Ort: Nürnberg – Zeppelinfeld
Datum: 04.06.2011
Tag 2 in Nürnberg. Leider war’s für mich keine so erholsame Nacht und eine fiebrige Erkältung hatte mich erwischt. Um die Ecke gab’s eine Apotheke, die ich in der Hoffnung auf den passenden Wundertrank für eine Spontanheilung mit meinem Besuch beehrte. Aus der Spontanheilung wurde leider nichts, weshalb auch die Reihe der Bands, die ich an diesem Samstag auf und am Zeppelinfeld zu sehen bekam, deutlich kürzer ausfiel, als von mir ursprünglich geplant. Dafür blieb ich aber auch vom einzigen Schauer des Tages verschont, der kam nämlich gegen 15 Uhr vom Himmel, als ich noch vom Hotelbett aus dem Verkehr auf einer der (zumindest gefühlten) Haupteinfallstraßen Nürnbergs lauschte. Als ich eine Stunde später am Festivalgelände ankam, war die Feuchtigkeit jedoch schon wieder komplett verdunstet und zumindest der Staub des Vortages ein bisschen gebunden. Es konnte also in die zweite Runde gehen!
DUFF MCKAGAN’S LOADED
Die läutete für mich der ehemalige GUNS’N’ROSES-Bassist Duff McKagan ein, der neben dem VELVET-REVOLVER-Projekt, dem auch die G’N’R-Kollegen SLASH und Matt Sorum angehören, noch eine eigene Band hat, die auf den Namen DUFF MCKAGAN’S LOADED hört. Die Herrschaften mussten sich um kurz nach 16.00 Uhr noch mit relativ wenig Kundschaft begnügen, lieferten allerdings auch einen ziemlich unspektakulären Auftritt ab. Die Mucke war okay, allerdings eher Rockmusik von der Stange, die keine besonderen Highlights bot. Für den Nachmittag leicht verdauliche Kost, die von den Anwesenden auch durchaus wohlwollend aufgenommen wurde. Neben eigenen Stücken (u.a. vom noch nicht veröffentlichen neuen Album „Beautiful Disease“) stand auf der Setlist neben dem knackigen MISFITS-Cover „Attitude“ natürlich auch eine GUNS’N’ROSES-Nummer: „It’s So Easy“ fehlte dann aber doch irgendwie der nölige Gesang von Axl Rose, aber man kann halt nicht alles haben, das Leben ist schließlich kein Wunschkonzert.
VERSAEMERGE
Außerdem sollte ich ob der mir gebotenen Bandauswahl eh nicht meckern. Deshalb machte ich stattdessen einen Abstecher in die Arena, wo VERSAEMERGE Energie geladenen Alternative zum Vortrag brachten. Die Herrschaften um Sängerin Sierra Kusterbeck kommen aus Port St. Lucie in Florida und haben im letzten Sommer nach drei EPs ihr Debütalbum „Fixed At Zero“ in die Läden gebracht. Erstmalig sind sie in Deutschland unterwegs, wo sie in Nürnberg treibenden Alternative-Rock mit sehnsüchtigen Melodien und manchmal etwas zu knödeligen Vocals auf dem Zettel hatten. Während die Bühne in unterschiedlich farbiges Licht getaucht wurde, fand Fräulein Kusterbeck jedoch mit der Zeit zu einem ansprechenden Gesangsstil, der gut mit der dargebotenen Musik harmonierte. So gab’s bei VERSAEMERGE mal die volle Breitseite, dann auch schon einmal ein etwas reduziertes Tempo und immer wieder auch was zum Tanzen. Ein schöner Mix, der insgesamt überzeugen konnte.
Setist VERSAEMERGE
Stranger
Fire (Aim Your Arrows High)
Whisperer
Past Praying For
Figure It Out
Fixed At Zero
VOLBEAT
Zurück in die Sonne und rauf aufs Zeppelinfeld! VOLBEAT hatten gerufen und ziemlich viele Park-Rocker waren diesem Ruf gefolgt. Zu recht, denn die Show der seit zehn Jahren aktiven Dänen war einmal mehr ein absoluter Genuss. Mitgebracht hatten Michael Poulsen und seine Mannen den Bühnenaufbau der letztjährigen „Beyond Hell/ Above Heaven“-Hallentour und jede Menge Hits, die kein Bein still stehen ließen. Nach dem Intro war mit „The Human Instrument“ gleich das komplette Wohlfühl-Programm angesagt. Das bedeutet bei VOLBEAT, dass mit voller Kraft nach vorn gerockt wird und auch der Rock’N’Roll nicht zu kurz kommt. Deshalb wird gern auch mal im Zusammenhang mit den Kopenhagenern vom „Elvis-Metal“ gesprochen, man könnte aber auch sagen, dass VOLBEAT schlicht und ergreifend ihre eigene Trademark geschaffen haben, das es wirklich in sich hat. So wie der Titelttrack der 2008er VÖ „Guitar Gangsters & Cadillac Blood“ oder das Mundharmonika-Stück „Heaven Nor Hell“ vom letzten Longplayer, das natürlich auf der Setlist nicht fehlen durfte. Blitzschnellen Rock’N’Roll gab’s mit „A Moment Forever/Hallelujah Goat“ auf die Ohren und auch „The Mirror And The Ripper“ machte weiter auf das Feinste Tempo. Der Aufforderung, Krach zu machen, um JOHNNY CASH zu wecken, kam das Auditorium deshalb gern nach. Auch beim Mitsingen des fantatischen, Mr. Cash gewidmeten Songs „Sad Man’s Tongue (2007 auf „Rock The Rebel/ Metal The Devil“ veröffentlicht), waren die Fans gut dabei, um im Anschluss den harten Klängen von „Mary Ann’s Place“ zu lauschen. Gemeinsames Arme schwenken war schließlich bei „The Garden’s Tale“ angesagt, bevor „River Queen“ wieder in die Vollen ging. Beim groovenden „Still Counting“ stellte Poulsen seine Mannschaft, bestehend aus Thomas Bredahl (Gitarre), Anders Kjølholm (Bass) und Drummer Jon Larsen, vor, ehe es auch bei dieser Nummer wieder äußert knackig zu Werke ging. Kein Halten gab’s schließlich bei der Singleauskopplung „Fallen“, der eine imposante Gitarrenbreitseite beim DUSTY-SPRINGFIELD-Cover „I Only Want To Be With You“ vom 2005er Albumdebüt „The Strength/ The Sound/ The Songs“ folgte. Mit „Pool of Booze, Booze, Booza/Boa” und dem SLAYER-Cover „Raining Blood” kamen VOLBEAT nach einer Stunde leider schon zum hochenergetischen Ende. Meinetwegen hätten die dänischen Metal-Rockabillys gern noch eine weitere Stunde Spielzeit bekommen dürfen, aber wie war das mit dem Leben und dem Wunschkonzert?
Setlist VOLBEAT
Intro
The Human Instrument
Guitar Gangsters & Cadillac Blood
A Moment Forever/Hallelujah Goat
The Mirror And The Ripper
Sad Man’s Tongue
Mary Ann’s Place
The Garden’s Tale
River Queen
Still Counting
Fallen
I Only Want To Be With You (DUSTY-SPRINGFIELD-Cover)
Pool of Booze, Booze, Booza/Boa
Raining Blood (SLAYER-Cover)
BEATSTEAKS
Wobei ja auch der nächste Act auf der Centerstage nicht von schlechten Eltern war. Die BEATSTEAKS aus Berlin gaben sich nach vier Jahren ohne Festivals wieder die Ehre und wurden von einem Haufen feierwütiger Fans begrüßt. Die kommenden 75 Minuten gestalteten sich als große Party mit unzähligen Bandklassikern, die zum Tanzen und Mitsingen einluden und selbstverständlich standen auch Songs des Ende Januar erschienenen Nummer-1-Albums „Boombox“ zur Disposition. So gab’s groovende Bässe bei „Cheap Comments“, schrammelnde Langäxte beim brandaktuellen „Under A Clear Blue Sky“ (gesungen von Gitarrist Peter Baumann), Reggae mäßige Klänge bei „Automatic“ und Sänger Armin Teutoburg-Weiß im Graben beim eingängigen „Milk & Honey“. Vorher ging’s bereits „Hand In Hand“ („Smack Smash“ – 2004) in die Vollen und da Armin das Gefühl hatte, dass sein Auditorium noch viel zu gemütlich aussah, hauten die BEATSTEAKS den Damen und Herren erst einmal ein bewegungshungriges „Monster“ um die Ohren, um mit „Behaviour“ gleich im Anschluss zum Pogo aufzurufen. Beim Gute-Laune-Test kam „Hate To Say I Told You So“ von den HIVES zum Einsatz, das nahtlos in „Jane Became Insane“ (2007 auf „Limbo Messiah“ erschienen) überging. Für das ruhige „Hey Du“ übernahm erneut Peter Baumann das Mikro, bevor die Hauptstädter es mit „Hail To The Freaks“ vom 2008er „Kanonen auf Spatzen“ erneut krachen ließen. Bei „Cut Off The Top“ konnten die Park-Rocker beim Massenhüpfen beweisen, dass sie im Gegensatz zum Rock am Ring das bessere Festival besucht haben, wobei es von den BEATSTEAKS zu dieser Frage keine Stellungnahme gab, aber sie mussten ja auch noch das Ergebnis ihres sonntäglichen Auftritts am Nürburg-Ring abwarten. Einer meiner Höhepunkte war der schnelle Punk von „Frieda und die Bomben“, bei dem Bernd Kurtzke den Gesang übernahm, in den sich bei „I Don’t Care As Long As You Sing“ auch die Fans stimmgewaltig einschalteten. Das war’s dann nach einer Stunde mit dem regulären Set, aber die Alternative-Punk-Rocker, die 1995 die BEATSTEAKS ins Leben gerufen haben, wussten ihre Zeit zu nutzen und legten mit „What’s Coming Over You“ zunächst akustisch und dann auch wieder elektrisch verstärkt nach, bevor es mit „Let Me In“ vom „Living Targets“ aus 2002 auf die Zielgerade ging.
Setlist BEATSTEAKS
Big Attack
Hand In Hand
As I Please
Cheap Comments
Monster
Behaviour
Under A Clear Blue Sky
Jane Became Insane (inkl. THE HIVES-Cover Hate To Say I Told You So)
To Be Strong
Automatic
Milk & Honey
Hey Du
Hail To The Freaks
Cut Off The Top
Hello Joe
Frieda und die Bomben
I Don’t Care As Long As You Sing
What’s Coming Over You
Let Me In
THE BOSSHOSS
Für mich hieß es ganz schnell zur Alternastage wechseln, wo eine weitere Kapelle mit Heimat an der Spree freundlicherweise auf mich wartete. THE BOSSHOSS haben den Country-Rock in Deutschland salonfähig gemacht und aus den Interpretationen von Songs unterschiedlicher Künstler wie BRITNEY SPEARS, BEASTIE BOYS, OUTKAST oder THE WHITE STRIPES, mit denen es für das Septett 2005 losging, ist inzwischen eine sehr eigenständige Musik geworden, die nur noch am Rande von Covern lebt, jedoch die coole Bühnenshow beibehalten hat. Zunächst gab’s davon nur zwei Barhocker vor einem roten Vorhang zu sehen, ehe Mr. Hoss Power mit seiner Akustikklampfe bewaffnet auf einem der Hocke zum Intro Platz nahm und schließlich der Vorhang fiel. Zum Vorschein kam die Band und natürlich Boss Burns, der „I’m On A High“ vermittels Megaphon zum Besten gab und zudem mit einer neuen Frisur bestach. Ohne langes Feder lesen schloss sich „Rodeo Radio“ vom gleichnamigen Album aus 2006 an, ehe „Hot In Herre“ (im Original von Hip-Hopper NELLY) Hank Williamson und seine Mundharmonika auf den Plan rief. Auch das Thema „Stuhltanz“ zeigte sich hier ganz und gar nicht altersheimgerecht, sondern sehr mitreißend, während Hoss ein Stylophone bearbeitete und das Publikum zu Singspielchen herangezogen wurde. Boss hatte sich währenddessen bei „Omniscient Lover“ seiner Jeansjacke entledigt und präsentierte den Feinripp-Unterhemden-Chic, für den THE BOSSHOSS bekannt sind und der ebenso wie der Südstaaten-Slang zum Markenzeichen der Spree-Cowboys zählt, während Kollege Hoss für das treibende „Last Day (Do Or Die)“ (die gleichnamige Studioplatte ist vor zwei Jahren auf den Markt gekommen) seinen Stetson gegen eine Melone getauscht hatte. Beim bluesigen „Shake A Leg“ ging’s nicht nur auf der Stage gewaltig rund und für den Klassiker „Yee Haw!“ durften gar zwei Mädels auf die Bühne kommen, die entsprechend des Songtitels zwei Schilder mit „Yee“ und „Haw!“ hochzuhalten hatten, während die Nummer ordentlich abgefeiert wurde. Die Geburtsstunde von „Stallion Battalion“ datiert wie beim Longplayer gleichen Namens in 2007 und auch hier rockten die Kuhjungen nach allen Regeln der Kunst und mit allen verfügbaren Instrumenten, zu denen neben den Klassikern wie Gitarre, Schlagzeug und Percussion auch ein Kontrabass, Waschbrett, Banjo und Mundharmonika zählen. Für „Shake And Shout“ wagte sich Mr. Burns auf den Bühnenvorsprung, wo er sein Auditorium aufforderte, sich hinzuknien, was auch eine große Anzahl Zuschauer tat, um schließlich gemeinsam aufzuspringen. Mit dem launigen „Go! Go! Go!” nahm die Party ihren Lauf, bevor sich schließlich nach einer guten Dreiviertel Stunde der Vorhang wieder schloss. Einen Ausputzer hatten THE BOSSHOSS für ihr Publikum dann aber doch noch vorbereitet und so endete das Set schließlich mit jeder Menge Countryfeeling, das die Truppe „Word Up“ von CAMEO eingehaucht hatte. Hier drehten die Jungs noch mal so richtig auf, jeder bekam sein kurzes Solo und zu guter Letzt kippten Boss und Hoss noch Bier auf ein extra bereitgestelltes Trommelbecken, von dem der Gerstensaft bei der entsprechenden Bearbeitung in alle Richtungen spritzte. Ein grandioses Finale einer Band, die live immer wieder Spaß macht und längst bewiesen hat, dass sie viel mehr kann als nur zu covern, wie auch die Auswahl der Songs beim RiP zeigte.
Setlist THE BOSSHOSS
I’m On A High
Rodeo Radio
Hot In Herre
Omniscient Lover
Last Day (Do Or Die)
Shake A Leg
Yee Haw!
Stallion Battalion
Shake And Shout
Go! Go! Go!
Word Up
SYSTEM OF A DOWN
Schnell wieder in die Festen des Zeppelinfeldes geeilt, wo SYSTEM OF A DOWN die heutige Headliner-Position übernommen hatten. Mich erwartete eine in blaues Licht getauchte Centerstage und im Folgenden selbstredend eine fette Lightshow sowie ein armenisch-amerikanischer Wirbelsturm aus Beat-Feuerwerken, peitschenden Riff-Attacken und einzigartigem Gesang, für den Serj Tankian (auch an den Keys) und Daron Malakian (gleichzeitig am Sechssaiter aktiv) verantwortlich zeichneten. Nach fast fünfjähriger Bandpause, die die einzelnen SYSTEM-OF-A-DOWN-Members für verschiedenste Soloprojekte nutzten, kehrten die Initiatoren des Alternative Metals auf die Bühne zurück und bescherten dem Rock im Park ein eindrucksvolles Konzert, denn verlernt haben die vier Kalifornier mit armenischen Wurzeln definitiv nichts. Das erste Stück, das ich hören durfte, war „Hypnotize“ vom gleichnamigen Album aus 2005, bevor „Suggestions“ es mit Laut-Leise-Passagen amtlich krachen ließ. Einer der absoluten Höhepunkte war natürlich „Chop Suey!“ vom 2001er „Toxicity“, das entsprechend abgefeiert wurde, ehe sich „Lonely Day“ langsam, aber gewaltig anschloss. „Bounce“ lief zur Höchstgeschwindigkeit auf, bevor „Lost In Hollywood“ für eine wohlige Gänsehaut sorgte. Derweil gab „Forest“ wieder Gas, während im Bühnenhintergrund die Silhouette eines Bergzuges zu sehen war. Auch „Science“ gefiel mit krachendem Tempo und jeder Menge Drive, um beim folgenden „Darts“ die etwas wirre Seite von SYSTEM OF A DOWN zum Vorschein zu bringen. Aber das Quartett ist nun einmal absoluter Meister, wenn es um die Mixtur von maschinengewehrartigem Stakkato-Riffing im Kontrast zu elegisch-psychedelischen Momenten geht. Dabei kommen dann auch durchaus solche Glanzpunkte wie „Aerials“ heraus, an dem sich die Zuschauer im Anschluss erfreuen konnten. „Tentative“ und „Cigaro“ waren weitere Beispiele für den abwechslungsreichen und virtuosen Stil der 1995 gegründeten Kapelle, die mit „Suite-Pee“ noch mal heftiges Geknüppel zu Gehör brachte. Krönender Abschluss waren schließlich das gigantische „Toxicity“ und das brachiale „Sugar“. Um es kurz zu machen: Das Warten auf SYSTEM OF A DOWN hat sich gelohnt, aber ich war schon wieder in Eile, um noch einen kurzen Eindruck von 3 DOORS DOWN zu bekommen.
Setlist SYSTEM OF A DOWN (ohne Gewähr)
Prison Song
Soldier Side – Intro
B.Y.O.B.
I-E-A-I-A-I-O
Needles
Deer Dance
Radio/Video
Hypnotize
Question!
Suggestions
Psycho
Chop Suey!
Lonely Day
Bounce
Kill Rock ’n Roll
Lost in Hollywood
Forest
Science
Darts
Aerials Play Video
Tentative
Cigaro
Suite-Pee
War?
Toxicity
Sugar
3 DOORS DOWN
Um die fünf Jungs aus Amiland war es in den letzten Jahren eher ruhig, aber für den Juli ist das fünfte Studioalbum mit Namen „Time of My Life“ angekündigt und genügend Hits haben die Alternative Rocker/ Post Grunger ja in 15 Jahren Bandgeschichte durchaus zusammengetragen, um es gefühlvoll-knackig rocken zu lassen. Entsprechend ging auch „Round And Round“ gut ins Bein, bevor „Behind Those Eyes“ (2005 auf dem dritten Longplayer „Seventeen Days“ veröffentlicht) ein erstes Seufzen auslöste, das aber vom grandiosen „Here Without You“ von der gleichen Langrille noch getoppt werden konnte. Das Lied zählt eindeutig auch zu meinem Favoriten und wenn ich nicht immer noch meiner Stimme verlustig gewesen wäre, hätte ich es gern dem übrigen Auditorium gleich getan und lauthals mitgesungen. Bei „Believer“ gaben 3DD wieder Gas, um mit „Kryptonite“ den nächsten Smasher rauszuhauen, der mit Begeisterungsstürmen empfangen wurden. Auch hier war das Mitsingen selbstverständlich Pflicht, während die Stadionnummer „Every Time You Gone“ als neues, noch unbekanntes Stück zunächst zum Zuhören einlud. Eigentlich hatte der Fünfer seine Zeit schon lange überzogen, aber man war wohl gerade in bester Spiellaune und legte deshalb noch „When I’m Gone“ nach, bevor dann endgültig Schluss war. Man kann 3 DOORS DOWN ja vorwerfen, was man will, aber Stimmung machen die Herrschaften auf jeden Fall und wahrscheinlich geht es mir wie vielen anderen auch, dass bei den Songs doch einige Erinnerungen hochkommen. Außerdem bin ich durchaus gespannt auf die neuen Sachen vom kommenden Album.
Setlist 3 DOORS DOWN (ab 23.00 Uhr)
Round And Round
Behind Those Eyes
Here Without You
Believer
Kryptonite
Every Time You Go
When I’m Gone
DREDG
Eigentlich hätte mich mein Weg jetzt in die Arena vor die Clubstage führen sollen. Nun war es allerdings so, dass diese Idee auch ca. 6.000 bis 7.000 andere Leute hatten, weshalb die Venue aus allen Nähten zu platzen drohte. Also begab ich mich stattdessen ins Pressezentrum im dritten Stock des Gebäudes und lugte durch die Scheiben auf die Konzertstätte hinab. Ein durchaus imposantes Bild: Erstens die vielen dicht gedrängten Köpfe der zahlreichen Fans und zweitens die bunt illuminierte Bühne, auf der DREDG ihren großartigen Prog-Rock zelebrierten. Die vier Kalifornier haben just ihren fünften Longplayer „Chuckles And Mr. Squeezy“ veröffentlicht und sind damit mal eben bis auf Position 31 der deutschen Charts geklettert. Auch wenn der bombastische Progressive-Sound nicht in voller Schönheit bis an meinen Standort vordringen konnte, darf ich wohl behaupten, dass den Zuschauern in der Halle das komplette Prog-Programm geboten wurde. Das Quartett agierte gewohnt druckvoll und bisweilen durchaus frickelig – ganz so wie es sich gehört und es Spaß macht. Das Ganze gipfelte schließlich in einem krachenden Finale und einem instrumentalen Abschluss, nach dem Sänger und Gitarrist Gavin Hayes in den Graben hüpfte, um schnell noch ein paar Fans abzuklatschen.
IN EXTREMO
Auf der Alternastage war nunmehr mittelalterliche Zustände ausgebrochen, denn IN EXTREMO hatten die Bühne geentert. Dies ist üblicherweise bei den sieben Mittelalter-Rockern aus Siegen mit jeder Menge Pyro verbunden und auch in Nürnberg sparten das letzte Einhorn (Sänger Michael Robert Rhein) und Konsorten nicht am Feuer, das bereits beim Opener „Sterneneisen“ (gleichzeitig der Name des Nummer-1-Albums, das im Februar in die Läden gekommen ist) gezündet wurde. Auch das von mir sehr geschätzte „Vollmond“ wartete mit imposanter Pyro auf, ehe es mit „Zigeunerskat“ flotten Mittelalter-Rock der aktuellen Langrille zu hören gab, dem sich der IN-EX-Klassiker „Herr Mannelig“ anschloss. Für mich war an dieser Stelle nach 20 Minuten jedoch bereits Schluss, obwohl ich gern noch Stücke wie „Erdbeermund“, „Küss mich“, „Mein rasend Herz“ und „Omnia Sol Temperat“ gehört hätte.
Wahrscheinlich hatten die fitteren Festivalbesucher auch beste Chancen, diese Lieder noch zu erleben, für mich wurde es jedoch Zeit, in die Waagerechte zu kommen, weshalb auch …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD für mich ausfallen mussten, obwohl ich für deren aktuelle Scheibe „Tao of The Dead“ nur lobende Worte finden kann. Aber der Akku war einfach leer und für den Sonntag stand schließlich auch noch jede Menge Musik und 500 Kilometern Rückweg auf dem Programm.
Copyright Fotos: Karsten Rzehak
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