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THE BUSTERS PENSION FUND ALL STARS – DIE MIMMI’S – HORMONSTÖRUNG – RUBBERSLIME – SMELLY CAPS

Ort: Bremen - Schlachthof

Datum: 01.04.2006

Blaugefleckt, biergetauft, verbeult, Fiepen im Ohr und trotzdem glücklich? Dann muss das Konzert ja etwas Besonderes gewesen sein. Und das war es, ohne Frage, denn die Altherren des Punk luden ein zum Doppelgeburtstag. Fabsi, Sänger der MIMMI’S, wurde 50, Bräsig, früherer Sänger der BUSTERS, feierte seinen 40sten: 90 Jahre geballte Bühnenpower – und kein bisschen leise. Ihre „Kurztour“ mit 3 Spezial-Konzerten endete am 01. April im Bremer Schlachthof und war alles andere als ein Aprilscherz. Die Gastgeber begrüßten ihr Publikum bereits vor der Eingangstür und verteilten kostenlose Geburtstags-T-Shirts an die anwesenden Gäste, deren Alter zwischen Spät-Grundschule und Früh-Rente angesiedelt war.

In der Halle herrschte gesäufiges Schweigen, das noch recht übersichtliche Publikum verteilte sich großzügig an Theke, Merchandising-Stand und auf der Tribüne – der Platz vor der Bühne blieb weitestgehend unberührt. Auch, als um kurz nach acht die SMELLY CAPS an ihre Instrumente stürmten und mit ihrem Programm loslegten, wagte sich gerade mal eine Handvoll jugendliche Punks auf die Tanzfläche. Die pogten zwei Minuten und standen dann wieder still in ihrer Ecke. An der Band wird die brave Stimmung wohl kaum gelegen haben, denn die Jungs rockten, was das Zeug hielt, wobei der Sologitarrist zwischenzeitlich derbe Hänger hatte. An der zweiten Gitarre: Mikro Bogumil, vielen wohl besser bekannt als früherer Sänger der ABSTÜRZENDEN BRIEFTAUBEN, der bei der jetzigen Formation leider seine charismatische Stimme nur im Background zum Besten gab. Leider zog das Programm so zügig vorbei, wie die Songs schnell waren – solider Punkrock, aber nichts Außergewöhnliches, das hängengeblieben wäre…

Die darauffolgenden RUBBERSLIME brachen dagegen die Stimmung völlig um. Kaum ertönten die ersten Takte von „Plenum“, füllte sich die Tanzfläche und die Party begann. Bereits jetzt wurde es schwierig, den Platz noch zu halten, ohne umgepogt zu werden. RUBBERSLIME spielten ein astreines Set, darunter auch altbekannte Songs wie „Störtebecker“, „Himmel brennt“, „Alle gegen Alle“ oder „ACAB“. Die Band, die aus ehemaligen Mitgliedern der Gruppen RUBBERMAIDS, SLIME und EX-CIA besteht, brachte die Menge gekonnt zum Toben. Teils auch etwas zu sehr, und bereits jetzt manifestierte sich ein Rebell im Publikum, der sich ohne Rücksicht auf Verluste quer durch die Menge kloppte und dabei so manchen Gast von den Füßen holte. Von Pogo, wo man sich in der Regel gegenseitig wieder auf die Beine hilft, war dort nicht mehr viel zu spüren. Aber auch Punks haben eine Schmerzgrenze, und so stimmten die Gäste zu späterer Stunde auf ihre Weise ab, dass der unliebsame Prügelprinz unerwünscht sei. Er wurde ziemlich deutlich in seine Grenzen und zu Boden gepogt und ward ab da nicht mehr gesehen.

HORMONSTÖRUNG brachten dem Publikum eine willkommene Pause, die drei Mädels spielten offenbar nicht gerade die Art von Punkrock, die im Schlachthof an diesem Abend gut ankam. Und so sammelten sich die Gäste einmal mehr an der Theke, um ein paar Bier zu genießen. Die Formation spielte nur eine halbe Stunde, und dann begann das große Rätselraten, wer als nächstes auf der Bühne stehen würde…

Fabsi löste das Rätsel und brachte innerhalb von Sekunden die Leute wieder zum Toben. Der Sänger der MIMMI’S fegte wie ein Derwisch über die Bühne und ließ sich keine Sekunde lang sein Alter, noch die gerade erst Anfang März stattgefundene Stimmband-Operation anmerken. DIE MIMMI’S brachten ein Programm querbeet durch alt und neu, wobei besonders die aktuelle Single „Du bist Deutschland“ sehr gut aufgenommen wurde. Dosenbier flog ins Publikum, als Seitenhieb auf die Dosenpfand-Debatten (die Dosen wurden später an den Theken gar nicht gern gesehen und es gab manch erstaunten Blick der Bedienungen, wenn sie erfuhren, woher die Dosen stammten…), Fabsi spielte Papst und fütterte die Gäste in den ersten Reihen mit Brause-„Oblaten“, holte seine süße Tochter auf die Bühne, die etwas verloren neben ihm wirkte, kassierte reichlich Geschenke und verbarg seine Rührung kaum, als seine Kollegen ihm einen Bilderrahmen mit persönlichem Text „Du bist nicht Deutschland – du bist Punkrock“, sowie ein Trikot seines Lieblingsklubs Werder Bremen überreichten. Erschöpft, aber glücklich verließ die Band nach anderthalb Stunden Powershow die Bühne und machte Platz für THE BUSTERS PENSION FUND ALL STARS.

Ganz anders als die bisherigen Gruppen, sind die Busters ja für mitreißenden Ska und melodischen Reggae bekannt. Die Riesentruppe stürmte in alter Originalbesetzung die Bühne und legte sofort los. Bräsig eingerechnet hatte die Band an diesem Abend gleich drei Herren, die sich den Gesang teilten, die Bläser taten ihre bewundernswerte Arbeit. Überall flogen die Beine und zu späterer Stunde sogar der Sänger ins Publikum, welches ihn auffing, eine Weile trug und wieder auf der Bühne absetzte. Das Hemd wurde ihm bei dieser Aktion zwar beinahe vom Leib gerissen, aber ansonsten blieb er unversehrt. Nichtsdestotrotz waren die BUSTERS eher „ruhig“ und somit genau das richtige, um langsam wieder runterzukommen. Der zu später Stunde ins Publikum geworfene Kuschelwal tat dann sein Bestes, um auch die letzten Gäste noch dreckig zu bekommen. Nachdem er einige Male zwischen den Füßen des Publikums gelandet war, hätte dann auch wahrscheinlich das beste Waschmittel nichts mehr gebracht, und so wurde er zuletzt achtlos auf dem matschigen Boden liegengelassen. Fabsi betrat zum Ende hin noch mal die Bühne und bestritt gemeinsam mit Bräsig den Konzertabschluss.

Um ein Uhr, nach 5 Stunden vollendetem Musikgenuss, war es endgültig zu Ende. Einige Glückliche hatten noch das „Privileg“ zur Aftershowparty zu kommen. Fabsi drückte dafür einigen Leuten persönlich die Armbänder in die Hand. Freigetränke und kostenlose Suppe für die Anwesenden, gute Musik, dafür leider wenig Prominenz, da die Bands sich offenbar noch in einem separaten Raum aufhielten. Trotzdem ein angenehmer Abschluss für einen anstrengenden, aber sauguten Abend. Auf die nächsten 50 – beim nächsten Mal mag es dann vielleicht heißen „Fabsi wird 100 und Bräsig wird 90″…. und ich möchte fast wetten: auch dann sind die beiden immer noch kein bisschen leise – aber solang wollen die Fans sicher nicht auf das nächste Konzert warten.

Setlist SMELLY CAPS
Yildirim
Buried by your side
Don’t Phone me
Broken Heart
Postcard from the Poor
Real good Boy
Quit my Brain
The other world
I won’t break
Nobody’s Hero
Gone
Sometimes
That’s alright
Time

Setlist RUBBERSLIME
Plenum
Stupid WM
Schicksalsspiel
Children
St. Pauli
Störtebecker
Himmel brennt
Alptraum
Rings a Bell
Alle gegen Alle
Doesn’t make it
ACAB
Deutschland

Setlist DIE MIMMI’S
Gerüttel auf E
Immer noch
Eines Tages wird es passieren
Der Arsch ist immer der kleine Mann
Und du denkst
Was ist bloß los mit dir
Up’n Land
Gebt den Faschisten keine neue Chance
Du bist Deutschland
Ich will nur Dich
Liebe tut weh
Die Liste
Er war nicht drin
Dosenbier
Zensur/ Zurück zum Beton
Op de Eck
Halt’s Maul Paul
Hahnenkampf / Immer wieder besetzt
Sag nicht nein
7 Jahre/ Oh Eyleen
R ’n’ R Freitag
Das ist meine Welt
Vaters Kellerbar

Setlist THE BUSTERS PENSION FUND ALL STARS
Orion
Gangsters
Memories
Tom Ray
Keen on Games
They Rule
Tribute to Skatalites
Longshot
Illinois
No Respect
Lorraine
OK Fred
Abenteuer & Freiheit
Mad About you
Undercover
These Boots are…
Lip up Fatty

Copyright Fotos: Ludger Walhorn

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