Ort: Berlin - Columbia Club
Datum: 07.08.2007
Am heutigen Tag fand der erste und einzige Clubgig der aktuellen Eurotour von SKINNY PUPPY in Deutschland statt. Ort des Geschehens war der Columbia Club in Berlin. Das Konzert war mit ca. 1000 Zuschauern ausverkauft. Als Support, wie schon auf der US-Tour, OTTO VON SCHIRACH, dessen Auftritt mich entfernt an eine Mischung aus der Formation FOETUS und der „Rocky Horror Picture Show“ erinnerte. Otto war bekleidet mit Leggins, über die er eine Art Windel trug, „Supermann“-Mantel und „Robin“-Maske. Der ziemlich abgefahrene Industrialsound lief zum Großteil vom Band, nur ab und zu schraubte er an seinen Reglern rum. Lieber tobte er über die Bühne und bot teilweise einen Gesang, der mich sehr an den zeternden Donald Duck erinnerte. Auf einmal stürmte ein mit Bananen als Zahnersatz verkleideter Yeti mit wilder Keyboardkonstruktion aus dem Hintergrund auf die Bühne, Otto zückte sein blinkendes Jedischwert und ab ging der Fight. Doch auch diese gruselige Erscheinung war in Angst und Schrecken zu versetzen, tummelte sich doch nun noch, ein entfernt an einen Außerirdischen erinnerndes Wesen auf der Bühne, welches den Yeti verscheuchte. Nach 30 Minuten war der Auftritt vorbei, der einem schon ein recht breites Grinsen auf den Lippen bescherte.
Die Menge wurde dichter, sollte es doch um kurz nach 22 Uhr nur noch wenige Augenblicke dauern, bis SKINNY PUPPY die Bühne betraten, was auffiel war, dass fast während des gesamten Konzertes ein süßlicher Geruch über den Leuten schwebte. Die Bühne war recht klein und so standen Drums und Keyboardturm nah zusammen und fast am Bühnenrand. Links eine weiße Leinwand, wie mir schon aus diversen US-Konzertreviews bekannt war, performt Nivek, je nachdem wie er mit den Reaktionen des Publikums zufrieden ist, mehr oder weniger lang hinter dieser Leinwand. Ohne großes Intro und relativ unspektakulär betraten cEvin und Justin die Bühne und legten mit „Anger“ los. Dieser Song und im weiteren Verlauf noch „Dig it“ konnte man als klare Hommage an ihre Bühnenshows der „Ain’t it dead yet“ Phase sehen. Ogres Silhouette und ein Bildersturm an Videoprojektionen verschmolzen mit den erzeugten Klängen zu einer audiovisuellen Symbiose. Richtig brachial ging es dann mit „Ugli“ los, Justin prügelte auf die Drums ein und Jesusbildnisse waren mit den sich wiederholenden Worten „Jesus wants to be ugly“ zu hören. Dann endlich betrat Ogre die Bühne, eine Apparatur mit Schläuchen umgewickelt und eine Art Cyborgklappe über seinem rechten Auge, spuckte er erstmal zu den ersten Tönen von „Tormentor“ eine ordentliche Ladung Blut an die Leinwand. Im weiteren Verlauf bildeten hauptsächlich Stücke der VÖs „Rabies“, „The Process“ und vom neuen Album „Mythmaker“ das Gerüst des Sets. Immer wieder ein Wechselspiel, Ogre vor der Bühne und als Silhouette, mit teils gefährlich aussehenden Kopfbekleidungen, hinter der Leinwand. Eine Interaktion mit dem Auditorium fand, bis auf wenige ironische Blicke, nicht statt. Aber man geht ja nicht auf ein SKINNY PUPPY Konzert, um große Reden zu hören. Obwohl Songs wie „I’mmortal“ oder „politikal“ live wahre Bretter sind, herrschte im Klangkonstrukt eher eine ruhigere Ausrichtung vor. Exemplarisch hierfür standen Songs wie „Haze“ oder „Amnesia“. Letztgenannter offenbarte leider recht deutlich die Schwächen der Lokalität, Ogres Stimme war kaum zu vernehmen. Dies konnte man aber auch schon über das Konzert im Tivoli/ Utrecht einen Tag zuvor hören. Jedenfalls sah man Ogre im Laufe des Konzertes öfters Zeichen Richtung Mischpult geben, dass nicht alles passte. Hier saß übrigens kein geringerer als Ken Marshall an den Knöpfen.
Ob es nun an der sehr kleinen Bühne lag? Viel Action zeigte der Mastermind nicht, das Auditorium ging zwar gut mit, aber wildes Geprügel, wie ich es hier letztes Jahr bei NITZER EBB erlebt hatte, gab es nicht. Justin zeigte sich während des gesamten Gigs als wahres Drumgenie und auch cEvin tat wie gewohnt sein bestes. Aber wilde Improvisationsphasen, genannt „Brap“, waren nicht zu vernehmen. Dass zum Schluss nur zwei Zugaben gespielt wurden, kann man auch als kleines Indiz sehen, dass die Band nicht 100 % zufrieden war, bei ihren Topgigs gab es immer vier Zugaben. Nach rund 90 Minuten ging ein gewohnt routinierter Auftritt zu Ende, der mich dennoch nicht vollends zufrieden stellte. Die musikalische Ausrichtung dieser Tour war, wie schon oben kurz geschildert, eher ruhig, ein bisschen fehlte mir die Brachialität der letzten Gastspielreisen. Auch die Videoanimationen ergaben diesmal kein klares Bild, so sehr verfremdet, dass kaum etwas zu erkennen war. Vielleicht lag dies auch an der konzeptionellen Ausrichtung von „Mythmaker“, geht es doch um nicht ganz so leicht zu fassende Begriffe wie Mythos, Mythen, Kontrolle und Manipulation. Dennoch waren alle zufrieden und der Merchandisestand wurde ordentlich geplündert.
Anger
Ugli
Dogshit
Tormentor
Politikal
Rodent
Pedafly
Worlock
I’mmortal
Dig it
Amnesia
Hardset Head
Fascist Jock Itch
Haze
Far too frail
Blue Serge
Copyright Fotos: Grit Rümmler
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