Ort: Bielefeld - Forum
Datum: 03.04.2003
Ein Traum wurde wahr: Endlich mal CLUTCH live sehen, noch dazu umgeben von anderen interessanten Gruppen. Vor einigen Jahren holten BIOHAZARD ihre damalige Vorgruppe schon mal bei einem Festival in Holland auf die Bühne, seitdem wurde ich zum Anhänger von Neil Fallon und Co.
Im Forum in Bielefeld kamen etwas 150 bis 200 Nasen zusammen, die sich eine ordentliche Portion Stoner Rock reinziehen wollten. Jedenfalls war unter den meistenteils männlichen Besuchern ein sehr hoher Koteletten-Anteil zu verzeichnen… Da wollte der Sänger von den Amerikanern SPIRITU nicht nachstehen und präsentierte uns eine abgespacete Wolfman Variante (Hugh Jackmann lookalike).
Die Combo spielte recht tight auf und bot eine knappe halbe Stunde Wüstenrock von ihrem ersten selbstbetitelten Album. Zum Abschluss gab es sogar einen neuen Track zu hören. Zu diesem Zeitpunkt (Etwa 21 Uhr) standen aber nur ein paar Leute vor der Bühne..
Das änderte sich, als die Schweden von DOZER auftauchten, die ihre neue dritte Scheibe gerade veröffentlicht haben. Mit ihren 2 Gitarristen machten sie wesentlich mehr Druck als der Opener und waren zudem auch eingängiger. Irgendwie erinnerte mich der Sound sehr an CLUTCH, allerdings mit einem melodiöseren Sänger. Einer der Gitarristen spielte gewichtsmäßig in der POISON IDEA, Michael Moore-Liga, sehr hübsch anzusehen, genau wie das mehrminütige Instumental-Gejamme. Klasse Band mit viel Potenzial!
Danach aber traten CLUTCH ins Scheinwerferlicht und ich ganz vorne in der ersten Reihe. Das lag aber auch daran, dass immer noch eine gewisse Distanz zwischen Band und Publikum im Raum schwebte. Ebenso wie ein leicht süsslicher Geruch übrigens… CLUTCH durften bereits das hintere Drumset benutzen, was logisch erscheint, denn eigentlich ist das hier eine Double-Headliner-Tour. Nur in Deutschland haben die Groovecoreler ja leider nie den Durchbruch geschafft. Neil Fallon, der optisch als braver Bankbeamter durchgeht, ist das Aushängeschild des Vierers. Wie eine Berserker malträtiert er die Bühne und seine Stimmbänder. Hin nd wieder schnallte er sich auch eine zweite Gitarre um. Ehrlich gesagt hätte ich den Mann an diesem Abend nicht mehr Auto fahren lassen, egal welche Drogen er sich vorher reingeschmissen hat. Das Publikum ging bei den doch recht komplizierten Sachen ganz ordentlich mit, wenngleich nur wenige mit dem Material bekannt waren. Und leider war die Songauswahl nicht optimal. Ok, CLUTCH schreiben keine schlechten Songs (Die „Jam Room“-VÖ mal ausgenommen), aber ich hätte sehr gerne mehr von den ersten beiden Götteralben gehört. Dafür konzentrierte man sich auf den aktuellen Output „Pure Rock Fury“, der doch ein wenig stoniger zur Sache geht. Erst am Schluss wurde es richtig fies, als man Tracks wie „A Shogun Named Marcus“ mit unbändiger Aggressivität zum besten gab. Leider aber nicht „Rats“, mein Lieblingsstück… Na gut, noch schnell ein T-Shirt gekauft und dann Warten auf die BEGGARS.
Diese enterten dann gegen 23 Uhr die Bühne und entsprachen voll und ganz dem versifften 70er Klischee. Keyboarder Per Weinberg sah aus wie Joey De Maio im Freddy Krüger Gedächtnis-Pullover, dazu feuerte Herr Amott (CARCASS, ARCH ENEMY) nette Riffs aus seinem Instrument. Klasse auch der VENOM-Aufnäher auf des Sängers Kutte, die er demonstrativ der Menge vorführte. Für mich persönlich war die Chose nicht mehr so aufregend. Erstens war es spät, zweitens ist mir der Sound zu retro und drittens konnte ich kaum noch was hören. Allerdings ging die Menge gut ab, die mittlerweile auch reichlich angeheitert war. Nach einer halben Stunde Hammond-Orgel reichte es uns dann und wir fuhren wohlgelaunt von dannen.
Ein tolles Event, mit CLUTCH und DOZER als Privat-Sieger und den SPIRITUAL BEGGARS für die Massen. Hätten nur ein paar mehr Leute kommen können, gerade bei dem sehr fairen Preis von 15 Euro.
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