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SILBERMOND – AEROCLUB

Ort: Bielefeld - Ringlokschuppen

Datum: 10.11.2006

Wer geglaubt hat, der Erfolg von SILBERMOND wäre nur von kurzer Dauer, muss sich spätestens nach dem Erscheinen des zweiten Albums „Laut gedacht“ eines Besseren belehren lassen. Man konnte bekanntlich mit der Ballade „Das Beste“ sogar einen Nr.1-Hit einfahren! Und da das Beste für den Terrorverlag gerade gut genug ist, machten wir uns an diesem kalten Freitag auf zum Ringlokschuppen, in dem die Monde vor fast genau 18 Monaten schon mal Halt gemacht hatten und der wiederum im Vorfeld ausverkauft worden war. Kurz nach 19 Uhr bot sich ein erstaunliches Bild auf dem nahegelegenen Lidl-Parkplatz an der Strasse: Eine schier endlose Schlange wartete darauf, Einlass zu erhalten, ich habe in all den Jahren noch nie so eine lange Reihe von Fans vor dieser Location gesehen, der alte Rekord von ROSENSTOLZ ist somit getoppt. Zum Glück dauerte es dennoch nicht allzu lange, bis wir uns im Inneren des ehemaligen Bahngebäudes befanden. Zum Glück auch, weil der Support pünktlich um 19 40 loslegte.

Dabei war es gar nicht so einfach, im Vorfeld herauszubekommen, wer denn nun als Opener fungieren würde, was an dem Auswahlverfahren lag. Für jedes Konzert konnten sich lokale Acts bewerben, der Sieger des jeweiligen Voting-Verfahrens bekam die Chance, sich vor einem Riesenpublikum 30 Minuten lang zu beweisen. Eine löbliche Angelegenheit, welche auch den eigenen Erfahrungen der Bautzener geschuldet war. In Bielefeld sollten also die Hildesheimer AEROCLUB ihre Künste zelebrieren, vergessen wir dabei mal vorab, dass der Ort nicht gerade um die Ecke liegt, auf die Qualität kommt es schließlich an. Nach einer netten Ansage aus dem SILBERMOND-Lager betraten die vier Herren Martin Quast (Gesang, Gitarre), Tobias Bremer (Keys), Gregor Hüttner (Schlagzeug) und Jonas Jürgens (Bass) den vorderen Teil der Bühne, welche durch einen Vorhang von der großen Headliner-Spielwiese abgetrennt worden war. Die Klamotten in Verbindung mit den Frisuren ließen auf Retrosound schließen, noch bevor der erste Ton erklungen war, und richtig, man frönte fröhlich dem 60er Jahre Style mit vielen BEATLES-Anleihen und -Harmonien. Gute Laune Sound, welcher viele Anwesenden fröhlich mitwippen ließ. Die Spielzeit wurde gefüllt mit Stücken des Debüt Albums „Aeroclub – Boarding completed“, welches immerhin im Londoner Abbey Road Studio gemastered worden war. „Catch me if you can“, „Yeah Yeah Yeah“, “Summer is over” (womit die Niedersachsen definitiv Recht haben) und die Single “Mrs. Wrong“ pendelten zwischen Uptemo und Swinging Sounds, stilecht im warmen Analog Klang mit Orgeluntermalung. Martin unterhielt zwischendurch ganz und gar unschüchtern mit ein paar netten Sprüchen, so suchte und fand der Herr im Rautenpullunder eine Dame, die sich vorab im Gästebuch der Flieger verewigt hatte. Insgesamt ein gelungenes musikalisches Statement von AEROCLUB, die meiner Meinung nach aber in einem Indie Club noch besser zur Geltung kommen dürften. Hinterher stellte sich noch raus, dass das Quartett Werbung für das In-Getränk Fritz Kola macht, welches angeblich in der Nähe von Gütersloh hergestellt wird… Koffein galore!

Genau 20 Minuten dauerte der Bühnenumbau, währenddessen jede Bewegung mit einem ordentlichen Jubelschrei einiger Anwesender quittiert wurde. Zwar war die Mehrheit vor Ort weiblich und im Teenageralter, es fällt aber der wachsende Anteil älterer Anhänger auf, ist ja nicht ganz unwichtig für die Zukunft des BMG Acts. Auf den großen Vorhang wurde – kurz bevor es losging – ein Bild projiziert, auf dem die Vier Musiker vor dem Ortsschild von Bielefeld zu sehen waren, danach musizierte man kurz ein wenig hinter der blauen Abdeckung, bevor es dann auch visuell mit „Das Ende vom Kreis“ richtig losging. Und man muss anerkennen, dass sich SILBERMOND ordentlich entwickelt haben: Sängerin Stefanie ganz in schwarz mit leichten Gothic Anklängen hatte die Meute von Takt 1 an im Griff, ihre Mitstreiter an den Saiteninstrumenten bewiesen schon nach wenigen Minuten ihren Hang zu großen Posen. Dem aktuellen Album wurden ja von einigen Kritikern Stadionrock-Qualitäten zugebilligt und genauso kam die Performance beizeiten auch rüber. Mit „Meer sein“ und „A Stückl heile Welt“ ging es beschwingt weiter, bevor bei „In Zeiten wie diesen“ zum ersten Mal die Leuchtstäbe zum Einsatz kamen. Überhaupt hatte man sich einige Gimmicks ausgedacht, die nicht unbedingt so superneu waren, dem Auftritt aber deutlich an Schwung verliehen. So hantierte Frau Kloß beispielsweise zu „Lebenszeichen“ mit einem Schweinwerfer herum, KLEE lassen grüßen. Der Steg an der rechten Seite der Bühne kam dann auch zum Einsatz, als die Vier eine Akustikversion von „Kartenhaus“ in „intimer Atmosphäre feilboten. Nach dem Einsatz eins Megaphons bei „Nein Danke“ war es dann an der Zeit für eine Übung in Stagediven, und wer hätte die hübsche Sängerin nicht gerne über seinem Kopf getragen? Danach musste die ihre Klamotten erst mal wieder zurecht zupfen, Zeit für den großen Auftritt von Johannes am Bass, der ein astreines und schwer zu spielendes Solo auf dem Steg hinlegte. Die Lichtshow war mal wieder fast atemberaubend zu nennen, dazu durfte man auf der rückseitigen Wand einige Effekte wie wandernde Lichtblitze bestaunen. Zu „Schick LOVE“ gab es eine nette selbstironische Parodie auf all den Klingeltonwahn, der bestimmt auch einige der Anwesenden befallen hatte, die zu einem nicht geringen Teil versuchten, visuelle Eindrücke der Show per Handy mitzunehmen. So konnten SILBERMOND über eine Laufzeit von immerhin 2 Stunden ihre Fans perfekt bedienen, ohne dabei natürlich auf Zugaben wie „Das Beste“ (am Klavier) und „Wenn die anderen“ (für das wieder Zuschauer auf die Bühne geholt wurden) zu verzichten. Leider war die IDEAL Coverversion „Blaue Augen“ nicht im Set, die man zu Ehren des 50ten Geburtstages der BRAVO eingespielt hat. Aber auch so konnte man deutlichst erkennen, dass die Combo reifer und professioneller geworden ist und somit zumindest live kaum Angriffsfläche für Kritik bietet. Dass ich „Das Beste“ für einen extrem nervig-kitschigen Titel halte, mag an meiner unromantischen Ader liegen, für alle anwesenden Pärchen war dieser Song sicherlich einer der vielen Höhepunkte des Konzerts. Der wahre Fan wird sicher auch im Dezember in Oberhausen anwesend sein, wenn Aufnahmen für eine weitere DVD anstehen, für uns ging es vor dem allgemeinen Discotaumel „Durch die Nacht“ wieder nach Hause, und das wahrlich nicht unzufrieden.

Setlist SILBERMOND (ohne Gewähr!)
Intro
Das Ende vom Kreis
Meer sein
A Stückl Heile Welt
In Zeiten wie diesen
Lebenszeichen
Durch die Nacht
Kartenhaus
Nein Danke
„Stagediving“
„Bass-Solo“
„Das Lied mit nur einem Akkord“
Zeit für Optimisten
„Werbespot“
Schick LOVE
Verschwende Deine Zeit
Symphonie
Wissen was wird
Unendlich

„Bruderduell“
Wenn die anderen
Das Beste
Wünsch dir was

Copyright Fotos: Jörg Rambow

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