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SAMAEL – FLOWING TEARS

Ort: Bielefeld - Forum

Datum: 18.11.2004

Fast genau auf den Tag 10 Jahre ist es her, dass ich SAMAEL zusammen mit DESULTORY (R.I.P.) und CANNIBAL CORPSE in Köln gesehen hatte. Nun also Bielefeld, eine Stadt, die nicht gerade für ihre Metal Events berühmt ist. Umso größer war die Vorfreude auf die Eidgenossen, die mit ihrem aktuellen Album „Reign of Light“ ordentlich abräumen. Dennoch fand ich die 21 Euro Eintritt ein wenig oversized, so dass ich auf den Zuschauerandrang mitten in der Woche gespannt war. So um die 200 bis 250 Nasen dürften es schätzungsweise gewesen sein, von denen einige in uralten Brutalo Shirts aufliefen. Ein paar Gruftis waren allerdings auch am Start, bzw. wurden vom älteren Freund mitgeschleppt. Als lokale Prominenz konnte man Musiker von REPTYLE und END sichten, sowie eine allseits bekannte Century Media-Promoterin. Womit wir den Übergang zur Vorgruppe geschafft hätten, die eben bei jener Dortmunder Bandschmiede ihre Heimat haben, genau wie natürlich auch der Hauptact für viele Jahre.

Die FLOWING TEARS passten nun nicht ganz zum Sound ihrer Begleiter, schon eher zum momentan grassierenden Trällerelsen Metal. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren die Süddeutschen als Opener von AFTER FOREVER schon einmal in der Bielefelder Metropole. Kurz nach 9 kamen die 4 Musiker die Backstage Treppe hinab und machten es sich auf der schummrig beleuchteten Bühne bequem. Ein paar der Anwesenden rückten nach vorne, an vorderster Front natürlich wieder das Bielefelder Original „Chucky“, dieses Mal mit einem CRÜXSHADOWS-Shirt. Sängerin Helen Vogt versuchte den ganzen Abend über noch mehr der leicht muffeligen Ostwestfalen zum Näherrücken zu bewegen, mit eher mäßigem Erfolg. Gegen Ende sprach sie selbst das aus, was wohl einige dachten: „Was macht eine Pop Rock Truppe im Vorprogramm von SAMAEL? Aber jetzt kommt ein Stück mit Grunzen“. Wobei man dem Quartett attestieren muss, dass es im Gegensatz zu einigen anderen Kapellen richtiger Metal ist, mit teils flotten Riffs und Keyboarduntermalung vom Band. Helen verfügt über eine schöne, nicht zu hohe Stimme und auch über ausreichend Bühnenpräsenz. Warum allerdings die Saitenkünstler mehr geschminkt waren als sie, weiß nur der Make Up-Gott. Der permanente Einsatz der Windmaschinen, welche die langen Haare aufreizend im Scheinwerferlicht fliegen ließen, wirkte auf mich ebenfalls etwas übertrieben „posig“. 9 Tracks gab man zum Besten, ausschließlich von den letzten 2 Alben „Serpentine“ und „Razorbliss“, und erst die letzten 3, 4 gefielen mir besser, da höherer Wiedererkennungswert. Nach einem ordentlichen Achtungs-Applaus war gegen 22 Uhr Schluss mit Gothic/ Dark Metal.

Es folgte ein kleiner aber feiner Umbau, das Drumkit wurde nun nicht mehr gebraucht. SAMAEL agieren mit Keyboards/ Drumcomputer plus zusätzliche Live Percussion im Stile bekannter Elektro Acts und dargeboten von Xy mit nacktem Oberkörper und Brustwarzenpiercing. Shouter Vorph war optisch kaum uninteressanter: Mit seinem streng gebundenen Zöpfchen, dem schwarzen Gehrock und den langen Stiefeln wirkte er auf mich ein wenig asiatisch, die Kollegen am Bass und 2ter Gitarre waren da schon konventioneller. Xy und Vorph sind im Übrigen ja Brüder. Als optisches Schmankerl hatte man an 2 Seiten Leinwände für Projektionen aufgefahren, schon ein bekanntes Stilmittel der Schweizer. Passend zu den jeweiligen Stücken wurden Collagen, Wörter oder auch noble Greifvögel im Flug gezeigt, besonders interessant fand ich die Rückprojektion des Drummers, den man so gleich mehrfach bewundern konnte. Mit einem brettharten Sound ausgestattet spielte man sich durch eine lange Setlist, die dominiert wurde von 6 neuen Songs aber auch vielen alten Klassikern wie beispielsweise „Baphomet’s Throne“ von der „Ceremony of Opposites“-Scheibe oder „The One that came before“ als Rausschmeißer von Teil 1. Besonders auffällig war der deutlich härtere Klang im Vergleich zu den Platten, kann man auf dem aktuellen Werk noch als harte LAIBACH-Version durchgehen, klingt das Zeug live schon wieder fast nach Extrem Metal, von Vorph stoisch aggressiv vorgetragen. Das hatte seinen Charme, aber vielleicht wäre ein wenig Kommunikation mit dem Publikum auch mal eine nette Sache. Witzig fand ich Bassist Mas, der wie ein Flummi in der Gegend herum sprang und seine Begeisterung kaum bändigen konnte. Bei SAMAEL war natürlich auch das Publikum aufgetaut, moshte ordentlich mit und reckte einige Male die Fäuste in die Höhe. Nach dem ausgedehnten Hauptteil war zunächst mal Schluss, bevor mit den 3 Zugaben „Moongate“, „The Cross“ und „My Saviour“ ein sehr feines Konzertevent beendet wurde. Bei den letzten Songs hatte der Basser allerdings einige technische Schwierigkeiten und wechselte mehrmals sein Instrument. Das zuletzt genutzte flog dann nach dem letzten Song im hohen Bogen auf die Bühnenbretter.

Ein moderner Sound, der Elektronik und Gitarren auf sehr überzeugende Weise kreuzt im Zusammenspiel mit einer tight aufspielenden Truppe, was will man an einem Donnerstag Abend mehr? Ich nicht und so fuhr ich gen Westen, während sich der erste Schnee des Jahres schon zum Angriff wappnete.
TK

Setlist FLOWING TEARS
Razorbliss
Serpentine
Unspoken
Believe
Pitchblack Water
Undying
Starfish Ride
Merlin
Virago

Setlist SAMAEL
Intro
Rain
Shining Kingdom
Inshallah
On Earth
Jupiterian Vibe
Reign of Light
Telepath
Nautilus & Zeppelin
Black Trip
Baphomet’s Throne
Year Zero
High Above
Infragalaxia
The One who came before

Moongate
The Cross
My Saviour

Copyright Fotos: Jörg Rambow

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