Ort: Dinkelsbühl
Datum: 17.08.2007
Aufgrund der mehr oder weniger komfortablen Liegeposition begann der zweite Festivaltag für mich mit anfangs recht kräftigen Rücken- und Nackenschmerzen (ja, ich werde wohl alt), dafür zeigte sich das Wetter aber von der sehr freundlichen Seite und die Schlammwüste trocknete nach und nach.
Eigentlich wollte ich mir die Jungs und Mädels von ELUVEITIE nach dem grandiosen Gig auf dem diesjährigen Dong Open Air nicht entgehen lassen, aber dank einer unmenschlich langen Schlange an den Duschen und meiner Trägheit wurde daraus dann doch nichts, und ich fand mich erst zu EISBRECHER auf dem Gelände ein. Die Jungs heizten – ihrem Namen alle Ehre bereitend – direkt mit ihrem Elektro-Metal Sound los und brachten diejenigen, die bis jetzt noch stocksteif gefroren waren, auch endlich zum schmelzen. Der Ex-MEGAHERZ Sänger und seine Crew ließen es aber auch wirklich krachen auf der Mainstage und feuerten Hits galore in die hungrige Menge. Zum Abschluss gab es noch „Miststück“ – eigentlich ein MEGAHERZ Song, aber auch dieser kam sehr gut an. Das Publikum gab den Jungs Recht, alles richtig gemacht zu haben, und so verließen sie mit einem Grinsen nach leider viel zu kurzem 35 Minuten die Bretter.
Weiter ging’s mit HEVEIN auf der Pain Stage. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich diese Band um den ehemaligen APOCALYPTICA Cellisten Max Lilja, die an sich nur als Nebenprojekt gedacht war, kaum kannte, umso erstaunter war ich, als ich die Bandzusammensetzung sah – 2 Streicher inmitten der für eine Metal Band typischen Besetzung – irgendwie komisch. Zudem kam die Geige irgendwie kaum durch. Irgendwie konnte ich auch nach der Hälfte des Sets nicht so richtig warm werden mit der Musik, auch wenn ich die vom Prinzip her gar nicht so übel fand. Das Publikum sah’s wohl ähnlich, denn es konnten sich nur wenige für den Melodischen Death – Metal mit sehr atmosphärischen Einschlägen begeistern. Mit dem Vorsatz, mir die Band mal auf Platte rein zu ziehen, verließ ich den Ort des Geschehens, um mir den ersten Cocktail des Tages zu organisieren und mal meine überall verstreute Sippschaft einzusammeln.
Auf der Hauptbühne gab es als nächstes mal wieder was fürs männliche Auge, denn hier sollte es nun mit SIRENIA weitergehen. Da wo AFTER FOREVER und KRYPTERIA gestern vorgelegt hatten, ging’s heute weiter. Allerdings war hier der Gothic Einschlag live nicht so sehr zu spüren wie auf Platte – so kamen Songs wie „One by One“ oder „Downfall“ um einiges härter rüber, fette Riffs dominierten hier ganz eindeutig das von Band kommende Orchester. Auch die Stimme der neuen Frau im Boot war glasklar und kraftvoll. Einzig die Performance kam ein wenig stumpf rüber – irgendwie wollte der Funke nicht so recht überspringen, woran das jetzt im Endeffekt lag – man weiß es nicht.
Nachdem ich die NECROPHOBIC Jungs links liegen hatte lassen, ging es für mich direkt mit L’ÂME IMMORTELLE weiter, die für ihre an sich sehr düster angehauchte Musik ein sehr rockiges Set zum Besten gaben. Die Österreicher lieferten eine souveräne Show ab, die auch den letzten Zweifler davon überzeugte, dass diese Band auch trotz sehr viel Gefühl und Melancholie in den Texten richtig rocken kann. Die typischen Gesangsduelle zwischen Thomas und Sonja kamen natürlich nicht zu kurz, und eine sehr schön anzusehende Performance rundete eine durchaus gelungene perfekt ab. Bekannte Stücke wie „Fallen Angel“ und „Phoenix“ durften natürlich nicht in der sehr gut zusammengestellten Setlist fehlen, und wurden von den Fans begeistert entgegengenommen. Diese Band feierte übrigens ebenfalls ihr zehnjähriges Jubiläum und passte somit perfekt zum Geburtstagsfestival.
Es blieb düster, denn auf der Pain Stage ging es mit den für die ausgefallenen CREMATORY eingesprungenen Jungs von END OF GREEN weiter. Michelle Darkness gab sich gewohnt mit schwarz umrandeten Augen und Wollmütze stockstief hinterm Mikro, der Rest der Band aber war umso agiler und legte eine ansehnliche Performance hin. Auch hier ging es sehr melancholisch und gefühlvoll zu Sache, wenn auch mit ein wenig mehr Druck. Den Fans schien der Ausfall von CREMATORY nicht viel auszumachen, denn der Ersatz wurde ebenso gewürdigt. Man merkte aber schon, dass mit der nächsten Band mal wieder ein stilistischer Wechsel an der Reihe war, sah man doch etliche Gestalten schon sehr skeptischen Blickes vor der Hauptbühne stehen.
Auf dieser sollten gleich eine Trollherde auf die Summer Breeze Besucher losgelassen werden – es war die Zeit für die Partyfraktion von FINTROLL gekommen, die ja schon quasi zur Stammbesetzung der Veranstaltung gehören. Kaum auf den Brettern und den Opener in die Menge gefeuert hatten sie direkt das Publikum im Griff, was zu meinem Erstaunen diesmal sehr gemischt und nicht wie sonst immer einen recht niedrigen Altersdurchschnitt aufwies. Es gab nun eine Stunde finnischen Folk Metal vom feinsten mit gewohnt guter Bühnenshow zu sehen, wobei die Songauswahl sich vor allem auf die kürzlich erschienene „Ur Jordens Djup“ Album bezog. Natürlich durfte der Überhit „Trollhammeren“ nicht fehlen – und er wurde abgefeiert als gäbe es kein Morgen – überall wurde in bester Humppa Manier getanzt, was das Zeug hält. Über den neuen Sänger Vreth mag man immer noch gespaltener Meinung sein – meiner Meinung nach sieht er zwar nicht aus wie ein Troll, dennoch hat er den Dreh raus, das Publikum zu animieren und mitzureißen – und das ist doch das wesentliche. Nach einer Stunde war es dann vorbei mit Humppa – dennoch ließen die Fans ihre Waltschrate nur sehr ungern von der Bühne gehen, was eindeutig beweißt, das die Jungs mal wieder alles gegeben haben, um die Menge zum ausrasten zu bringen.
Aber die Party war ja noch nicht vorbei – weiter ging’s auf der Pain Stage mit einer weiteren Party Combo – diesmal den Dänen von VOLBEAT. Wer Elvis mag wird diese Jungs lieben – denn in ihrer Musik lebt der King och Rock `n’ Roll wieder so Richtig auf. Dementsprechend war die Stimmung vor der Partystage – einige noch voll im Humppa Rausch ließen sich auch von dieser mitreißenden Mixtur aus METALLICA, Rockabilly und eben dem King of Rock ‚n’ Roll und schwangen ebenfalls ihr Tanzbein.
45 weitere Minuten Party Pur nach dem einstündigen Trolleinschlag – das mag für einige schon ganz schön heftig gewesen sein, doch gab es keine Verschnaufpause, denn was jetzt noch nicht kurz und klein gerockt worden war, wurde spätestens bei der nächsten Formation auf der Main Stage, den Sagenumwobenen BOLT THROWER mit brachialer Todesmetall Gewalt niedergewalzt. Mir war das Ganze dann doch ein wenig zu viel, zumal ich in der Zwischenzeit irgendwie schon beim 6. Tequila – Sunrise angelangt war und sich der steigende Pegel langsam aber sicher bemerkbar machte. Irgendwie hatten die Bolzen Schmeißer auch nicht so ganz die brachiale Gewalt drauf wie auf dem Rock Hard Festival 2006 – zumindest kam es mir so vor. Die Fans sahen das allerdings anders und ließen sich brav platt machen und zerstörten ihre Nackenmuskeln. Die Stimmung im BOLT THROWER Revier war jedenfalls Top und jedes Mal wenn ein neuer Schuss losging, schiene die Meute mehr auszurasten.
Auch die Finnen von POISONBLACK vielen meinen Cocktails zum Opfer – so war die nächste Band die ich mehr oder weniger mitbekommen hatte, die Dudelsack Fraktion von IN EXTREMO. Bei dem Mittelalterrockern wurde es noch mal richtig voll vor und auf der Bühne und die meisten Texte waren der Menge wohlbekannt so das Songs wie „Küss mich“ „Spielmannsfluch“ oder „Der Wind“ aus tausend Kehlen widerklang. An der Bühnenshow gab es wie immer nichts auszusetzen, Der als „das letzte Einhorn“ bekannte Sänger Michael Rhein hatte die Masse direkt auf seiner Seite, animierte aber immer noch weiter und brachte das Ganze zum kochen.
So endete auch der zweite Summer Breeze Tag für mich – zumindest musikalisch. Nicht musikalisch musste ich feststellen, dass man mit einer Horde Trolls kein Wettsaufen anfangen sollte, wenn man nicht den Rest des Abends (genauer gesagt bis 5 Uhr morgens) lallend und mehr oder weniger in Schlangenlinie über das Gelände irren und erstmal jeden halbwegs nüchternen Menschen in den Wahnsinn treiben will…
Copyright Fotos: Cynthia Theisinger/ Cornelia Wickel
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