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SYMPHONY X – CIRCUS MAXIMUS – DREAMSCAPE

Ort: Hamburg - Markthalle

Datum: 13.02.2008

Ein bunt gemischtes Völkchen fand sich mitten in der Woche in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofes ein, um die nicht mehr ganz frischen Melodic-Prog-Power-Metaller um Power-Röhre Russel Allen zu feiern, die heute ihren Tourauftakt in Angriff nehmen sollten. Vom Sparkassenangestellten zum Hardcore-Kid bis zum Corpse-Paint tragenden Weirdo waren sie alle anwesend. Diese Band besitzt wahrlich einen universellen Anspruch, und zieht damit fast alle Fraktionen des harten Rock ’n’ Rolls an. Und um es einmal vorweg zu nehmen: Die Herren haben alles umgeblasen… Für 21:00 Uhr war der Start angesetzt und 15 Minuten vorher traf ich in der Markthalle ein und musste feststellen, dass der erste Support natürlich schon am spielen war. Diese Unsitte ist nicht schön für die Fans und für die Bands am allerwenigsten. Liebe Veranstalter, dann setzt die Konzerte doch gleich für 20 Uhr an, so kann es keine Konfusionen mehr geben und die Supports spielen nicht vor leeren Rängen.… DREAMSCAPE hatten aber Glück, dass schon genügend Zuschauer anwesend waren und konnten diese obendrein sogar ein wenig begeistern. Dass der Sound in der Markthalle generell immer beschissen ist, erwähne ich an dieser Stelle zum letzten Mal…

DREAMSCAPE

Die sympathische Band aus München hat schon eine bewegte Geschichte mit diversen Besetzungswechseln hinter sich. Schon seit 1986 versucht man in der ungerechten Welt des Musikbusiness Fuß zu fassen und musste dabei einige herbe Rückschläge hinnehmen. Bis zum heutigen Abend war mir die Band ebenfalls unbekannt, aber ihr melodischer Prog-Rock konnte wirklich überzeugen. Blickfang und Highlight ist sicherlich Sänger Mischa Mang, der wahrlich wie ein Goldkehlchen agiert und eine wunderbare Stimme hat, die mit den DREAMSCAPE Arrangements Hand in Hand geht. Ein Blick in seine Vita verrät überraschenderweise, dass er ebenfalls bei den Kollegen von IVANHOE singt und sich ansonsten sein Zubrot als Musical-Darsteller verdingt. Da hat wohl jemand zu viel Zeit… Dem Rest der Mannschaft merkt man an, dass sie ihre Instrumente nicht erst seit gestern beherrschen. Lediglich Ersatz-Drummer Danilo Batorf spielt zu drucklos und ein wenig ängstlich. Dies sei bei den gegebenen Umständen aber natürlich verziehen. Ansonsten schien die Band ebenfalls zufrieden zu sein und man sah nur entspannte Gesichter auf der Bühne. Die Songs, die ich live miterleben durfte, konnten das Publikum jedenfalls in positive Schwingungen versetzen. Es wurde eifrig mitgenickt und wohlwollend applaudiert. Das lässt auf die zukünftige CD hoffen, die zwischen den Songs angekündigt wurde. Freunde des nicht allzu harten, aber nicht beliebigen, Prog-Metals sollten die Bajuwaren im Auge behalten.

CIRCUS MAXIMUS

Überraschenderweise hatten die Norweger anfangs leichte Schwierigkeiten, die Stimmung aufrecht zu erhalten. Sänger Michael Eriksen (der optisch sicherlich nicht in einer Metal-Kapelle zu verorten wäre) hatte gleich leichte Schwierigkeiten mit dem Sound und war kaum zu hören. Obendrein machte er einen etwas lustlosen Eindruck, was sich im Laufe des Abends aber sichtlich besserte. Das Publikum schien ebenfalls sichtlich irritiert über den etwas missglückten Auftakt, fand aber nach ein paar Kostproben des musikalischen Könnens die Hände zum Klatschen wieder. Das ist eben Segen und Fluch gleichermaßen, beim Tourauftakt im Publikum dabei zu sein. Die Bands müssen sich erst ein wenig einspielen, dabei passieren eben auch ein paar Dinge, die nach der soundsovielten Show in Routine übergehen. Macht die Dinge, je nach Gesichtspunkt, natürlich ein wenig spannender… Trotzdem gibt es in meinen Augen bessere Bands, die den gleichen Sound etwas spannender transportieren. Denn auch wenn Michael Eriksen alles gibt, klingt er mir ein wenig zu weinerlich und glatt gebügelt. Wenn die Band sich zwischendurch in weichen AOR Sounds suhlt, geht das Ganze schon in Joey Tempest Richtung. Zum Ende des Sets hin, zeigte er aber noch seine Qualitäten als Drum-Roadie und hielt ein loses Teil am Schlagzeug fest und improvisierte dabei ein paar Gesangszeilen. Das machte ihn dann doch wieder recht sympathisch. Vor der völligen musikalischen Belanglosigkeit wird die Band aber von dem harten und sauberen Bass-Spiel seitens Glen Mollen und der Metal-Aura, die Gitarrist Mats Haugen umgibt, verschont. Auch Schlagzeuger Truls Haugen (it runs in the family) verdrischt die Felle gekonnt, während der Keyboarder Lasse Finbraten nicht weiter auffällt. Wie gesagt, kann man sich anhören. Gute Musiker, nette Typen, es gibt aber noch tausend andere Bands in dem Genre, die ihren Sound ein wenig einnehmender gestalten und mir dadurch etwas besser gefallen.

SYMPHONY X

Die „Symphony!“ Rufe wurden immer lauter und prompt starteten die Prog-Metal-Heroen aus New Jersey ihren furiosen Auftritt mit dem Intro ihres Magnum Opus „Paradise Lost“. Dieser kam natürlich vom Band und die leicht angegrauten Herren schlurften währenddessen auf die Bühne. Dann ging es nahtlos in „Set the world on fire“ über und der Funke sprang sofort über und entzündete ein Feuer im Publikum. Mein erster Gedanke: Das kann nicht live sein! Was Sänger Russell Allan da aus seiner Röhre holte, war schlichtweg unglaublich! Wer zum Teufel ist Bruce Dickinson!? Da vorne stand in meinen Augen der beste Metal-Sänger der Welt. Ohne jeglichen Makel haute der Mann die coolsten und anspruchsvollsten Gesangslinien raus und grinste zwischendurch über beide Backen. Zwischendurch gab er mal den sterbenden Schwan und spielte einen Herzklabaster vor mit den Worten: “I´m too old for this shit!“. Von der körperlichen Erscheinung würde man ihm das ja glatt abnehmen, wenn er dabei nicht schon wieder dieses süffisante Lächeln im Gesicht hätte. Irgendwie erinnert mich der gute Mann ja ein wenig an Victor French (ja, der aus ein „Engel auf Erden“) mit Zottelmähne und Bierbauch. Ein super sympathischer Entertainer ist er obendrein und ja, bis auf einige Backings die aus der Konserve stammten, singt er tatsächlich und livehaftig dermaßen gut. Mein tiefster Respekt für diese Leistung. Beim Titeltrack des letzten Albums, die ja eine völligst unpeinliche Power-Ballade mit grandioser Hook im Stile SPOCKS BEARD ist, singt das Publikum ebenfalls aus voller Brust mit. Schöner Moment. Als Dank verteilt der Meister erst einmal ein paar Wasserflaschen an das Publikum. Aber da ist ja auch noch Gitarrist und Bandgründer Michael Romeo, der mir an diesen Abend wieder einmal verdeutlichte, warum ich das Gitarrespielen an den Nagel gehängt habe. Fiese 8 Finger Tappings, grandioseste Soli und anspruchsvolle Riffs kommen dermaßen klar und sauber aus seiner weißen ESP Gitarre geschossen, das einem Hören und Sehen vergeht. Das ganze Konzert nicht einen einzigen Verspieler und das beim Tourauftakt… Unglaublich. Auch ihm merkt man die Freude darüber an, dass es so gut läuft, dementsprechend lächelt er zwischendurch schüchtern ins Publikum und verteilt seine begehrten Plektren. Bassist Michael LePond ist natürlich nicht sehr präsent auf der Bühne, zeigt aber zwischendurch ebenfalls eindrucksvoll seine Fähigkeiten auf dem 4-Saiter. Michael Pinella an den Keyboards thront im Hintergrund, während Schlagzeuger Jason Rullo hinter seinem Kit kaum zu erkennen ist.

Die neue Scheibe wird fast komplett gespielt, auch sehr zum Wohlwollen des Publikums, die die neuen Sachen abfeiern. „The Serpent´s Kiss“ und „Domination“ lassen die Markthalle beben. Natürlich streuen die Herren zwischendurch einige Klassiker wie z.B. „Masquerade“ in das Set, schließlich hat man sieben Studio Alben, auf die man zurückgreifen kann. Aber irgendwann verabschiedet man sich dann doch von der Bühne, was natürlich mit frenetischen „Symphony!“ Rufen quittiert wird. Was bleibt der Band da anderes übrig, als sich noch einmal auf die Bühne zu begeben um dem Abend den letzten Schliff zu verpassen. Schlappe drei Zugaben werden dem Publikum noch einmal kredenzt, dann setzt die Band kurz nach Mitternacht, unter Verbeugungen und kräftigen Händeschütteln mit den Fans, dem Abend einen schönen Schlusspunkt. Ganz großer Auftritt einer tollen Band, die ihre Musik liebt und in ihrem Auftreten zudem völlig unpeinlich ist. Und das schöne ist: Dank des Rauchverbots kommt man endlich einmal aus der Markthalle, ohne unter ein Sauerstoffzelt zu müssen…

Setlist SYMPHONY X
Set the world on fire
Domination
Serpent´s Kiss
Masquerade
Inferno
Paradise Lost
Looking Glass
Smoke & Mirrors
Sea of lies
Revelation / Divine

Eve of Seduction
Ashes
Sins & Shadows

Copyright Fotos: Michael Päben

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