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REVOLT

Ort: Osnabrück - Unicum

Datum: 25.09.2006

Es ist ja nicht so, als wenn man uns nicht gewarnt hätte. Im Unicum, einer studentischen Kellerkneipe im Herzen Osnabrücks will gut Ding Weile haben. Und so herrschte bei unserem Eintreffen gegen 21 Uhr alles andere als rege Betriebsamkeit. Also erst mal das Getränke- und Speiseangebot angetestet und alte Kontakte aufgefrischt. Die erste Stunde verging und in Gedanken rechnete ich schon aus, wie mein Babysitter gerade zu einem reichen Teenager wurde. So gegen halb Elf entschlossen wir uns dann, unserem Anliegen doch hier und jetzt auch noch Livemusik auf die Ohren zu bekommen, mehr Nachdruck zu verleihen und bezogen schon mal knapp vor der Bühne im Nebenraum Stellung. Weitere Anwesende zog es im Herdentrieb hinter uns her, doch mehr als 30 Leute sollten es an diesem Abend nicht werden.

Gegen 22.40 Uhr betraten dann auch die drei Jungs von REVOLT die fast bodengleiche Bühne. Tobi an den Drums, Matze am Bass und Sänger und Gitarrist Abel legten zunächst mit mir unbekanntem Material los und präsentierten als Zweites einen neuen Song mit dem (Arbeits?)Titel „I gotta stop“. Nach „Braininterface“ von ihrer Demo-EP folgte nun ein ganzer Block von Songs ihres selbstbetitelten Debüts. Markenzeichen der Band ist sicherlich die unique Stimme von Fronter Abel, der jedoch jenseits seiner markanten Performance auf jegliche Kommunikation mit dem Publikum verzichtete, so das diesen Part ungewohnter weise Bassist Matze übernahm, sich dabei jedoch auch auf einige Titelansagen und ein Dankeschön beschränkte. So ließen die Drei einzig ihren Noise-Rock für sich sprechen und der Bandname REVOLT ist Programm. Doch hier wird die Revolte nicht auf diese ungestüme Art der derzeitigen Hype-Bands mit Halbstarken-Attitüde zelebriert, sondern auf eine sehr nervös-fiebrig treibende Weise. Wut, Orientierungslosigkeit, Fremdbestimmtheit – immer wieder werden diese Themen in Knallern wie „Life in a dead system“ oder „Fight“ gepackt und unter 3 Minuten auf den Punkt gebracht. Abels Organ geht dabei eine perfekte Symbiose mit seinem eigenen energetischen Gitarrengeschrammel, Tobis Granatengedresche und Matzes pushendem Bass ein. Einzig „The leader of my soul“ und „Under the sun“ nehmen ein wenig Tempo raus, ohne jedoch den Spannungsbogen abfallen zu lassen. Man darf den „3 on a mission“ (ein Songtitel der uns vorenthalten wurde) in jedem Fall eine geschmackssichere musikalische Sozialisation attestieren. Von JOY DIVISION bis NIRVANA lassen sich Dutzend von Einflüssen ausmachen, ohne irgendwem dumpf hinterherzulaufen.

Das wussten auch die Anwesenden zu honorieren und so kam es für die Band überraschenderweise noch zu einer Zugabe, so dass man mit „Democracy“ den Abend nach einer guten Stunde beschloss. Auch mit Majorlabel im Rücken blieb es dem ambitionierten Trio an diesem Abend nicht erspart, sich seine Sporen zu verdienen. Das haben sie souverän und handwerklich solide getan, aber es bleibt die Ahnung, dass mit zehnmal mehr Leuten im Saal, noch einiges mehr ginge. Also durchhalten und weitermachen! Auf das beim nächsten Mal der Keller kocht…

Setlist
Moonsong
I gotta stop
Braininterface
Life in a dead system
Over you
Fight
Zinnsoldat
Leader of my soul
Destroy god
Back to reality
Under the sun
Systems fall
To defend my defence

Democracy

Copyright Fotos: Karsten Thurau

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