Ort: Gütersloh - Weberei
Datum: 05.05.2004
G I G – Gothic in Gütersloh? Ich war doch einigermaßen überrascht, als ich vor ein paar Wochen die Ankündigung für dieses Konzert erblickt habe. Denn die ostwestfälische Gruft-Szene ist zwar groß, konzentriert sich aber eher auf Bielefeld und Herford. Dennoch freute ich mich natürlich auf das Event, welches von den Jungs von „Bad Souls“ (www.bad-souls.de) mehr oder weniger zum Selbstkostenpreis organisiert wurde. Drei Dinge ließen mich von vorneherein skeptisch werden, was die zu erwartende Besucherzahl anging. Der Wochentag (ein Mittwoch), die Tatsache, dass die neue Scheibe der CASCADES noch gar nicht im Handel erhältlich ist und eben der Ort Gütersloh an sich. Leider sollten sich meine Vorahnungen bewahrheiten, mit etwas gutem Willen waren so knapp 50 zahlende Zuschauer anwesend. Die hatten es aber in sich! Neben meiner einer und unserem Fotographen war auch Terror-Schreiber Dom anwesend aka Schwarz aka Uncle Fester, der zufälligerweise auch als Lichtmensch der Vorgruppe END fungiert. Und die wiederum haben ja ein eigenes Label, „Sad Records“, worauf gerade das neue SPIRITUAL CRAMP-Album veröffentlicht wurde. Und von denen war die liebreizende Frontfrau Ivi anwesend, mit der wir ja bereits ein Interview geführt haben. Zudem hatten die Detmolder Düster-Metaller Jana Legler von unserem Konkurrenz-Magazin „Metalius“ mitgebracht, mit der man sich immer wunderbar austauschen kann. Etwas Schadenfreude war heute aber dabei, denn sie hatte die Speicherkarte für ihren geliebten Fotoapparat zuhause vergessen.
Doch nun zur Musik: Auf der mit ein paar Kerzen düster geschmückten Bühne begannen END als Trio (Josch, Eike und Danny) mit ihrem Gothic Doom Metal der Marke MY DYING BRIDE. Die wenigen Anwesenden hörten aufmerksam zu, blieben aber ängstlich im hinteren Teil der Weberei stehen, als ob eine unsichtbare Kraft sie von der Bühne fernhielte… Einen Drummer haben END immer noch nicht, aber solange keiner in Reichweite ist, verrichtet auch der Drumcomputer ordentliche Dienste. Die eine Hälfte der Stücke stammte vom Full Length Debüt „Out of Eden“, welches mittlerweile über SX Distribution überall erhältlich sein sollte. Mit „Ihr Duft“ oder „Wasser“ wurden aber auch neue Songs integriert, möglicherweise ist die deutsche Sprache in Zukunft dominant bei den Ostwestfalen? Jedenfalls gab man sich redlich Mühe auf der Bühne, sollte aber in Zukunft vielleicht etwas selbstbewusster agieren. Ich meine, bei den paar Leuten, kann man doch ansagetechnisch ruhig mal was ausprobieren. Nach dem „Diplomaten“ wurde noch kurz auf Festers DJ-Tätigkeit im Falkendom hingewiesen und schon war es wieder vorbei. Schade, dass Josch sich nicht die Dornenkrone aufsetzen wollte, die Dom eigens für ihn gebastelt hatte…
Da das CASCADES-Drumkit bereits bezugsfertig auf der Bühne stand, dauerte es nur wenige Minuten, bis die (4) Bajuwaren die Bretter erklommen, leider waren kaum neue Besucher hinzugekommen. Die wenigen Anwesenden mühten sich nach Kräften die Band zu unterstützen und die bedankten sich dafür mit Spielfreude und Einsatz. Ich meine, es ist nicht selbstverständlich, dass sich eine renommierte Formation vor einem Mini-Publikum so den Arsch aufreißt, Respekt! Übrigens war eine Gruft-Dame sogar eigens aus Mülheim angereist. Da ich bereits seit längerem über die Promo der neuen „Spells and Ceremonies“-Scheibe verfüge, konnte ich gerade die brandneuen Stücke gut nachvollziehen, wie das treibende „Ground Zero“, „Sea of Love“ oder den Titeltrack. Der charismatische Shouter M.W. Wild ließ es sich auch nicht nehmen, den lieben Georgie Bush verbal zu attackieren. Irgendwie fehlte der Keyboarder (Markus Müller) und so wurden die synthetischen Klänge vom Band abgerufen. Nicht dass das störend war, meistenteils wird einfach nur mit deutlicher THE MISSION-Schlagseite drauflos gerockt. Insgesamt 15 Stücke gab man zum besten, so z.B. das bekannte „Hexen Einmaleins“ oder die Klassiker „Tapping me“ sowie „Mercury“ vom Debüt „Nine66“. Besonders die deutschen Stücke gefielen mir und so wurde zumindest ordentlich im Takt gewippt. Herr Wild konnte außerdem mit einem ungewöhnlichen Tattoo glänzen: Ein Tribal zwischen Brust und Bauch vorne, welches auch neckisch zur Schau gestellt wurde. So etwas habe ich ehrlich gesagt noch nie gesehen (vor allem bei einem Mann) und so mutmaßte Frau neben mir, er habe sich wohl beim Tättowieren auf die falsche Seite gelegt…
Wider Erwarten gab es nach „Avalon“ sogar eine Zugabe: Man kam einfach nach ein paar Sekunden wieder auf die Bühne, faire Sache das, denn obwohl die Leute kaum einen vernünftigen Zugabe-Orkan hinbekommen hätten, hatten sie doch Lust auf mehr. In diesem Fall „4 Elements“ (bzw. im Bandjargon „4 Elephants“) und „Ihr werdet sein“, den deutschen Rausschmeißer der SaC-CD, leider blieb das NEW ORDER Cover „Blue Monday“ außen vor. THE CASCADES bedankten sich artig und man hatte das Gefühl, dass sie es ernst meinten. So waren dann alle Anwesenden zufrieden und ich hoffe, die Jungs mit den „schlimmen Seelen“ stellen bald wieder Derartiges auf die Beine, am besten am Wochenende und mit vielleicht mit etwas mehr Marketing-Geschick. Für diesen Abend in der Weberei galt: Wenige waren da, aber die haben gerockt und so funktioniert schließlich der Underground!
SETLIST END:
Sphere
Ihr Duft
Amber Journey
Wasser
Dannys
Birds we are
Autumned inside
Der Diplomat
SETLIST THE CASCADES:
Spells And Ceremonies
Sea Of Love
Live Is A Fiction
Ground Zero
Disappointed
Hexen Einmaleins
Charmed Of Your Charm
Forever A Fool
7 Deadly Sins
Eternal Funeral
Belong Together
Ultrasonic
Mercury
Tapping me
Avalon
4 Elements
Ihr Werdet Sein
FOTOS BY JÖRG RAMBOW
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