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PUNGENT STENCH – EISREGEN – COLLAPSE 7

Ort: Osnabrück - N8

Datum: 20.01.2005

Wenn der Terrorverlag eine Tour präsentiert, ist es natürlich Ehrensache, dass wir dort auch in Fraktionsstärke auftauchen und so machten wir uns an diesem Abend zu dritt auf ins benachbarte Osnabrück. Das N8 (das ehemalige Works) liegt verkehrsgünstig direkt an der A33 und war um kurz vor 8 schon von diversen Metallern belegt, was auf einen launigen Abend schließen ließ. 2 mal Österreich, 1 mal Thüringen stand auf dem Programm, und wir waren auf die Chemie untereinander gespannt. Der Gig fand im kleineren der beiden N8-Säale statt, was zu einer gewissen Enge führte, aber in Anbetracht der Zuschauerzahl von 200 gerechtfertigt war. Die Tour läuft insgesamt sehr gut, so hat man gerade in Süddeutschland manchmal deutlich mehr als 500 Interessierte ziehen können. Warum in dem Osnabrücker Laden die gesamte Inneneinrichtung aus ägyptischen Kunstwerken besteht, konnte mir zwar keiner verraten, verstärkte aber durchaus den bizarren Eventcharakter. Um 20 Uhr war es dann Zeit für den Opener COLLAPSE 7.

Sofort wurde deutlich, dass der Sound an diesem Abend glasklar und brutal war, nur leider auch brutal laut, wohl dem der Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte. Die Bühne war dafür minimal klein, so dass mit großartigen Turnübungen nicht zu rechnen war, alle 3 Bands benutzten auch dasselbe Drumkit. COLLAPSE 7 traten als Quartett auf und bretterten den Anwesenden eine gute halbe Stunde heftigen Ami Death Metal um die Ohren, technisch sehr versiert dargeboten. Die sich bereits in erster Reihe befindliche EISREGEN-Fraktion wurde jedenfalls ordentlich durchgeblasen. Das Material stammte hauptsächlich von dem 2003er Werk „In Deep Silence“, aber es wurde auch ein Stück vom noch unveröffentlichten nächsten Album geboten. Dies klang wesentlich grooviger und könnte die Marschrichtung der Alpenländler vorgeben. Witzig wie fast immer bei Österreichern: Der Kontrast zwischen den brutalen Grunts und den Ansagen mit Schmäh („Herrschaften“). Dennoch sollte man sich auf der Bühne nicht so schüchtern geben und etwas mehr mit dem Publikum kommunizieren, dennoch ein launiger Gig. Sänger/ Bassist Mario sollte später noch einmal in Aktion treten.

Danach ging es erstmal backstage zu den „beißenden Gerüchen“, Alex Wank entpuppte sich als entspannter und äußerst interessanter Gesprächspartner. Der gute Mann ist ja auch ein Trashfilmfreak und führt in Wien den bekannten Laden Totem Records, wo man natürlich auch die Terrorverlag-Produkte kaufen kann:-) Der Drummer war mit der bisherigen Tour mehr als zufrieden, die Stimmung zwischen den Bands war ausgezeichnet und der bandeigene Humor wird sowieso ewig erhalten bleiben. An dem Abend verabschiedeten sich übrigens beide Support Acts und es ging dann für die PUNGENTs alleine weiter nach Nijmegen, wo die alteingesessenen THANATOS unterstützen werden. In den Niederlanden war ich übrigens vor vielen Jahren Zeuge der legendären PUNGENT STENCH – BRUTAL TRUTH – MACABRE Tour, fürwahr ein Potpourri der guten Laune. Wank verriet mir noch, dass demnächst ein Musikvideo gedreht werde, was dann für die Viva-Dauerrotation geplant sei, und dass man sich sehr auf die Gigs in Australien und Neuseeland freue.

Im Hintergrund hatten EISREGEN bereits mit ihrer musikalischen Darbietung begonnen und man hörte auch von weitem, dass ihre Fans begeistert mitgingen. Man muss ganz ehrlich konstatieren, dass die Besucherzahlen auch durch die Ostdeutschen im grünen Bereich lagen, die sich einen gewissen Ruf als Kultkapelle erspielt haben. Dabei sind die Reaktionen auf ihre Art Musik durchaus gespalten: Einige vergöttern sie, andere finden sie belanglos, in der Mitte gibt’s da nur wenig (dennoch halte ich mich da auf). Ihr aktuelles Album „Wundwasser“ erreichte gar die Charts, während ein paar alte Werke („Farbenfinsternis“ und „Krebskolonie“) ja auf dem Index stehen – und NICHT verboten sind, wie Sänger Michael Roth behauptete, daher war der Abend ja auch ab 18. Auf der Bühne war es jetzt natürlich eng, da 5 bis 6 Musiker dort Platz finden mussten. 5 bis 6, weil bei einigen Stücken die Violine der Dame 2T aka Theresa hinzukam. Besonders auffällig war der Keyboarder, der bei seinen Aktionen fast einzuschlafen schien, etwas desinteressiert der Mann. Dafür waren die ersten Reihen außer sich und fraßen der Combo aus der Hand, jedes deutsche Wort wurde mundgerecht mitgesungen. Stücke wie „Nur dein Fleisch“, „Blutgeil“ oder „Deutschland in Flammen“ (wurde mal eben in „Osnabrück in Flammen“ umgetitelt) erschufen eine morbide Atmosphäre, jedenfalls für die jüngeren unter uns. Am Ende gab es auch noch reichlich Zugaben wie etwa „Meine tote russische Freundin“ oder das abschließende „Elektro-Hexe“. Da hätte ich allerdings lieber das „Scharlachrote Kleid“ gehört. Was mich an dem Gig vor allem gestört hat, war, dass sich die Musiker und vor allem der Sänger zu ernst nehmen, ich hatte immer gedacht, man sieht das alles ironisch und spaßig, aber die Ansagen bewiesen das Gegenteil. Da wurde böse mit dem „R“ gerollt und das Image der armen von der Gesellschaft Verstoßenen kultiviert, na wer’s braucht.

Dass es auch anders geht, bewies dann ab 22 30 das infernalische Trio von PUNGENT STENCH, neben Wank und Schirenc war am Bass noch Mario von COLLAPSE 7 dabei, so spart man sich Musikerhonorar. Die beiden Stammleute bewiesen, dass man nicht optisch auffallen muss, um gute Mucke zu machen. Locker weg in kurzen Hosen hinterm Drumkit und altem Shirt hinterm Mikro machte man nun den Anwesenden ordentlich Dampf unter dem Scheitel. Leider war es etwas leerer geworden, denn einige EISREGEN-Fans glänzten mit Desinteresse und hatten sich schon ganz oder vor die Tür verzogen. Dabei sind die Wiener die wahren Meister des abgründigen Humors, was auch die richtigen Death Metaller nun mit Haar-Propeller-Aktionen goutierten. Wunderschön wieder die akzentigen Ansagen der Herren, so wurde etwa dem ermordeten Mooshammer gedacht und ihm das Stück „Choked just for a Joke“ gewidmet. Dafür wurde dann der Klassiker „Shrunken & mummified Bitch“ als Oi Punk Lied angekündigt, was dann auch prompt mit „Oi Oi Oi – PUNGENT STENCH“-Rufen quittiert wurde. Die Setlist war eine kleine Reise durch die lange Geschichte der Band, die man mit Fug und Recht zu den Urgesteinen des Death Metals zählen darf, auch wenn man immer wieder artfremde Elemente einbaut, was den Sound so richtig schön auflockert. Mit Zugaben wie „Splatterday Nightfever“ oder „No Guts No Glory“ ging dann der Abend langsam zu Ende und es war fast ein wenig ironisch, dass wir auf der Rückfahrt mit Eisregen zu kämpfen hatten…

Setlist PUNGENT STENCH
Lyndie
Sputter Supper
Choked just for a Joke
Apotemnophiliac
Deadly Medley
Schools out forever
Shrunken & mummified Bitch
Amp Hymn
Viva la Muerte
Extreme Deformity
Klyster Boogie

Got Milf?
Splatterday Nightfever
The Four F Club
No Guts no Glory
True Life

Copyright Fotos: Jörg Rambow

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