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SUICIDE COMMANDO – INSEKT – THIS MORN’ OMINA – PAINBASTARD

Ort: Essen - Zeche Carl

Datum: 19.04.2006

„Bind Torture Kill“ heißt der neue SUICIDE COMMANDO-Output und ist komplett dem Thema Serienmörder gewidmet, dieser Tage nun die passende Tour dazu, die uns heute in die Essener Zeche Carl führte. Da ich SUICIDE COMMANDO schon ungefähr zehnmal gesehen habe, galt mein Hauptaugenmerk nicht dem Hauptact, sondern den drei Supportacts, die ich allesamt bisher noch nie live erlebt hatte. Wie sich im nachhinein herausstellte, stand jedem von ihnen rund eine halbe Stunde zu Verfügung, um sich dem zahlreich erschienenen Publikum zu präsentieren. SUICIDE COMMANDO selber spielte rund 1 1/2 Stunden.

Dementsprechend straff waren Organisation und Programm. 20 Uhr Beginn hieß ausnahmsweise auch mal „Beginn“. Als wir also um kurz nach acht den schon sehr gut gefüllten Saal betraten, war Alex P aka PAINBASTARD schon am Werkeln, an den Synths unterstützt von einem sonnenbebrillten Mitstreiter (der dem INSEKT-Sänger Eric recht ähnlich sah…). Frisch gegelt und muskelbepackt präsentierte er insgesamt sechs Tracks. Musikalisch bot er sehr gefälligen und melodiösen EBM der eingängigen Sorte, der Schwerpunkt lag mit Stücken wie „Nervenkrieg“ oder „System Failed“ auf der letzten VÖ. „Todesengel“ setzt sich thematisch mit dem Thema Bush/ Irakkrieg auseinander, dies kennt man ja mittlerweile von sehr vielen Elektroacts. Die dazu im Hintergrund laufenden Videoanimationen hatte ich zwar fast alle schon vor zwei Jahren im Programm von SKINNY PUPPY gesehen, dies tat meinem äußerst positiven Eindruck seiner Show aber keinen Abbruch. Überrascht hat mich nur das Weglassen der Songs “ Disappointment“ oder „Skin on Fire“, zählen sie doch zu den bekannteren PAINBASTARD-Sachen und hätten den Wiedererkennungswert bestimmt erhöht. Kleine Anekdote am Rande: Ich hätte ja getippt, dass Alex im wahren Leben Fitnessstudiobesitzer ist, aber wie man erfahren konnte ist er Anwalt! So kann man sich täuschen.

Dann wurde es Zeit für die wohl ungewöhnlichste Band des Package: THIS MORN’ OMINA. Ihr Kultsong „One eyed man“ blieb im Gepäck, dies sorgte wahrscheinlich für etwas Enttäuschung im Publikum, welches auf mich irgendwie den Eindruck machte, als ob es für diese Art von Musik noch nicht reif ist. THIS MORN’OMINA bieten nämlich Soundcollagen aus Ethnoklängen und Tribal Techno, sozusagen DELIRIUM auf GOA. Größtenteils läuft das Ganze instrumental ab, wie z.B. bei „Fire is the devil“, Miguel steht hinter seinen Reglern, rechts und links eingerahmt von zwei Jungs, die sich mit Bongotrommeln und E-Drums um die Echtzeit-Percussions kümmern, ebenfalls setzten sie auf Videoanimationen, bei denen unter anderem sehr verzerrte Bilder von Atombombentests zu sehen waren. Eine perfekte Symbiose aus Sound und Bild. Bei einem einzigen Song: „Ma/i/nomai“ war so etwas wie „Gesang“ von Miguel zu vernehmen. Coole Show, mein persönliches Highlight, aber dem Großteil war es wohl etwas zu befremdlich.

Nun wurde es Zeit für eine Begegnung der dritten Art, der Aufbau von INSEKT begann, ebenfalls eine belgische Band, die es schon sehr lange gibt. Auf der Bühne turnte ein ziemlich zugedröhnt wirkender Mann, bekleidet mit Pornosonnenbrille und tief ins Gesicht gezogenem Kapuzenschlumpf herum. Man konnte beobachten, dass Zettel mit Texten vor das Micro gelegt wurden, dies lässt auf ein „gutes“ Gedächtnis schließen. Los ging’s, eben jener Mann, den wir schon als Tastenmann bei PAINBASTARD wähnten, stellte sich als Sänger von INSEKT heraus: Eric van Wonterghem. Wild wuselte er über die Bühne, ich würde es als eine Mischung aus Kung Fu, afrikanischem Fruchtbarkeitstanz und sonstwas beschreiben, immer mal tief gebückt, um lesen zu können was auf den Zetteln stand. Songs die dargeboten wurden, waren u.a. „Bambi Fucker“ – ob dies nun eine Hommage an den neuen „Bambi“-Film ist, vermag ich nicht zu beurteilen – und dem DEPECHE MODE Cover „Personal Jesus“ als Rausschmeißer. Bei einigen Tracks trommelte er mit dem Rücken zum Publikum auf den bereitstehenden Drums rum, dies war eine wirklich gelungene und wilde Performance, der Rest überzeugte mich nicht völlig. Alex von PAINBASTARD hingegen schien begeistert, die ersten drei Reihen auch, dahinter hatte ich den Eindruck, dass die Zeit für einige getränkliche Stärkungen genutzt wurde.

Nun wurde es Zeit zum Fesseln, Foltern und Töten… Marco von DIOXYDE und Torben Schmidt (LIGHTS OF EUPHORIA) an den Synths, Johan himself sowie Beam (EX-FEINDFLUG) betraten die Bühne, bis auf Beam waren alle im CD-Cover Einheitslook (Hemd und signalrote Krawatte) gekleidet. Der Titeltrack „Bind, Torture, Kill“ bildete den Auftakt des Gigs, passend zur Thematik des Albums waren auf der Leinwand Portraits von prominenten Serienmördern wie Jeffrey Dahmer und ihre „Vita“ zu sehen, wer aufmerksam hinschaute, konnte erkennen, dass sexuelle Gründe bei vielen Serienkillern Hauptmotiv sind. Wie gewohnt wirbelte Johan über die Bühne, wirkte dabei aber nicht ganz so schwungvoll wie früher. Einen Tag später wurde die Tour ja für einige Gigs aufgrund des plötzlichen Todesfalls seines Vaters unterbrochen, ob ihn hier schon etwas bedrückte, ist schwer zu sagen (unser Beileid auf jeden Fall an dieser Stelle!). Die ersten vier Tracks der CD bildeten auch den Auftakt der Show, die komplett von ziemlich blutigen Bildern auf der Leinwand „untermalt“ wurde. Bei „Raise your God“ und „Godsend“ war Johan quasi als eine Art Priester des Bösen zu sehen, teils mit wirren Gesten oder Heiligenschein. Sehr eindringlich kam „One Nation under God“ rüber, die gesamte Zeit waren Aufnahmen nach einer KZ-Befreiung zu sehen, ausgemergelte Leichen, die in Massengräbern bestattet wurden, abgemagerte Menschen die durchs Bild stolperten…, sicherlich kein Programm für die 20 Uhr Tagesschau. „Love breeds suicide“ bot makaberen Humor. Zusätzlich zu den obligatorischen Bildern böse zugerichteter Leichen konnte man eine schwarze, baumelnde Gestalt auf der Leinwand sehen. Den Großteil des Sets bildeten Songs von „BTK“, für die richtig alten Fans wurden keine speziellen Songs geboten, da sich der „Backcatalogue“ nur auf fünf Songs der „Mindstrip“ und „Axis of Evil“ bezog, u.a. zwei der Zugaben. „Face of Death“ und der Klassiker „Hellraiser“.

Soundtechnisch war das ganze natürlich auf die Dauer recht eintönig, kennt man einen SUICIDE COMMANDO-Song, kennt man eigentlich alle, dennoch war einer der wohl plakativsten Tracks, „Fuck you bitch“, gleichzeitig auch der lustigste. Fett mit „It’s tekknotime“ angekündigt, scheint er, mit einer wirklich nervenden Tekknobassline und dem ständigen Ausruf „Fuck you bitch“ unterlegt, reine Persiflage auf das Hellektro-Image zu sein, einige Mädels ließen diese „Perle“ mit böser, versteinerter Miene über sich ergehen. Ironie wohl nicht erkannt – Clubhit und Kultfaktor wohl garantiert. Die Zugabe „We’re the sinners“ setzte sich visuell dann noch kritisch mit dem Thema Todesstrafe auseinander. Insgesamt war die Stimmung gut, da ich musikalisch nicht so viel erwartet habe, hab ich mich mehr auf die Animationen konzentriert, die meiner Meinung nach auf der einen Seite einen ziemlich bösen Humor zeigten, auf der anderen Seite aber auch viel Message boten, wenn man sich denn nicht nur auf die schon erwähnten Beats konzentriert. Sicherlich nicht der große Wurf, aber sehr solide und gefallend.

Setlist PAINBASTARD
Intro/ Rats
Nervenkrieg
Todesengel
Hidden game
Sternentanz
System Failed

Setlist Suicide Commando
Bind Torture Kill
Bleed For Us All
Conspiracy With The Devil
Menschenfresser (Eat Me)
Raise your god
One nation under god
Massaker
Love breeds suicide
Godsend
Fuck you bitch

Face of Death
We’re the sinners

Torment me
Hellraiser

Copyright Fotos Essen: Karsten Thurau

Bonus-Galerie Frankfurt Batschkapp 17.04.2006
Copyright Fotos: Sandro Griesbach

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