Ort: Dinkelsbühl
Datum: 18.08.2007
Nach der nächtlichen Überdosis alkoholischer Kaltgetränke begann für mich der letzte Festivaltag mit einem dicken Kopf und ner fiesen Erkältung, die nicht von dieser Welt zu sein schien. Irgendwie war das letzte Bier doch nicht mehr so ganz gut gewesen, und überhaupt – wie hatte ich es eigentlich heile bis zum Zelt geschafft? Also nur ganz normales after-drinking Feeling, nichts weiter unnormales, bis auf das Kratzen im Hals…
Trotzdem schaffte ich es pünktlich zu den mir wohlbekannten Jungs von HELRUNAR an der Party Stage zu sein, auch wenn sich ihre Musik, die mir sonst sehr gefällt, in meinem Kopf eher anfühlte, als würde irgendjemand mit dem Vorschlaghammer auf meinen Schädel eintrümmern, so dass ich mich an Songs wie „Hauch wird Sturm“ und „Frostnacht“ nicht so Recht erfreuen konnte. Zum Glück war ich wohl von der doch sehr ansehnlich großen Menge an Menschen die einzige, die etwas sehr unter den Nachwehen des gestriges Abends litt, so das schon um diese Uhrzeit der Bär steppte. Diesen Support gönnte ich meinen Münsteraner Kollegen von ganzem Herzen, denn es zeigt ihnen, dass sie es mittlerweile schon sehr weit gebracht haben. Und darauf können sie stolz sein. Man darf gespannt sein, wie sich die Jungs weiterentwickeln und sollte sie auf jeden Fall im Auge behalten, denn an Talent mangelt es hier jedenfalls nicht.
Bis einschließlich HARDCORE SUPERSTAR zog ich es nach meiner morgendlichen Portion „Heimatmusik“ aber nichts desto Trotz erstmal zum Zelt bzw. Hotel und die Stadt, um mich etwas zu kurieren, war ich doch kurz vor dem Festival erst kränklich gewesen wollte ich es nicht unbedingt wieder drauf ankommen lassen. Zu den letzten Akkorden von HARDCORE SUPERSTAR fand ich mich später am Nachmittag immer noch etwas zerdeppert aber immerhin ohne Kopfdröhnen auf dem Flugplatz wieder.
Als Nächstes stand die Bielefelder Gothic Metal Truppe XANDRIA für den heutigen Frauenanteil am Gesang bereit. Durfte sich die Band noch vor ein Paar Jahren mit ihrem Erfolgsalbum „Ravenheart“ als einer der Headliner behaupten, spielten sie heute nicht ganz zur Prime Time auf der kleinen Bühne. Dennoch stand ihre Show der vor ein paar Jahren in nichts nach – ganz im Gegenteil, denn wie auch auf der neuen Platte „Salome“ merkt man live, dass Frontfrau Lisa einiges an ihrer Stimme getan hat. Leider sprang trotz allem der Funke nicht über, wenngleich die Show in meinen Augen sogar besser war als die ein paar Jahre zuvor und Songs wie „Salome“, „Save my live“ oder auch der Klassiker „Ravenheart“ klangen glasklar und blieben im Ohr hängen. Für mich eindeutig der beste Gig in dieser Sparte des Summer Breeze, was am Ende des Auftritts auch das Publikum zu schätzen wusste und die Truppe unter verdientem Beifall von der Bühne entließ.
Oh je, schon wieder Party – diesmal kein Humppa, kein Elvis auch keine Panzer sondern die ultimative Reitermania. Was soll man zu den Reitern groß schreiben? Wer sie einmal gesehen hat weiß, dass diese Band eindeutig zu den besten Live Bands der Welt gehört und dass überall wo sie Auftreten die Erde brennt. Stücke wie „Sehnsucht“, „Riders on the storm“ oder der Song zum Programm „Reitermania“ – alles wird vom ersten bis zum letzten Ton abgefeiert und kommt zudem als „All inclusive Paket“ mit buntem Rahmenprogramm mit Animateur Dr. Pest und dem kultigen Crowdsurf Wettbewerb. Kurzum: Wo Reiter draufsteht ist Reitermania drin.
Auf der kleinen Bühne war auch wieder Party angesagt – hier gab es nun Musik der Klasse „Sauf Metal“ von den deutschen „Klassikern“ TANKARD um die Ohren. Ihre Songs, die sich zu 90% um Bier und dessen Vernichtung drehen, wurden abgefeiert, so dass die Reiter Party direkt in eine TANKARD Party überging. Die Setlist sollte aber dennoch mal wieder erneuert werden, irgendwann ist das Thema „Freibier“ oder „Die with a Beer in your Hand“ auch auf… trotz Party.
Interessant wurde es nun wieder auf der großen Bühne, denn die Jungs von DARK TRANQUILLITY sollten uns hier wieder melodischen Death Metal um die Ohren hauen. Die Schweden rund um den roten Lockenkopf Mikael Stanne lieferten eine sehr feine Show voller Spiel und Bewegungsfreude ab, bei der sowohl Songs vom neusten Silberling „Fiction“ sowie alte Klassiker nicht fehlen durften. Die Stimmung fand ihren Höhepunkt, als der quirlige Sänger sich rückwärts ins Publikum fallen ließ und dort weitersang – ganz großes Kino – mehr davon!
Ganz episch wurde es danach auf der Pain Stage, denn hier brachten die Finnen von MOONSORROW direkt im Anschluss ihre Show auf die Bretter. Was soll man zu den Jungs groß sagen – wie immer brachten die blutverschmierten und oberkörperfreien Nordmänner eine solide Show voll gepackt mit Spielfreude und Epik auf die kleine Bühne des Summer Breeze. Wie auch schon auf dem diesjährigen Tuska Festival ging das Publikum mit, ließ sich von der agilen Bande anstecken und feierte ihre Helden.
Als nächstes stand eine sehr zwiespältige Formation auf dem Programm: OOMPH! Schon im Vorfeld war klar, dass die Jungs es hier auf einem „Metal Festival“ nicht wirklich leicht haben würden, passten sie heute doch mal so gar nicht ins Programm, und standen sie mit ihrem Wacken Auftritt 2005 bei einigen noch sehr negativ in der Kreide. Ich persönlich kann mit der Musik schon einiges anfangen, weswegen ich auch beschlossen hatte, mir den Auftritt mal zumindest zum Teil anzusehen. Leider muss ich sagen, dass sich die Jungs alles andere als beliebt gemacht haben. Vorerst war alles in bester Ordnung, Dero sprang in weißer Zwangsjacke über die Bühne, während der Rest der Band in Priesterroben eher weniger beweglich an ihren Plätzen blieb. Songs wie „Träumst du“ und „Sehnsucht“ brachten die Anhänger der Band zum feiern, dennoch war die Bühnenshow irgendwie nur mäßig, und der Funke sprang nicht so ganz über. Auch die Kultfigur des letzten Summer Breeze – das „Bambi“, welches seinen 1 jährigen Geburtstag feierte, wurde von der Band mehr oder weniger ignoriert, als es sich mit ca. 1000 Anhängern seinen Weg durch die Menge bahnte. Als erste Zugabe gab es das wohl allen bekannte „Augen auf“. Bis hierhin war alles noch in Ordnung, aber dann gab es noch die Single „Gott ist ein Popstar“ und meiner Meinung nach sehr stumpfes Gefasel über Meinungsfreiheit und ähnliches Bla Bla… Da brauchten sich die Jungs irgendwie nicht zu wundern, dass sie sehr schnell von „Buh!“ Rufen und CALIBANs Intro von der Bühne gejagt wurden…
Denn CALIBAN legten als nächste Band auf der kleinen Bühne so richtig los und zeigten erstmal allen Anwesenden wo der Hammer hängt – hier wurde nicht gekleckert sondern ohne Gnade losgeprügelt – die Menge vor der Bühne war beachtlich angewachsen und schon bevor es losging wurden überall „Caliban! Caliban! Caliban!“ Rufe laut. Optisch gab es heute passend zum „Outfit“ des neuen Albums weiße Shirts mit Blutflecken, die auch schon in dem Video zu „I will never let you down“ zu sehen waren. Shouter Andy begrüßte das Publikum mit den Worten „Wir sind Caliban aus dem Pott – Summer Breeze wie geht’s?“, um kurz danach voll loszulegen. Schon beim 3. Titel gab es die wohlbekannte „Wall of death“, die von den Fans gefeiert und beim nächsten Song direkt noch einmal verlangt wurde – Wahnsinn pur!! Auch der „Circle Pit“ kam nicht zu kurz – zusammengefasst gesagt: die Menge war am kochen, ohne dass Shouter Andy sie groß dazu auffordern musste. Dieser bedankte sich noch für den „geilen Support bei Oomph!“, bevor es direkt weiterging im Text. Neues sowie altes Zeug wurde hier in die Menge gefeuert und so konnten auch die letzten „Oomph!-Hasser“ ihrem Ärger Luft machen. Eine kurze Show Einlage gab es noch, als Shouter Andy kurz sein Mikro an einen meiner Meinung nach Kumpel von ihm weitergab, der ein paar Sekunden das Gebrülle übernahm. Ein sehr sehr geiler Auftritt – wer diesen verpasst hat, sollte das dringend auf der Tour nachholen.
SOULFLY wollte ich mir an sich auch ansehen, nur erstens war ich nach CALIBAN erstmal bedient und zweitens fingen die Jungs um Max Cavalera schon langweilig an und brachten mal wieder eine SEPULTURA Coverversion nach der anderen. Meiner Meinung nach zum gähnen langweilig, auch wenn es vor der Bühne anders aussah.
Meine letzte gesparte Energie haute ich dann bei der letzten Band des Tages raus – meine Lieblinge von PAIN standen als letztes auf den Brettern der gleichnamigen Stage, um das Geburtstagsfestival abzuschließen. Los ging’s mit dem „Same old Song“ vom „Dancing with the death“ Logplayer. Man merkte schon, dass die Menge müde wurde, doch die meisten hielten tapfer durch, um auch noch bei der letzten Band ordentlich Stimmung zu machen. Bei Songs wie „Supersonic Bitch“ „Walking on Glass“ und dem obligatorischen „Shut your mouth“ war das auch recht einfach. Und auch Bambi war wieder da – diesmal durfte es sogar auf der Bühne mitfeiern.
So bildete PAIN den krönenden Abschluss und mit ihnen und einem Abschlussfeuerwerk ging für mich ein wunderbares Wochenende zu Ende und ich muss gestehen, dass ich die ein oder andere Träne hinunter schlucken musste, da dieses voraussichtlich das letzte Sommerfestival für dieses Jahr war. Aber wie alles geht auch die Festival Saison einmal zu Ende und mit vielen schönen Erinnerungen im Kopf ging es direkt nach PAIN gen Heimat.
Copyright Fotos: Cynthia Theisinger außer JUSTICE (Cornelia Wickel)
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