Konzert Filter

ROCK HARD FESTIVAL 2008 – TAG 3

Ort: Gelsenkirchen - Amphitheater

Datum: 11.05.2008

Wer an diesem wundervoll warmen Frühlingswochenende noch nicht zu Staub zerfallen war, durfte sich freuen. Denn auch der dritte Festival-Tag sollte voll im Zeichen der Sonne stehen, was der einen oder anderen Band doch etwas aufs Gemüt zu schlagen schien, doch dazu später mehr.

Dass Prog ziemlich viel nur nicht langweilig ist, bewiesen SIEGES EVEN, die stiltechnisch beim Festival doch eine gewisse Außenseiterposition inne hatten. Die Herren zogen ihr Set jedenfalls mit einem Grinsen im Gesicht und ordentlich Spielfreude durch und dürften alleine dadurch doch einige Zweifler überzeugt haben. Der Basser kasperte auf der Bühne herum, zog Grimassen, der Sänger tänzelte bisweilen durch die Songs. Einzig der Gitarrist schien leichte technische Probleme zu haben, die man sich aber insgesamt nicht anmerken ließ. Trotz aller Progressivität kamen Songs wie „When Alpha And Omega Collide“ oder „A Sense Of Change“ recht beschwingt daher und sorgten vor der Bühne für eifriges Mattenschütteln und weiter in den Rängen für Mitwippen. Der Frontmann gab sich jedenfalls alle Mühe das Publikum zu animieren, so dass man diesen Auftritt summasummarum getrost als absolut gelungen bezeichnen kann! Von solchem Prog darf´s im nächsten Jahr bitte gerne mehr geben

Reunion, die 65 Millionste… Schon im Jahr 2000 hatte sich die holländische Death Metal-Legende in einem veränderte Line Up versucht, doch ohne Martin van Drunen kann es natürlich keine vollwertigen ASPYHX geben! Und da dieser durch seine neue Combo HAIL OF BULLETS wieder Fahrt aufgenommen hat, sind nun auch ASPHYX wieder aus der Gruft gestiegen und boten bei sommerlichen Temperaturen eine feine Old School-Show. Bei „MS Bismarck“ „Wasteland of Terror“ oder „The Rack“ gabs bei den Death Metal-Fans kein Halten mehr und Martins humorvolle Sprüche sorgten für weitere Unterhaltung. Paul Baayens hat sich an seiner Axt mittlerweile wunderbar in Band eingefügt und wie gewohnt behielt Drummer Bob Bagchus von seinem Drum-Schemel aus alles unter Kontrolle. So kann man im Gegensatz zum Versuch von vor 8 Jahren konstatieren, dass ASPYHX nun wirklich wieder da sind und in Zukunft sicherlich auf so mancher Bühne verbrannte Erde hinterlassen werden!

Solo-Karrieren sind immer ein Risiko, vor allem wenn man vorher in einer erfolgreichen Band wie MASTERPLAN aktiv war. Doch wer sich genauer mit JORN beschäftigt, weiß, dass Jorn Lande schon immer neben seiner Hauptband in andere Projekte involviert war. Und keine Frage, ob nun ältere Tracks wie „Blacksong“ und „Duke of Love“ oder brandneue Songs wie „War of the World“ und der Titelsong des anstehenden neuen Albums „Lonely are the Brave“, Jorn Lande präsentierte sich, wie schon seit etlichen Jahren, stimmlich auf höchsten Niveau. Allerdings hatte der Herr mit dem gleichen Problem zu kämpfen wie schon zu MASTERPLAN-Zeiten. Seine Stage-Action war einfach alles andere als mitreissend. Dazu kam noch, dass seine Solo-Songs im Allgemeinen zwar sehr gut sind, aber nicht an die von MASTERPLAN heran reichen, was sich auch in den zwar sehr positiven, aber nicht unbedingt enthusiastischen Reaktionen der Fans niederschlug. Dennoch boten JORN an diesem Nachmittag eine solide Show und die neuen Songs des Norwegers gaben auf jeden Fall Anlass, mal in das neue Album hinein zu lauschen!

Nach dieser schönen melodischen Passage wurde das Härte-Niveau nun eine Kleinigkeit hochgedreht. Denn die Grind-Veteranen NAPALM DEATH luden ihre Waffen, um der großen Horde sich vor der Bühne drängender „Irrer“ ordentlich einen zu verplätten. Und schon ging es auch in die vollen: „Unchallenged Hate“, „Life?“, „You suffer“, Silence is Deafening“ und natürlich die nicht fehlen dürfenden „Suffer the Children“, „Scum“ und „Nazi Punk’s: Fuck off!“ wurden erbarmungslos ins steinernde Rund gedonnert. Dazu ist es ein jedes Mal köstlich mitanzusehen, wie Frontsau Barney über die Bühne hopst und rudert, sowie seine durch den Akzent kaum verständlichen Ansagen zum Besten gibt! Da störte selbst der recht matschige Sound nicht, der den anderen Bands doch deutlich zu schaffen machte. Seit gut 27 Jahren sind die Briten nun aktiv und kein Deut haben sie nachgelassen. Diesen Jungs würd ich gar zutrauen, die 50 vollzumachen!

Die Durchstarter der letzten Monate sind ohne Frage VOLBEAT. Ob nun aufm Wacken oder bei den zahlreichen Clubtouren, wenn die Dänen in der Stadt sind, ist Party angesagt! Und so wunderte es eigentlich keinen, dass es schon am frühen Abend eines Headliners würdig voll wurde im steinernen Rund und natürlich im Innenraum. Da wurden die Bierkrüge gefüllt, die Sonnenbrille gerichtet und ab ging die Post! Ob nun „Pool of Booze, Booze, Booza“, „Radio Girl“ oder das besonders umjubelte „Sad Man’s Tongue“ – hier wurde auf der Bühne mächtig gerockt, vor der Bühne von vorn bis hinten die Matten geschwungen und auf den Tribünen mitgejolt als gäbe es kein Morgen. Dabei wurde natürlich bei jeder Möglichkeit Johnny Cash und Elvis Presley gehuldigt und auch IMMORTAL mussten so manch einen Seitenhieb einstecken. So gab Fronter Michael Poulsen wiederholt zum Besten: „We looooove the Sun… not grim we hate the Sun, Fuck the Sun… No, we looooove the Sun!”, was für so manchen Lacher sorgte. Für noch mehr Freude sorgten die beiden neuen Songs vom im September erscheinenden Album „Guitar Gangstars & Cadillac Blood“, welches den beiden neuen Tracks zu urteilen wohl Elvis-Metal at its best beinhalten wird! So dürften VOLBEAT sich ohne Frage als geheimen Headliner des Abends fühlen!

PARADISE LOST haben sich spätestens mit ihrem aktuellen Album „In Requiem“ und der folgenden Clubtour eindrucksvoll wieder als Könige des Gothic Metals zurückgemeldet und der gelungene Auftritt auf dem WGT am selben Wochenende ließ auf einen weiteren starken Gig hoffen. Doch scheinbar hat die mittlerweile direkt auf die Bühne scheinende Sonne der Band, inbesondere Fronter Nick Holmes, mächtig die Laune verdorben. Gut, die Briten waren nie eine richtige Festival-Band, und nach der VOLBEAT-Party auf die Bühne zu gehen und eine düstere Atmosphäre zu erschaffen, ist alles andere als leicht, aber ein wenig Motivation darf man als Fan dennoch wohl erwarten. Zwar ließ eine Setlist, die u.a. aus den Hits „The Enemy“, “Pity the Sadness“, „Never for the Damned“ und den eigentlichen grandiosen „As I die“, „Gothic“ und „Ember’s Fire“ besteht, kaum Wünsche übrig, dafür allerdings die Performance. So klingen Nicks Vocals alles andere als motiviert und seine Versuche Stimmung zu machen, verpufften kläglich. Dazu hatte der Mischer, wie eigentlich am gesamten Festival-Wochendene, wohl so gut wie keine Ahnung, was er da macht, so dass man die Rhythmus-Gitarre von Aaron Aedy nur seltenst hörte, den Bass von Steve Edmondson dafür um so mehr. Einzig Gitarren-Gott Greg Mackintosh tauchte wie immer in seine eigene Welt ab und zauberte ein grandioses Solo nach dem nächsten, welche allerdings z.B. beim an sich tollen „Unreachable“ ohne den Druck der Rhythmus-Gitarre buchstäblich verhungerten. Das war also mal gar nichts, weder vom Soundmann, vom Billing-Gestalter, vom Wetter und erst recht nicht von PARADISE LOST!

Nun stand die groß angekündigte All Star-Session auf dem Plan. So tummelten sich nicht wenige partywütige Fans vor der Bühne, um zu schauen, was das Rock Hard das so geplant hatte. Ok, zu erst durften sich die Karaoke-Gewinner Tanja („Holy Diver“) und Dennis („Highway to Hell“) auf der Bühne beweisen und meisterten dies auch sehr ordentlich. Anschließend versuchten sich Schmier (DESTRUCTION) und Jorn Lande (JORN) an „Breaking the Law“, ein JORN-Musiker rockte „Enter Sandman“ und zum Schluss gaben James Rivera und Kenny Winter noch „Painkiller“ zum besten. Halbwegs amüsant, doch darf man bei einer Allstar-Session wohl einiges mehr erwarten als die Karaoke-Band mit dem einen oder anderen halbwegs bekannten Musiker am Mikro. Da war doch die RANDALICA-Attacke damals um einiges geiler. So hätten so manche Fans diese halbe Stunde lieber für eine finale Stärkung genutzt.

Nach der vorne und hinten nicht harmonierenden Zusammenarbeit von Jon Schaffer und Tim „Ripper“ Owens (ehem. JUDAS PRIEST) ging ein Raunen durch die Metal-Welt, als ICED EARTH die Rückkehr vom großartigen Matt Barlow bekannt gaben. Dementsprechend neugierig versammelten sich die locker über 6000 Metaller schnell und pünktlich im Amphitheater, als die ergreifende Rückkehr von Matt Barlow und ICED EARTH geschah. Mit einer tollen Lichtshow und einem durchweg starken Set legten Jon Schaffer, Matt Barlow und ihre Mannen eine Show hin, die den unsäglichen Wacken-Auftritt prompt vergessen ließ. Ob nun das krachende „Dark Saga“, das drückende „Pure Evil“, das Gänsehaut erzeugende „Wachting over me“ oder gar der Tim Owens-Song „10.000 Strong“… Matt Barlow überzeugte mit einer tollen Gesangsleistung, so dass selbst der gewöhnungsbedürftige Kurzhaarschnitt schnell vergessen war. Die Fans feierten und selbst der in der Vergangenheit des öfteren Mal gesundheitlich angeschlagene Mastermind Jon Schaffer rockte agil wie lange nicht mehr über Bühne. Bei „Melancholy“ lagen sich die Fans in den Armen, um zum Ende mit „My own Saviour“ und natürlich „Iced Earth“ nochmals richtig Gas zu geben. Der verlorene Sohn ist zurück zu Hause, das sollte spätestens jetzt nicht nur Jon Schaffer, sondern auch jedem Kritiker deutlich sein. Zu ICED EARTH gehört ein Matt Barlow, wie ein Bruce Dickinson zu IRON MAIDEN. Punkt!

Nach einem etwas schwächelnden Billing in 2007 konnte das Rock Hard in diesem Jahr wieder ordentlich zulegen und mit den großartigen Auftritten von AMORPHIS, VOLBEAT und ICED EARTH wahre Highlights der Festival-Saison setzen! Schon jetzt wird im Rock Hard-Forum heiss über die 2009er-Ausgabe diskutiert und man kann sich zumindest sicher sein, dass die Kollegen alles tun werden, um wieder ein starkes Billing zu organisieren. Am Festival-Ablauf selbst ließ sich auch dieses Jahr wieder nichts wirklich wichtiges bemängeln und den zwangsweise vorgezogenen Curfew um 23:00 möchte ich sehr befürworten, da die Tage sonst doch extrem lang werden können. Bis in 2009!!

Copyright Fotos: Cornelia Wickel

Es ist noch kein Kommentar vorhanden.

Hinterlassen Sie einen Kommentar.

Mehr zu ASPHYX auf terrorverlag.com

Mehr zu ICED EARTH auf terrorverlag.com

Mehr zu JORN auf terrorverlag.com

Mehr zu NAPALM DEATH auf terrorverlag.com

Mehr zu PARADISE LOST auf terrorverlag.com

Mehr zu SIEGES EVEN auf terrorverlag.com

Mehr zu VOLBEAT auf terrorverlag.com