Ort: Bielefeld - Forum
Datum: 18.01.2007
Zum bereits zweiten Mal kam die „SIT DOWN AND SING“-Tour nach Deutschland, ein eher irreführender Titel, hätte es doch passender „Sit down and listen“ heißen müssen. Entsprechend des Mottos waren im Bielefelder Forum 3 Reihen mit Sitzbänken aufgestellt worden. Trotz des Orkans Kyrill fanden ca. 250 Zuschauer den Weg durch Regen und Sturm in die Location und konnten mit dem Kölner Popduo WOLKE der ersten Band des Abends lauschen.
Reduziert auf Piano und Gesang, nur einmal kam zusätzlich eine Mundharmonika zum Einsatz, lieferten WOLKE dem Publikum einfache, sich teilweise um Banalitäten handelnde aber nie banale Popsongs und konnten damit durchaus überzeugen. Manches Mal wurden die Lieder allerdings dann so eintönig, dass immer lauter werdendes Gemurmel einsetzte und große Teile des Publikums WOLKE nur noch als Hintergrundmusik betrachteten und Unterhaltungen begannen. Das änderte sich schlagartig, als KRISTOFER ASTRÖM die Bühne zu einem Duett mit den beiden betrat. Gesungen wurde das QUEEN-Cover „I want to break free“ in einer schrägen deutschen Cover-Version, die dann sinnigerweise „Ich will mich befrei’n“ hieß und die Aström souverän in deutsch mitsang, auch wenn er später verriet, nicht gewusst zu haben, was er da eigentlich gesungen habe. Besondern markant an WOLKE ist der grandiose Gesang von Oliver Minck, der das Publikum zu fesseln wusste. Mucksmäuschenstill wurde es, als zum Ende des Sets MARIA TAYLOR die Bühne betrat, um bei dem Song „Wir werden immer jünger“ den eigentlich von KLEE-Sängerin Suzie gesungenen Part zu übernehmen. Ihr jedoch konnte man im Gegensatz zu Aström anmerken, dass sie den gesungenen Text nicht verstand.
Aström und Taylor hatten die Plätze im Set getauscht und so folgte als nächstes bereits besagter KRISTOFER ASTRÖM, Singer und Songwriter aus Stockholm und vielen vielleicht noch als Sänger der Band FIRESIDE ein Begriff. Solo wird er sonst von seiner Band HIDDEN TRUCK begleitet, heute stand er allein mit seiner Gitarre auf der Bühne und konnte eindrucksvoll beweisen, dass es auch gar nicht mehr braucht, um intelligente Popsongs mit Gänsehautgarantie zu performen. Das Publikum ließ sich vom ersten Song an fesseln und nun hörte man keinerlei Gemurmel mehr, man hing quasi an seinen Lippen. Zum vierten Lied betrat MARIA TAYLOR dann zum Duett die Bühne. Zwischen den Songs konnte Aström tosenden Applaus verzeichnen und auch durch seine durchweg sympathischen Ansagen und kleinen Anekdoten überzeugen. So präsentierte er stolz sein T-Shirt, auf dem in spanischen Worten grob übersetzt „Wo ist mein Bier“ stand („Dónde está mi serveza“). Ums Trinken, so verriet er uns, ginge es auch bei ungefähr allen Songs des im April erscheinenden neuen Albums, dies sei quasi ein Konzeptalbum. Außerdem sei dies ein Album mit simplen Popsongs, die wirklich jeder auf der Welt mögen werde. Der Beweis folge dann sofort mit einigen neuen Titeln, die Aström vorstellte. Er freute sich, dass trotz des Sturmes und der Wut von „Mother Earth“ so viele gekommen waren und bemerkte trocken „Keep on destroying her“. Unter großem Applaus verließ er dann nach ca. einer 45 Minuten die Bühne, um kurz darauf mit Maria Taylor und Oliver Minck zurückzukehren und den Elvis-Klassiker „You are always on my mind“ anzustimmen. Als Taylor und Minck im Refrain den Text wiederholten, hörte sich die Kombination beider Stimmen so schräg an, dass das Publikum in Gelächter ausbrach. Lachend bemerkte auch Aström „Hey, that’s not funny“, um sich dann auf der Gitarre zu verhaspeln und zu betonen „I didn’t say I’m a good guitar player“. Sehr unterhaltsam das Ganze. Nach der zweiten Zugabe in Form von „Just another love-song“ war dann leider endgültig Schluss.
Als dritte im Bunde und zum Abschluss kam dann MARIA TAYLOR auf die Bühne und wurde von ihrem jüngeren Bruder am Bass und einem Gitarristen begleitet. Sie selbst spielte ebenfalls Gitarre und begann das Set mit leisen, fast zerbrechlich wirkenden Songs. Leider hatte ein Teil des Publikums nach dem Auftritt von KRISTOFER ASTRÖM das Forum bereits verlassen, die restlichen, schätzungsweise 200 verbliebenen Anwesenden verzauberte Taylor aber im Nu. Ihre Ansagen waren zurückhaltender als die ihres Vorgängers, sie bedankte sich höflich bei allen und plauderte, dass diese Tour sehr lustig sei und sie nicht, wie sonst, Heimweh habe. Auch Maria Taylor stellte neue Songs des im März erscheinenden Albums vor. Zwischendurch wurden mal Bass und Gitarre getauscht, auch sie verwendete bei einem Lied eine Mundharmonika. Taylor beendete ihr Set wiederum nach einer Dreiviertel Stunde, indem sie zusammen mit WOLKE und Aström ihr Stück „It’s not a love song“ spielte. Und auch sie wurde unter großem Applaus zurück auf die Bühne geholt und verabreichte die erste von zwei Zugaben allein, nur mit Gitarre. Zur zweiten Verlängerung kamen dann wieder alle inklusive WOLKE und Aström auf die Bühne, um mit viel Enthusiasmus und noch viel mehr Spaß den CYNDI LAUPER- Klassiker „Time after Time“ zum Besten zu geben.
Ein durchweg gelungener Abend, und mit den ruhigen Tönen eine perfekte Alternative zum draußen tobenden lauten Sturm.
Copyright Fotos: Karsten Rzehak
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