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SLAYER – SLIPKNOT – HATEBREED

Ort: Düsseldorf - Philipshalle

Datum: 30.09.2004

Man, was waren das für News in den letzten Tagen. SLAYER-Fronter Tom Araya hatte in München seine Stimme verloren und SLIPKNOT-Effektemann Craig Jones (#5) musste vor ein paar Tagen plötzlich in USA zurück und eine Zahn-Not-OP über sich ergehen lassen. Doch schnell ließ das Tour-Management verlauten, dass die anstehenden Konzerte wie geplant stattfinden würden. Bloß SLIPKNOT würden mit einem Mann weniger auf der Bühne stehen. Also, auf ging es nach Düsseldorf!

Als ich um 19:30h gemütlich zur Halle schlenderte, schallten mir auch schon die ersten „SLAYER“-Rufe entgegen. Ich glaube, man könnte beim Musikantenstadl „SLAYER“ brüllen und man würde eine Antwort bekommen. Diese Band ist und bleibt ein Phänomen. Die Philipshalle war mit gut 3.000 Leuten wieder einmal komplett ausverkauft. Kein Wunder bei dem Billing. Schnell noch den Merchandise-Stand gecheckt… und gleich nen Schock bekommen. Nicht, dass das Konzert mit 46€ gerade billig wäre, aber die Kollegen übertrafen dies noch mit ihren T-Shirt-Preisen, die mal locker bei 30€ lagen, Hoods sogar bei 60€! Kein Wunder, dass die Merchandiser auf einem Großteil ihrer Ware sitzen blieben. Die meisten Shirts bekommt man für die Hälfte der Kohle über Mailorder-Shops.

Nun noch fix einen guten Platz auf der vorderen Tribüne gesichert und schon legten HATEBREED überpünktlich um 19:57 Uhr los. Die Überflieger des Jahres in Sachen Metalcore legten ein absolut souveränes 30 Minuten-Set hin und boten einen Querschnitt aus den letzten drei Alben. Highlights waren natürlich die Smash-Hits „This is now“, „Live for this“ und selbstverständlich „I will be Heard“! Warum allerdings der Song „Empty Promises“ SLIPKNOT gewidmet wurde, wird wohl für immer das Geheimnis von Sänger Jamey Jasta bleiben. Aber Optimist ist der Kollege ja doch. Zu versuchen bei einem SLAYER-Gig einen Circle Pit zu initiieren, war eigentlich von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Aber man kann’s ja mal probieren… Immerhin hatten zwei Kiddies tierischen Spaß dabei sich gegenseitig in die Wellenbrecher zu schubsen. Nach drei Songs waren die beiden allerdings total alle und wurden den restlichen Abend auch nicht mehr gesehen. Der Sound war leicht schwammig, was allerdings eher an der Philipshalle liegt, da ich dort noch nie einen wirklich guten Sound erlebt habe.

Nach einer relativ schnellen Umbaupause (es lebe das mobile Drumkit-Podest!) ging es Punkt 20:45 Uhr auch gleich mit SLIPKNOT weiter. Auch hier war der Sound wieder sehr breiig und vor allem die Vocals waren viel zu leise gepegelt. Dafür ballerte die Bass-Drum von Kesselschläger Joey alles in Grund und Boden. Die Setlist bestand zu Anfang nicht unbedingt aus den Top-Hits, was schon mutig ist. Dementsprechend verhalten war auch die Resonanz der Kids, die erst besser wurde, als Sänger Corey den geheimen Hit des neuen Albums angekündigte: „Three Nill“. Bei „The Heretic Anthem“ ging es dann zum ersten Mal etwas mehr ab. Anschließend richtete Corey den Fans dann die Grüße vom erkrankten Craig Jones aus, präsentierte stolz die gerade erhaltene „Goldene Schallplatte“ für das neue Album, um dann auch gleich den Überhit „Duality“ anzustimmen. Da konnte dann selbst der härteste SLAYER-Fan nicht mehr anders als wenigstens mitzuwippen. Dann kam die obligatorische Nieder-Knie Aufforderung bei „Spit it out“. Mhm, entweder ist der SLIPKNOT-Fronter echt dämlich oder nur überzogen optimistisch. Wer kann denn allen Ernstes annehmen, dass originale durch-und-durch-Metaller vor einer Crossover-Band auf die Knie gehen? No Way! Klar, die Kiddies machten gleich mit und einige versuchten sogar den ein oder anderen Kuttenträger auch dazu zu bringen. Aber da sie ja das Konzert heile überstehen wollten, unterließen sie das doch sehr schnell wieder. Zum Ende folgten dann noch die Hits „The Plague“ und „Wait & Bleed“, wobei letztgenannter normalerweise das Finale einläutet. Allerdings spielte man doch noch „(sic)“, was aber bei den meisten Leuten nicht wirklich gut ankam… Showtechnisch bot der Achter eine solide, abgedrehte Show. Allerdings wirkten mittlerweile die Einlagen der Percussion-Freaks schon relativ einstudiert. Aber eine Sache frage ich mich auch jetzt noch: Was für einen Dickschädel muss man haben, damit man seinen Schädel über die 70Min. Spielzeit andauernd auf die Turntables oder die Drums der Kollegen hämmert? So hat’s jedenfalls der Herr DJ vorgemacht. Und eines muss man denen ja lassen: Wenn dann acht Leute vorne (und zum Teil auf den Percussion-Drums hängend) kauern und synchron die Masken und Mähnen schwingen, sieht das schon cool aus…

In der längeren Pause wurden dann die imposanten Boxentürme der Herren King und Hannemann aufgebaut, das voluminöse Drum-Kit von Kessel-Legende Dave Lombardo auf die Bühne geschoben und die Backdrops sortiert. Alles bereit für eine der einflussreichsten Metal-Legenden on Earth: SLAYER! Die Amis gingen auch gleich amtlich mit „Darkness of Christ“ und „Disciple“ in die Vollen. Mit diesen beiden Songs war das aktuelle Album „God hates us all“ auch schon abgehandelt. Die sonst im Set enthaltenen „Here comes the Pain“ und „Bloodline“ mussten den alten Klassikern „At Dawn they sleep“ und „Fight till Death“ weichen. Weiter ging’s mit einem Best-Of Set aus den Jahren 1983 bis 1990. Die Alben „Divine Intervention“ und „Diabolus in Musica“ wurden komplett außen vor gelassen. Somit folgte ein Kracher dem nächsten, sei es „War Ensemble“, „Mandatory Suicide“ oder „Chemical Warfare“ (um nur einige zu nennen). Da fehlte kein wichtiger Song. Die Band spielte wie immer tight und souverän, ohne dabei lustlos, zu routiniert oder gar gelangweilt zu wirken, wie es zuletzt ja leider des öfteren zu beklagen war. Vor allem Schlagzeug-Gott Dave Lombardo schien richtig Spaß an den Songs zu haben und integrierte immer wieder sehr coole Breaks und Parts. Die Axtmänner Jeff Hannemann und Kerry „Der Muskelprotz ohne Hals“ King spielten ihre Soli einwandfrei und präzise wie eh und je. Sänger und Problem-Kind Tom Araya war auch wieder voll dabei. Keine Spur mehr von den Stimm-Problemen der letzten Tage (s.o.). Jede Strophe saß und auch die legendären Ansagen waren eindrucksvoll, so wie man es kennt. Nett anzuschauen waren auch die Deko und die Lightshow. Nach den ersten beiden Songs fiel der SLAYER-Adler in vier Bahnen von der Decke, zu „South of Heaven“ projizierten die Scheinwerfer ein Dutzend Kreuze an die Wände, welche sich dann während des Songs langsam umdrehten und passen zum Ende kam dann das übergroße Cover der „Reign in Blood“-Scheibe zum Einsatz.

Dieser Schluss des Gigs hielt dann auch eine kleine Überraschung für die euphorische Meute bereit. Denn diesmal bildete nicht, wie sonst gewohnt, „Angel of Death“ den Abschluss. Zuerst flammte bei mir da kurz die Hoffnung auf, das SLAYER vielleicht auch die komplette „Reign in Blood“ runterknallen würden, aber diese wurde sofort zerstreut, als Tom „Postmortem“ ankündigte. Denn nach diesem Song folgt immer der SLAYER-Song (und vielleicht DER Metal-Song) überhaupt: „Raining Blood“. Bei diesem Stück rastete die eh schon gut abgehende Masse noch mal so richtig aus. Leider verzichtete der Vierer diesmal auf den Blutregen, den sie in den anderen Hallen benutzen und beschränkten sich darauf, sich lediglich etwas Blutfarbe in die Gesichter zu schmieren. Und dann war der Spuk nach knappen 85Min. auch schon vorbei. Wie immer keine Zugabe und wie immer wurde die auch von keinem gefordert. Das sind SLAYER, wie man sie kennt: Kommen auf die Bühne, spielen alles in Grund und Boden und verschwinden wieder. Und keiner beschwert sich. Und für die miese Akustik in der Philipshalle können auch SLAYER nichts. Allerdings waren die Drums jetzt bei weitem nicht so überpräsent und die Vocals und die Gitarren auch in passender Lautstärke eingepegelt. Mhm… doch das Privileg des Headliners?

Tja, manch einer hatte sicher schon das Wort „Wachablösung“ auf der Zunge. Aber an dem Abend haben SLAYER mal wieder gezeigt, dass noch viele Bands kommen und gehen werden, bevor jemand diese Band vom Metal-Thron stoßen wird. Und um diese Position zu halten, braucht diese Combo aus den Staaten nicht mal ein neues Album. Auch so sind die Hallen immer rappelvoll.

Und so ging ein langer und lauter Metal-Abend zu Ende. Noch lange konnte man die SLAYER-Rufe durch die Nacht hallen hören. Aber es wäre auch zu schön gewesen, wenn bis zum Ende alles so einfach geblieben wäre. Doch der Schreiber dieser Zeilen saß dann noch runde 45 Min. auf dem Parkplatz fest, da es eine äußerst dämliche Ampelschaltung nicht zuließ, dass mehr als zwei Autos pro fünf Minuten vom Geländen kamen… – aber hey… SLAYER waren da!

SETLIST SLAYER
1.Darkness Of Christ
2.Disciple
3.War Ensemble
4.At Dawn They Sleep
5.Fight Till Death
6.Mandatory Suicide
7.Hallowed Point
8.Dead Skin Mask
9.Seasons In The Abyss
10.Chemical Warfare
11.Hell Awaits
12.South Of Heaven
13.Angel Of Death
14.Postmortem
15.Raining Blood

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