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SUBWAY TO SALLY – WALTARI

Ort: Münster - Jovel

Datum: 10.04.2004

Nur 2 Wochen nach dem ZERAPHINE/ HIM Package führte der Weg wieder nach Münster ins Jovel, um erneut ein hochkarätiges Billing in Augenschein zu nehmen. Die Location war ja von den HIM-Fans sehr kritisiert worden, wegen der mangelnden Sichtmöglichkeiten, der Enge und den am Boden befestigten Tischen. Heute sollte dies nicht so ein großes Problem darstellen, denn es waren doch etwas weniger Zuschauer anwesend, mit 800 Personen jeglicher Coleur war es aber dennoch ausreichend voll. Und einige kamen uns schon direkt am Eingang entgegen, die wohl mit der Vorband nicht allzu viel anfangen konnten…

Dabei hatten die Sallys mit WALTARI eine echte Legende im Gepäck. Die kauzigen Finnen, die bereits Anfang der 90er mit ihrem verrückten Crossover Sound für Furore sorgen konnten, kehrten ja kürzlich mit dem gelungenen Album „Rare Species“ wieder auf die Bildfläche zurück. Etwas älter aber kein bisschen weiser, so kann man den Auftritt charakterisieren. In 5er Besetzung – also mit einem Live Keyboarder (zusätzlich ein Meister des Tamburins!) – enterte man den vorderen kleinen Bühnenbereich, mit dabei auch Urgestein Sami Yli-Sirniö an der Gitarre. Und es wurde schnell klar, dass zwar ein großer Teil der schwarz angehauchten Fans wenig mit dem chaotischen Sound der Skandinavier anfangen konnte, dafür aber auch eine beinharte WALTARI-Fanfraktion anwesend war. Und die bangte kräftig mit zu den Stücken, die größtenteils von der neuen CD stammten. So startete man gleich mit „One Day“ durch, spielte mit „My Pain“ eine – Zitat – „Hommage“ an EMF und ließ auch die aktuelle/ poppige Single „Life without Love“ nicht außer acht. Shouter Kärtsy mit den rotgefärbten Haaren besitzt natürlich ungemeine Live-Erfahrung und bringt diese auch mit allerlei Ansagen und verrückten Gesichtsausdrücken ein. Verrückt sicherlich ebenso sein Gesangsstil, der von Death Metal Grunts bis hin zu Rapping reicht, dazu posed er wie ein junger Gott. Eine äußerst aparte junge Dame fragte mich hinterher, ob der Mann schwul sei (vielleicht in Anspielung auf sein Make Up?), nein, er ist FINNE!!! Mit dem Klassiker „So Fine“ kam dann auch mal ein alter Song zum Vorschein, leider fingen mittlerweile einige intolerante Zeitgenossen an, in den Pausen „Julia und die Räuber“ zum besten zu geben, um der Vorband ihre Missbilligung kund zu tun. Ziemlich traurig so was, das haben die kultigen Space Metaller sicher nicht verdient. So ging es dann relativ schnell dem Ende entgegen, „Atmosfear“ bildete das Ende eines Sets, welches nicht mal 45 Minuten andauerte, da hatte ich mir doch ein wenig mehr erhofft. Z.B. die Coverversion „A Forest“ (im Original natürlich von THE CURE), die hätte sicherlich sehr gut zum Publikum gepasst. Nichtsdestotrotz wurden die Finnen von den meisten Zuschauern sehr anständig verabschiedet und wer mehr von ihnen sehen will, kann das schon bald bei deren Headliner Tour tun.

Der „Julia-Chor“ nahm mittlerweile imposante Ausmaße an und alles drängte gen Bühne, um eine von Deutschlands führenden Mittelalter Metal-Fraktionen zu bestaunen. Es war schon klar, dass die Bewegungsfreiheit der immerhin 7 Musiker nicht so optimal sein würde, dafür ist die Bühne im Jovel einfach zu klein. In Herford, wo ich sie vor einer Weile mit PINKOSTAR gesehen hatte, war das noch anders, dort kamen auch allerlei Pyros zum Einsatz. Hier waren derlei Effekte auf ein Minimum (ein paar kleine Explosionen) begrenzt, da hatte die Münsteraner Feuerwehr leider strenge Auflagen gegeben. SUBWAY hat eigentlich gar keinen Grund auf Tour zu gehen, neues Material gilt es nicht zu promoten. Aber bei der Mannschaft von Eric Fish braucht man keine Angst zu haben, dass etwa Motivation oder Spielfreude fehlen könnten, sie lieben den Kontakt mit dem Publikum. Mit „Geist des Kriegers“ und dem harten „Knochenschiff“ begann der fast 2-stündige Parforceritt durch sämtliche Highlights der Bandgeschichte. Schnell stellte Eric fest: „Ihr Westfalen seid gar nicht so träge!“ Das kann man wirklich nicht behaupten, denn sämtliche Stücke wurden frenetisch mitgesungen, dazu wurde teilweise gehüpft, was das Zeug hielt. Außer direkt neben mir, denn da wurde den ganzen Abend lang aufdringlich gelesbelt, haben wohl kein Auto die 2 Turteltauben. Frau Schmitt begeisterte mit strammen Oberschenkeln und einem netten Kleid, Gitarrist Ingo hatte wieder 2 bzw. 3-hälsige Gitarren am Start und der heimliche Star Bodenski durfte sein muskulöses Tattoo zur Schau tragen. Also alles wie immer und wie immer gut. Eric, der ja noch vor kurzem mit einem Soloprogramm durch die Lande tingelte, sang natürlich nahezu perfekt und animierte zudem das willige Publikum zu unzähligen Schreien, einem Markenzeichen der Band. Mehrere Ansagen waren überdies recht schmunzelig. So kündigte er die Verknüpfung der „Braut“ und des „Bräutigams“ als Lied übers Ficken an, danach übernahm Frau Schmitt einen schönen Gesangspart („Sabbat“). Dann erwähnte er süffisant, dass das Musikvideo zu „Unsterblich“ in 7 Monaten immerhin 20 mal auf Viva gelaufen sein. Für anmutige Momente sorgte das „Herrin des Feuers“, zu dem 4 rot angeleuchtete Windhosen die Bühne in eine Romantik-Arena verwandelten. Weitere Songs aus der Setlist waren „Kleine Schwester“, „2000 Meilen unterm Meer“ oder auch „Kleid aus Rosen“, bevor man sich mit dem Klassiker „Henkersbraut“ und dem meiner Meinung nach besten Song des aktuellen Albums – „Falscher Heiland“ – verabschiedete. Dabei wurde auch nicht vergessen, eine paar blasphemische Ostergrüße loszulassen, die einen wohligen Widerpart zum päpstlichen „Urbi et Orbi“ bildeten.

Danach verließ man kurz das Rampenlicht, um binnen kurzer Zeit wieder auf die Bühne gesungen zu werden. Im Gegensatz zu HIM wurde dabei der Bereich neben der Bühne NICHT abgehängt, und im Gegensatz zu den launischen Diven gaben STS gleich 3 Zugaben mit insgesamt weiteren 6 Liedern! Darunter die „uralten“ „Grabrede“, „Julia und die Räuber“ (mit dem kompletten Auditorium als Background Chor) sowie „Wenn Engel hassen“ und natürlich „Ohne Liebe“. Ein Stück („Horo“) gaben Bodenski, Simon und Eric auch a capella zum besten. Kurz danach divte das kräftige „Fischlein“ ins Publikum, bevor es schließlich seinen Oberkörper zur Freude vieler Damen entblößte. Fast 2 Stunden dauerte das Spektakel, welches für die Fans keine Frage offen ließ und die Band ebenso zufrieden wie ausgepowert zurück ließ. Keine Frage, dass jeder wieder kommen wird, wenn es gilt, sich die Seele aus dem Hals zu schreien…
TK

Copyright Fotos: Hellectric

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