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SCHANDMAUL – LETZTE INSTANZ

Ort: Bielefeld - Ringlokschuppen

Datum: 24.10.2006

Schon sehr beeindruckend, welche Entwicklung die mittelalterlichen Folk Rocker SCHANDMAUL in den letzten Jahren vollzogen haben. Sehr gut ablesbar an den Besucherzahlen in OWL: Vor einiger Zeit noch vor einer Handvoll Besuchern im Zweischlingen, 2003 zogen sie bereits gut 400 Menschlein ins damalige Kick, im darauf folgenden Jahr verkauften sie fast das Triebwerk aus und 2006 können sie mal so eben 1500 Leutchen in den Ringlokschuppen ziehen. Da machen sich unermüdliches Touren und ehrliche Arbeit auf Platte doch bezahlt, abseits der ganzen Label-Maschinerie. Ein wenig mag auch der Support zum vollen Haus beigetragen haben, denn die LETZTE INSTANZ ist ja nicht irgendwer und passt klanglich zudem perfekt zum Headliner.

So drängte die Meute also schon gegen 20 30 gut nach vorne, als 7 wohl-aussehende Herren ihren Platz auf der Bühne einnahmen, die durch ein Backdrop etwas verkleinert worden war, um dem SCHANDMAUL Drumkit Platz zu bieten. Immer noch genügend Bewegungsfreiheit für die Hollies, Herrn Stolz an der Violine, Micha am Bass und den Rest der Saitenfraktion, nicht zu vergessen natürlich den „verrückten“ Benny „The Rasta“ Cellini links hinten sitzend. Ohne große Umschweife legte man mit dem Set los, welches natürlich im Vergleich zum Forum Gig in diesem Jahr deutlich gekürzt worden war. Dennoch war genug Zeit für aktuelles Material wie „Ohne Dich“ oder „Tanz“ gegeben, noch besser gefielen mir allerdings die beiden Klassiker „Jeden Morgen“ sowie das wunderbare „Mein Todestag“. Dies wurde dann auch aus vielen Kehlen mitgesungen, man dürfte sich insgesamt auf dieser Tour einige neue Freunde erspielt haben. A pro pos neu: Mit „Wir sind allein“ hatte man sogar einen ganz frischen Titel vom nächsten Studiowerk im Gepäck. Mit Ansagen hielt sich der glatzköpfige Fronter relativ zurück, es wurde nur einmal auf das Merchandise hingewiesen und ansonsten Stimmung für die folgenden SCHANDMÄULer gemacht. Einen besseren Anheizer kann man sich eigentlich kaum wünschen, da muss man sich seiner eigenen Live Stärke schon ziemlich sicher sein, wenn man sich die Dresdner ins Boot holt. Zum Schluss gab es mit „Das Stimmlein“ noch DEN Hit des aktuellen Albums „Ins Licht“, aber die Mannen konnten natürlich nicht von dannen, bevor nicht ihr Klassiker „Rapunzel“ gespielt wurde, diesmal aufgepeppt durch eine sehr witzige „Jailhouse Rock“-Jameinlage. Gut 40 Minuten Musik vom feinsten!

Nach nicht allzu langer Pause war es dann an der Zeit die ganze Bühne zu nutzen, auf der im Hintergrund erhöht Stefans Schlagzeug postiert war. Sechs Bajuwarische Spielleute nahmen nun das Heft fest in die Hand, wobei insbesondere die beiden wohl gebauten Damen Anna und Birgit mit körperlichen Reizen nicht gerade geizten – bauchfrei war angesagt. Nach dem Festival Headliner Auftritt beim diesjährigen Amphi nun also wieder eine Hallen Performance. Thomas kündigte schon zu Beginn an, man habe einige Klassiker aus der Setlist gestrichen… dafür aber einige noch ältere Schätzchen wieder hervor gekramt. Das macht bei dem Fundus an Titeln auch Sinn, wenngleich der eine oder die andere „Dein Anblick“ vielleicht vermisst haben wird. Los ging es mit 2 Songs vom aktuellen Silberling „Mit Leib und Seele“: „Vor der Schlacht“ und „Kein Weg zu weit“ brachten die Herrschaften vor der Bühne gleich in Feierlaune, wobei ich die Stimmung insgesamt als vergleichsweise verhalten in Erinnerung habe. Aber für OWL-Verhältnisse natürlich immer noch beachtlich. Nach all den Jahren macht sich doch eine gewisse Routine beim Posing und den Ansagen bemerkbar, das kann wohl auch nicht ausbleiben. Thomas’ Schneckenwitz beispielsweise war doch schon ein wenig grenz-debil, da konnte Birgit mit ihrer „Flutsch-Erzählung“ schon deutlich mehr punkten. Sie kam nämlich mit einem Hütlein nach vorne, welches den Aufdruck „Flutsch des Tages“ trug. Den solle am Ende eines Konzerts immer derjenige erhalten, der am meisten Spielfehler „vorzuweisen“ habe. Leider entzieht es sich meiner Kenntnis, wer in Bielefeld der diesbezügliche „Held des Tages“ war. Vielleicht war die Darbietung ganz einfach auch zu perfekt für den Preis, instrumental lässt das Sextett nämlich gar nichts anbrennen, und wenn die beiden Mädels aufeinander zu tanzen und sich fröhlich lächelnd in die Augen schauen, kann man schon mal ins Träumen geraten. Wunderbar im Übrigen auch die Lightshow, für welche SCHANDMAUL in der Szene bereits einen sehr guten Ruf besitzen. So spielte man sich dann durch eine lange Reihe von Liedern, die sich gut auf die bisherigen Veröffentlichungen verteilten, wie beispielsweise die relativ alten „Gebt acht!“/ „Die letzte Tröte“ oder „Walpurgisnacht“/ „Der Wandersmann“ von der „Narrenkönig“-Scheibe. Letztgenanntes, live eher selten präsentiertes Stück war bereits Teil des ausgedehnten Zugabenblocks, mit dem die vielfach in aufwendige Gewänder gehüllten Fans verwöhnt wurden. An deren Reaktionen und glücklichen Gesichtern nach der Show konnte man eines ablesen: Der Erfolgsweg von SCHANDMAUL ist noch lange nicht am Ende…

Setlist SCHANDMAUL (ohne Gewähr!)
Vor der Schlacht
Kein Weg zu weit
Das Tuch
Der Schatz
Das Spiel
Der Poet
Drachentöter
Seemannsgrab
Kalte Spuren
Wolkenberge
Feuertanz
Vogelfrei
Tür in mir
Lichtblick
Mitgift
Gebt Acht!
Letzte Tröte
Walpurgisnacht

Sturmnacht
Der Spion

Grosses Wasser
Der Wandersmann
Willst Du?

Copyright Fotos: Jörg Rambow

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