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[:SITD:] – PAINBASTARD – DESTROID

Ort: Herford - X

Datum: 27.10.2007

Im Herforder Club X, in dem sich vor einigen Jahren ihr erster Hit wie ein Lauffeuer über die Tanzfläche verbreitet hatte, sollte an diesem Abend ein Wiedersehen mit den sympathischen Elektronikern aus dem Ruhrgebiet stattfinden, die mittlerweile den Namen [:SITD:] weltweit etabliert haben. Die passend zum aktuellen Album betitelte „Bestie: Mensch“-Gastspielreise ist so etwas wie eine Wochenendtour mit Freunden, hat man doch mit PAINBASTARD und DESTROID gute Bekannte (und interessante Acts) im Gepäck. Gegen 19 30 war das ehemalige Kick noch recht übersichtlich gefüllt, alles andere hätte mich aber auch in unserem ostwestfälischen Einzugsgebiet gewundert, hier hinkt man schließlich immer etwas hinterher. Die annähernd 200 Besucher sorgten dann aber schlussendlich doch für ein angemessenes Ambiente.

Gegen 20 Uhr betrat der Opener die nicht gerade Lichtumflutete Bühne, auf der bereits die Utensilien sämtlicher Formationen aufgebaut worden waren. DESTROID ist eine weitere Spielwiese des überaus umtriebigen Daniel Myer, der heute Abend so etwas wie ein Heimspiel hatte. Dementsprechend hatten sich auch seine Eltern unters Volk gemischt. Neben seinen eigenen Projekten wie ARCHITECT oder natürlich HAUJOBB (die 2008 auf dem Amphi ihr Abschiedskonzert geben wollen) ist er mittlerweile auch als Live Musiker wie etwa bei COVENANT oder ASSEMBLAGE 23 nicht mehr wegzudenken. Bei DESTROID nennt er sich „Yamazaki“ und wird von den beiden Keyboardern Seb Rydell aka Sebi und Lil’Demon aka Ribi unterstützt, die für zusätzliche Action sorgen. Justament ist die neue Scheibe „Loudspeaker“ bei Dark Dimensions erschienen, also auf dem Label vom dritten [:SITD:]-Mann Francesco D’Angelo. Die halbe Stunde nutzte der Herr mit der Mütze, um einen kurzen Eindruck vom DESTROIDschen Soundkosmos zu liefern, hierzu präsentierte er auch älteres Material wie „Judgement Throne“ oder „Broken and Abused“ von der 2004er VÖ „Future Prophecies“. Eine Mischung aus EBM, Future und Synthie Pop, recht eingängig, tanzbar und abwechslungsreich. Vor der abschließenden Ballade „Sir William“ begrüßte Daniel seine Erzeuger und entschuldigte sich noch einmal für den in seinen Augen schlechten Gesang, der einer akuten Erkältung geschuldet war. Die 30 Minuten waren dennoch recht überzeugend und ein weiterer Beleg für die Vielseitigkeit des Bielefelder Soundtüftlers.
(TK)

Kurze Zeit später war es an den Leipzigern PAINBASTARD, die etwas müde Meute weiter in Schwung zu bringen. Das sollte eigentlich bei dem guten Soundmaterial, das Alex P. nun schon über Jahre liefert, kein Problem darstellen, das Gros der Anwesenden blieb jedoch relativ lethargisch. Zusammen mit seinem Tastendreher Alex K. (diesmal ohne Sonnenbrille) und vor ein paar atmosphärischen Projektionen knallte man eine knappe Dreiviertelstunde aggressiven Electro mit verzerrten Vocals ins Volk. Dabei folgte Genrehit auf Genrehit: „Nyctophobia“ von der „Klangfusion“ Split mit dem Headliner, „Borderline“, das Titelstück der neuen Scheibe und „Poison for your Soul“ vom Vorgängerwerk, um nur einige zu nennen. Der singende Alex hatte sich in eine recht eigenwillige/ futuristische Ledermontur gezwängt, komplett mit einigen Sägeblättern als Verzierung. Schon relativ nah an der Parodie möchte ich mal sagen, aber der Spaß an der Freude stand sowieso den ganzen Abend über im Vordergrund, feuerten sich die Musiker doch immer wieder gegenseitig an. Mit dem vergleichsweise melodischen „Sternentanz“ war dann in meinen Augen viel zu früh wieder Schluss mit dem „Bastard“, die nachfolgende Disco Veranstaltung erlaubte aber wohl keine längere Spielzeit. Gegen Ende war Herford etwas aufgetaut, im Ruhrgebiet wäre hier wohl richtig die Post abgegangen.
(TK)

Dann war die Zeit für den Headliner des Abends gekommen: [:SITD:]. Zu den Klängen von „Herbsterwachen“, dem Opener des neuen Albums „Bestie:Mensch“, nahmen zunächst Tom und Frank (der heute viele Backing-Vocals beisteuern sollte) ihre Plätze hinter den aus kleinen Traversenteilen gebastelten Keyboard-Pulten ein, bevor auch Sänger Carsten die Bühne betrat, dieser wie immer in Shorts und mit Mütze ausgestattet. Carsten zeigte sich von Beginn an sehr agil und animierte das bis dato recht zurückhaltende Herforder Publikum unentwegt. So kam bei den nächsten Stücken „Lebensborn“ und „Firmament“ (von der „Odyssey: 13“ EP) endlich mal richtig Stimmung unter den inzwischen gut 200 Fans in der Halle auf, die auch bei der aktuellen Single „Kreuzgang“ und dem nachfolgenden „Rose-coloured skies“ nicht nachließ. Für eine kurze Atempause sorgte das von Tom vorgetragene, ruhigere „Displaced“, ehe bei „Stammheim“ und „Laughingstock“ PAINBASTARD-Alex in der ersten Reihe vor der Bühne dann zeigte, was er unter „abgehen“ versteht, wobei sein wildes Rumgehüpfe nahe legte, dass er wohl gerne weiter auf der Bühne gestanden hätte. Nach „Propaganda“ und“ Wegweiser“ (dem zu diesem Zeitpunkt ersten von insgesamt auch nur zwei Stücken von der „Coded Message:12“) war der reguläre Teil dann auch schon vorbei. Da aber natürlich noch diverse Hits ausstanden, ließen sich die Jungs auch gar nicht lange bitten und legten zunächst mit „Suffering in solitude“ (dem zweiten „Solo“-Auftritt von Tom) schnell nach. Die abschließend herbeigesehnten „Richtfest“ und – selbstverständlich – „Snuff machinery“, bei dem Alex P. und ein DESTROID Keyboarder doch noch mal die Bühne unsicher machten, lockten die Ostwestfalen schließlich so richtig aus der Reserve und es wurde enthusiastisch getanzt und geklatscht en masse. Nach anständigen 80 Minuten verabschiedeten sich sämtliche Beteiligten und überließen der nun folgenden Party-Veranstaltung das Feld. Insgesamt eine überzeugende [:SITD:] Darbietung mit einwandfreier Songauswahl, nach der ich mir wünschen würde, dass die live umgesetzte Energie des Trios auch wieder mehr in kommende Studioarbeiten Einzug hält.
gerrit [pk]

Setlist [:SITD:]
Herbsterwachen
Lebensborn
Firmament
Kreuzgang
Rose-coloured skies
Displaced
Stammheim
Laughingstock
Propaganda
Wegweiser

Suffering in solitude
Richtfest
Snuff machinery

Copyright Fotos: Karsten Thurau

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