Ort: Hannover - Labor
Datum: 30.09.2007
TACTICAL SEKT gehören für uns zur absoluten Speerspitze des Aggrotech-Elektros. Punkt. Selbst nach mehreren hundert Durchläufen werden die Releases von Anthony Mather (ASLAN FACTION) und Co. nicht langweilig, so dass es für uns Ehrensache war, auch live der NoiTekk Truppe unsere Aufwartung zu machen. Schauplatz war das Hannoveraner Labor, für uns noch Neuland, aber dennoch gut auffindbar im Universitätsviertel neben diversen günstigen Kneipen. Eine von denen frequentieren wir dann auch, nachdem bei unserer Ankunft das Trio noch ordentlich am „soundchecken“ war. Immerhin erhielten wir dort neben der nachdrücklichen Aufforderung, DRAUSSEN zu rauchen (Niedersachsen!) auch die Info, dass man als Support die Berliner SERO.OVERDOSE mit dabei habe. In Anbetracht der bis dato herrschenden Ungewissheit doch ein netter Appetithappen, wenngleich wir die ursprünglich avisierten HI-OCTAN favorisiert hätten. Oder LIFE CRIED/ XENTRIFUGE, die ab Frankfurt den Support stellen sollten. Egal, nach einigen netten Wortwechseln mit den überaus sympathischen Bandmitgliedern von T.S. wurde es dann gegen 9 Uhr endlich dunkel in der recht annehmbaren Location und die ca. 70 Anwesenden harrten der kommenden Dinge…
Allerdings fand nur eine knappe Handvoll davon den Weg direkt vor die niedrige Bühne und das auch erst, als SERO-Fronter André Hartung den Auftritt davon abhängig machte. Warum sollte sich alsbald zeigen, die Musik der Hauptstädter ist zwar durchaus anständig aber doch vergleichsweise soft. Eine etwas beatigere Variante von MELOTRON wäre wohl ein guter Vergleich, wobei die Texte in Englisch und Deutsch verbreitet wurden. Neben dem modebewussten Sänger agierte noch René Meerkat rechts hinten an den Keys, der etatmäßige dritte Mann Oliver Senger weilte nicht unter den Anwesenden. Lag möglicherweise daran, dass auch mit seiner Zweitband AGONOIZE Aktivitäten anstanden, wie beispielsweise das Dark Area Festival in Kassel. SERO.OVERDOSE waren bereits in Kopenhagen dabei und nun mal eben ganz spontan in die niedersächsische Landeshauptstadt mitgereist. So viel Unternehmergeist ehrt das Duo, denn viele neue Fans wird man an dem Abend nicht gewonnen haben, wenngleich die Darbietung durchaus professionell war. Man hat ja das aktuelle Album bei Alfa Matrix veröffentlicht, von dem wurde dann auch u.a. „Einsamkeit“ performed. Ebenfalls Berücksichtung fand das ältere Werk „Serotonin“, hier sind beispielsweise „Wut“ und zum Abschluss „For you“ zu nennen. Ordentlicher Beifall führte dann doch zu einem versöhnlichen Ende der ca. 40 minütigen Show.
Nun aber hieß es noch für kurze Zeit: Gespanntes Warten auf den Headliner. Ich hatte TACTICAL SEKT bereits 2 mal live gesehen, vor ein paar Jahren als Opener für SUICIDE COMMANDO in Bielefeld (sehr überzeugend schon damals, doch mir noch völlig unbekannt) und später beim „legendären“ 2004er WGT Konzert mit FEINDFLUG und GRENDEL im Haus Leipzig, bei dem ganze Hundertschafen wegen Überfüllung draußen bleiben mussten. Hier und heute war es etwas intimer, was aber seine Vorteile hatte, wie man später erfahren konnte. Jedenfalls bewegten sich die sehr tanzwilligen Anwesenden (darunter Anthonys Kumpel Lee Lauer/ ASLAN FACTION) nun direkt nach vorne, auch ein paar Cyber Girlies wurden gesichtet. Zunächst traten Marco Gruhn (NoiTekk Labelchef) und der Brite Jay Taylor hinter Keys bzw. Drums, doch zu den Klängen von „Chosen One“ war dann auch der wohlgeformte Shouter präsent. Agil und dynamisch wie eh und je brachte er seine verzerrten Botschaften unters Volk, dabei tigerte er unentwegt von links nach rechts und hin und wieder auch ins Publikum selbst. Jeder bekam seine persönliche Begrüßung per Handschlag und wurde dadurch noch mehr in den Sog der harten und gleichzeitig hypnotischen Klänge gezogen. Dass nicht jeder Ton live auf der Stage erzeugt wurde, tat der Bombenstimmung keinen Abbruch. Auch untereinander flachsten die Herren, Jay lief einige Male animierend zum Bühnenrand und Marco malträtierte ganz im Stile seiner Lieblinge SCOOTER die Tasten. Da fiel es auch kaum ins Gewicht, dass ein ums andere Mal der Monitorsound rebellierte. Die Setlist beinhaltete Titel aller drei VÖs. 3 Songs stammten vom Debüt „Geneticide“, 7 mal wurde die aktuelle Scheibe „Syncope“ zitiert und 3 mal die ebenso grandiose EP „Burn Process“. Wobei deren Titeltrack überraschenderweise fehlte, dafür widmete man „Xfixiation“ den Remixern und Freunden von [:SITD:], mit denen man am Vorabend bei einem Festival in Kopenhagen noch gemeinsam die Bühne geteilt hatte. Nicht ein Ausfall in der Setlist, ist aber auch schwierig, wenn man noch keinen einzigen schwachen Song komponiert hat.
Zuguterletzt verabschiedete man sich nach sehr anständigen 70 Minuten und der Zugabe „The Enemy within“ von den Fans, nicht ohne noch ein weibliches Geburtstagskind aus Hamburg mit einem Ständchen plus Kerze zu verwöhnen. Familiär war das Ganze, zum Anfassen, und dabei musikalisch erwartungsgemäß treibend ohne Ende. Wer zuhause geblieben ist, hat definitiv was verpasst…
Setlist TACTICAL SEKT
Chosen one
Awaken the ghost
Capital fallacies
Bring me violence
Not going to work that way
4 steps to dysfunction
Not entertained
Beslan
Soulless
Damage limitation
Devils work
Xfixiation
The enemy within
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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