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SPIRITUAL FRONT – ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO – IN SLAUGHTER NATIVES – RAISON D’ÊTRE – EMPUSAE

Ort: Köln – Werkstatt

Datum: 20.03.2011

Die exzellent besetzte Porta Nigra Mini-Tour führte alle Mitwirkenden an nur einem gemeinsamen Wochenende durch gleich drei Länder. Nach Rotterdam und Aarschot war der Abschluss Köln vorbehalten, wo man die unscheinbar zwischen Getränkemarkt und Factory Outlet gelegene „Werkstatt“ gebucht hatte, die sich zudem in unmittelbarer Nähe zum Underground befindet, in dem der Headliner SPIRITUAL FRONT vor mehr als zwei Jahren im Rahmen einer Aufzeichnung für den altehrwürdigen Rockpalast aufgetreten ist. Diesmal folgte die Wahl der Künstler allerdings dem Konzept, „the most stormiest apocalyptic ambient” gegen „the darkest romantic and ethereal sounds” antreten zu lassen und immerhin circa 250 Szenegänger bekundeten an diesem Abend daran ihr Interesse.

Da es sich beim letzten Tourtag zwangsläufig um einen Sonntag handelte, hatte man den Show-Beginn entsprechend früh terminiert. So war das eröffnende Ein-Mann-Projekt EMPUSAE bei unserem Eintreffen bereits seit ca. 30 Minuten damit beschäftigt, seinen „Tribal Industrial“ unters Volk zu bringen. Es schien so, als wäre der umtriebige Nicolas Van Meirhaeghe gerade dabei, sich in Ekstase zu trommeln. Im Gegensatz zur jüngsten CD-Kollaboration mit SHINKIRO erfüllte EMPUSAE-typisch ein bedrohlicher und üppig-kraftvoller Sound den abgedunkelten Raum. Sowohl manuelle als auch kalte, elektronische Rhythmuskonstrukte ergänzten immer wieder die fragmentartigen Klangkaskaden. Sal-Ocin, wie sich der Protagonist hier nennt, groovte selbst gut mit und verschaffte den bereits Anwesenden so einen abwechslungsreichen Auftritt, der nach einer guten Dreiviertelstunde sein Ende fand.

Nun standen schon RAISON D’ÊTRE auf dem Plan, die Ende letzten Jahres noch die Ehre hatten, das zweite Phobos-Festival in Wuppertal headlinen zu dürfen. Peter Andersson, der auch diesmal zur visuellen Untermalung seines post-industriellen Drone-Ambients wieder auf Projektionen zurückgriff, verfeinerte mit allerlei Handwerkszeug zwar fachmännisch das große „Grundrauschen“. Gleichwohl schien dem Gros der Anwesenden das Bühnengeschehen dennoch zu wenig Aktion zu beinhalten, denn der Konzertsaal war zum Ende hin vielleicht gerade noch zur Hälfte gefüllt. Das Stimmung aber auch unter den Verbliebenen so recht nicht aufkommen mochte, lag zum einen daran, dass trotz der akzentuierten Musik vielfach munter laute Konversation gepflegt wurde und weil die Darbietung zum anderen unter dem zeitweisen Ausfall einer Boxenseite litt. So reichte es nach etwa 50 Minuten lediglich zu einem Höflichkeitsapplaus.

Mit IN SLAUGHTER NATIVES folgte sodann die erste Band-Formation des Abends. CMI-Urgestein Jouni Havukainen hatte sich unterstützend nämlich Sal-Ocin als Trommler sowie eine Dame (Kathleen Binder) für die Synths an seine Seite(n) geholt. Auch wenn das letztes reguläre Album „Resurrection – The Return of a King” schon geschlagene sieben Jahre zurückliegt (in denen zwischenzeitlich insbesondere immer wieder diverse Festivalauftritte und ein Beitrag zum Pasolini Tribute im Jahre 2009 für ein Lebenszeichen sorgten), hat das ausgewählte Material nichts von seiner Klasse verloren. Martialisch-bombastischer Industrial, verpackt in in sich geschlossenen Songstrukturen, zu denen JH mit finsterer (wenngleich etwas zu leise abgemischter) Stimme und unheilvoller Aura seine nicht gerade positiven Botschaften intonierte – eindringlicher kann man eine solch apokalyptische Begräbnis-Atmosphäre kaum schaffen.

Als nächstes war es an der Zeit für den Co-Headliner ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO, der einen seiner seltenen Deutschland-Gigs zelebrieren wollte, was auch einen deutlichen Bruch zum bisherigen Sound des Festivals darstellte. Der melancholisch-atmosphärische Apocalyptic Pop weiß nicht erst seit dem Wechsel zum deutschen Label Out Of Line zu überzeugen, seit vielen Jahren begeistert das Duo Tomas Pettersson/ Rose-Marie Larsen mit morbid-erotischen Texten seine Anhängerschaft. Auf der Bühne präsentierte man sich heuer zu fünft, neben dem Ordo-Kern waren noch Herren am Bass, der (Akustik-)Gitarre und den E-Drums zu Werke. Der Einstieg mit „Do Angels Never Cry, And Heaven Never Fall?“, der Vorabsingle des aktuellen Albums, war gut gewählt, dennoch wollte der Funke zunächst nicht so recht zünden. Ob das an einigen Problemen mit Rückkopplungen oder der etwas lethargisch wirkenden Menge lag, kann hier nur vermutet werden, jedenfalls dauerte es eine kleine Weile, bis das Schweden-Quintett Fahrt aufnahm. Die beiden „Satyriasis“-Split Titel („Hell Is Where the Heart Is – The Gospel of Tomas“ sowie „Three is an Orgy, Four is Forever“) sind richtige Perlen, auch das verspielt-eingängige „A World Not So Beautiful [A Song 4 The Emperor]“ konnte wunderbare Emotionen wecken. Schließlich packte man auch noch richtig Altes wie „The Perplexity Of Hybris. I Glorify Myself“ aus, so dass man schlussendlich doch von einem gelungenen Auftritt sprechen kann. Einige von Tomas‘ Ansagen fielen allerdings recht lakonisch aus, so erklärte er zum Schluss, dass Deutschland und Ordo sich erst in 10 Jahren wiedersähen, auch kommentierte er den ersten etwas größeren Jubel mit der Bemerkung „Oh you knew that one…“. Vielleicht waren die Erwartungen insgesamt etwas zu hoch, man kann wohl nicht immer Magie versprühen…

Zu fortgeschrittener Zeit durften sich dann schließlich und endlich Simone Salvatori und seine SPIRITUAL FRONT auf der Bühne austoben. Die Italiener konnten mit ihren Konzerten bislang stets überzeugen und es war interessant zu beobachten, wie sich insbesondere die neuen Songs von „Rotten Roma Casino“ nunmehr einreihen würden. Diese wurden zwangsläufig weniger orchestral als auf CD dargeboten, zudem agiert man live ohnehin um einiges druckvoller und intensiver. Bestes Beispiel hierfür war gleich zu Beginn eine stürmische Interpretation von „Shining circle“. Auch wenn der Kuschelfaktor im Publikum also wieder geringer war als noch bei Ordo, brachte der charismatische und blendend aufgelegte Sänger vermutlich trotzdem einige Frauenherzen zum Schmelzen und bewies daneben geradezu Entertainer Qualitäten. Während im Hintergrund stumm der Pasolini Film „Mamma Roma“ ablief, zeigten sich die Jungs spielfreudig und störten sich nicht daran, dass es bereits etwas leerer geworden war (der Montagmorgen näherte sich eben unaufhaltsam). Mit „Song for the old man“ griff man im weiteren Verlauf erstmals auf Material aus der Zeit vor „Armageddon Gigolo“ zurück, der älteste Titel im Set folgte jedoch erst noch in Form von „Soul gambler“ vom 2001er Album „Nihilist Cocktails for Calypso Inferno“ bzw. der „Nihilist EP“! Wahrlich eine Überraschung, wurden die Altwerke doch sonst regelmäßig verschmäht. Eine Zugabe war mit dem noch einmal furios performten „Bastard angel“ sogar auch noch drin, zu der Simone es sich nicht nehmen ließ, mit seiner Klampfe ins Auditorium hinabzusteigen. Ein schönes Ende eines Auftritts, der ganz klar das Highlight der gesamten Veranstaltung markierte.

Setlist SPIRITUAL FRONT
Shining circle
Cold love (in a cold coffin)
I walk the (dead)line
Darkroom friendship
Jesus died in Las Vegas
Kiss the girls and make them die
Loved or defeated („Hey Boy“)
Song for the old man
German Boys
Slave
Soul gambler
The days of anger

Bastard angel

Kurzfazit:
Faire Spielzeiten für alle Bands, fast reibungslose Organisation (gerade beim Zeitplan) und ein unkompliziertes Auftreten aller Beteiligten. Gerne wieder!

Copyright Fotos: Karsten Thurau

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