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SUBWAY TO SALLY

Ort: Bielefeld - Triebwerk

Datum: 03.07.2004

Eine explosive Show, Feuerspuck-Einlagen und ein tobendes, sehr textsicheres Publikum – so kennt man die Konzerte von SUBWAY TO SALLY. Die wenigsten gehen danach trockenen Hemdes und ohne Kratzen im Hals vom vielen „Schrei!“en nach Hause. Nun lockte die Band mit einem Auftritt am 03.07.04 im Bielefelder Triebwerk. Der Preis für die Karten war mit schlappen 22 Euro zwar schon hart an der Schmerzgrenze, hatte man die Sallys doch vor einem guten halben Jahr noch für einige Taler weniger besuchen können, dennoch nahmen einige erwartungsvolle Besucher den Preis in Kauf, um dem außertourmäßigen Konzert beiwohnen zu können.

Bereits beim Einlass ließ sich absehen, dass in erster Linie die alteingesessenen Fans angereist waren – viele von außerhalb – um ihre Helden ein weiteres Mal live zu erleben. Ich entdeckte nur wenige Gesichter, die ich nicht schon auf einem der letzten SUBWAY TO SALLY-Konzerte schon gesehen hätte. Auch das sonst übliche Gedränge und Geschiebe vorm Eingang blieb aus – was daran liegen mag, dass sich bis zum Einlass um 18:30 Uhr vielleicht 200 Leute vorm Triebwerk eingefunden hatten.

Ein wenig geschickter als bei vergangenen Konzerten in der Bielefelder Diskothek war dieses Mal die Halle eingerichtet. Selbst von den oberen Rängen konnte man heute mehr als nur die Beine die Bandmitglieder sehen, da die Scheinwerfer an anderer Stelle montiert worden waren. Um 19:00 Uhr sollte das Konzert beginnen und gespannt warteten alle Gäste auf den angekündigten Special Guest. Erstaunlicherweise hatte man sogar in der zweiten Reihe seine Ruhe, konnte ohne Probleme auf den eigenen Beinen stehen, ohne Opfer eines Wellenangriffs aus den hinteren Reihen zu werden. Die üblichen Vorgesänge des Publikums in Form von „Julia und die Räuber“ blieben weitestgehend aus, da die wenigen, die es versuchten, sich gegen die Gruppe von Jungs und Mädels in der ersten Reihe, die sich lauthals quer durch die Alben der Sallys sangen, nicht wirklich durchsetzen konnten. Es war bereits viertel vor acht, als endlich mal etwas Bewegung auf die Bühne kam, die Mikrofone aufgebaut wurden und zwei eifrige Herren hin und herliefen. Das ließ hoffen, jedoch wohl kaum noch auf eine Vorband, denn die Technik war eindeutig auf die Sallys ausgerichtet. Dazu sei noch gesagt, dass im Vorfeld eine Roadrunner-Band als Support unter Vertrag genommen werden sollte, die Geschichte sich aber kurzfristig erledigte. Die Band hätte auch nicht wirklich zu den Mittelaltermetallern gepasst…

Und dann war es endlich soweit. Um 20:00 Uhr betraten Bodenski und Simon mit einem lauten Knall die Bühne, auf dem Fuße folgten Frau Schmitt und die anderen Herrschaften, bis zuletzt Sänger Eric Fish an sein Mikrofon trat, um „Geist des Kriegers“ anzustimmen. Und das Publikum tobte! Ein Repertoire bestehend aus den größten SUBWAY TO SALLY-Hits folgte, ein Querschnitt durch nahezu alle Alben. Sehr genial kam z.B. die Akustik-Version von „Kleid aus Rosen“ rüber. Gitarrist Ingo (der mit der selbstgebauten dreiarmigen Klampfe) und Eric allein auf der Bühne, hübsch dekorativ in rotes Licht getaucht – der Song verzauberte und schrieb eine leise Gänsehaut auf die schwitzenden Körper des Publikums. Auch wurden Songs gespielt, die ich bis dato noch nie auf einem Konzert gehört hatte wie „Horo“ oder „Haughs of Cromdale“, die jedoch von den alteingesessenen Sally-Jüngern freudig mitgesungen wurden. Insbesondere „Horo“ blieb mir im Gedächtnis, ein Song in der zu der Zeit von Heinrich III um 1750 genutzten Behelfssprache einer irischen Insel, denn der Bevölkerung war es bei Todesstrafe verboten, ihre gälische Sprache zu sprechen.

Eric gab sich wie immer sehr publikumsnah und war mehr als einmal an und auf den Händen der Menge zu entdecken. Und es gab nahezu niemanden unter den Anwesenden, dem die Begeisterung nicht ins Gesicht geschrieben stand. Bodenski und Simon trugen hierzu sicherlich nicht unwesentlich mit ihren Feuerspuckeinlagen bei. Drollig auch Erics Ansage zu Ende des ersten Konzertteils – das Publikum versuchte sich an „Zugabe“-Rufen und Eric klärte die Anwesenden erst mal auf, dass die Band selbstverständlich nur auf „Julia und die Räuber“-Gesänge reagiere. Was dann von den Gästen auch gleich in die Tat umgesetzt wurde und die Musiker schnell für zwei Zugaben zurück auf die Bühne holte.

Um kurz nach halb zehn war das Finale beendet. Julia verließ das Geschehen mit ihren Räubern im Schlepptau. Anderthalb Stunden Konzert, und schon vorbei? Noch etwas fehlte, außer der sonst üblichen zwei Stunden Spielzeit und der angekündigten Vorband, im Gegensatz zu bisherigen Konzerten: Wo war die gewohnte Spielfreude der Sallys? Warum kam einem die Performance und selbst der Kontakt zu den Fans so perfekt, so einstudiert, so absolut routiniert vor? Der sonst übliche Sally-Humor fehlte, die kleinen Witze und Gag-Einlagen, die sonst immer von den anderen Bandmitgliedern kamen. Auch mit seinen Komplimenten ans Publikum konnte Eric Fish den leicht bitteren Nachgeschmack nicht überdecken, der mir und ein paar – vermutlich wenigen – anderen Gästen nach dem Konzert blieb. Doch wen wundert’s: Wie lange schon sind SUBWAY TO SALLY mit nur unerwähnenswerten Pausen auf Tour? Irgendwann ist einfach die Luft raus – nicht nur beim übersättigten Publikum, was sich an dieser relativ übersichtlichen Menge von etwa 500 Mann deutlich sehen ließ, sondern auch bei der Band. Sehr schade, das.

Nichtsdestotrotz, die anschließende Aftershow-Party in der Tangente in Bielefeld war noch sehr erfrischend. Sie wurde auf einem kleinen, unscheinbaren Zettel an der Eingangstür des Triebwerks angekündigt und lockte unzählige Gäste in die gemütliche Eckkneipe. Entgegen aller Erwartungen tauchte die Band eine gute Stunde nach Konzert-Ende ebenfalls in dem völlig überfüllten Laden auf und so kam es, dass wir mit Bodenski den Abend an einem Tisch verbrachten – zwischenzeitlich ließ sich auch Eric Fish blicken und zu dem einen oder anderen Ständchen hinreißen. Die anderen netten Leute, die fast von Beginn an mit bei uns am Tisch saßen, stellten sich zudem noch als Lisa und Marco von XANDRIA vor, die allmählich in den Charts Fußfassende Bielefelder Gothic-Metal-Truppe, die derzeit mit ihrem Videoclip „Ravenheart“ auf Viva rauf und runter läuft. So endete der Abend dann doch noch erfolgreich und in lustiger Runde, mit viel Gelächter und netten Unterhaltungen – und obwohl anders geplant, ging er erst zu sehr später Stunde zu Ende, als die Kneipe geschlossen wurde.

SETLIST
Intro
Geist des Kriegers
Knochenschiff
Kruzifix
Traum vom Tod
2000 Meilen unterm Meer
Die Schlacht
Veitstanz
Kleid aus Rosen (acc.)
Haughs of Cromdale
Herbstzeit
Sabbat
Mephisto
Herrin des Feuers
Henkersbraut
Unsterblich
Ohne Liebe
Falscher Heiland

1. Zugabe
Horo
Wenn Engel hassen

2. Zugabe
Grabrede
Julia und die Räuber

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