Ort: WGT Leipzig Moritzbastei
Datum: 04.06.2006
Nach dem Aufenthalt im heidnischen Dorf am Vormittag machte ich mich auf den Weg zur Moritzbastei, in der an diesem Sonntag ebenso wie an den anderen Tagen eher unbekannte und in diesem Fall eine länger „verschollene“ Band auftreten sollten. Bis man den Ort für den Einlass in der sehr genial ausgestatteten Bastei gefunden hatte, dauerte es ein wenig, und der Zeitpunkt zum Betreten der Konzerthalle verzögerte sich um 20 Minuten – aber dann konnte man immerhin schon einmal vor der Bühne warten und sich einen guten Platz sichern, den man in der Moritzbastei auch braucht, denn der Konzertsaal ist verhältnismäßig klein und daher der Einlass generell begrenzt und die Sicht bei zu viel Publikum recht schnell eingeschränkt.
Als erstes erwartete mich hier SUPERIKONE, ein Elektro-Projekt von Malte el Niño, der auch bei LUNASTOY tätig ist bzw. war. Zeitig ging es los, und Malte begann mit „Höher, schneller, weiter“, einem der bekannteren Hits von SUPERIKONE. Es fiel gleich auf, dass er diesmal alleine auf der Bühne stand, beim letzten Mal hatte er an den Synthies Carsten dabei, der sich momentan eher mit den Sachen im Hintergrund und dem Merchandise beschäftigt. Malte hatte sich, wie ich nach dem Konzert von Carsten selbst erfuhr, fürs WGT konkret dafür entschieden, alleine aufzutreten. Als eigentlich kein großer Fan von elektronischen Klängen kann mich SUPERIKONE trotzdem immer wieder begeistern – auch wenn man dem Projekt vielleicht vorwerfen könnte, es sei WELLE:ERDBALL zu ähnlich. Malte lieferte nicht nur eine gute Show, sondern auch eine gute Mischung aus Songs vom ersten und zweiten („Energie“) sowie vom kommenden dritten Album (Titel: „Kann es sein?“) und sparte dabei auch nicht an Selbstironie, als er anmerkte „Jetzt spiele ich das einzige Lied, das ich als SUPERIKONE jemals als Single veröffentlicht habe, also, wo seid ihr?“ oder „Vielen Dank an diese Synthies für den kürzesten Auftritt, den sie jemals in ihrem Leben hatten“, womit er wohl auf die kurze Zeit von 40 Minuten anspielte. Auch, wenn er selbst mit dem Auftritt unzufrieden wirkte, schaffte er es, das Publikum anzuheizen und nicht wenige Leute zum Tanzen zu bringen.
Eine optimale Vorbereitung für die, die nach ihm kommen sollten: SCHOCK. Die Formation um Michael Schock, um die es lange Zeit ruhig gewesen war, lockte reichlich schwarzes Volk in die Moritzbastei. Ein Blick nach hinten während der Umbauphase zeigte, dass die Moritzbastei fast voll war. Und dann knallte SCHOCK auf die Bühne und legte eine Performance hin, die wieder einmal zeigte, dass Michael wirklich ein bisschen wahnsinnig ist – nicht nur, dass seine Lyrics abgedreht sind, bei „Fahr zur Hölle“ fiel er auf die Knie und provozierte mit Grimassen, die einem Marilyn Manson würdig wären. Aber damit natürlich nicht genug – ist man es gewohnt, dass Frontmänner auf die Knie fallen – Michael fällt bei einem Song einfach um, windet sich auf dem Rücken, dreht sich um und kriecht original wie Gollum auf die erste Reihe zu – und bringt drei Songs später die Mädels mit dem Ausziehen seines Hemds ins Schwitzen. Ergänzend setzt er einen gekonnten Hüftschwung beim Titel „Gute Nacht“ ein – ja, der Junge hat wirklich Sex-Appeal. Selbst etwas überwältigt von der Resonanz („Als wir das letzte Mal hier waren, sah es in der Halle noch ganz anders aus, ist ja der Wahnsinn“) schwitzt und tobt er 40 Minuten lang, um den Auftritt mit den Songs „Mein Herz“, „Ware Fleisch“ und „Gott Mensch“ würdig abzuschließen. Einfach irre, im wahrsten Sinne des Wortes.
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