Ort: Schloss Holte-Stukenbrock - Festivalgelände am Stadion
Datum: 27.06.2009
OWL rockt!
Was 2006 ins Leben gerufen worden war, hat sich längst zum wichtigsten Open Air Event in Ostwestfalen gemausert und dürfte mittlerweile auch weit darüber hinaus auf Interesse stoßen. Das Serengeti Festival! Die 2009er Auflage bot das bislang fetteste und wohl auch härteste Line Up, wobei der Samstag eher den metallischen und der Sonntag den rockigen Klängen gehörte. Mit ANTHRAX, SOULFLY und DOWN hatte man gleich 3 Kult Acts der Spitzenklasse gebucht – Scott Ian, Max Cavalera und Phil Anselmo stehen gleichsam für gut 20 Jahre Metal Geschichte und bedürfen eigentlich keiner weiteren Vorstellung. Doch damit nicht genug: Die „irre“ BLOODHOUND GANG bot ihre bekannt „kranke“ Bühnenshow und am Sonntag sorgten die alten Hasen H-BLOCKX, die DONOTS sowie die schwedischen Punk Rocker MILLENCOLIN definitiv für noch mehr Gute Laune!
Von den Opening Acts KAMIKAZE QUEENS, PETER PAN SPEEDROCK, ELVIS JACKSON und THE NEW BLACK können wir euch „nur“ Bildergalerien präsentieren, alles Weitere gibt es hier en Detail und schwarz auf weiss aufbereitet…
GOD FORBID
Für den Samstag hatten sich einige metallische Schwergewichte angesagt und ein Musterexemplar dafür sollte schon zur Mittagszeit für ordentliche Rotation sorgen. Dazu hatten GOD FORBID sich ja erst vor einigen Wochen von Gitarrist Dallas Coyle getrennt und so geht man derzeit mit dem einen oder anderen Ersatzmann an den Start. Dieser hielt sich während des Sets dann auch schön zurück und konzentrierte sich auf sein Spiel. Klar, die Show liegt bei GOD FORBID Front-Hüne Byron Davis und Gitarrist Doc Coyle. Besonders der Shouter feuerte die ersten paar Mosh-Wütigen ordentlich an, so dass dann sowohl bei neuen Tracks wie „Empire of the Gun“ als auch beim natürlich nicht fehlen dürfenden „To the fallen Hero“ (welches man MICHAEL JACKSON widmete) mit für die Zeit schon amtlichen Mosh- und Circle-Pits reagiert wurde. Leider war der Sound nocht nicht wirklich eingepegelt, dementsprechend bügelten die Amis recht basslastig alles nieder, was aber die abgehenden Fans nicht weiter kümmerte. Allerdings sollte man schauen, wen man zukünftig für die zweite Gitarre in die Band holt, denn so gut Doc auch an der Klampfe ist, seine cleanen Vocals sind dann doch nicht so das Wahre.
(Fafnir)
THE CARBURETORS
Kurz nach 16 30 enterte nun auch die 2te Terrorabordnung das Gelände, welches das ganze Wochenende über von einem herrlichen Wetter gesegnet wurde. Offenbar hatte der Sonnenschein auch zum Trinkgenuss angeregt, der Alkoholpegel bei den Freunden der härteren Gangart lag teilweise schon überraschend hoch. Dabei konnte man das Line Up auch ohne legale Drogen genießen, wir bekamen so gerade noch das Ende von ELVIS JACKSON mit, die als kleinen Bonus „Song“ eine Rülpsiade veranstalteten. Unser erster richtiger Act aber waren die CARBURETORS aus Norwegen, die nicht nur unserem Fotographen bereits bei der letztjährigen Ausgabe des Serengetis den Kopf verdreht hatten. Zwar war man an diesem „harten“ Tag ein ganz klein wenig deplatziert im Billing, jedoch hielt das den Fünfer um Frontmann Eddie Guz nicht davon ab, richtig auf die Tube zu drücken. Zu einem ohrenbetäubenden Motorenintro schwangen sich die Old School Rock ’n‘ Roller auf die Bühne und zelebrierten alsdann einen knackig eingängigen Biker Schweine Rotz Rock Sound, der zum Mitmachen und Fäuste Schwingen prädestiniert war. Songs wie „Fast Lane“, „Whole Town is shakin“ oder „Burnout“ zeugen nicht gerade von filigraner Kompositionsarbeit, doch sie treffen genau ins Herz der Fans, insbesondere auf Festivals. Dazu gab es einige überraschend fette Pyroeffekte, neben dem Standardkrams auch eine Flammenspeiende Gitarre sowie eine Feuerschluckeinlage. Und ganz plötzlich stand einer der Saitenhexer mitten vor uns und das war in etwa auf Höhe Getränkezelt! Der gute Herr zerstörte dann nach weiteren Stompern der Marke „Rock ’n‘ Roll Forever“ (der Leitspruch der Truppe) oder „Terrified“ dann auch sein Instrument mit mächtigen Hieben. Fast erwartungsgemäß ein Höhepunkt der nur in den Haaren pomadigen Skandinavier!
(TK)
STATIC-X
In den letzten Monaten waren STATIC-X eher weniger wegen ihrer Mucke in den Schlagzeilen, sondern vielmehr wegen der Frau des exzentrischen Sängers, der ehemaligen Porno-Darstellerin Tera Wray. Diese wurde dann auch gleich mit auf der Bühne platziert und schwang zu einigen Songs Haare, Extremitäten und Implantate, was allerdings ein wenig unkoordiniert aussah. Aber es geht ja eh nur um die Mucke und bei dieser weiß man bei STATIC-X, was man bekommt. So ähneln sich z.B. die Gassenhauer „I’m with Stupid!“ und „Black And White“ genauso wie die neueren Tracks „Destroyer“ oder „Stingwray“. Alleine das wuchtige Glanzstück „Cold“ fällt da ein wenig aus dem Rahmen. Und da die Meute schon recht feierwütig angetreten war, ging sie auch von vorne bis hinten gut mit und liess sich auch von dem etwas sehr matschigen Sound nicht die Laune vermiesen. So pumpten sich die Amis durch ein solides Set, welches natürlich mit dem abschließenden Knaller „Push it!“ ein druckvolles Finale fand. Für Band- und Genre-Kenner war der Gig sicherlich nicht einer der besten Auftritte der Amis, um bei einem Festival für Schwung zu sorgen, reichte es allemal!
(Fafnir)
DOWN
Für sehr viele Metal- und Rock-Fans war neben der ANTHRAX-Show natürlich der Auftritt von DOWN einer der wichtigsten Gründe überhaupt, zum Festival zu kommen! Diese Monster-Band um Mr. Phil Anselmo (ex-PANTERA), Rex Brown (Ex-PANTERA), Kirk Windstein (CROWBAR), Jimmy Bower (EYEHATEGOD) und Pepper Keenan (C.O.C.) rockt einfach wie Hölle und bewies dies auch an diesem Abend. Dabei war besonders erfreulich, dass Fronter-Legende Phil Anselmo dieses Mal nicht komplett zugedröhnt zu sein schien und regelrecht kommunikativ auf die Fans zuging. Monster-Walzen wie „Path“, “New Orleans is a dying Whore“ und natürlich „Stone the Crow“ donnerten mächtig druckvoll über das Festival-Gelände, wobei es einfach cool zu sehen ist, das solche gestandenen Metal-Veteranen noch dermaßen Spielfreude an den Tag legen. Auch Phil Anselmo zollte MICHAEL JACKSON Respekt, wobei er sicht aber nicht verkneifen konnte, dass dieser dennoch natürlich nichts mit einer DOWN-Show zu tun habe und man darum ohne Umschweife weiterrocken würde. Natürlich wurde auch an den unvergessenen Dimebag Darrell (ex-PANTERA, R.I.P.!) gedacht und noch immer sieht man Phil den Schmerz deutlich an. Und richtig in Fahrt kümmert diese Band auch die vorgegebene Spielzeit mal so gar nicht. So verlor sich Mr. Anselmo zum Schluss in einem scheinbar nicht enden wollenden Monolog und dann rockte man doch noch ne Runde weiter, so dass man mal eben 20 Minuten über der Zeit war, als man umjubelt die Bühne verließ! That’s Rock n Roll, Man!
(Fafnir)
ANTHRAX
Nun war die Zeit für die Metal-Veteranen ANTHRAX gekommen. Die New Yorker befinden sich diesen Sommer auf ausgedehnter Festival Tour und spielten mit dem Serengeti, dem Kick Off auf dem Devilside Festival in Duisburg sowie dem Graspop allein an diesem Wochenende gleich drei Shows. Die Jungs um Scott Ian und Charlie Benante mögen inzwischen zwar nicht mehr die Jüngsten sein (2009 stellt das 25-jährige Jubiläum des Debüt-Albums „A Fistful of Metal“ dar), sind aber noch immer voller Energie, was sie mit dem heutigen Auftritt beweisen konnten. So wurde ein Feuerwerk an Klassikern abgebrannt, das man furios mit „Indians“ und „Madhouse“ einleitete. Mit dabei der neue Fronter Dan Nelson, der mit seinem Einstand „Worship Music“ – das erste ANTHRAX Album seit sechs Jahren – veredelt hat, welches im Oktober via Nuclear Blast erscheinen wird. Da war es selbstverständlich, hiervon bereits einen Track zu präsentieren. Nach der Mitgröl-Nummer „Antisocial“ war dies mit „Fight´em til you can´t“ der Fall, einem coolen Song mit harten Double Bass Parts und eingängigem Refrain. Der neue Schreihals zeigte sich insgesamt recht variabel, wobei er die Palette von Power Metal Vocals bis hin zu Chuck Billy artigen Growls beherrscht. Agil ging es mit „Caught in a mosh“ weiter (vor allem Scott Ian und sein schwarzer Monster-Ziegen-Bart stachen hier heraus), während anschließend auch die Bush Ära bedacht wurde („Only“). Dann wurde es familiär und Phil Anselmo übernahm noch einmal das Mikro, um eine CELTIC FROST Coverversion zu intonieren. Nett, aber unnötig, denn nachdem DOWN zuvor überzogen hatten, war kurz darauf nach 50 Minuten und der Granate „I am the law“ der Spaß leider schon wieder vorbei.
(gerrit[pk])
BLOODHOUND GANG
Die Chaostruppe von der BLOODHOUND GANG passte heute eigentlich nicht so recht ins metallische Line Up, war dann aber doch der heimliche Headliner, wie der große Menschenauflauf vor der Bühne nachhaltig zeigte, und ebenfalls wie immer zu Späßen aufgelegt. War im Vorfeld noch ein Meet & Greet mit der Band zu gewinnen, so dauerte es nun eine gefühlte Ewigkeit, bis die Umbaumaßnahmen auf der Bühne abgeschlossen waren. Jede Menge Zeit für Jimmy Pop Co., sich ohne Ende Unsinn für ihren Auftritt einfallen zu lassen. Vielleicht mussten sie aber auch so lange Abschied nehmen von den weißen Tiger-Babys, deren Bekanntschaft sie im nahegelegenen Safaripark Stukenbrock machen konnten. Irgendwann jedenfalls legten sie dann endlich mit „Balls Out“ los, das gemeinsam von Jimmy und DJ Q-Ball gerappt wurde und zu dem drei hohe Rauchsäulen im vorderen Teil der Bühne abgefeuert wurden. Nach „Along Comes Mary“ nutzte Jimmy Pop dann erstmals die Gelegenheit, „One“ von SCOOTER anzustimmen, was in Verbindung mit der nachfolgenden Aktion, bei der er das Shirt von Evil Jared Hasselhoff zerriss, diesen zu der laut geäußerten Überlegung „Jimmy Pop is homosexuell“ veranlasste. JP blieb jedoch unbeeindruckt, widmete „Uhn tiss uhn tiss uhn tiss“ trotzig den Jungs von SCOOTER und versuchte stattdessen, Kredit mit dem von ihm getragenen Deutschland Trikot zurück zu gewinnen; natürlich nicht, ohne sich sofort im Anschluss über die Trefferqualitäten unserer Kicker lustig zu machen. „I hope you die“ war dann dem Manager von West Coast Customs gewidmet, bevor Evil Jared die Situation zum Anlass nahm, auf seinen Wohnsitz in Berlin hinzuweisen. Überhaupt sei Germany weniger schwul als andere Länder und daher „the pussy to fucking live in“. Aha… Da kamen mal drei Lieder am Stück doch ganz gelegen, insbesondere wenn sich darunter Partyknaller wie „Foxtrot Uniform Charlie Kilo” und “The ballad of Chasey Lain“ befinden. Bis zu dieser Stelle war alles ja noch recht gemäßigt abgelaufen und es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Jared noch einige „Tricks“ zum Besten geben würde. Ohne auf die altbekannten Einzelheiten einzugehen, seien als Stichworte hier nur mal `Kotzen´, `Ankotzen´ und `Anspucken´ genannt… Ja, es gelingt der Rasselbande eben immer wieder, seinem Ruf gerecht zu werden. Immerhin vergaß man dabei nicht, weitere musikalische Leckerbissen anzubieten. Die obligatorischen „The bad touch“ und „Fire water burn“ rundeten so einen ganz netten, aber doch ziemlich standardisierten und nicht übermäßig ambitionierten Auftritt ab.
(gerrit[pk])
Setlist BLOODHOUND GANG
Balls Out
Along Comes Mary
Kiss me where it smells funny
Uhn tiss uhn tiss uhn tiss
I hope you die
Ralph Wiggum
Foxtrot Uniform Charlie Kilo
The ballad of Chasey Lain
Three Point One Four
The bad touch
Fire Water Burn
SOULFLY
Die von DOWN und der BLOODHOUND GANG verursachte Verspätung kam dann besonders beim Auftritt von SOULFLY zum tragen. Diese hatte sich nun mittlerweile auf satte 45 Minuten erhöht, so dass es schon auf Mitternacht zuging, als Max Cavalera (ex-SEPULTURA) und seine Mannen die Bühne enterten. Ergo hieß es, keine Zeit zu verlieren und schon donnerte man mächtig deftig mit „Blood, Fire, War, Hate“ los. Und auch danach ließ man die gut mitgehende aber nach den Bluthunden doch etwas kleinere Meute kaum zum Luftholen kommen. So pustete man mal eben mit „Sanctuary“ einen CAVALERA CONSPIRACY-Song hinter, um anschließend mit „Prophecy“, „Seek N’Strike“ und natürlich „Back to the Primitive“ die obligatorische Hüpf-Orgie von der Kette zu lassen. Da störte es auch niemanden, dass der Sound weiterhin sehr basslastig und etwas matschig war, so dass die Gitarren nicht vollends ihre Wirkung entfalten konnten. Natürlich durften auch an diesem Abend die SEPULTURA-Klassiker nicht fehlen, „Refuse/ Resist“ löste gleich den nächsten Moshpit aus. Das derbe „L.O.T.M.“ nahm dann den harten Anfangsschwung wieder auf und resultierte in einem umjubelten „Raining Blood“-Ausflug ,bei dem natürlich besonders der herausragende Lead-Gitarrist Marco Rizzo voll in seinem Element war. Bei der obligatorische Percussion-Einlage durfte ein Fan dann auf die Bühne krackseln und mit Mr. Cavalera himself zusammen die Stöcke schwingen, welche er dann als Andenken behalten durfte. „Jumpdafuckup“ wurde dieses Mal in „Eye for an Eye“ umgeleitet und ehe man sich umsah, war es auch schon vorbei. Und nicht wenige staunende Gesichter schauten verwundert auf die Uhren, denn es waren nicht mal 45 Minuten gespielt und so warteten doch so einige Fans auf eine Zugabe, welche aber nicht kam. Man hatte um 0 30 Uhr wohl das zeitliche Limit erreicht, so dass SOULFLY leider ihr Set kürzen mussten.
Dennoch ein fetter, wenngleich härtemäßig sicher „mutiger“ Abschluss eines gelungenen ersten Festival-Tages, der den Fans anstatt Gewitter und Unwetter (welche scheinbar überall im Umkreis runtergingen) den einen oder anderen Sonnenbrand und vor allem viele gute Bands bescherte!
(Fafnir)
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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