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SCHILLER

Ort: Bielefeld - Ringlokschuppen

Datum: 20.11.2004

Die dreitägige Konzerttournee neigte sich dem Ende zu: Nach SAMAEL und XANDRIA an den beiden vorhergehenden Tagen wurde nun alles mindestens 3 Nummern größer. SCHILLER hatte sich für den Ringlokschuppen angesagt und er hatte illustre Gäste angekündigt, die gerade auch für Goth-Devotees interessant waren. Rätselten wir tagsüber noch darüber, ob man denn nun in der mittleren oder großen Halle auftreten würde, hatte sich diese Frage spätestens gegen 20 30 Uhr geklärt. Weit und breit kein Parkplatz, so dass ein längerer Weg durch eisige Kälte unumgänglich wurde. Als ich dann schließlich den riesigen Saal betrat (unser Fotograph hatte bereits die Vorhut gebildet), herrschte schon ein munteres Treiben oben auf der Bühne.

Mehrere Dinge wurden klar: Der Sound war bombastisch, die Lichteffekte auch und die Zuschauer in Massen anwesend, 1500 aufwärts. Der typische SCHILLER-Fan scheint so gegen Mitte 30 und eher im Normalobereich zuhause zu sein. Allerdings wurden auch ein paar Blackies gesichtet, wenngleich klar war, dass Veljanov nicht auftreten würde. Stattdessen hatte sich Mastermind Christopher von Deylen folgende nicht ganz unbekannte Musiker auf die Bühne geholt: An den zweiten Keyboards der Bielefelder Christoph Papendieck (Keyboarder von JEAN MICHEL JARRE), am gigantischen Drumkit Gary Wallis (bekannt von PINK FLOYD), als Gitarrist der Detmolder Mickey Meinert sowie der ehemalige MOTI SPECIAL Basser Tissy Thiers an ebensolchem. Diese Truppe bildete also nun die musikalische Basis, Elektrosounds zwischen sphärisch und treibend zusammen mit den fast prog-rockig wirkenden „echten“ Instrumenten. Dazu zauberten die Moodlights im Hintergrund wunderschöne Farbspiele auf die Bühnenrückseite. Die Setlist war in diverse Blöcke eingeteilt, grundsätzlich wechselten sich 2, 3 Instrumentalstücke mit jeweils gesungenen Songs ab. Zunächst nahm Anke Hachfeld (MILA MAR) diesen Posten ein, allerdings hatte ich Kims ersten Auftritt verpasst. Anke hatte sich ein glitzerndes Abendkleid angelegt, an einer Seite schulterfrei und manchmal bedrohlich rutschend. Zum Glück sind wir nicht in Amerika… Sie intonierte z.B. das wunderschöne „Leben“ und flirtete dabei heftigst mit dem Publikum. Nach ein paar weiteren Tracks kehrte Kim Sanders zurück, barfuss und mit einer Kaffeetasse in der Hand. Sie hatte das Publikum mit ihrer charmant-rassigen Art im Nu im Griff und verzückte vor allem mit einer witzigen deutsch/ englischen Sprachmischung. Nachdem sie die Bielefelder zum Klatschen eingeteilt hatte (die dieser Aufforderung gerne nachkamen) gab sie beispielsweise „Distance“ zum besten. Für mich persönlich ist „Soul“ überhaupt nichts, so dass ich ihre Stimme am wenigsten mag, was aber ihre objektiv hervorragende Leistung keinesfalls schmälern soll. Jetzt begann das große Warten, da fehlte doch noch einer… Als es dann dunkel wurde und ein Bühnenbediensteter einen Notenständer nebst Mikro hereintrug, war es vielen Anwesenden klar: Heppner-Alarm! Der gute Peter hatte sein Markenzeichen also wieder mit dabei, obwohl er sich nur 2 Texte merken musste. Im Gegensatz zu den Damen lief er wieder locker flockig in Jeans und Pulli herum und wirkte fast ein wenig schüchtern, wenn er nicht singen „durfte“. Aber „Leben… I feel you“ und vor allem „Dream of you“ kamen so hervorragend an, dass der WOLFSHEIM-Sänger richtig locker wurde und das Publikum animierte. Wie ein „Duracell-Häschen auf Speed“ verglichen mit seiner sonst leicht lethargischen Art. Dann war es fürs erste vorbei, aber der Jubel war natürlich dermaßen frenetisch, dass die Rückkehr nicht lange auf sich warten ließ.

Erst folgte ein Instrumental, bei dem sich Bassist und Gitarrist ein heftiges Duell lieferten, dann begeisterte Kim im roten Abendkleid noch einmal mit „I’ve seen it all“ und nach nur 2 – allerdings langen – Stücken, war die erste Zugabe bereits beendet. Sämtliche Beteiligten „mussten“ sich nun Standing Ovations anhören und besonders Heppner wurde beinahe übermütig und flirtete heftigst mit den beiden Kolleginnen (mit denen hat er übrigens gerade das Projekt MILÙ am Start, dass sich für benachteiligte Kinder einsetzt). Als klar wurde, dass die Bande SO nicht die Bühne verlassen „durfte“, wiederholte man noch einmal „Dream of you“, nun aber mit gleich 3 Sängern. Das gab dem Stück natürlich noch mehr Tiefe und da jedem klar war, dass dies die letzte Chance zum Tanzen sein würde, gaben die Zuschauer noch mal alles und verbreiteten eine unglaubliche Stimmung. Auch das SCHILLER-Team schien überwältigt. Nach knapp 120 Minuten Spielzeit und einem Rausch der Sinne für Ohren und Herz musste man nun zurück in den kalten Alltag, oder verblieb noch ein wenig zum samstäglichen Disco-Hopping. Auch für Alternative-Freaks eine nette Abwechslung von all den Riffs und Beats und auf Veljanov an gleicher Stelle muss man ja nur noch ein paar Monate warten…

Copyright Fotos: Jörg Rambow

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