weber (quasi die intellektuelle Variante von L`ÂME IMMORTELLEs Rainer/ Kraushofer) agierte noch ein Herr am Bass links, bei dem es sich um niemand geringeren als Raffaele Cerroni (aka Dither Craf) handelte, Mastermind der „sonntäglichen“ MUSHROOM’S PATIENCE. Ein sehr eigenwilliges Konzert nahm seinen Lauf: Bedingt durch technische Probleme und einen sagen wir nicht unbeträchtlichen Alkoholkonsum der Protagonisten bekam der Gig einen gewissen Anarcho-Anstrich, der mit Webers exzessivem Gesangsstil durchaus korrelieren konnte. Irgendwie lief das Ganze nicht so, wie es sich der „spanische Schmäh“ vorgestellt hatte, einige Diskussionen mit seinen Partnern zeugten davon. „The Electronic does not work and my bassplayer tells me he can’t handle his instrument“ – Fast lausbübisch wirkte Webers Grinsen bei solchen Ansagen und die charmante Frau Tost suchte derweil in ihren Kabeln Halt. Das änderte natürlich nichts daran, dass Lieder wie das Titelstück des letzten Longplayers „Fin.Finito.Infinito“ oder die Single „Envenenado“ abgefeiert wurden. Jetzt weiß also auch ich, wie sich „Combat Folk“ live umgesetzt anhört: Mal laut, mal leise, mal leidend und immer etwas neben der Erwartungsspur. So weit so gut. Doch irgendwie fand das Ganze nach ca. 30 Minuten ein überraschendes Ende, als Raffaele und Frl. T. den musikalischen Spielplatz urplötzlich verließen und der gute Jürgen nichts weiter tun konnte, als ein paar merkwürdige Diskussionen mit unzufriedenen (?) Besuchern vom Zaun zu brechen. Alles Wünschen und Flehen half nichts: NOVÝ SVĚT waren an diesem Abend Geschichte und hinterließen irgendwie einen eigenartigen Nachgeschmack, der aber schon sehr bald mit ein paar Aftershow Getränken hinuntergespült werden konnte…
Sonntag
Den tageslichtigen Teil des Sonntags nutzten wir zu einem Ausflug in den wirklich unterhaltsamen Leipziger Zoo, vorbei an schicken Erdmännchen und faulen Hyänen. Doch die Zeit verging wie im Flug und schon bald nach einer kulinarischen Stärkung fanden wir uns wieder in der leider kaum beheizten Kulturstätte ein. Noch mal 5 Formationen warteten darauf, entdeckt zu werden, und diese waren mir überwiegend gar nicht geläufig. Umso größer sollte der Unterhaltungswert dieses Sonntags werden, doch gehen wir der Reihe nach vor.
Zunächst war es Zeit für experimentelle Klänge aus Italien: 1997EV stellten sich vor, die mit ihrem Album „dead.ends.sinful“ rezitechnisch bereits überzeugen konnten. Entgegen der Bandbezeichnung musiziert man seit Ende 1995 in einer Mischung aus Psycho Doom und Dronen, was sich bühnentechnisch wie folgt darstellte: Ein Herr an den Knöpfen, einer an der Gitarre, dazu wieder Raffaele als Unterstützung und das alles in totaler Dunkelheit. Natürlich möchte man sagen, denn nur so kann der pechschwarze Sound sich richtig entfalten, der psychedelische und harte Sequenzen kongenial miteinander paart. Repetetive Gitarren Riffs wie Lichtblitze im noisigen Fundament, dazu simple geometrische Formen auf der Leinwand, auf welcher sich auch der Gitarrist wiederfand, der durch den Aufenthalt im Lichtkegel ein Teil der Projektion wurde. Also durchaus ein perfekt inszeniertes „Chaos“, welches diesen zweiten Festivalabend gebührend einleitete.
Mit dem Amerikaner THOMAS NÖLA ging es schon bald und nicht weniger exzentrisch weiter, die Umbaupausen des 2ten Tages hielten sich insgesamt in sehr wohligen Grenzen und auch die Pausenbeschallung fiel durchweg kurzweilig aus. Nöla wird der Begriff „schillernde Persönlichkeit“ über alle Maßen gerecht. So agierte er als Gitarrist in einer Band mit dem Namen TORI SPELLING FIASCO, schrieb Sketche und trat unlängst als Regisseur des Underground Streifens THE DOCTOR in Erscheinung (Erzählstimme Douglas P.). Die zugehörige DVD konnte man natürlich am Punch Stand dann auch gleich erwerben. Sein „Orchester“ hatte der Herr aus Boston heute zuhause gelassen, lediglich ein behüteter Schlagzeuger unterstützte ihn mit wenigen aber konzentrierten Schlägen. Thomas selbst begann mit einer kleinen Puppenperformance, das Spielgerät wurde aber schon wenige Augenblicke später an einer eigens aufgebauten historischen Straßenlampe erhängt und baumelte im folgenden vor sich hin. Noch bizarrer die kleinen Filme, welche die Zuschauer nun zu sehen bekamen: Es handelte sich dabei um französische 30er Jahre Pornos, durchaus explizit und einfallsreich in den Stellungen, wenngleich ein wenig zu schnell aufgenommen. Ein Zeichentrickstreifen, welcher die Beziehung eines jungen Mannes zu seinem… als Inhalt hatte, erntete einige Lachsalven im Auditorium. Dazu spielte Nöla auf einem Harmonium, welches klanglich in Richtung Schifferklavier tendiert. Seine sonore tiefe Stimme, die in Verbindung mit der Musik den Charme der „Belle Époque“ wieder auferstehen ließ, hatte einiges und die Auftrittszeit verging dementsprechend wie im Flug. Wenn ich das richtig gehört habe, wurde neben eigenem Material auch ein Cover von DUSTMUFFIN AND THE ALUMINUM CANS gegeben, nicht unwahrscheinlich, da besagter Dustmuffin sonst auch zur Live Begleitung von Nöla zählt und vor kurzem auf Punch eine Werkschau herausbrachte.
Schon 2 positive Eindrücke und mein heimliche Favorit Ô PARADIS stand jetzt erst in den Startlöchern. Unlängst auf dem Mithras Garden Fest in Koblenz konnten mich die Spanier live beeindrucken und dieses Mal hatte man sogar noch einen langhaarigen Beau für Percussion, Bass etc. mit dabei. So konnte sich der überaus freundlich wirkende Demian fast ausschließlich auf den Gesang konzentrieren, während Raùl im spießigsten Beamten-Look mit Hut hinter dem bereits eben eingesetzten Harmonium Platz nahm, nicht ohne sich vorher noch eine weiche Unterlage auf den Stuhl zu legen… Es sind seine kleinen Gesten, die mich immer und immer wieder an den eigentlich unvergleichlichen Peter Sellers erinnern. Doch im Vordergrund stand natürlich Demian und seine ausdrucksstarke Stimme, die auch viele Musikerkollegen nun an vorderster Front genießen wollten. Dementsprechend gaben viele ihre sitzende Haltung auf. Es folgte ein Triumphzug: Die Mischung aus iberischer Wärme und Melancholie zauberte ein paar Momente der Leichtigkeit ins mittlerweile sehr kalt gewordene Leipzig. Das Trio zelebrierte seinen leidenschaftlichen Sound mit derartiger Inbrunst, dass Jubelrufe und Tanzbewegungen keine Seltenheit waren… Die Lieder stammten von den letzten beiden Punch Releases aber auch der 2003-VÖ „Serpiente de Luna, Serpiente de Sol“, was sich qualitativ nichts nahm, kleine inszenatorische „Gimmicks“ wie ein tickender Wecker sorgten für weitere Unterhaltung. Folgerichtig waren dann auch die ersten lautstarken Zugaberufe, und für den nun folgenden Bonussong tauschten Demian und Raùl wie in Koblenz ihre Arbeitsplätze. Und wiederum gab R. am Bass alles, die letzten Töne wurden gar ekstatisch am Boden liegend vollführt. Das UT Connewitz tobte…
Jetzt ging alles ganz schnell: Nur wenige Minute später trat die „Kultformation“ MUSHROOM’S PATIENCE ins Licht, von der ich zugegebenermaßen noch nie etwas vernommen hatte. Ein böser Fehler, wie sich sehr schnell herausstellte, denn dass, was Mastermind „Dither Craf“ (s.o.) und sein Partner Jürgen Weber dort oben fabrizierten, hielt höchsten Ansprüchen stand. Seit bereits 22 Jahren steht MP für atonale Pop Musik und der heutige Abend stand im Zeichen der Kino Room-Tour – passte natürlich perfekt zur Location. So wurde zu jedem Track ein passendes Video gezeigt, wohl abgestimmt zu den Klängen und schon für sich allein sehr unterhaltsam, egal ob es um einstürzende Häuser oder Muskelmänner längst vergessener Zeiten ging. Ein neues Album mit dem Titel „New Architecture“ soll augenscheinlich 2007 bei Punch erscheinen, überwiegend stammten die Kompositionen wie etwa „New Dolly“ oder „Dawn“ von diesem neuen Werk. Eine Mischung aus Wave, Jazz, Krautrock, sphärischem Electro und und und verführte zum Staunen und Tanzen. Frau Tost, die eigentlich auch zum Line Up gehört, betrachtete von unten, wie ihr musikalisches Alter Ego zur rechten sämtliche Eindrücke vom Vortag vergessen ließ. So eindrucksvoll interpretierte er seine Gesangsparts. Als besonderes Schmankerl lieh Labelchef Tairy „Automatic Suicide“ seine Stimme, ein erster Vorgeschmack auf seine gleich folgende Solo Performance. Ein wirklich beeindruckendes Gesamtkunstwerk außergewöhnlicher Musikschaffender!
2 Tage PR-Festival befanden sich nun auf der Zielgeraden und ohne große Umschweife ergriff der Grandseigneur des Abends das Mikro, um unter seinem künstlerischen Alter Ego AIT! den Schlusspunkt zu setzen. Tairy zeigte sich sowohl perfektionistisch als auch ein klein wenig schüchtern, dabei hatte er zu diesem Zeitpunkt längst gewonnen und er wurde von den Anwesenden gehörig gefeiert. Ich kannte bis dato nur die selbstbetitelte CD aus dem Jahre 2002, auf der alte italienische Schlager mit schrägen Sounds gepaart wurden. Neben einer Split mit NOVY SVET ist aber auch der brandneue Silberling im Kasten, welcher den schönen Namen „Romanticismo Oltranzista“ trägt und in Kürze herauskommt. Wieder zu passenden Projektionen im Hintergrund verbreitete der Herr mit der extremen Körperkunst seine irgendwie 80er affinen Klänge. Leider konnten wir nicht mehr die gesamte Darbietung mitnehmen, da wir selbiges bereits mit der letzten Straßenbahn vorhatten. Den überaus positiven Eindruck des 2ten Tages konnte das natürlich keinesfalls trüben.
Fazit: Abgesehen von ganz kleinen Schwächen am Samstag ein hervorragend organisiertes Punch Panoptikum im intimen Rahmen einer irgendwie geschlossenen Gesellschaft. Man kam sich vor wie das Mitglied einer Geheimloge, welche von verbotenen Kostbarkeiten naschen durfte, während draußen der Pöbel von Oberflächlichkeiten leben muss. Weniger prosaisch ausgedrückt: Ich habe nicht alles verstanden, was ich gesehen habe, aber fast alles genossen. Da scheint mir eine Neuauflage mit alten und neuen Zeitzeugen in absehbarer Zukunft unabdingbar zu sein. Einen großen Dank an die Veranstalter für ein unvergessliches Wochenende!
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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