Konzert Filter

SAXON – AC ANGRY – GODSIZED

Ort: Osnabrück – Halle Gartlage

Datum: 28.06.2013

Auch die schönsten Dinge gehen mal zu Ende. Und so kam es Ende Juni in der Halle Gartlage zu Osnabrück zum letzten Auftritt von SAXON während ihrer „Sacrifice World Tour“ auf deutschem Boden. Aber natürlich war das noch lange nicht das richtige Ende: schon tags darauf ging es ins belgische Dessel zum Graspop Metal Meeting. Und überhaupt scheint es für SAXON kein Ende zu geben, denn mit „Sacrifice“ veröffentlichte die 1976 in England (noch als SON OF A BITCH) gegründete Combo bereits ihr 20. Studioalbum. Mit im Gepäck für die Europa-Termine der Welttournee hatten sie AC ANGRY und ganz speziell für Osnabrück die großartigen GODSIZED.

Los ging’s dann um 19:50 Uhr mit eben jenen. Gut, dass die Band selbst auf ihrer Facebook-Seite gepostet hatte, dass sie zeitig beginnen werde, denn offiziell war der Beginn für 20 Uhr angesetzt. Ich durfte die Briten bereits letztes Jahr auf dem „Reload Festival“ kennenlernen und war schon Fan, bevor ich die erste Note gehört hatte. Uns verbindet eine gemeinsame Vorliebe für einen deutschen Kräuterlikör-Hersteller! Diesen nennen Glen Korner (vocals and guitars), Neil Fish (guitars), Gavin Kerrigan (bass) und Dan Kavanagh (drums) dann auch selber – neben BLACK SABBATH, LYNRYD SKYNRYD, ZZ TOP und LED ZEPPELIN – als Inspiration für ihre Musik. Und diese überzeugte mich wieder auf ganzer Linie. Auch ihr zweiter Longplayer „Time“ bietet – wie der selbstbetitelte Vorgänger – feinsten Rock’n’Roll, welchen sie live wuchtig und mit viel Energie vortragen. Laut Glen war dieser Gig ein „last minute“-Ding – keine Ahnung, was da hinter den Kulissen vor sich ging. Im Internet war dieser Termin schon recht lange gelistet, bevor GODSIZED recht kurzfristig auf einigen Seiten dann wieder vom Line-Up gestrichen wurden. Schon ihr für Dezember letzten Jahres geplanter Auftritt in der „Kleinen Freiheit“ in Osnabrück wurde unvermittelt abgesagt. Die halbe Stunde ging jedenfalls viel zu schnell vorbei! Aber sie kommen schon bald wieder – diesmal als Einheizer für MONSTER MAGNET. Haltet Ausschau danach!

Setlist GODSIZED
Walking Away
Soul Taker
Brothers in Arms
The Phoney Tough and the Crazy Brave
Moving On
Head-Heavy

Um 20:30 Uhr durften dann AC ANGRY ihren letzten Support-Gig für SAXON darbieten. Im Gegensatz zu GODSIZED sind Alan Costa (vocals and guitars), Stefan Kuhn (guitars), Dennis Kirsch (bass) und Sascha Waack (drums) – früher unter dem Namen TALETELLERS unterwegs – mit ihrer Mischung aus klassischem Heavy Metal, Power Rock und Aussie-R’n’R ein Jahrzehnt später, also in den 80ern, anzusiedeln. Als Einflüsse nennen sie DANKO JONES, THE HELLACOPTERS, BACKYARD BABIES und TURBONEGRO, deren „Get it on“ sie als vorletzten Song auch coverten. Beide durften allerdings schon mit BLACK LABEL SOCIETY touren und ein Blick auf das Cover von AC ANGRY’s EP „Booze Horse“ legt eine weitere Gemeinsamkeit nahe. Und nachdem man anscheinend nun eine Plattenfirma gefunden hat, erscheint im September auch endlich das erste komplette Album, das ja schon seit längerem im Kasten ist. Die Chemie auf der Tour scheint auch gestimmt zu haben. Der Schlagzeuger wurde während des gesamten Gigs von hinten mit Papierfetzen o.ä. beworfen. Und auch Biff höchst selbst ließ es sich nicht nehmen, einmal im wahrsten Sinne des Wortes über die Bühne zu fegen. Dumm nur, dass er vor seinem Abgang eines der Becken abschraubte und von der Bühne entführte… Zum Abschluss gab es dann allerdings nochmal Konfettishooter für die Saarländer und einige Crewmitglieder gröhlten beim Song „AC Angry“ lauthals mit. Insgesamt hat die Band mit ihrem 40-minütigen Auftritt durchaus überzeugt, was auch der mittlerweile gut gefüllte Saal durch seinen Applaus bezeugte. Die Jungs sieht man bestimmt bald wieder.

Setlist AC ANGRY
Radicalizer
Rock’n’Roller Roller Rolla
Motor
You Got the Thirst I Got the Booze
It’s Good to be Bad
Kings of Death
Booze Horse
Black Denim
Get it on (TURBONEGRO-Cover)
AC Angry

Kurz nach 21:30 Uhr gingen dann erneut die Lichter aus und ein Intro kündigte den Grund unseres Kommens an: the mighty SAXON! Muss man da noch große Worte zu verlieren? Also nur ganz kurz zur Band: sie besteht aus Peter „Biff“ Byford (vocals), Doug Scarratt (guitars), Paul Quinn (guitars), Tim „Nibbs“ Carter (bass) und Nigel Glockler (drums). Die Mitbegründer des New Wave of British Heavy Metal hatten ihre erfolgreichste Zeit wohl in den 80ern, konnten zuletzt durch starke Alben aber wieder Boden gut machen und sind auf jedem Metal-Festival gern gesehene Gäste. Außerdem haben sie eine nicht zu unterschätzende, treue Fangemeinde. Diese bescherte dem aktuellen Longplayer „Sacrifice“ im März immerhin einen 14. Platz in den deutschen Albumcharts. Und auch die Kritiken der einschlägigen Fachmagazine fielen durchweg positiv aus. Natürlich schlägt sich das auch in der Setlist nieder. So eröffneten die Briten gleich mit dem titelgebenden „Sacrifice“ und „Wheels of Terror“. Nach den Klassikern „The Power and the Glory“ und „Battalions of Steel“ folgte mit „Made in Belfast“ gleich der nächste Frischling. Im Anschluss durfte das Publikum wählen, welchen Song es als nächstes hören möchte. Solche Aktionen macht man ja normalerweise eher gegen Ende des Konzerts, wenn nur noch wenige Highlights fehlen, die noch gespielt werden müssten. Entweder war die Band sich also sehr sicher, was das Auditorium sich wünscht, oder so flexibel, dass man die Setlist entsprechend ändern könnte. Jedenfalls gab es das von der Menge mit großer Mehrheit geforderte „Crusader“. Es folgten weitere Klassiker mit „Motorcycle Man“ und „I’ve Got to Rock (to Stay Alive)“, ehe mit „Night of the Wolf“ wieder ein aktueller Titel folgte. Nach „Conquistador“ durfte Nigel sich dann bei einem Schlagzeug-Solo austoben. Insgesamt war die Setlist eine sehr gute Mischung: nach einem weiteren Block mit älteren SAXON-Classics wie „Iron Wheels“, „Solid Ball of Rock“, „Stand Up and Fight“ oder „Dallas 1 pm“ (wobei Biff bei letzterem selber ins Grübeln kam, ob der Song von der 4. oder doch von der 3. Platte der Metaller sei), gab es noch „Guardians of the Tomb“. Dann näherte man sich so langsam dem Ende und packte noch ein paar richtige Kracher aus. „747 (Strangers in the Night“), „Strong Arm of the Law“ und bei „Wheels of Steel“ kam Biff sogar mit einer oldschool Jeans-Kutte auf die Bühne. Es folgten noch die Zugaben „Demin and Leather“ und „Princess of the Night“, bevor um 23:20 Uhr die Beleuchtung in der Halle wieder eingeschaltet und eine rundum zufriedene Zuschauerschar auf den Heimweg geschickt wurde.

Fazit: Ein absolut gelungener Abend, da alle Protagonisten mit sichtlicher Spielfreude am Werk waren! SAXON werden weiter ihren Weg gehen (der sie Ende des Jahres zusammen mit MOTÖRHEAD wieder nach Deutschland führen wird) und auch von AC ANGRY wird man sicher noch mehr hören. Aber ohne die Leistung der anderen schmälern zu wollen, waren GODSIZED mein persönliches Highlight des Abends. Schade, dass sie, nachdem sie schon im letzten Jahr auf dem „Reload-Festival“ als 2. Band des Tages vor recht wenigen Zuschauern spielen mussten, auch hier wieder „nur“ vor vielleicht halbvoller Hütte auftreten durften. Das Quartett ist bereit für Größeres!

Setlist SAXON
Sacrifice
Wheels of Terror
The Power and the Glory
Battalions of Steel
Made in Belfast
Crusader
Motorcycle Man
I’ve Got to Rock (to Stay Alive)
Night of the Wolf
Conquistador
Drum Solo
Iron Wheels
Solid Ball of Rock
Stand Up and Fight
Dallas 1 pm
Guardians of the Tomb
747 (Strangers in the Night)
Strong Arm of the Law
Wheels of Steel

Denim and Leather
Princess of the Night

Copyright Fotos: Karsten Rzehak

Es ist noch kein Kommentar vorhanden.

Hinterlassen Sie einen Kommentar.

Mehr zu AC ANGRY auf terrorverlag.com

Mehr zu GODSIZED auf terrorverlag.com

Mehr zu SAXON auf terrorverlag.com