Ort: Bielefeld - Ringlokschuppen
Datum: 15.10.2008
Nach ihrem großartigen Sieg bei Stefan Raabs „SSDSDSSWEMUGABRTLAD“, dem darauf folgenden Top-3-Hit „My Man Is A Mean Man“ und dem im März diesen Jahres veröffentlichten Debütalbum „Masterplan“ war es nur eine Frage der Zeit, wann auch eine Tournee folgen sollte, in dem Shootingstar STEFANIE HEINZMANN ihr Stimmtalent live unter Beweis stellen sollte. Der Tourauftakt fand vergangene Woche am 8. Oktober in Köln statt – der Stadt, in der ihr musikalischer Werdegang bisher ihren Höhepunkt gefunden hatte. Auch ihr „Ziehvater“ Stefan Raab und seine Showband hatten sich laut Eins-Live-Berichten unter das Kölner Völkchen gemischt. Derart prominent waren die Anwesenden an diesem Herbstabend im Bielefelder Ringlokschuppen nicht, dennoch waren nicht wenige erschienen, mehr als 600 mögen es gewesen sein, um sich selbst ein Urteil über die Livetauglichkeit dieser neuartig-altmodischen Mischung aus Jazz, Funk und Pop zu bilden. Die 70er sind wieder stark angesagt – man kommt weder im Film noch in der heimischen Deko und erst recht nicht in der Musik an ihnen vorbei. Und dieser Abend sollte zeigen, das ein bisschen Nostalgie doch ganz schön modern sein kann.
Aber starten sollte die musikalische Zeitreise zunächst mit einer weiteren hübschen und sympathischen jungen Frau, KRISTIN SHEY, deren Wurzeln nicht in der Schweiz, sondern in Ostwestfalen liegen. Ja tatsächlich, wir hatten richtig vernommen: Die langhaarige, blonde Dame dort auf der Bühne „outete“ sich als waschechte Bielefelderin. Dementsprechend freute sie sich natürlich auch, einmal im Ringlokschuppen auftreten zu dürfen und wurde dort auch wohlwollend empfangen. Etwas verloren wirkte sie, allein mit ihrer Gitarre auf der schon für den Hauptact vorbereiteten Bühne. Aber sie überspielte ihre Nervosität gekonnt mit mädchenhaftem Charme und einer sentimentalen, empfindsamen und doch kraftvollen Stimme und überzeugte so das Publikum von ihrem „alten, ewig gleich klingendem Blues“. Ein Vorwurf, den sie schon gehört hatte, allerdings sah sie und wohl auch die anwesende Zuhörerschaft dies offensichtlich anders, denn der Auftritt kam gut an und der Funke sprang über.
Nach einer kurzen Umbaupause betraten dann nach und nach die Mitglieder der Band um STEFANIE HEINZMANN die Bühne, zu guter letzt sie selbst. Gleich zu Beginn schwappte eine Woge der Begeisterung über die Musiker und die Sängerin hinweg, das ostwestfälische Publikum ließ sich sofort mitreißen und war gar nicht so stur, wie es der Ruf doch sagt. Ich muss sagen, ich war doch gespannt, wie die knapp zwanzigjährige Schweizerin nun die Songs ihres ersten Albums umzusetzen vermochte. Über „Masterplan“ hatte ich zwiespältige Meinungen gelesen und beim Reinhören in das Album war es mir auch einfach zu glatt gebügelt – aber bei Konzerten können ja die Protagonisten oftmals noch andere Seiten aus sich und dem Songmaterial herausholen. Auch heute Abend sollte dies wieder der Fall sein. Den auf CD teils recht leblos wirkenden Liedern wurde Leben eingehaucht, von einer Band, die offensichtlich Spaß an der Sache hat und einer Frontfrau, die ihre Liebe zu der Art Musik, die sie macht, nicht verbergen mag und es auch nicht muss. Überhaupt wirkte Frau HEINZMANN den ganzen Abend sehr authentisch und den Spruch: „Auf Tour zu gehen ist einfach geil“ nimmt man ihr gewiss ab. Unterstützt wurde sie von der üblichen Bandbesetzung, drei Backgroundsängerinnen und einem sehr enthusiastischen jungen Mann, der die Percussions bediente.
Musikalisch kann man den Abend in drei Abschnitte gliedern: Der erste Teil war die Einführung, das „Warmwerden“, es fehlten die bekannten Songs. Den zweiten Teil stellte ein Akustik-Set dar, in welchem nur STEFANIE HEINZMANN, ihr Bruder (der auch ihr Manager ist), an der Gitarre, ein weiterer junger Mann an der Klampfe und der Percussionist auf Stühlen sitzend unter anderem „My man is a mean man“ in leiserer Tonart darbrachten. Der dritte Abschnitt nun war der Teil, in dem STEFANIE ihre bekannten Hits wie „Like A Bullet“, das METALLICA-Cover „The Unforgiven“ (über das man auch geteilter Meinung sein kann) und noch einmal „My Man Is A Mean Man“ diesmal als gewohnte Uptempo-Nummer, aber auch Coverversionen z.B. „Cosmic Girl“ von JAMIROQUAI zu Gehör brachte. Immer wieder mit einem netten und erklärenden Spruch zu dem einen oder anderen Song – in diesen Momenten wirkte STEFANIE wie ein aufgeregtes junges Mädchen, ja fast ein wenig verletzlich. Aber bei der Interpretation der Songs selbst merkte man: Nun war sie wieder in ihrem Element – auf ihre Stimme konnte sie sich verlassen.
Eine kleine Entdeckung war für meine Begleitung und – wie es wirkte – nicht wenige der anwesenden Damen STEFANIE HEINZMANNs Bruder Claudio, der mit ihr zusammen den Song „Xtal“ seiner Band SHIVA performte. Guter Alternative Pop/ Rock und mit Claudios Stimme als Mischung aus Edward Kowalczyk (LIVE) und Scott Stapp (CREED) äußerst vielversprechend. Man darf gespannt sein, wie STEFANIE HEINZMANN in einigen Jahren zu erleben sein wird – hoffentlich behält sie sich etwas von ihrem mädchenhaften Charme und bleibst sich selbst treu. Damit und mit ihrem Talent könnte der Erfolg ihr dauerhafter Begleiter werden.
Setlist STEFANIE HEINZMANN (ohne Gewähr)
Masterplan
I Betcha
Best Thing
Don’t Call This Love
Put Your Hands On Me
Do Your Thing
Can’t Get Out Of My System
It’s Love
Free Love
Xtal
Sunrise (unplugged)
My Man Is A Mean Man (unplugged)
Black Horse (unplugged)
The Unforgiven
Superstition
Like A Bullet
If I Don’t Love You Now
Cosmic Girl
My Man Is A Mean Man
Painfully Easy
Revolution
So Much Oil In The Ground
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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