Ort: Schloss Holte-Stukenbrock - Festivalgelände am Stadion
Datum: 28.06.2009
MISERY SPEAKS
Die erste richtige Dampframme und damit der Terrortechnische Beginn des Sonntags stand mit der Münster-Connection Pt.I, in diesem Fall MISERY SPEAKS, auf der Bühne. Diese hatten mit „Disciples of Doom“ erst kürzlich eine starke Langrille abgeliefert und wollten nun am frühen Nachmittag diese Leistung auch live untermauern. Leider schien noch etwas Katerstimmung zu herrschen, denn erstmal waren doch deutlich weniger Metaller als am Samstag zugegen und diese machten sich dann auch noch recht träge auf den Weg zu Bühne. Doch MISERY SPEAKS liessen sich davon nicht beeindrucken und gaben eine kurze und knackige Lektion zum Thema Elchtod aus Deutschland! Die motivierte Performance von neuen und älteren Krachern wie „Burning Path“, „To my Enemies“ und natürlich dem Titelstück des aktuellen Albums verursachten dann doch noch einige kleine, aber feine Mosh- und Circle-Pits. Keine Frage, bei diesen Jungs wäre bei nem Slot am Samstag sicherlich mehr gegangen!
(Fafnir)
WIRTZ
Nach dem Gelärme von MISERY SPEAKS hatte Daniel WIRTZ anfangs einen eher schweren Stand, zumal die meisten Leute immer noch ziemlich verkatert auf dem Rest Wiese vor der Bühne herumsaßen. Aber der in Frankfurt ansässige Musiker, der sich uns im anschließenden Interview als sympathischer und bodenständiger Typ präsentierte, nahm die Situation gelassen, fragte erstmal in die Runde, wer sein Frühstücksbier denn schon gehabt hätte und startete dann mit „Sag es“ in sein Set, das überwiegend aus den härteren der „11 Zeugen“ bestand. Sicher die richtige Entscheidung, da sich im weiten Rund eines Festivalgeländes die halb-balladesk transportierten Emotionen doch etwas verlieren; dennoch schade, an diesem Tage auf solche großartigen Stücke wie „Keine Angst“ oder „Heute weiss ich“ verzichten zu müssen. Der nächste Wake up Call, verbunden mit der Aufforderung zu Tanzen, hieß stattdessen „Wo ich steh´“ und sorgte dafür, dass sich die vorderen Reihen nach und nach mehr füllten. „Erster Stein“ startete zwar mit leichten Anlaufschwierigkeiten, jedoch wurde auch dies souverän mit einem lockeren Spruch gemeistert, bevor „Ne Weile her“ das erste Highlight des Auftritts darstellte. „Richtig weh“ (mit der Quintessenz „Bumst mehr, quatscht weniger“) sowie „Mon Amour“ kamen richtig gut an und inzwischen hatte sich der ein oder andere, der vorher mit dem Namen WIRTZ vielleicht noch nicht viel hatte anfangen können, sicher von der markanten Stimme und der Zitat „gechillten Rockmusik“ einnehmen lassen. „Weil ich so bin“ gab abschließend auch noch mal ordentlich auf die Zwölf und dann war die Zeit leider schon um. Es bleibt aber die Gewissheit, auf der im November anstehenden Tour zum kommenden Album WIRTZ wieder in vollen Zügen erleben zu können!
(gerrit [pk])
MONTREAL
Bei der nächsten Band MONTREAL wurde es nun deutlich voller vor der Bühne, vor allem die jüngeren Festivalbesucher hatten offenbar schon auf den Auftritt gewartet. Die Spaß-Punk Band aus Hamburg mit Sänger und Bassist Hirsch, Gitarrist Yonas und Schlagzeuger Max Power, der in der Band und bei Fans einen gewissen Kultstatus innehat, hatte vor zwei Jahren bereits eine Stippvisite auf dem Serengeti, die allerdings im Regen endete. In diesem Jahr war alles ganz anders, denn die Sonne brannte inzwischen. Dies fördert die gute Laune und anscheinend auch den Tatendrang des Trios, deren Bühnenumbau schneller ging als geplant, so dass die Band vor ihrem eigentlichen Auftritt die Fans erstmal zu „Anti Arminia Bielefeld“ Gesängen animierte, Getränke verteilte und letztlich ihre Spielzeit noch um einige Minuten verlängern konnte. Los ging es mit dem Song „Walkman Revolution“, worauf direkt „Ubahnlinie 2“ folgte. Die meisten Stücke der Band haben ja recht lustige Texte und sorgten für viel Stimmung bei den Festivalbesuchern, unter denen es auch zu einer ordentlichen Pogo-Einlage kam. Vor dem nach dem Drummer benannten Song, in dem die Band sich wünscht, dass dieser die Welt regieren soll, trugen mehrere Fans diesen nach Aufforderung von Sänger Hirsch sogar zum Herforder Bierstand, wo Max Power sich drei Bier abholte und mit diesen zurück zur Bühne getragen wurde. Es folgte unter anderem noch „Schwarz auf weiß“, das Stück „Zum allerersten Mal“ von der aktuellen EP „Zwischen Tür und Angel“ sowie nach einer kurzen „Hardcore“ Einlage zum entsprechenden Song mit verschärftem Pogo vor der Bühne das zum guten Wetter passende „Sonnenschein und Pool“. Mit dem Track „Duo mit zwei Fäusten“ beendeten die Jungs dann nach gut 35 Minuten ihren Gig.
(Torben)
NEAERA
Münster-Connection Pt. II: Im Gegensatz zu ihren Kumpels von MISERY SPEAKS haben sich die Deather von NEAERA mittlerweile schon einen guten Namen erspielt. Und auch wenn man direkt von einem Gig bei einem anderen Festival kam und Shouter Benny daher stimmlich schon ein wenig angeschlagen war, schien dies erst das Warm-Up gewesen zu sein. Denn in Schloß Holte-Stukenbrock gaben die Münsteraner nun nochmal richtig Gas! Und da sie für eine energiegeladene Show bekannt sind, hatte sich dann doch noch eine ansehnliche Meute vor der Bühne gesammelt. Und diese ging auch sofort voll mit. Kein Wunder, da Kracher wie „Armamentarium“, „Prey to Anguish“, „I loathe“, „When Submission reigns“ und natürlich der Oberkiller „Spearheading the Spawn“ druckvoll ohne Ende von der Bühne gedonnert wurden. Gedonnert ist dabei das richtig Wort, denn besonders wenn Drummer Sebbe hinter seinem Kit so richtig in Fahrt kam, wummerte er mit seiner Doublebass auch mal so einige Gitarrenriffs mit weg, so dass der Sound phasenweise auch hier wieder matschig rüberkam. Unbeirrt und scheinbar besonders aufgedreht, wirbelte Shouter Benny wie ein Berserker über die Bühne, sprang dabei immer wieder mit Mikro in die abdrehende Menge und presste dabei noch seine derbsten Screams und Growls raus. Bei solcher Vollattacke mussten auch seine Bandkollegen immer wieder grinsen. Durch die Action auf und vor der Bühne gab es dann schnell auch wieder großen Staubalarm, den man mit einer Wasserdusche aus dem Graben einzudämmen versuchte. Schwere Aufgabe, denn wenn der Mob eine Wall of Death und einen Circle Pit fabriziert, die schon ein wenig an das „Massaker“ von DEVILDRIVER beim Serengeti 2007 erinnerten, helfen auch einige Tropfen Wasser nicht mehr viel… Da kann man nur sagen, dass die Menge nun richtig aufgeputscht war, um die weiteren Teile der Münster-Connection (DONOTS, H-BLOCKX) gebührend zu feiern.
(Fafnir)
DONOTS
Die Sonne senkte sich ein wenig und so langsam wurde das Finale des diesjährigen Serengetis eingeläutet, fehlten nur noch die „Grossen 3“ des Sonntags. Die DONOTS aus Ibbenbüren (aber mit Münster-Connection“!) sind live immer eine sichere Bank. So denn das Wetter mitspielt, ich denke da an die katastrophalen Bedingungen beim Deichbrand im Vorjahr. Doch das sollte heute nun gar kein Problem sein und der 5er setzte sich schwungvoll wie eh und je in Szene. Die Allerjüngsten sind die Herren Knollmann und Co. ja auch nicht mehr, dafür haben sie aber immer noch ordentlich Hummeln im Arsch und Sänger Ingo hatte es nicht schwer, den vorderen Bereich zum ausrasten zu bringen. Bei seinem bekannten Mikrofon/ Lasso-Spiel hieß es wieder „Vorsicht im Fotograben“, doch auch dieses Mal blieb alles heil. Mit „Pick up the Pieces“ und dem etwas softeren „Stop the Clocks“ konnte man bereits punkten, doch besonders wurden natürlich die Klassiker abgefeiert. „Whatever happened to the 80s“ und das TWISTED SISTER Cover „We’re not gonna take it“ zum Schluss sind hier an vorderster Stelle zu nennen. Zwischendurch gab es die obligatorischen Blödeleien, heuer stand der „Wasserwerfer“ Uwe im Mittelpunkt, der dann auch zum Running Gag avancierte. Zwar hatte man offensichtliche keine Alben mit nach Schloss-Holte gebracht, doch die Ankündigung einer neuen CD im Jahre 2010 entschuldigte für diesen Merch Faux Pas. Wie eigentlich immer ein absolut gelungener Auftritt der Westfalen.
(TK)
MILLENCOLIN
Weiter ging es mit MILLENCOLIN, einer im Jahre 1992 von Erik Ohlsson, Mathias Färm und Nikola Sarcevic in Schweden gegründeten Punkrock Band, welche mir meine frühe Jugend mit ihrem Album „Life on a plate“ versüßt hatte. Schon alleine wegen dem tollen Cover mit dem toten (Comic-)Küken auf einem Teller. Damals noch kein großer Konzertgänger, war ich an diesem Tage natürlich umso mehr gespannt, ob die Herren aus dem Land der Elche mich auch gute 10 Jahre später noch begeistern können. Zunächst gab es dann aber Probleme mit dem Backdrop, dass irgendwie etwas schief im Hintergrund hing. Dieser kleine Fehler konnte aber behoben werden und schon ging es los mit „Penguins and Polarbears“ vom 2000er Album „Pennybridge Pioneers“. Der Einstieg gestaltete sich zunächst auch noch recht sanft, bevor es dann mit „Twenty Two“ zum ersten Mal richtig in die Vollen ging. Man hatte sich also anscheinend warm gespielt. Nach einem ersten Backdropwechsel (von dem es im Laufe des Sets insgesamt 3 geben sollte) und dem Beweis, dass man auch ein wenig des Deutschen mächtig ist, ging es weiter mit der „aktuellen“ Single „Broken World“ aus dem Jahre 2008 sowie „Man or Mouse“. Man schien sich also hauptsächlich auf die Singles der Bandgeschichte konzentrieren zu wollen. Mir gefiel es auf jeden Fall recht gut und auch wenn ich diese Art Musik heute nicht mehr unbedingt favorisiere, konnte ich mir an der einen oder anderen Stelle ein mitwippen nicht verkneifen. Im Folgenden wurde uns ein „fast Punkrock Song“ versprochen, der dann in Form von „Material Boy“ runtergerissen wurde. Natürlich in einer Spielzeit von unter zwei Minuten, wie sich das für richtige Punk Songs gehört. Weiter ging es mit „E20 Norr“ und „Farewell“ und der Aufforderung einen Circle Pit zu bilden, wie bei anderen Bands zuvor auch schon geschehen. Dem wurde anscheinend auch artig von den Zuschauern in den ersten Reihen nachgekommen. Nach einem erneuten Backdropwechsel (dieses Mal in einem feschen türkis) folgten neben „Devil Me“ und „No Cigar“ noch „Ray“ und „Bullion“, bevor es schon fast wieder auf das Ende des Sets zuging. Schade eigentlich, dass MILLENCOLIN fast ausschließlich Sachen aus den 2000ern gespielt haben und ihre drei vorherigen Alben etwas außen vor gelassen wurden. Aber ein Großteil des anwesenden Publikums war zu der Zeit vermutlich gerade erst geboren. „Detox“ vom letzten Werk „Machine 15“ und „Black Eye“ sollten dann den Auftritt beenden, aber sofort wurden Rufe nach einer Zugabe laut und als erste Band an diesem SERENGETI Sonntag durften die Jungs dann tatsächlich noch mal die Bühne entern. Zum Abschluss gab es dann „The Ballad“ – von Nikola Sarcevic mit Akustikgitarre gespielt – auf die Ohren und ein letztes Mal wurde für diesen Song das Backdrop gewechselt, bevor dann endgültig Schluss war und man nun ge- und entspannt in der Dämmerung auf den Headliner des Abends warten konnte.
(Death Angel)
Setlist MILLENCOLIN (ohne Gewähr)
Penguins and Polarbears
Fox
Twenty Two
Broken World
Man or Mouse
Material Boy
E20 Norr
Farewell
Devil Me
No Cigar
Ray
Bullion
Detox
Black Eye
The Ballad
H-BLOCKX
Dies waren zum bereits dritten Mal in Stukenbrock die H-BLOCKX, die passend mit „Yesterday“ einstiegen, dem sowohl einige weitere Songs des sechsten Studioalbums „Open letter to a friend“ als auch diverse Band-Klassiker folgen sollten. Es dauerte nicht lange, bis allen Anwesenden klar war, dass die Münsteraner auch in diesem Jahr wieder eine sichere Bank seien würden. So verwunderte es nicht, dass im gesamten Publikum noch letzte Kraftreserven zum Feiern mobilisiert wurden und dieses schon zu „The Power“ nahezu vollständig mithüpfte. Frontmann Henning lobte diesen Einsatz zurecht und ob es danach nun “Leave me alone!” mit neuem chilligen Beginn oder wie „Move“ Stücke aus der Anfangszeit waren, an den „H-BLOCKX Aerobics“ wollte fast jeder beteiligt sein. Da wäre es fast gar nicht aufgefallen, dass MC H. „Here I go again” als „I don´t want you to like me“ ankündigte, obwohl dies längst passé war. Nach einigen Späßen rund um „Feuerwehrmann“ Uwe war allerdings höhere Konzentration gefragt, da zu „Little girl“ erst ein kleiner Girls vs. Boys Contest und dann mal wieder das bekannte „Ruft mich (Henning) alle auf meiner Mailbox an“ Spiel anstand. So langsam ging es aber doch unaufhaltsam dem Ende zu, daran änderten auch „Revolution“ und „Risin´ high“ nichts. Im Zugabenteil dann noch das obligatorische „Ring of fire” und der Punkt unter ein diesmal tatsächlich komplett regenfreies Serengeti Festival war gesetzt. Folglich ein schöner Abschluss, der das gesamte Event nachhaltig in positiver Erinnerung verbleiben lässt.
(gerrit [pk])
Setlist H-BLOCKX
Yesterday
The Power
I don´t want you to like me
Leave me alone!
Move
Step back
Here I go again
Countdown to insanity
Cliché
Celebrate youth
Little girl
How do you feel?
Revolution
Risin´ high
Selfconversation
Ring of fire
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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