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THANATEROS (STUDIOBERICHT)

Ort: Berlin - X-Ton Studio

Datum: 11.06.2004

Das neue Album der Berliner Folkrockband THANATEROS mit dem Titel „Into the Otherworld“ soll voraussichtlich ab September die Gehörgänge der Öffentlichkeit erfreuen. Zur Zeit befinden sich die Jungs um Ben Richter mitten in der Aufnahme und Bearbeitung, und da man einiges vom Material schon als präsentierungswürdig erachtete, wurde zu einer Pre-Listening-Session im neuen X-Ton-Studio geladen. 11.06.04 – Berlin Friedrichshain, Hinterhof, Dachgeschoss: Hierhin hat Hardy Fieting (SCREAM SILENCE) sein Tonstudio verlegt. Es ist warm, Tageslicht gibt es noch nicht, die Fenster sollen erst noch eingebaut werden. Überhaupt scheint alles noch etwas „under construction“ zu sein. Gast-Fiddler Bernd Lüdtke von der Irish Folk Band MIDNIGHT COURT, der auch schon auf dem Vorgängeralbum zu hören war, spielt noch schnell die letzten Geigenparts ein. Drummer Mario sieht sich das Ganze gelassen aus dem Sessel an, Bassist Jenne kommt ebenfalls vorbei. Backgroundsängerin Josephin Busch wartet geduldig auf ihren späteren Einsatz, während Hardy den ersten Song anwirft.

„In Time“ startet mit einem wehmütigen Intro, getragen von Fiddle und Irish Whistle. Hier wird schon deutlich, wie der Sound des künftigen Albums aussehen wird: dem Stil von „Circle of Life“ ist man treu geblieben, der Folkanteil hat sogar noch höhere Priorität bekommen. Spätestens beim druckvollen Refrain ist aber auch klar, dass wie gewohnt gerockt wird. Der zweite Albumtrack, den wir zu hören bekommen, ist mit „No Rest“ betitelt, und der Name ist Programm! Es geht – auch gesanglich – düster zur Sache. Aggressiv, rockig, rastlos eben. Später bestätigt Ben: „Wir haben zwar auch ein bis zwei ruhige Nummern auf dem Album, grundsätzlich ist die Platte aber straighter geworden als der Vorgänger. Knackiger eben. Der Rest ist noch etwas zu roh…“ Als die letzten Töne verklungen sind, gehen THANATEROS lieber über zur Präsentation der bereits komplett fertiggestellten Single „Calling Llyr“, die Ende Juni / Anfang Juli in den Läden stehen soll. Und der Titelsong wurde zu Recht ausgekoppelt: „Calling Llyr“ ist eingängig, ansprechend, hat Potential und Ohrwurmcharakter. Sprich, alles, was eine gute Single so braucht. Die Strophen sind rhythmisch leicht und locker arrangiert, beim Refrain werden die gesamten Stärken ausgespielt: Bens charismatischer Gesang und die bewährte Symbiose von Rock und Irish Folk, perfekt miteinander verschmolzen. Der auf der Single deutschsprachige Teil des Liedes wird auf dem Album allerdings in gälisch gesungen, wie Ben uns verrät. Weiter geht es dann mit der B-Seite: „I’m changing“ ist eine melancholische Ballade mit Gänsehautfaktor. Hier kommt die Whistle wieder zum Zuge und streut sanfte Sehnsucht in das Hörerherz. Trotz des ruhigen Tempos ist der Song sehr intensiv und die Schwermut deutlich hörbar. Ein wenig pathetisch? Vielleicht. Nichtsdestoweniger einfach schön. Der dritte Track entführt uns dann in die Livekulisse eines Pubs: Stimmengewirr, Stühle rücken… und eine mitreißende, witzige Coverversion des POGUES-Titels „Dirty Old Town“! Dieser Song dürfte zum Liveknaller überhaupt mutieren, denn das Tempo wurde deutlich hochgeschraubt und so die Mitgröhl- und Pogotauglichkeit erhöht. Nach dem vierten oder fünften Guinness dürfte dann selbst ein distinguierter Gothic beim Hören von „Dirty Old Town“ seinen Heidenspaß haben. THANATEROS hatten ihn zumindest ganz offensichtlich.

Damit wäre eigentlich die Pre-Listening-Session an ihrem Ende angelangt. Doch so ganz wollte Ben das Feld noch nicht räumen. Eine kurze Beratung mit Hardy, der friemelt ein wenig am Mischpult. „Ihr hört jetzt noch einen weiteren Song vom Album,“ erklärt Ben, „aber der ist alles andere als fertig.“ Nach einer kurzen Weile, nachdem Hardy seinem Produzentenstolz Genüge getan und noch ein wenig herumgebessert hat, erklingt die Rohfassung eines Liebeslieds mit wunderschönen gälischen Refrain. Die Backing Vocals soll Josephine dann im Anschluss einsingen. Ben erklärt, dass sich auch die Herangehensweise beim Songwriting entwickelt hat. Früher habe er beim Schreiben einfach Lücken gelassen, wo er dachte, da gehöre dann etwas Irisches hin. Der Folkanteil sei quasi aufgepfropft worden. Das habe im Anschluss dann manchmal Probleme gegeben, wenn die Instrumente diese Tonart nicht spielen konnten. Mittlerweile berücksichtige er solche Sachen gleich beim Songwriting.

In der Tat verspricht dieser kurze Einblick in die Anderswelt von THANATEROS ein ausgereiftes, wohl durchdachtes und komplexes Album. Zur Veröffentlichung soll es dann in Berlin, wahrscheinlich im Kesselhaus der Kulturbrauerei, auch eine Releaseparty geben und im Oktober/ November geht es mit THE CASCADES und UNDERGOD auf Tour. Mit diesen Hörbeispielen und Informationen versorgt, werden wir dann freundlich verabschiedet und kehren in das sonnige Berlin dieser Welt zurück…

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