Ort: Bielefeld - Ringlokschuppen
Datum: 07.11.2006
Fast pünktlich um 18.30 Uhr hatten FIRE IN THE ATTIC das Vergnügen, als regulärer Opener das diesjährige „Taste of Chaos“ im Ringlokschuppen einzuläuten (davor standen noch ASHES OF POMPEII auf der Stage, die ich leider verpasste). Der Veranstalter hatte damit einen perfekten Wurf gelandet, waren doch viele Besucher wegen der Jungs aus Bonn angereist. FITA gaben zwar eine gute Visitenkarte mit ihrem Emocore ab, allerdings gab es doch die ein oder andere Sache zu bemängeln. Die Lichtshow war leider mehr als dürftig, und Sänger Ole Feltes klang recht dünn abgemischt. Nichtsdestotrotz konnten sie dem Publikum ihr neues Album „I’ll beat you, City!“ schmackhaft machen.
Als nächste Band betraten SAOSIN die Bühne. Mit ihrem gleichnamigen Album in der Tasche bewiesen die Jungs aus Newport Beach ihre Klasse. Screamo vom Allerfeinsten! Mit ihrer Mischung aus hohem, melodiösem und energievollem Gesang, dem prägnanten Gitarrensound und einem perfektem Schlagzeuggewitter konnten sie selbst die Leute in der letzten Reihe zufrieden stellen. Für mich war ihre Show auch der Grund, warum direkt am nächsten Tag die neue Scheibe gekauft habe. Und ich muss sagen, auf CD klingen sie noch viel besser als live.
Nach SAOSIN hatten SENSES FAIL die Aufgabe, die schon gute Show noch zu toppen. Leider hat mir die Formation nicht ganz so zugesagt wie dem Großteil des Publikums. Emocore, wie man ihn schon hunderte Mal gehört hat. Und das Geflacker der weißen Scheinwerfer ins Publikum ging gewaltig auf die Nerven.
Mit UNDEROATH kam mein erster Favorit auf die Bühne. Ihr Wechsel vom Metalcore hin zum Emo hat mich persönlich zwar ziemlich gestört, weil sie doch in ihrer „alten Sparte“ ziemlich gut waren, aber mit ihrem metallastigen Emo höre ich sie auch heute noch gerne. Dementsprechend waren sie auch die erste „härtere“ Band des Abends. Musikalisch wurde zwar ausgiebig von ihrer neuen Scheibe „Define the great line“ gespielt, das ein oder andere alte Lied wurde dann aber zu meiner Freude doch dazwischen gepackt. Wie es sich für eine „Tooth & Nail“-Band allerdings auch gehört, gaben UNDEROATH das ein oder andere Bekenntnis zu Jesus bzw. dem Christentum ab. (Tooth & Nail Records ist ein christliches Hardcore Label, welches, wie ich finde, recht merkwürdige Ansichten vertritt)
Die Streetpunkband ANTI-FLAG besaß eigentlich die musikalische Außenseiterrolle auf dem diesjährigen Taste of Chaos, bereicherten das Emocore-lastige Festival aber doch um einiges. Mit ihrem dreckigen Sound, ihren Ska-Einlagen und der melodiösen Stimme von Fronter Chris konnten die Pittsburgher beim Publikum punkten. ANTI-FLAG, die seit George W. Bush eine der führenden Politpunks Bands der USA sind, hielten sich mit politischen Statements diesmal stark zurück.
Nach der Truppe war auch leider schon die letzte Band am Start. TAKING BACK SUNDAY aus Long Island New York betraten die Bühne, um dem Publikum den Rest zu geben. Bis zum ersten musikalischen Break war die Show eher ein „Stelldichein“. Nach und nach kamen Leute der vorherigen Bands und spielten mal Gitarre, dann mal Bass oder sangen. Nach drei, vier Songs dann wurden die restlichen Musiker ausgeblendet und Sänger Adam Lazzara gab in bester Johnny Cash Manier nur mit einer Gitarre bewaffnet drei akustische Lieder mit sanfter ruhiger Stimme zum Besten. Schon ein schönes Bild, ein einsamer Sänger auf einer blau ausgeleuchteten Bühne, der selbst den letzten Zuschauer zum Schweigen singt. Danach ging das musikalische Programm wie gewohnt mit emolastigen Alternativerock weiter. Musikalisch griffen TAKING BACK SUNDAY stark auf ihre neue Scheibe „Louder now“ zu, wobei sie allerdings auch viele alte Lieder spielten.
Wenn auch die Bands ausnahmslos gut waren, gibt es doch ein paar kleine Kritikpunkte. 30 Euro Eintritt waren für meinen Geschmack etwas zu viel für ein Konzert dieser Größenordnung. Der Preis war dann wohl auch der Grund, warum das Event, trotz richtig guter Besetzung, nur halbwegs voll war. Was mich persönlich allerdings am meisten störte, war der Versuch mit allem möglichen Merchandisingkram Geld zu machen. Wer bitte braucht Handschuhe, auf denen Taste of Chaos gedruckt ist? Musikalisch hat mir das diesjährige „Taste of Chaos“ richtig gut gefallen, von den Umständen her könnte man allerdings ein paar Dinge verbessern.
Copyright Fotos: Timm Ziegenthaler
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