Ort: Gelsenkirchen - Amphitheater
Datum: 29.05.2009
Pfingsten steht an und damit ist es natürlich auch wieder Zeit, ins schöne Gelsenkirchener Amphitheater zu pilgern, um die Festival-Saison zu eröffnen. Und dieses Jahr ist der Wetter-Gott Metaller, denn über alle 3 Tage gibt es ein Bomben-Wetter. Also alles bereit für ein Wochenende „full of Metal“!
Für den Terrorverlag startete das Festival mit den australischen DESTRÖYER666, die im Vorfeld für große Diskussionen gesorgt hatten. So hatte Bandchef K.K. Warslut in der Vergangenheit Kontakte zur rechten Szene und durch seine provokante Art konnte der Australier mit weißrussischem Ursprung trotz Distanzierung von solchen Ansichten nicht alle Diskussionen verstummen lassen. Die Ansage „I feel a left-wing Conspiracy“ ist dazu für dieses Thema sicherlich nicht unbedingt hilfreich. Auf jeden Fall kündigte Götz die Band als potenzielle SLAYER-Nachfolger an und trotz Sonnenschein schafften es D666 mit ihrem messerscharften Black/ Thrash schon am Nachmittag für ordentlich Dampf zu sorgen. Kein Wunder, in voller Nietenmontur, mit brachialem, basslastigen Sound und packenden alten wie neuen Songs im Gepäck ließ man den schon zahlreich angetretenen Mosh-Wütigen keine große Wahl, als sich schon die Nackenmuskeln warm zu rotieren. So wurden die Australier mit lautstarken „Deströyer“-Sprechchören für ihre engagierte Show belohnt und haben immerhin durch ihren Auftritt ihre Verpflichtung mehr als gerechtfertigt. Wenn nun noch das leidliche Thema endgültig geklärt wird, können wir uns endlich über eine starke Band freuen!
Mit PRONG stand für sehr viele Fans nun schon das erste richtige Highlight auf dem Programm. Denn nachdem MINISTRY nun leider in Rente gegangen sind, hat Tommy Victor endlich wieder Zeit und auch Bock, mit PRONG richtig loszulegen. Und das war auch heute deutlich zu spüren. So rockte der Gitarrist mit seinen beiden Kollegen Aaron Rossi (Drums, Live-MINISTRY) und Monte Pittman (Bass) motiviert alte und neue Kracher („Beg to Differ“, „Unconditional“, „Whose Fist…“). Und diese Stimmung übertrug sich schnell auf die Meute, in der die ersten amtlichen Pits und Mosh-Gelage abgingen. Klar, „Snap your Fingers, snap your Neck“ durfte im Set natürlich nicht fehlen, aber Tommy Victor und seine Mannen bewiesen auch heute wieder, dass PRONG viel mehr zu bieten haben als nur einen Hit und wurden verdienterweise mit lautstarken „Zugabe“-Rufen von der Bühne entlassen.
Als Co-Headliner standen am Freitag die legendären JAG PANZER auf dem Plan. Die sind nicht nur für die gewöhnungsbedürftige Optik von Fronter Conklin bekannt, sondern viel mehr für dessen herausragende Stimme und die spielerische Genialität seiner Bandkumpanen. Und so ließen besonders Mark Briody und der Rückkehrer Chris Lasegue druckvolle Riffs und furiose Soli am Fließband vom Stapel und Fronter Harry Conklin bewies wieder mal, dass er wohl zu den besten Heavy Metal-Sängern überhaupt gehört. JAG PANZER feuerten mit u.a. „Iron Eagle“, „Chain of Command“, „Tyranny“ oder “Licensed to kill“ in einem druckvollen Sound eine Metal-Hymne nach der anderen ab, Harry poste herrlich Metal, wie es Metal nur sein kann und das alles wurde mit euphorischen Fan-Reaktionen gedankt. Als Manko muss man allerdings erwähnen, dass einige Backings vom Band kamen und die Band gut 15 Minuten früher als angekündigt die Segel strich. Da kann man von einer Formation mit diesem Namen und der History sicherlich mehr erwarten. Aber keine Frage, wohl kaum einer in der Metal-Welt freut sich nicht darüber, dass JAG PANZER wieder da sind und wenn die Amis den Schwung ihrer Live-Show mit aufs kommende neue Album nehmen, dann erwartet uns sicher ein richtiges Highlight.
Ein großes Highlight des Festivals war für viele schon im Vorfeld der Auftritt von OPETH. Es ist eigentlich noch immer unfassbar, wie die Schweden mit ihrem komplexen Prog-Death Metal mittlerweile die Massen begeistert. Beim letztjährigen Wacken Festival verpuffte die Energie der Songs aufgrund vom matschigen Sound und der bei Tageslicht nicht aufkommen wollenden Atmosphäre leider und so war ich auch dieses Mal skeptisch, zumal das tolle Wetter und die damit langanhaltende Helligkeit evtl. die angekündigten Video-Projektionen in ihrer Wirkung einschränken könnten. Doch die Sorgen waren unbegründet, so wurde es passend zum Auftritt dämmerig und sowohl die genialen Songs, die stimmungsvolle Light-Show als auch die gelungen arrangierten Projektionen verfehlten ihre Wirkung nicht. Dazu ist es immer wieder sympathisch, wie teilweise fast schüchtern Mikael Akerfeldt seine Songs einleitet, als wäre es ihm irgendwie „unangenehm“, dass seine Lieder so viele Menschen berühren und mitreissen. Dafür geht der sympathische Schwede dann aber in seinem Spiel so richtig auf. Da stehen seine ebenso herausragenden Kollegen Fredrik Akesson (Gitarre), Martin Axenrot (Drums), Per Wiberg (Keys) und Martin Mendez (Bass) natürlich in nichts nach. Mit gut 90 Minuten Spielzeit und einem wirklich guten Sound präsentierten OPETH mit u.a. „The Lotus Eater“, „Heir Apparent“, „The Leper Affinity“ und natürlich „Ghost Perdition“ ein wirkliches Festival an tollen Songs. Dazu wusste der Herr Akerfeldt mit witzigen Kommentaren („Entschuldigt, wenn wir plötzlich umkippen und uns in die Hosen machen, aber wir kommen gerade aus den USA und haben noch Jet-Lag“) für Stimmung zu sorgen. Ein runder Auftritt, welcher eindrucksvoll bewies, dass OPETH absolut Festival-tauglich sind, sofern die Begebenheit passt! Und das bedeutet vor allem, dass man richtigerweise als Headliner auftritt!
Copyright Fotos: Michael Werneke
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