Ort: Bielefeld - Forum
Datum: 31.05.2005
„Das wird bitter“ konstatierte der Promoter lakonisch, als wir pünktlich um 21 Uhr das Forum in Bielefeld betraten. Sloweniens aktuellster Exportschlager in Sachen Rock SIDDHARTA hatte sich angesagt und nur eine Hand voll zahlende Kundschaft bislang den Weg ins Forum gefunden. Das Interesse der Medienvertreter war im Verhältnis dazu jedoch geradezu exorbitant. Nach mehr als einer Stunde Wartezeit tummelten sich neben nunmehr ca. 40 Gästen gleich 5 Fotographen vor der Bühne (neben unserem Terrorchef noch die Konkurrenz von Metalius, sowie eine Edeltranse in schwarzer Lackcorsage), als das Spektakel endlich losging. Nachdem ich schon Pressefotos und das Video zur ersten Single „Rave“ zu Gesicht bekommen hatte, hatte ich die 6 Jungs eigentlich in Matrix-likem Ledermantel-Outfit erwartet, stattdessen präsentierte sich die Band in legerem Jeans und Turnschuh-Look.
Mit dem Opener ihrer CD „Rh-“ („Japan“) ging es nun endlich zur Sache, gefolgt von „Rooskie“ und dem Stampfer „T.H.O.R“, die beide durch osteuropäische Folkeinflüsse gefallen. In ihrer Heimat schon als Musikhelden gefeiert und mit Auszeichnungen überhäuft, hatten SIDDHARTA Anfang des Jahres mit der englischen Version ihrer CD den Feldzug ins restliche Europa begonnen. So setzte sich denn auch die Setlist aus dem auf englisch vorgetragenen Material der „Rh-“ CD und älteren Stücken aus dem 2001er Album „Nord“ in slowenisch zusammen. Letzteres freute mich besonders, besitzt Fronter Tomi doch im Englischen einen mal mehr, mal weniger durchschlagenden Akzent. In seiner Heimatsprache fühlt er sich offensichtlich sicherer, was er bei „B Mashina“ – mit psychedelischer Saxophoneinlage – hörbar unter Beweis stellte. Es folgten die nächste Singleauskopplung „My dice“ und „Keltvek“ abermals auf slowenisch, das sich für meine Ohren ein wenig wie TANZWUT light anhörte. Wurde bislang ganz ordentlich gerockt, folgten mit „Sim hae“ und „You betray“ zwei schöne Balladen. Das überschaubare Auditorium zeigte sich von Beginn an aufgeschlossen, und so wurde auch die Band immer agiler (für genügend Trubel auf der Bühne sorgte ohnehin schon der permanente Gitarrentausch aller 3 Saitenzupfer), Fronter Tomi beschränkte sich jedoch wohl aus Sprachproblemen auf „Danke“ und „Thank you“, dabei waren wohl auch einige Landsleute im Publikum, die längere Ansagen verstanden hätten. Doch man ließ lieber wieder den „Rock `n` Roll“ (O-Ton Tomi) sprechen, der sich bei SIDDHARTA als Mischung aus Metal, Folk und Gothic Rock präsentiert. So holte Tomi mit seiner dunklen Stimme noch mal alles raus, und wenn er dann mal richtig wütend und böse singt, dann erinnert er fast ein bisschen an James Hetfield (vielleicht auch der Optik wegen? – aber eher in jüngeren Jahren, Anm. der Red.). Mit den Worten „This is how it sounds, if you go to your own funeral“ sagte er den Titel “Neon” an, passend unterlegt mit Neofolk-Drumming. Es sollten noch einige Titel folgen, doch da am anderen Morgen in unserem anderen Leben weitere Herausforderungen auf uns warten, verließen wir zu diesem Zeitpunkt das Forum Richtung Schlafstätte.
Fazit: Ein solider Gig, rockige, hymnische Ohrwürmer, eine Setlist ohne Ausfälle – nur ob dies reicht, um noch mehr von uns in allen Bereichen verwöhnte Westeuropäer vor die Bühne und in den Plattenladen zu locken, bleibt abzuwarten.
Setlist (ohne Gewähr):
Japan
Rooskie
T.H.O.R.
Rave
B Mashina
My Dice
Keltvek
Sim Hae
You Betray
Od Visine Sezvrti
Insane
Etna
Neon
Klinik
Apokalipsa
Platina
My Dice
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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