Ort: Berlin - K17
Datum: 11.12.2004
Einen Tag nach dem letzten Konzert ging es auch schon wieder weiter. Da hat man kaum die Zeit, die Bilder vom Abend davor auszusortieren und die Akkus nachzuladen, schon ist man wieder auf Achse. Aber wer wie ich unbedingt THE COLD sehen will, der freut sich dann erst recht. Die Supports LADY BLOODY MARY und DAS SCHEIT, welche ja eine ganze Tour miteinander bestreiten, waren mir zwar nicht so gut bekannt wie der Hauptact aus Frankfurt, aber was man bis dahin an Informationen zusammentragen konnte, ließ auf einen interessanten Abend und einen bunten Strauß Musik hoffen.
Offensichtlich stand ich aber mit meiner Meinung ziemlich alleine, denn als das Bamberger Industrialrockduo LADY BLOODY MARY eröffnete, befanden sich allerhöchstens 10 zahlende Gäste im Zuschauerraum. Diese verteilten sich auch noch um die Bar und in diverse Ecken, so dass effektiv niemand vor der Bühne stand. Conductor Mary und Gitarrist Rob Stein ließen sich davon, wie auch von dem fast nicht vorhandenen Applaus, wenig beeindrucken und spielten nichtsdestotrotz mit einer Energie, die auch für zehnmal so viele Besucher gereicht hätte. Das Material lehnte sich stilistisch ziemlich an die frühen MANSON-Sachen an, ging trotz der experimentellen Note gut ins Ohr. Zwischendurch gab es zwar technische Probleme – ein Rechnerabsturz führte zu einer mehrminütigen Zwangspause – doch Gäste wie Künstler nahmen das eher gelassen hin. Zwischendurch wurde auch schon mal ein Megaphon bemüht und das Ende beschloss Mary spektakulär mit einem fingierten Kopfschuss, bei dem er filmreif auf der Bühne zusammensackte. Eine durchaus solide Vorstellung der Franken, schade dass durch die wenigen Besucher keine rechte Stimmung aufkommen wollte.
Den nächsten Programmpunkt stellte DAS SCHEIT dar. Der Vierer aus dem hessischen Rüdesheim hatte einiges an Bühnendeko aufgefahren: ein riesiges Holzkreuz und 2 große Leinwände mit dem Bandlogo, die links und rechts positioniert wurden. Zudem stellte man zusätzlich noch eine Lichtbox am Bühnenrand auf, welche für interessante Effekte sorgte. Dann konnte es auch losgehen, das Quartett Clint, Sascha, Casey und George klang noch ein wenig mehr nach MANSON oder MINISTRY, eine gewisse optische Ähnlichkeit zum amerikanischen Schockrocker konnte man bei Sänger Clint auch nicht verleugnen. Sowohl vom 2001er-Album „…And Ice Is Forming“ als auch vom in Kürze bei BLACK LOTUS RECORDS erscheinenden Longplayer „Superbitch“ wurde Material präsentiert, welches die Neugierde auf das komplette neue Album noch steigerte. Ganz rockstarmäßig poste Clint herum, sang sich die Kehle aus dem Leib und drapierte sich formschön über die Lichtbox. Da konnte man fast von Glück sagen, dass die Band nach eigenen Aussagen durch das Gegenlicht überhaupt nicht erkennen konnte, wie viele bzw. wie wenig Zuschauer anwesend waren. Gegen Ende des Sets brachten DAS SCHEIT auch eine Coverversion unter die Leute, man hatte sich von ANNIE LENNOX den Hit „Like Lovers Do“ erwählt und in einen Electrorocker verwandelt, und konnte schlussendlich immerhin mit Applaus von der Bühne gehen.
THE COLD, die es währenddessen nicht mehr im Backstage hielt und die sich unter das Publikum gemischt hatten, bauten nun ihr Equipment auf, während es DAS SCHEIT nach dem Abbau der Deko an die Bar zog. Nachdem diese organisatorischen Formalitäten erledigt waren, konnte das Frankfurter Quintett mit seinem rockigen Darkwave loslegen. Gerade live erinnerte nur noch wenig an den CURE-Sound vergangener Jahre, z.B. die Stimme von Sänger Uwe Liebscher. Nach dem instrumentalen Intro ging es auch gleich mit „The End“ los, bis auf einige Ausnahmen bestand das Set aus Titeln vom aktuellen Album „After All“. Besonderer Blickfang war Basser Alex in zerlöcherten Hosen und Ringelstrumpfhosen darunter, zusammen mit Gitarrist Torsten hatte man offensichtlich eine Art Partnerlook erdacht und präsentierte sich in T-Shirt mit der Aufschrift „Bloody“ bzw. „Sexy“. Wie im Fluge verging die Zeit: schöne melancholische Waveperlen, ein paar Kommentare über das Nichtsehenkönnen eventuell anwesender Gäste (deren Zahl mittlerweile immerhin ca. 30 betrug), einige akustische Missverständnisse mit eigener Situationskomik („Werbung? Worüber sollen wir denn Werbung machen, über Franfurt? Nee, das machen wir net.“). Songs wie „Summernight“ oder „World Came Down“, welche auf CD Unterstützung von FAITH & THE MUSE bzw. ANDI SEXGANG erfahren hatten, kamen auch ohne diese zusätzlichen Schmankerln gut rüber. Man verabschiedete sich vom Publikum, kam dank ausreichend Zugaberufen aber wieder zurück. Timo schnappte sich statt Keyboards die Gitarre, Uwe eine Zigarette und so ließ man den Abend eher cool ausklingen. Schade, dass nur so wenige dies zu würdigen wussten, doch solange die Bands ihren Spaß hatten – was ganz offensichtlich der Fall war – war auch das akzeptabel und man konnte mit einem positiven Fazit heimwärts traben.
Setlist DAS SCHEIT
Shoot Song
Sometimes
Much Deeper
Coming Up Roses
Until
Catpiss
Sehnsucht
Earth
Annie
Last Song
Setlist THE COLD
Intro
The End
Sorrow
No Time
Never Let You Go
Sleep But Never Dream
Summernight
Pain Is Still Inside
After All
100 Years
Hate You
World Came Down
Set The Control For The…
Shadowplay
Copyright Fotos: Antje Wagler
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