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SILBERMOND – EL*KE – AGENT ELMO

Ort: Bielefeld - Ringlokschuppen

Datum: 14.04.2005

Ich würde mich wirklich nicht als ausgewiesenen SILBERMOND-Fan bezeichnen, aber ich war doch gespannt, was die frisch mit dem Echo prämierten Bautzis auf der Bühne zu bieten haben. Zudem war der Bielefelder Ringlokschuppen schon seit einiger Zeit ausverkauft, so war ein interessantes Publikum und gute Stimmung zu erwarten. Wir machten uns an diesem milden April Abend rechtzeitig auf den Weg, um nicht zum kilometerlangen Spaziergänger zu mutieren, fehlende Motorisierung bei den meisten Fans hin oder her. Denn es galt auch 2 Vorgruppen zu betrachten, von denen ich mich auf den eigentlichen Tour Support EL*KE besonders freute, die eine famose EP („Adrenalin“) hingelegt haben. Eröffnet wurde der Konzertreigen allerdings von den mir bis dato vollkommen unbekannten AGENT ELMO aus Hattingen.

Ich habe keine Ahnung, wie sich das blutjunge Trio den Opening Slot erkämpft hat, jedenfalls war von vorneherein klar, dass dies der größte Abend ihrer bisherigen musikalischen Karriere werden würde. Marius (18), Matthias (19) und der 17 jährige Victor waren offensichtlich gewillt, ihre Chance zu nutzen, mit so viel Power und Energie belegten sie die Bühne, auf der gleich 3 Schlagzeuge hintereinander postiert waren. So etwa wie diese russischen Figuren zum Aufschrauben, die sogenannten Matruschkas, welche immer kleinere Ausgaben von sich selbst enthalten. Nun gut, russisch sahen die Ruhrpottler nun nicht gerade aus, eher schwarz und stylisch. Der eine besaß sogar einige Ähnlichkeit zum 4LYN-Fronter Braz (die Mädels wissen jetzt, was gemeint ist). Und was die Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts angeht, so waren sie natürlich weit in der Überzahl. So von 12 bis 25 vielleicht mag das wesentliche Spektrum gegangen sein, je nach sozialen Verhältnissen begleitet von a) der Freundin (händchenhaltend), b) dem Freund (händchenhaltend und knutschend oder c) den Eltern (händchenhaltend und mahnende Worte sprechend). Jedenfalls spielte das Trio da oben astreinen Punkrock, wie man ihn schon oft gehört hat, aber sie machten ihre Sache routiniert und kamen ausgezeichnet bei der Menge an. Was muss ein 18jähriger Musiker fühlen, wenn 2500 Zuschauer mitgehen, klatschen und teilweise sogar die Feuerzeuge anzünden. Leider war der Sound nicht gerade optimal, man hörte zu wenig von den Gitarren und vom rechten Mikro (vom Saal aus gesehen). Unbeachtet dieser Tatsache schrotete man kräftig vor sich hin und gab gut 30 Minuten lang ähnlich klingende Songs zum besten, die sehr wahrscheinlich zum Teil von der ersten EP „Diary“ stammen dürften, die vor Ort verkloppt wurde.

Derweil mussten schon die erste Anhängerinnen ärztlich versorgt werden, dabei hatte es noch gar nicht richtig angefangen! Doch dafür sorgte schon das nächste Trio, nämlich EL*KE, benannt nach dem alten Nummernschild der Wahlberliner, welches sich natürlich auch auf der Bühne befand. Im SILBERMOND-Forum hatte ich gelesen, dass so mancher die gebürtigen Emsländer schon fast für Metaller hielt, davon sind sie zwar noch ein gutes Stück entfernt, aber der Schweine/ Stoner/ Rotz Rock war an diesem Abend eindeutig das härteste Kaliber. Peter, Martin und Hubert kamen mit ihren zerrissenen Sachen und den Tattoos auch gleich wie echte Rocker daher, manche Mütter mögen in Gedanken ihren Sprösslingen die Ohren zugehalten haben, bei dem heftigen Vokabular der „Elken“. Der Sound war nun leicht besser, aber immer noch nicht perfekt, zumindest hörte man den einprägsamen Gesang des Herrn Bolmer gut raus, der damit 7 Songs veredelte, leider nur 7, was insgesamt noch etwas weniger Spielzeit als bei den Sesamstraßen-Fans (Elmo!) bedeutet. Dabei gaben sie mit „Was machen wir bloss“ und „Adrenalin“ die beiden besten Tracks der unbedingt zu empfehlenden EP zum besten, aber auch (mir) bisher Unbekanntes wie „Verboten Scheissegal“. Keine 30 Minuten später waren die bratenden Gitarren auch schon zum Schweigen gebracht, die Spannung stieg immer weiter an…

Nach relativ kurzer Umbaupause (man musste ja nur ein weiteres Drumkit entfernen) wurde es dunkel und… ja, wo war denn Stefanie? Ihre drei männlichen Kollegen waren schon auf der Bühne postiert, da erklang ihr Gesang vom gegenüberliegenden Balkon, ein netter Gag, der möglicherweise die anwesenden Fotographen zum Zittern brachte. Aber schon das Ende des Openers „Letzte Bahn“ intonierte sie schon wieder von vorne, so dass der heiße Tanz beginnen konnte. Die Zuschauer fraßen dem ostdeutschen Quartett auf der Stelle aus der Hand, deutsche Texte lassen sich ja auch gut mitsingen. Während die beiden britpop-frisurigen Saitenklampfer einen soliden aber nicht übermäßig aufregenden Job vollbrachten, war die Frontdame natürlich das agile Aushängeschild. Schon kurze Zeit später hatte sie sich von ein paar Klamotten befreit, leider gab es trotz der andauernden Hitzbeteuerungen nicht noch mehr zu sehen. Dafür hatte ich aber mein „Cousinenpaar“ zur rechten, von denen die eine – Linda aus Bielefeld – nur zur Begleitung mitgekommen war, wie sie betonte. Nun ja, nachdem die Show zunächst geprägt war von recht ähnlich klingenden Midtempo-Nummern wurde sie immer interessanter und abwechslungsreicher. Den Anfang machte das mit Volksmusikanleihen durchsetzte „A Stückle heile Welt“ und dann kam der große Auftritt eines mutigen Zuschauers, der zu „Machs dir selbst“ auf die Bühne geholt wurde. Der gute Jüngling war augenscheinlich nervös, Sängerin „Wie geht’s dir?“ – Jüngling: „Marco“. Ah ja, DAS wollten wir wissen. Leider war der gute Mann nicht besonders textsicher, wurde aber trotzdem mit viel Applaus entlassen. Dann war Coverzeit. Nachdem man am Vortag „Emanuela“ von FETTES BROT etwas verrissen hatte, wünschten sich die Bielefelder einen Song von den direkten Konkurrenten WIR SIND HELDEN. „Gekommen um zu bleiben“ wurde dann sehr ordentlich nachgeahmt und für diesen Song gebührt den SILBERMONDen wirklich meine Sympathie. Weiter ging’s mit dem Ungewöhnlichen, so wurde „Verschwende deine Zeit“ als Reggae-Variante komplett mit hawaianischem Blumengebinde vorgetragen, bevor eine stimmungsvolle Piano/ Keyboard Version von „Das Beste“ das Konzert zur Andacht machte (mit Thomas am Tastengerät). Daraufhin folgte dann eine akustische Version von „1000 Fragen“, mit entsprechender Gitarre und einem leise vor sich hin percussionierenden Drummer, auch schön. Mit dem aktuellen Charterfolg „Zeit für Optimisten“ ging es wieder etwas kräftiger zur Sache, noch heftiger die Motorsport-Hymne „Immer am Limit“. Linda hatte derweil schon ihrer dritte Marlboro intus und ihre Cousine war etwas „aufgetaut“. Für weitere Abwechslung sorgte ein kleines Quizspiel mit Drummer Andreas, der sich einige Fragen zum Konzertort Bielefeld hatte einfallen lassen (Dr. Oetker, Seidensticker, Arminia, das übliche). Das Auditorium hätte an diesem Abend wohl alles mitgemacht. So durfte zum Abschluss des regulären Sets natürlich auch Stefanies Dive-Einlage nicht fehlen, sie ließ sich von den Händen ihrer Anhänger bis fast zum Ende des Saals tragen, und natürlich auch wieder zurück.

Die Zugabe-Forderungen waren wirklich ohrenbetäubend und natürlich unwiderstehlich, und so kamen die silbernen Monde noch einmal für drei weitere Lieder heraus: „Wissen was wird“ mit Mitsingteil, das gefühlvolle „Symphonie“ und passenderweise als Rausschmeißer „So wie jetzt wird’s nie wieder“, womit Stef natürlich recht hat. Sich langsam von dannen trollend hauchte sie den Refrain immer wieder ins aufgeheizte Ostwestfalen, das sich entsprechend revanchierte. Dann ward auch dieses Konzert beendet und man konnte sich nur noch dem echten Mond widmen, und zwar draußen, wo schon einige Eltern mit ihren Fahrzeugen bereitstanden. Ein toller Abend für die Fans, wie man auch im nachhinein mitbekam, und selbst für gestandene Menschen wie mich durchaus anregend, wegen der Musik, der immer leicht atemlosen Stefanie und Linda aus Bielefeld. Sehr bald dann auch auf DVD!

Setlist EL*KE
Was machen wir bloss
Verboten Scheissegal
Adrenalin
Dach
Geil
Bring mich ans Meer
Wilder Westen

Setlist SILBERMOND
Intro
Letzte Bahn
Du und ich
Vielen Dank
A Stückle heile Welt
Machs dir selbst
Kauf mich
Gekommen um zu bleiben (WIR SIND HELDEN-Cover)
Verschwende deine Zeit (Reggae Version)
Das Beste (Piano Version)
1000 Fragen (unplugged)
Passend gemacht
Zeit für Optimisten
Quiz Bielefeld
Immer am Limit
Durch die Nacht

Wissen was wird
Symphonie
So wie jetzt wird’s nie wieder

Copyright Fotos: Jörg Rambow

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