Ort: Bielefeld - Ringlokschuppen
Datum: 19.07.2006
Warm, verdammt war es seit Tagen in Deutschland. Dies und die Tatsache, dass Mr. Max Cavalera und sein SOULFLY-Tribe so ziemlich alle relevanten Festivals in Europa (darunter auch Rock am Ring/ im Park, With Full Force und auch das noch anstehende Wacken) gerockt haben, verbunden mit der doch recht mageren Werbung sowie der mit über 20 Euro zwar heutzutage normale, aber deswegen nicht unbedingt günstige Kartenpreis dürften dazu beigetragen haben, dass im Vorfeld kaum mehr als 250 Tickets abgesetzt werden konnten.
So, war die kleinere Area des Bielefelder „Schuppens“ auch noch recht spärlich besetzt, als HYPROGLOW aus dem Ruhrpott pünktlich um 20 30 Uhr anfingen. Die Emo/ Alternative-Rocker passten eigentlich nicht ganz zum Headliner, machten ihre Sache aber schon wie als Support für ILL NINO recht ordentlich. Straighter Rock, nette Melodien… nicht wirklich etwas besonderes und schon gar nicht neu, aber eine nette Untermalung für das nun folgende Sit-in im Biergarten des RiLo, wo sich nun wieder mehr und mehr Metal-Fans versammelten, um frische Luft zu schnappen und sich zu erfrischen.
Als dann fast genau um 21 30 Uhr SOULFLY endlich die Bühne enterten, waren dann doch schätzungsweise 400 Leutchens anwesend, welche den Saal zwar nicht ganz füllten, aber es immerhin doch zu einem gut besuchten Abend machten. Los legten die Tribal-Thrasher deftig mit „Babylon“ und „Prophecy“, also gleich gut auf die Glocke. Max’ Stimme hat live immer noch seine unvergleichliche Kraft, der Brasilianer ging auch gut ab, genauso wie seine Band-Kollegen, von denen vor allem Gitarrero Marco Rizzo durch seine Sprungeinlagen und seine phasenweise fast schmerzhaft zu hörenden schrillen Soli und Sounds auf sich aufmerksam machte und Basser Bobby immer wieder den Crowd anfeuerte. So richtig in Fahrt kamen die gut gelaunten Fans allerdings so richtig erst mit „Seek N’ Strike“, welches für ein totales Massen-Gehüpfe sorgte. Für ebensolches Gegröle sorgte natürlich der SEPULTURA-Hit „Roots Bloody Roots“ sowie die altbekannte „Jump da fuck up/ Bring it“-Version. Bei diesen Krachern war dann auch endlich Max’ Gitarre zu hören, welche soundtechnisch zuvor kaum zu bemerken war.
Doch was im Mittelteil folgte, war nun wirklich ein wahres Highlight für alle Fans der deftigen Kost. „Dark Ages“ ist ja eh wieder richtig schön fett Thrash und old school-lastig, und so hatten SOULFLY auch ihre Setlist angelegt. So gab es nach einem weiteren und wieder mal aktuellen Klassiker „Refuse/ Resist“ mit „Execution Style“, „Carved Inside“ und „Arise Again“ das erste volle Brett des Abends! Nachdem einige jüngere Fans sichtlich erstaunt über den Härtegrad waren, verschwand die Band kurz, um sich für die traditionelle Trommel-Session bei „Porrada“ zu wappnen. Diese fiel allerdings etwas dürftig aus. Nicht weil die Band schwach war, sondern weil außer Drummer Joe Nunez keine der auf die Bühne gewuchteten Trommeln und Fässer großartig zu hören war. Schade, kommen diese Jams doch jedes Mal sehr cool. Unbeeindruckt davon ging es dann mit dem Thrash-Festival weiter, bei dem der Dread-Fronter die gut mitgehenden ersten Reihen immer wieder mit Wasser-Duschen abkühlte und sich vor allem einen Spaß daraus machte, einigen das feuchte Nass direkt ins Gesicht zu schleudern. Doch nun hieß es weiter ballern. Mit den Groovern „Tribe“, „Downstroy“, dem Knaller „The Song remains insane“ und dem spontan eingebauten „Corrosion Creeps“ wurde nun das Highlight des Abends eingeleitet. Nun knallten SOULFLY ein wahres Thrash-Feuerwerk in Form eines fetten Medleys ab! Dies begann mit dem neueren „Fuel the Hate“, ging in den NAILBOMB-Klassiker „Cockroaches“ über, überraschte dann mit einer kurzen Einlage des BLACK SABBATH-Hammers „Electric Funeral“, um der sich phasenweise im Circle Pit befindlichen Meute dann mit „Frontlines“ und dem Gott-Song „Policia“ schon beinahe den Gnadenschuss zu geben. Das ganze mit einer Power und Hingabe, dass einfach das Zusehen schon tierisch Spaß machte. Max ruled sowieso und auch Bobby und der mittlerweile etwas weniger herumspringende Marco rockten das glücklicherweise nicht so überhitzte Haus. Nun gab es von den freudigen Gesichtern der älteren Metal-Fans bis hin zu den verwundert dreinblickenden jüngeren Generation so ziemlich alle möglichen Reaktionen und wie ein geschätzter DJ-Kollege meinte, ist es wirklich cool, wie diese Jungs ohne Ende brettern und trotzdem noch diesen gewissen Groove haben. Noch während viele versuchten, sich von dieser Metal-Attacke zu erholen und zu Atem zu kommen, erklang auch schon das Intro zum SOULFLY-Klassiker schlechthin: Mit „Back to the Primitive“ hatte man die Fans sofort wieder am Start, und bei „Prophet“ und dem abschließenden „Eye for an Eye“ gab nicht nur die Mosh-Meute, sondern auch die ebenso durchweichte Band alles. So legte Max seine Gitarre ab, schmiss den Mikroständer um und hing sich samt Mikro in die erste Fan-Reihe! Doch dann war leider Schluss. Die Band verließ nach gut 90 Power-Minuten dick umjubelt die Bühne. Doch leider konnten die lautstarken „SOULFLY“-Rufe die Band nicht noch einmal zurück locken.
Ich habe SOULFLY beinahe zu jedem Album live gesehen und darunter war auch der ein oder andere für meinen Geschmack zu routiniert abgezogene Gig. Doch an diesem Abend sprühte die Band vor Spiellust, Max sah fit und motiviert aus, wie seit Jahren nicht mehr und mit diesen Songs und dieser Performance schaue ich mir die Jungs gerne immer wieder an. Und eines wurde besonders deutlich. Trotz der ganzen Stories um SEPULTURA und ein evtl. Comeback der Cavalera-Brüder in welcher Band auch immer…. An diesem Band hat Max’ mehr als deutlich klar gestellt, dass er damals genau den richtigen Schritt gemacht hat. SEPULTURA ist vorbei… nun herrscht SOULFLY! Alleine die 25 Euro für ein Shirt minderten die Freude über dieses Konzert doch ein wenig… Das ist und bleibt Abzocke! Egal wie geil die Band auch sein mag!
Setlist SOULFLY
Babylon
Prophecy
Seek N’ Strike
Livin’ Sacrifice
Roots Bloody Roots
Jump/Bring it
I and I
Fire
Mars
Refuse / Resist
Execution Style
Carved Inside
Arise Again
Last of the Mohicans
Porrada – Drums
Tribe
Downstroy
The Song Remains Insane
Corrosion Creeps
Medley: Fuel the hate – Cockroaches – Electric Funeral – Frontlines – Policia
Back to the Primitive
Prophet
Eye for an Eye
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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