Ort: Dinkelsbühl
Datum: 14.08.2013
Die ganze Welt versinkt in Popmusik. Die ganze Welt? Nein! Ein kleines Dorf namens Dinkelsbühl wehrt sich tapfer gegen den Einheitsbrei und erschuf mitten im grasigen Ödland bei wüstenähnlichen Verhältnissen für vier Tage ein Dorf aus Planen und Stahlstangen, um die einzig wahre Metal-Apokalypse zu zelebrieren. Es sei hier vorweg genommen, dass die Verhältnisse sich in den letzten Jahren immer mehr in Richtung Großfestival geändert haben und dieses Jahr wurde mit einer Unmasse an Menschen, die angeblich alle nach dem Wacken bei uns Asyl gesucht haben, die Einwohnerzahl von Summerbreeze-City meiner Ansicht nach noch um eine Vielzahl überschritten, obwohl ich derzeit keine Statistik habe, um das auch zu belegen.
Neuerungen gegenüber dem letzten Jahr waren leichte Umplatzierungen von Partyzelt und Stages, sowie ein „neuer“ Flachbildschirm, der das Geschehen auf der Partybühne live vors Zelt übertrug. Naja… so neu war der Bildschirm letztendlich dann doch nicht. Wir meinen einen kaputten Pixel entdeckt zu haben, der im letzten Jahr die Gesichter der Mainstage-Akts mit Schönheitsflecken versehen hat. Genaugenommen ist also wie es aussieht der Bildschirm zwischen Main und Pain Stage neu.
(Jujoweh)
BLASMUSIK ILLENSCHWANG 14:00 – 15:00 Camel Stage
Wir selbst kamen am Mittwoch an zu einer Stunde, die es mir ausnahmsweise sogar mal gestattete, wenn auch nur aus der Ferne, in den Genuss der BLASMUSIK ILLENSCHWANG zu kommen, die derweil auf der Camelstage einen Lärm verursachten, dass es uns beim Zeltaufbau mit amüsanten und sehr metaluntypischen Tönen versorgte. Ich persönlich würde mir Blaskapellenmusik im Normalfall nicht einmal mit Hörsturz anhören und trotzdem fand ich, dass es so als Hintergrundbeschallung und Willommensmusik in diesem Jahr schon ziemlich Laune gemacht hat. Ein Hoch auf alte Sitten und Gebräuche!
(Jujoweh)
Danach folgte wie immer der NEW BLOOD AWARD und wie jedes Jahr haben wir den nicht vollständig mitbekommen können dank Zeltaufbau und nachträglichem ersten, zweiten und dritten Bier. (Wie war das mit alten Sitten?) Schade eigentlich, dass sie sich in das Zelt verzogen haben, so dass der Sound fast völlig geschluckt wurde und wir so nicht einmal tontechnisch was davon hatten. Nicht berichten können wir also von den sicherlich denkwürdigen Auftritten von: WALKING DEAD ON BROADWAY, AEONS CONFER, STORMBORN (was nicht so schlimm war, weil ich die am Folgenden Tag nochmal genießen konnte. Die waren nämlich die Gewinner), DIVIDE und DAHACA. Mit etwas Verzögerung bin ich dann zum Auftritt der letzten NEW BLOOD AWARD-Band aktiv geworden…
MAY THE SILENCE FAIL 18:45 – 19:10 Party Stage
Joa und dann war sie endlich da. Die erste Band, die ich dieses Breeze aktiv mitbekommen habe, wenn auch mit Verspätung. MAY THE SILENCE FAIL hatten die Bretter geentert und gaben mir zum Einstand ordentlich was auf die Fresse und die Ohren. Direkt bei meinem Eintreffen war die Stimmung, wie man sie von einem „frühen“ Breeze-Konzert kennt, noch nicht ganz auf dem Tageshöhepunkt angelangt. Immerhin schafften die beiden Frontfrauen Janina und Sarina es mit vielen Growls, das Publikum noch zu einem frühen und ein bisschen halbherzigen Mosh zu animieren. Trotz der ungnädigen Zeit und des ungnädigen Tages hat das Ganze aber mit viel Gitarre und Geschrei mächtig Laune gemacht. Ich zumindest war begeistert!
(Jujoweh)
Setlist MAY THE SILENCE FAIL
Intro
Come Alive
Gods are long since dead
If It Wasn’t For You
Related Souls
Return To Mind
REVEL IN FLESH 19:30-20:00 Camel Stage
Nach diesem gelungenen Einstand kam ein umso tieferer Fall. „Ins-Mikro-Gekotze“ wurde auf der Camelstage zelebriert oder wie ich mich vor Ort belehren lassen musste: Eine Mischung aus Brutal- und Technical-Death-Metal. Namentlich: REVEL IN FLESH. Diese ließen leider vor relativ dünnem Publikum die Camelstage erbeben. Was an Leuten erschienen war, war auch nicht sonderlich bewegungsfreudig. Ich persönlich muss sagen, dass mir der Stil nicht so arg viel gegeben hat und ich nach dem epischen Playbackintro doch etwas anderes erhofft hatte. Da ich mich aber nicht so sehr mit dieser Stilrichtung auskenne, will und kann ich mir kein Urteil erlauben, was die Jungs da technisch geleistet haben – oder auch nicht…
(Jujoweh)
Setlist REVEL IN FLESH
Wings Of Death
Revel In Flesh
Iron Coffin
Shadowbreader
Rotting In The Void
Subsconscious Error
BURY TOMORROW 20:00 – 20:45 Party Stage
Die vom allwissenden Wikipedia als „Metalcore, Post-Hardcore“ bezeichnete Band BURY TOMORROW aus Southampton, England (was sie bei ihrem Akzent auch nicht leugnen können) war für mich eine der großen Überraschungen des Festivals. Nicht nur weil es das erste Mal war, dass ich die Band sah und hörte, sondern auch weil der Sound auf der Partystage gut war. Erschreckend gut. Wer den Klangbrei der letzten Jahre gewohnt war, stellte fest, dass die hervorragend gespielte Gitarre der Band genauso gut und klar herauszuhören war, wie der Gesang. Die Band spielte einen sehr angenehmen und in die Tanzzentren des Gehirns gehenden Metalcore. Die Clearparts waren genauso schön anzuhören, wie die Growls in die Fresse, oder besser, in die Beine gingen. Ihre Setlist überzeugte genauso. Nach schnellen Nummern, bei denen man flotter noch als üblich bei der Affenhitze ins Schwitzen kam, folgten nicht weniger moshbare Songs, nur etwas gediegener, ruhiger. Beliebige-Gottheit-oder-Glaubensvorstellung-sei-Dank, bin ich kein emotionaler (jap, genau da kommt das Wort her) Zuschauer, sonst würde ich fast sagen, die Band hätte mich berührt. Ich bleibe lieber dabei zu sagen, die Band war spitze und ich freue mich darauf, sie hoffentlich bald wieder, dann aber auf einer der beiden großen Stages zu sehen. Verdient hätten sie es. (Zus. Jujoweh: Na! Hab ich da eine Eomotion gespürt?)
(Bernie)
Setlist BURY TOMORROW
Lionheart
Sceptres
An Hounorable Reign
Redeemer
You and I
Knight Life
Royal Blood
NASTY 20:45 – 21:15 Camel Stage
Nicht unerhört NASTY, sondern unerhört schlecht fand ich es dann ab 20:45 vor der Camelstage, aber hier sei gesagt, dass die Band sich ein paar Fans gleich mit importiert hatte und mit einem gut gefüllten und recht animierten Bühnenvorplatz aufwarten konnte. Ich hab mir zwar zwischenzeitlich eingeredet, dass die Menge nur so verzweifelt war wie ich, denn es gab ja auf den anderen Bühnen derweil noch kein Kontrast-und-Ausweichprogramm, aber das erklärt nicht die gute Laune, die direkt vor der Bühne gespottet wurde. Ich muss es wohl einsehen: Es gibt Menschen, die Hardcore mögen – und ich gehöre nicht dazu, weil mir das hopperlike Rumgepose ganz ordentlich auf den Sack geht. Auch verstehe ich nicht, wie man mit einem Cappy auf dem Kopf die ganze Zeit versuchen kann, den Propeller zu machen. Der wirkt ohne Haare einfach nicht! Wenigstens hat mich das bei der Stange gehalten, weil ich die ganze Zeit gehofft hab, dass sich Fronter Matthi selbst die Mütze vom Kopf schüttelt, was dann aber leider nicht der Fall war – Klebeband? Ich werde es nie erfahren… Ich muss der Band allerdings noch einen sehr positiven Aspekt abgewinnen: Die schnellen Bassdrums haben mich hier echt überzeugt. Technisch also sicherlich kein schlechter Gig.
(Jujoweh)
Setlist NASTY
Fire On The People
Hell On Earth
As The Blood Runs Cold
Slaves To The Rich
Dirty Fingers
Incum
Aggression
My Brain Went Terribly Wrong
Scheisse
Chaos
Just Kind
Zero Tolerance
VADER 21:15 – 22:15 Party Stage
VADER unser der du bist im Himmel! Ah, ja, was kann ich sagen, gehört doch diese Band in vielerlei Hinsicht zum alten Eisen. Nicht nur, weil diese Jungs schon gefühlte Äonen auf der Bühne stehen, sondern auch, weil sie sich schon fast zum Standartrepertoire des Summerbreezes gemausert haben. Ich habe böse Zungen sogar behaupten hören, dass ihre Show ebenfalls jedes Jahr dieselbe wäre und mittlerweile zu unspontan und einstudiert wirkt. Man war sich aber auch vielerorts einig, dass eine Band, die ihren harten Death-Metal-Stiefel schon so viele Jahre derart souverän durchzieht, das auch durchaus darf. Das ist es eben, was die Fans sehen wollen und auf dem Summerbreeze 2013 auch wieder gnadenlos reingeprügelt bekommen haben. Dazu gab’s dann am Schluss noch den Imperial March aus Star Wars, quasi um das Ganze mit ein bisschen Selbstironie abzurunden und vielleicht nebenbei auch, um die Nörgler an eines zu erinnern: Star Wars ist Kult und wir wollen nicht sehen, wie Luke Skywalker auf die dunkle Seite der Macht wechselt, auch wenn wir den Film schon tausendmal gesehen haben, denn das wäre nicht richtig. Mit VADER ist es dasselbe. Genau so wie sie auf dem Breeze waren, sollen sie sein und bleiben!
(Jujoweh)
Setlist VADER
Sothis
Vicious Circle
Fractal Light
Carnal
Reborn In Flames
Silent Empire
Return To The Morbid Reich
Come And See
Dark Age
Vision And Voice
Wings
God Is Dead
DESERTED FEAR 22:15 – 22:45 Camel Stage
Zu fortgeschrittener Stunde und während ich selbst langsam aber sicher den langen Tag in den Knochen zu spüren begann, wurde eine Band auf der Camelstage angepriesen, die mir bis dato nicht viel sagte: DESERTED FEAR betrat die Bühne, um mir mit einer ordentlichen Portion Todesmetall die Ohren durchzupusten und die Müdigkeit aus meinen Knochen zu schreien. Dabei haben sie mit dem ersten Song „The Battalion of Insanities“ schon keine Gefangenen gemacht und direkt hart und laut gezeigt wie man die Lautsprecherboxen am besten ausreizen kann. Ich muss zugeben, dass die Jungs irgendwo nicht ganz mein Geschmackszentrum getroffen haben. Vielleicht lag das aber auch schlicht daran, dass mit der vorigen Band VADER der eigentliche Meister des Death-Metal schon zuvor an der Reihe gewesen ist. Das reichlich erschienene Publikum schien das allerdings weniger zu stören. Gelungener Auftritt!
(Jujoweh)
Setlist DESERTED FEAR
The Battalion of Insanities
Nocturnal Frags
The Black Incantation
Field Of Death
My Empire
Bury Your Dead
EXODUS 22:45 – 23:45 Party Stage
Die vermutlichen Erfinder des Thrashs (ja, es kommt von dreschen, nicht von Müll)-Metals EXODUS sind älter als ich. Und ich finde es immer bewundernswert, wenn alte Männer auf der Bühne mehr Party machen als das Publikum vor ihnen. EXODUS versuchten es zumindest, auch wenn ich den erratisch glatzenschüttelnden Sänger eher nett als motivierend fand, war die Show doch einiges wert. Stimmung und brutaler Sound sind es doch, was ein Konzerterlebnis ausmachen. Und für beides sorgten die gestandenen Männer aus den US of A.
(Bernie)
Setlist EXODUS
The Ballad Of Leonard And Charles
Beyond The Pale
Children Of A Worthless God
Iconoclasm
Blacklist
Bonded By Blood
A Lesson In Violence
The Toxic Waltz
Strike Of The Beast
YEAR OF THE GOAT 23:45 – 00:15 Camel Stage
Pünktlich fünfzehn Minuten vor Geisterstunde betraten nun YEAR OF THE GOAT das Partyzelt und boten mit ihren fast schon ätherischen Gitarrenklängen ein wahres Kontrastprogramm zu den doch sehr harten Bands des Tages. Wie so viele Bands des Mittwochs kannte ich sie bis dato nicht, mochte sie jedoch mit ihren rockigen, ruhigen Klängen ganz gerne, auch wenn es meiner Müdigkeit nicht unbedingt abträglich war und ich zugebe, dass ich mich teilweise doch in eine ruhigere Ecke des mittlerweile nach hinten hin etwas gelichteten Zeltes verzog, um etwas zu entspannen. Das war bei diesem Konzert aber auch durchaus möglich. Da ich nicht der Einzige war, der außer ein paar müden Händeklatschern nicht mehr viel reißen konnte und auch auf der Bühne selbst nicht viel Bewegung herrschte, würde ich dieses Konzert insgesamt als „entspannt“ bewerten.
(Jujoweh)
DESTRUCTION 00:15 – 1:15 Party Stage
Und noch eine Band, die älter ist als ich. DESTRUCTION sind bekanntermaßen ein deutsches Thrash-Urgestein. Dennoch war ich mit der Bühnenleistung nur bedingt zufrieden. Zwar bewegten sie sich immerhin mehr als VADER, allerdings wirkte es unmotiviert, eher genervt als erfreut. Doch immerhin gab es Pyros (Anm. Jujoweh: …was bei diesem Summerbreeze echten Seltenheitswert hatte.). Aber rausgerissen haben die das Ganze auch nicht mehr. Was soll’s? Fans bekamen was sie wollten: Auf-die-Fresse-Thrash mit dem Butcher-Touch. Ich gestehe, dass ich selbst nach ein paar Liedern an den Bierstand ging und begann, mir weniger die Band anzuschauen, als mich mit Gerstensaft und Frauen zu beschäftigen.
(Bernie)
Setlist DESTRUCTION
Thrash ‚Til Death
Spiritual Genocide
Nailed To The Cross
Mad Butcher
Armageddonizer
Eternal Ban
Life Without Sense
Total Desaster
Carnivore
Hate Is My Fuel
The Butcher Strikes Back
Bestial Invasion
Curse The Gods
KADAVAR 01:45 – 02:30 Party Stage
WITCHCRAAAAAFT… spielen für Sie heute nicht… Stattdessen sind so spontan, dass man es nicht einmal mehr auf der Running Order ändern konnte, KADAVAR als würdiger und sehr später Ersatz angetreten. Leider führte mein DESTRUCTION-induzierter Verzweiflungs-Alkoholkonsum dazu, dass ich die Band nicht wirklich würdigen kann. Es war ein langer Anreisetag und Bier tat sein Übriges, sodass ich dieser sehr angenehm wirkenden Band nur drei Lieder lang lauschte, bevor ich mich ins Auto zum Schlafen verzog. Doch die drei Songs ließen sie mir in guter Erinnerung und ich freue mich darauf, sie weniger müde nochmal zu sehen.
(Bernie und Jujoweh)
Nun denn, das Tagesfazit: Durch zu geringes Durchhaltevermögen – und weil wir Lullies sind und zu alt für den Scheiß – haben wir HAMMERCULT und WILD ZOMBIE BLAST GUIDE völlig verpasst – und das, obwohl ich mich für beide Bands durchaus interessiert hätte. Normalerweise müsste hier jetzt so etwas stehe wie „Ein würdiger Auftakt für ein geiles Festival“, und ich denke tatsächlich, dass es das auch in gewissen Hinsicht war. Wer die Berichte bis hierher aufmerksam gelesen hat wird jedoch schnell erkennen, dass wir als Schreiber uns mit den gebotenen Bands des ersten Tages noch nicht wirklich identifizieren konnten. Dafür bot uns aber die Running Order einen ganz wunderbaren Ausblick auf die nächsten Tage und eine ganze Reihe an Bands, auf die man sich wirklich freuen konnte. Wenn also der erste Tag für uns eher „mau“ aussah, so kann das nicht darüber hinweg täuschen, dass das Summerbreeze 2013 sich noch zu einer der geilsten Festivalerfahrungen mausern würde, die ich jemals machen durfte.
(Jujoweh)
Copyright Fotos: Cynthia Theisinger
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