Ort: Sulingen – Mühlenkampsfeld
Datum: 07.08.2015 - 08.08.2015
Kurz und knapp das Fazit vorweg: Das Reload Festival 2015 war absolut grandios und ist grandios!
Bereits am Donnerstag-Abend war der Andrang der Besucher auf dem Campingplatz so groß, dass kurzerhand zwei weitere Flächen eingerichtet worden waren, um die unerwartete Menge an Campern sicher unterzubringen. Die Arbeiten auf dem Reload schienen mir reibungslos abzulaufen, was wohl auf die tatkräftige Unterstützung von allen Seiten, wie zum Beispiel auch von der Stadt Sulingen, zurück zu führen ist. Selbst der Bürgermeister regelte für eine Stunde am Freitag den Verkehr. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön und Applaus an all die, die mit so einer Passion dieses Festival auf die Beine stellen und eine sehr angenehme Atmosphäre schaffen. Die Stimmung unter den Besuchern ist ebenfalls bestens. Alle sind nett zu einander, man bekommt auch mal Bier & Schnaps geschenkt plus diversen anderen Kram wie etwa eine Pferdemaske! Ich bin Fan!!!
Freitag
Meine Anreise am Freitag verlief etwas erschreckend, je näher ich mich dem Festival näherte, desto dunkler der Himmel, es sah absolut nicht erfreulich aus. Beim Campingplatz eingefunden, fix mein Zelt aufgebaut, fing es auch schon derbe an zu regnen.
MANTAR: Die erste Band des Tages musste aufgrund des Unwetters mit Verspätung ihren Auftritt antreten. Nichtsdestotrotz fanden sich schon einige Besucher zu Beginn vor der Bühne ein. MANTAR gaben Vollgas mit ihrem rohen, wütenden, rotzigen und psychedelischen Sound, es hätte keine bessere Band geben können, um das Festival bei dieser Nässe zu eröffnen.
Die Jungs von WATCH OUT STAMPEDE boten frischen Post Hardcore, während ihres Auftrittes wurde der Himmel so langsam heller und auch schon die ersten Sonnenstrahlen waren zu erahnen, das sah gut aus!
BORN FROM PAIN mögen es dann doch lieber Old School, die Einflüsse von Hardcore Bands der späten 80er und frühen 90er ist kaum zu überhören aber auch gewisse Metal-Anteile spielen in ihrem Sound eine Rolle.
Mit BEYOND THE BLACK wurde es musikalisch etwas düsterer, währenddessen zeigte sich die Sonne von ihrer besten Seite, das Wetter war mittlerweile richtig gut. Die junge Band, die Female Fronted Symphonic Metal praktizieren, konnte in ihrem kurzen Bestehen schon einige Erfolge verbuchen. So spielten sie letztes Jahr ihren ersten Gig auf dem Legendären Wacken Open Air und teilten sich schon mit vielen namhaften Künstlern die Bühne. Achtung Floskel: Von dieser Combo wird man wohl noch einiges hören.
Passend zu den Temperaturen, die mittlerweile so manche ins Schwitzen gebracht hatten, erwarteten uns nun IGNITE aus dem sonnigen Kalifornien. Ohne viel Bewegung aber mit einer ordentlichen Portion Spielfreude überzeugt die Band, aber das war ja zu erwarten. IGNITE istja nicht umsonst eine der wichtigsten Institutionen des Melodic Hardcore. Des Weiteren geben die umweltbewussten Amis den Ratschlag, doch mal am Stand der Umweltschutz Organisation Sea Shepard vorbeizuschauen, welcher sich auf dem Festivalgelände befindet.
Nun war Party angesagt. ESKIMO CALLBOY sind ja sowieso dafür bekannt, dass jede ihrer Shows wie ein Fest zelebriert wird, sowohl von der Band als auch von den Fans. Aber dieses Mal feierte zudem noch Sänger Kevin seinen 30. Geburtstag. Selbstverständlich singt das Reload zu diesem Anlass ein Ständchen. Die Formation gibt Vollgas, Sänger Sushi bewegt sich mit Kopf und Händen so schnell, dass er sich mal eben die Nase blutig schlägt, aber kein Grund die Show auch nur für eine Sekunde anzuhalten.
Ein Sea Shepard-Shirt tragendender Sänger, das müssen ARCHITECTS sein, die Band ist ebenfalls ein gewichtiger Unterstützer der Organisation. Treibende Rhythmen, schnelle Melodien, messerscharfe Riffs und Sänger Sam Carter überzeugt mit seinen Screams der gehobendsten Klasse. ARCHITECTS gehören mittlerweile zu eine DER Top Bands des Mathcore-Genres. Live mindestens genauso hochwertig wie auf Platte.
ENTER SHIKARI überraschten mich positiv, eine erwachsene und professionelle Band steht dort oben auf der Bühne. Ihre Mischung aus Post Hardcore und „Trancecore“ beherrschen sie unglaublich gut.
22 Uhr – Der Himmel ist dunkel, so dass sich nun eine „ordentliche“ Bühnenshow lohnte. Die Deutsche Thrash Metal Legende KREATOR spielte mit Feuer & Flamme. Videoleinwände und eine große Lichtshow fehlten natürlich nicht. Musikalisch braucht man über KREATOR nicht viel sagen, ein Gitarren & Schlagzeug Gewitter dröhnt durch Sulingen, Thrash Metal vom Feinsten!
Kurz vor Mitternacht starten dann die Herren von IN FLAMES mit ihrem „Schatten-Spiel“. Den Auftakt macht ein lauter Knall, mit ein wenig Rauch im Schlepptau. Die Skandinavier beenden den ersten Tag des Reloads mit ihrem Einwandfreien Melodic Death Metal. An einem gewissen Punkt ruft die Meute nur noch den Satz „Noch ein Bier!“, ich weiß nicht ganz ob ich den Zusammenhang verpasst habe oder ob dies ein Insider ist? Ich weiß es nicht! IN FLAMES beendet ihren Gig, wie sie ihn gestartet haben mit einem lauten pyrotechnischen Knalleffekt, der wieder einmal mehr wie ein Testschuss wirkte.
Kurz nach dem Auftritt von IN FLAMES zeigen sich auch schon die ersten Blitze am Himmel. Ich mache es mir in meinem Zelt gemütlich, höre im Hintergrund noch wie ordentlich gefeiert wird und schlafe dann letztendlich zu „Gotta Go“ von AGNOSTIC FRONT standesgemäß ein.
Samstag
Auch der Morgen des zweiten Tages begann mit Regen, diesmal verzog er sich aber sehr schnell, dennoch hat es gereicht, um den Boden des Festivalgeländes aufzuweichen und nochmal richtig schlammig werden zulassen. Aber Schlamm hat ja bekanntlich noch keinem Festival geschadet.
Den Anfang machen diesmal GWLT aus München, das, was sie musikalisch versuchen, ist „Größer als Hip Hop, größer als Hardcore und größer als Rap!“ so Sänger Roger Rekless. Ihre Musik ist ganz klar eine Mischung aus allen 3 Sparten, dazu muss man noch erwähnen, dass sie das wirklich gut meistern.
Weiter geht es mit DEATH BY STEREO, eine Band, die über die Jahre leider bei den Meisten in Vergessenheit geraten ist. Schöner, einfacher HARDCORE mit minimalen Metal-Einflüssen. Man kann den Spaß, den die Formation hat, deutlich erkennen, und auch dem Publikum schien es zu gefallen.
Etwas „mehr“ Metal gab es dann kurz vor Ende mit dem SLAYER-Cover „Raining Blood“, das sie nahezu perfekt umsetzten. Zum Schluss spielte Sänger Efrem Schulz nochmal den Rockstar, ging vorn in Menge und sang den letzten Song mit den Fans.
Die Hardcore Fraktion blieb weiter am Drücker, nun unter dem Banner MADBALL. Die NY Hardcore Legende lieferte eine grandiose Show ab, wie man es von ihr gewohnt ist. Alle Musiker sind in Top Form, besonders Sänger Freddy Cricien, der sich neben der Vocal Performance unaufhörlich bewegt. Er gibt allerdings zu verstehen, dass er heute einen Gang runterschalten müssem da es für die Band heute noch einen weiteren Auftritt geben würde. Zwei Shows an einem Tag. Das ist wahrer Hardcore!
Als nächstes die erste Irish-Folk-Punk Band des Tages, MR. IRISH BASTARD machen genau das, was ihr Name vermuten lässt, nämlich eine Mischung aus Irischen Volksklängen und Punkrock, gut gelungen, aber ist mittlerweile nichts neues mehr, dennoch muss man sagen, dass die 8 Köpfige Combi es gekonnt rüber bringt. Mit BLACK STONE CHERRY sollte es eigentlich weitergehen, allerdings hatten sie es nicht zum Festival „geschafft“, so dass MR. IRISH BASTARD die Chance bekamen, etwas länger zu spielen als geplant.
Nach einer etwas verlängerten Umbaupause starteten die BLUES PILLS mit ihrem 70’s Retro Blues Rock vom allerfeinsten. Ein grandioser Sound kombiniert mit perfektem Kompositionen und einem irrsinnig gutem Gesang von Sängerin Elin Larsson, die ihr langes blondes Haar schwingen ließ und ersichtliche Freude am Auftreten hat(te).
Es folgt ein musikalischer Bruch, der natürlich andererseits für Abwechslung sorgt. Die deutsche Metalcore Institution CALLEJON sorgte für ordentlich Stimmung, ihr ÄRZTE-Cover „Schrei nach Liebe“ animierte das Publikum natürlich besonders zum Mitsingen. Es zeigte sich auch schon die nächste Band des Tages: K.I.Z. nutzten natürlich die Chance, den gemeinsam mit CALLEJON aufgenommenen Song „Porn From Spain“ zu zelebrieren.
Zum „regulären“ Start von K.I.Z. erwartete einen zunächst nur der Anblick eines großen schwarzen Vorhanges, mit einer Reihe von uniformierten Männern, die alle mit einer Kalaschnikow ausgestattet waren. Als der Vorhang schließlich gefallen war, marschierten die “Soldaten“ mit jenem im Handgepäck ab. Dahinter erwarteten uns nun natürlich K.I.Z. mit einem interessanten Bühnenbild, die drei Rapper verharrten regungslos in russischen Soldaten-Outfits, neben ihnen platziert: Knapp 4 Meter hohe Statuen. Die Darbietung des ersten Songs fand dann noch ohne viel Bewegung statt, danach ging es aber rund. Auch wenn es viele Leute gibt, die K.I.Z. überhaupt nicht mögen, findet sich dennoch auf jedem Festival eine große Fangemeinde, welche die Band abfeiert und absolut textsicher mitsingt.
Zur Abenddämmerung sanken dann auch wieder die Temperaturen, aber FLOGGING MOLLY luden zur Aufwärmung zu Pogo und Guinness ein. Wenn eine Band des Festivals tanzbar war, dann ist das definitiv FLOGGING MOLLY. Bereits die zweite Irish-Folk-Punk Band des Tages, dieser Gute-Laune-Garant beherrscht das Genre so gut wie niemand sonst. Beste Stimmung Vorprogrammiert. Natürlich ludt Sänger Dave King das Publikum zu einer Gratis Dose Guinness ein. Darauf folgte der altbekannte Reload-Spruch „Noch ein Bier!“
Weiter geht es mit „Irland Nummer 3“ (in diesem Fall natürlich nur „angeheiratet“). Die DROPKICK MURPHYS, die wohl etwas härtere Irish-Folk-Punk Combo würzt das Ganze noch mit einer Portion Hardcore. Die Band ließ es wie gewohnt krachen und versprühte nochmal Energie über das Festival, es wurde getanzt, gemosht, Crowdsurfer waren unterwegs, ja selbst die Securities im Graben feierten nun mit, ohne ihren Job aus den Augen zu lassen. Um knapp 1 Uhr, als die Stimmung an ihrem Höhepunkt angekommen war, beendeten die DROPKICK MURPHYS ihren Gig und somit auch das Festival.
Es heißt ja auch bekanntlich, man soll aufhören wenn es am schönsten ist. Noch einmal wurde standesgemäß im Party Zelt gefeiert, und schlussendlich waren 2 wunderbare Tage dann auch schon wieder Vergangenheit. Dankeschön RELOAD!!!
Copyright Fotos: Danny Kötter
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